Kapitel 31 - Die Baracken

127 10 0
                                    

Ilum war nur noch wenige Lichtjahre entfernt, als Lux den gewagten Anflug auf die Basis vorbereitete.
Ahsoka versammelte ihre Mitstreiter noch einmal im Laderaum, um ein letztes Mal alle einzuschwören.
„Wir versuchen, zwischen der Festung und den Baracken der Arbeiter zu landen. Seid auf der Hut, sie werden uns erwarten“, sagte sie den anderen eindringlich.
„Ich habe zweimal gegen Grievous gekämpft. Beide Male habe ich es fast nicht geschafft. Selbst im Team werden wir verflucht aufpassen müssen.“

„Einen einzelnen Cyborg sollten wir als Gruppe doch locker ausschalten können“, rief Chase Cassidy großspurig, noch bevor Rex ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte.
„Grievous ist hinterhältig und sadistisch. Er wird nicht alleine warten“, mahnte Ahsoka den Elite-Soldaten.
„Sie werden uns in die Höhlen treiben. Das wird ihre einzige Chance sein, uns zu trennen. Und wenn das passiert, hat jeder seine Aufgabe zu erledigen. Keine Zeit für Heldentaten.“

„General Tano, bei allem Respekt …“, ging Pinball dazwischen.
Ahsoka schmunzelte innerlich über den noch immer höflichen Gehorsam vieler Klone. „Was ist mit General Skywalker? Was ist, wenn er gegen uns kämpft?“
Ahsoka sah, dass das eine große Angst aller in diesem Transporter war.
„Hoffen wir, dass es nicht so kommt. Ansonsten …“
Weiter wusste sie nicht. Keine wusste, was dann zu tun war.

„Sa‘ul, noch irgendwelche Tipps von deinen Informanten?“, wandte sie sich an den Pau’aner.
„Nein, aber ich weiß, dass eine von meinen Quellen ebenfalls vor Ort ist. Sie wird uns helfen“, antwortete er.
„Gut“, meinte Ahsoka. „Also: Obi-Wan teilt uns den Standort der Kinder mit, sobald er diese im System gefunden hat. Dann müssen wir sie befreien.“
Noch einmal schaute die junge Togruta still in jedes einzelne Gesicht.
„Jetzt ist der letzte Zeitpunkt, um noch einmal abzuwägen, ob jeder bereit ist, das Risiko einzugehen. Egal wie ihr euch entscheidet, ich werde keine Probleme damit haben. Ich werde niemandem einen Vorwurf machen, wenn er es zu gefährlich findet.“

„General Tano“, sagte Rex spielerisch. „Ich würde mit dir bis in den Tod gehen.“
Dann salutierte er. Seine Kameraden nickten ihr zu und taten das Gleiche.
„Egal wohin, ich bin bei dir“, pflichtete ihr Katooni bei.
„Es wird Zeit, Grievous ein Ende zu bereiten!“, rief Cal.
Danach sah Ahsoka zu Sa‘ul, der demonstrativ zur Seite schaute. „Ich bin noch nie jemandem gefolgt“, sagte er arrogant, sah ihr aber dann ins Gesicht. „Dir jedoch folge ich.“
„Wenn ich auch eine Sache sagen darf“, rief Lux aus dem Cockpit. „Ich bin auch dabei!“
Ahsoka sah stummes Gelächter in vielen Gesichtern über diesen Einwurf.

Sie zogen alle ihre Lichtschwerter und Vibro-Klingen und hielten sie so, dass sich die Spitzen ihrer Waffen in ihrer Mitte trafen.
„Ich habe oft gekämpft“, sagte Ahsoka motiviert. „Mit vielen guten und tapferen Soldaten.“
Sie sah dabei Rex und Katooni an, welche sich in diesem Augenblick ebenfalls an die Klonkriege erinnerten.
„Aber ich kann mit Stolz behaupten, dass ich keinem mehr als euch vertraue.“

„Ahsoka“, rief Lux erneut. „Es wird jetzt Zeit.“
Sie nickte noch einmal ihrem Team zu und machte sich auf in das Cockpit.
„Wir sind kurz vor Ilum“, berichtete Lux ihr dort.
Sie setzte sich in den Pilotensitz und übertrug das Kommando des Schiffes auf ihre Instrumente.
Jetzt ging es also los, dachte sie sich. Ein letztes Mal kämpfen.
Und wenn alles klappt, hatte sie vielleicht sogar Anakin danach wieder.

„Warten auf deinen Befehl, Ahsoka“, meldete sich Bo-Katan über den Comlink. „Die erste Welle Schiffe steht bereit, die zweite trifft bald ein.“
„Sehr gut“, antwortete die Togruta. „Sobald wir hinter der Blockade sind, landen wir direkt in der Schlucht. Dort sind die Baracken. Captain Typho?“
„Ja, General?“, meldete dieser sich sofort. Er befand sich zusammen mit Padmé, Bail, Salcedo und den anderen hochrangigen Mitgliedern der Republik in der kleinen Corvette, welche die Angriffsflotte begleitete.
„Auf mein Zeichen lasst ihr das Chaos los“, wies Ahsoka sie an.
„Mit Vergnügen, General“, antwortete dieser angestachelt.

„Sind alle da hinten bei euch bereit?“, rief sie in den Laderaum.
„So bereit wie es nur geht“, rief Rex zurück.
Ein letztes Mal, dachte Ahsoka sich erneut, ehe sie den Hebel zog und auf Unterlichtgeschwindigkeit sprang, direkt hinter der Blockade und über der Oberfläche von Ilum.
Mit Entsetzen betrachtete sie den einstigen Planeten. Seine Eisschicht wurde an vielen Stellen komplett zerstört und abgetragen.
Den Eingang zum Tempel konnte sie nicht mehr sehen, aber sie fühlte, wie jeder Kristall nach ihr schrie.

Jeder Machtnutzer musste den Schmerz des Planeten fühlen. Die Zerstörung, die Entartung … die Versklavung.
Als sie über die restliche Eisschicht flog, realisierte sie erst, dass Tarkin und sein Imperium nicht nur Lebewesen benutzt hatten, um den Planeten umzubauen.
Sie hatten sogar den ganzen Himmelskörper selbst versklavt.
Alles beugte sich dem Imperium. Die Bäume, die Höhlen und die Kristalle wurden dazu gezwungen, Tarkins Befehlen zu gehorchen.

„Es ist eine Schande“, riss Sa‘ul, welcher inzwischen ins Cockpit gekommen war, sie aus den Gedanken.
„Ilum war einst so wunderschön. Auf seine eigene Weise zwar, aber dennoch …“, sagte Ahsoka traurig. „Wir können dem Planeten nicht mehr helfen. Aber wir müssen ihn und alle ausgelöschten Seelen darauf rächen.“
Zweifelnd drehte sich Lux zu ihr, verwundert über die Worte.
„Dann wandelst du auf der Klippe zur dunklen Seite“, meinte auch Sa‘ul. „Sei‘ vorsichtig.“
Entschlossen sah Ahsoka nach vorn. „Das bin ich. Immer.“

Sie sahen die leuchtenden Baracken vor sich in der Schlucht. Doch es wunderte sie alle, dass es bis hierhin keine Gegenwehr gab. Man ließ sie einfach passieren.
„Da ist ein Geschützturm!“, rief Lux aufgeregt, als sie diesen passierten, dieser jedoch nicht feuerte. „Und da noch einer.“
„Mir gefällt das nicht“, murmelte Ahsoka, während sie landeten. „Mir gefällt das ganz und gar nicht.“
Dann drehte sie sich zu dem Pau’aner hinter ihr. „Macht euch bereit. Wir müssen auf alles vorbereitet sein.“

„Bo-Katan?“, rief Lux in den Comlink.
Sofort meldete sich die Mandalorianerin. „Höre?“
„Wir haben hier überhaupt keine Gegenwehr. Landet an unserer Position und nehmt die Gefangenen auf.“
„Ich verstehe“, bestätigte sie.
„Seid bereit, sofort fliehen und kontern zu können“, gab Lux ihr noch mit, ehe die Verbindung beendet wurde.

Wenig später landeten auch die ersten Schiffe der Mandalorianerin in der Schlucht, direkt vor den Baracken.
Scheinbar wussten die Gefangenen nicht einmal selbst, dass keine einzige Wache mehr bei ihr war. Ansonsten wären sie sicherlich auch schon ausgebrochen.
„Wir sind hier, um euch zu helfen!“, rief Ahsoka, die gerade aus dem Schiff stürmte und direkt zu den abgeriegelten Baracken lief, vor denen bereits mehrere Gefangene standen und hilflos nach ihr griffen.

Bo-Katan kam an ihre Seite und hinter ihr stürmten einige Mandalorianer an.
„Los! Aufschneiden und evakuieren!“, befahl sie schroff ihren Männern, die sich sofort daran machten, die Tore zu öffnen.
Kurz darauf waren die Gefangenen frei und liefen alle auf die Schiffe zu.
Noch immer war kein einziger Soldat zu sehen.
Nur die Jäger der Angriffsstaffel, welche in größerer Entfernung die TIE-Jäger auf sich zogen, waren mitten im Gefecht.

Kurze Zeit später waren die ersten drei Schiffe beladen und bereit zum Abflug.
„Sobald ihr den Hypersprung machen könnt, macht es! Und fliegt direkt nach Sekosia“, zische Ahsoka den Piloten zu, welche daraufhin umgehend die Triebwerke einschalteten und abhoben.
Sie wollte sich zusammen mit Bo-Katan den anderen Gefangenen zuwenden, als ein ohrenbetäubender Lärm sie erschreckte und eine Explosion sie alle zu Boden riss.
Nun verstand sie den Plan von Tarkin und seinen Truppen.

Die Imperialen wähnten sie die ganze Zeit in Sicherheit, so als ob jeder Soldat geflohen war.
Erst als die Gefangenen abtransportiert werden sollten, griffen sie an.
Sie schossen somit nicht nur auf die leeren Schiffe, sondern vernichteten so gleich auch noch die Arbeiter.
Selten war Ahsoka so angewidert von einem Plan, und noch viel seltener so sprachlos über die Skrupellosigkeit von Tarkin und seinen Schergen.
Die Trümmerteile prasselten auf die am Boden liegenden Personen herab, während nun von allen Seiten Blaster auf sie gerichtet wurden.

Galaxy at War - Skywalker Academy Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt