Kapitel 30 - Eine neue Hoffnung

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Ahsoka packte gerade ihre wenigen Sachen, als Lux mit seiner Tasche in der Tür zu ihrem Quartier stand.
„Danke“, sagte sie, als sie seine Anwesenheit bemerkte.
„Wofür?“, fragte Lux überrascht.
Ahsoka drehte sich zu ihm, nachdem sie ihre zwei Lichtschwerter an ihren Waffengürtel angebracht hatte, und lächelte ihn mild an.
„Für deine Berührung vorhin in der Besprechung. Das hat mich ein wenig abgelenkt“, antwortete sie.

Sie merkte, wie Lux zu lachen begann. Es war ein freundliches, warmes Lachen. Etwas, was sie schon auf Caledonia mochte.
„Du brauchst dich nicht für alles zu bedanken, Ahsoka. Das machen Freunde wie wir so.“
Freunde, dachte sich Ahsoka grübelnd. Das ist ein Wort, was sie nach alldem nur noch schwer mit ihm in Verbindung brachte.
„Können wir los?“ Er streckte einen Arm aus und nickte mit dem Kopf zu ihrer Tür.

Durch ihn vergaß sie beinahe die Wichtigkeit und Ernsthaftigkeit der folgenden Mission. Lux war dieses Mal lockerer als vor ihrer Abreise nach Caledonia, ohne jedoch alles auf die leichte Schulter zu nehmen.
Sie spürte seine innere Anspannung und die Furcht vor dem Ungewissen, was sie auf Ilum erwarten würde.
Doch dieses Mal waren sie nicht allein. Alle waren dabei.
Und das zeigte sich auch in dem großen Hangar der Basis.

In einer Ecke stand Rex und wies Jesse, Pinball und die Cassidy-Brüder in ihre Aufgaben ein. Ahsoka vertraute ihm und seinen Leuten nur zu gerne ihr Leben an.
Die Klone waren von Natur aus ehrgeizig und gehorsam. Rex‘ Training nach dem Todesstern verstärkte dazu noch ihre Fähigkeiten, was man besonders bei Pinball sehen konnte.

Er war überdurchschnittlich begabt und wäre, wenn es die Ordnung der Großen Armee der Republik noch gäbe, vermutlich in dem Elite-Training gelandet.
Aus ihm wäre sicherlich ein sehr guter ARC-Soldat geworden, oder etwas noch besseres.
Doch Palpatine und sein Imperium beraubten ihn dieser Möglichkeit.

Rex nickte verschmitzt zu ihr herüber, und sie erwiderte es.
Er war ihr ältester Freund und sie konnte sich nicht vorstellen, was sie eines Tages je ohne ihn tun würde.
Seine beschleunigte Alterung war zwar für die Klonkriege hervorragend, doch endete dieses Wachstum natürlich nicht abrupt.

Forscher der Republik haben zwar bereits begonnen, ein Gegenmittel zu entwickeln, welches das Altern wieder auf eine normale Geschwindigkeit verringert, aber dazu gab es noch keine Erfolge.
Zu lückenhaft war die Dokumentation durch die Zerstörung von Kamino durch das Imperium.
Aber auch hier hatte Ahsoka die Hoffnung, dass Rex und alle anderen Klone ‚gerettet‘ werden konnten.

„Hey, Ahsoka“, rief die heran laufende Katooni. „Wie geht es dir?“
Katoonis Unbeschwertheit seit ihrer gemeinsamen Flucht vor dem Piraten Hondo Onaka fand Ahsoka schon immer positiv ablenkend.
Die Tholotianerin war zwar nur wenige Jahre jünger als sie, doch manchmal fühlte es sich wie eine Ewigkeit an.
„Bereit, dem Imperium in ihren Allerwertesten zu treten?“, fuhr sie motiviert fort.

Ahsoka grinste bei dem Tatendrang des Mädchens.
Cal kam ebenfalls dazu, doch bei ihm überwog noch die Angst, weswegen er vorerst schwieg.
Zu viert gingen sie auf den kleinen Truppentransporter zu, mit welchem sie nach Ilum fliegen würden.
Sa‘ul stand regungslos davor. Er wirkte so unbeteiligt, als ob er überhaupt keine Bedenken hatte.
„Ich sehe, unsere kleine Truppe ist bereit für die Abreise?“, fragte er dann schließlich, nachdem sie sich zu ihm gestellt hatten.

„Ahsoka, auf ein Wort?“, fragte Obi-Wan, der ebenfalls in der Nähe stand und seinen kleinen Jäger vorbereitete. Der kleine Droide war bereits programmiert und nahm auf dem Sitz des Copiloten Platz.
„Was gibt es, Meister?“, antwortete Ahsoka und wandte sich ihm zu, nachdem sie Lux ihre Tasche gegeben hatte.
„Ich wollte nur noch einmal sagen, dass wir Anakin nicht unterschätzen dürfen. Und wir müssen aufpassen, dass die Kinder nicht getötet werden.“

Das war die einzige große Unbekannte in dieser Gleichung. Mit etwaigen Überraschungen wie Soldaten würden sie alle klarkommen, aber sie wussten nicht, wie Leia und Luke eventuell von dem Imperium als Druckmittel genutzt würden.
„Wir müssen sie finden. Sie werden irgendwo in Tarkins Festung sein“, meinte Ahsoka.
Obi-Wan nickte zustimmend. „Das glaube ich auch. Sobald ich an dem Terminal bin, versuche ich ihren Standort herauszubekommen.“

Mit den Kindern hätten sie vielleicht die Möglichkeit, Anakin von seinem Weg abzubringen. Sie mussten gerettet werden, komme was wolle.
Nachdenklich sah Ahsoka vom Boden herauf zu Obi-Wan. In diesem Moment übermannte sie ein Gefühl. Eines, welches sie seit dem Abflug von Meister Plo aus dem Jedi-Tempel nicht mehr hatte.
„Obi-Wan … bitte passt auf Euch auf“, bat sie ihn.

Auf seinem Gesicht zeigte sich ein leichtes Lächeln.
Ahsoka war viel mehr geworden, als er es sich am Anfang ihrer Ausbildung erhofft hatte. Sie wurde nicht erst durch die Vernichtung des Ordens zur wohl mächtigsten weiblichen Jedi. Und das, obwohl sie sich nach wie vor nicht wieder als solche sah.
Unter Umständen eines Tages, wenn sie entdecken würde, was für verborgene Kräfte immer noch in ihr schlummerten.

„Das werde ich. Wir werden uns wiedersehen“, erwiderte er und drehte sich um, um wieder zu seinem Jäger zu gehen.
„Obi-Wan!“, rief Ahsoka ihm noch einmal zu, woraufhin er noch einmal über seine Schulter sah.
„Möge die Macht mit Euch sein.“
Zufrieden und im Einklang mit der Macht lächelte er zurück. „Und mit dir, Ahsoka.“
Dann stieg er in seinen Jäger und gab dem Lotsen das Zeichen, dass er bereit für den Abflug war.

Ahsoka wandte sich wieder zu ihrer Gruppe. Rex und seine Männer waren inzwischen auch eingetroffen und warteten nun nur noch auf sie.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Lux, der sah, dass sie über etwas nachdachte.
Sie warf einen letzten Blick über ihre Schulter zu Obi-Wan. „Ja, bestimmt. Nur habe ich kein gutes Gefühl dabei.“
„Wir werden das schaffen“, sagte Lux eindringlich. „Wir alle.“

„Sind alle auf ihren Posten?“, sagte Padmé, die in der Zwischenzeit auf eine Kiste geklettert war und nun zu den gesamten Frauen und Männern sprach.
Neben ihr standen Salcedo und Bail, doch keiner von ihnen machte Anstalten, ebenfalls ein Wort zu sagen. Padmé war sowieso die beste Motivatorin, das war schon zu Zeiten der Klonkriege so.

„Jeder von euch hat Angst oder Bedenken. Das verstehe ich vollkommen. Auch ich habe einst in einer aussichtslosen Situation um mein Leben gekämpft: in der Arena auf Geonosis“, begann sie.
„Das ist nun schon fast zehn Jahre her und wenn ich jetzt durch unsere Reihen schaue, sehe ich Soldaten, die damals noch Kinder waren.“
Sie ließ den Blick einmal von links nach rechts schweifen. Das war eine der Fähigkeiten, die Padmé auszeichneten.
Sie sah nicht nur über die Soldaten hinweg, sie sah in sie hinein. Jeder hatte das Gefühl, tatsächlich wichtig zu sein.

„Wir werden heute alle gemeinsam Ilum anfliegen und Tarkin und das Imperium vernichten. Unsere Spione berichten davon, dass Tarkin einen Großteil seiner Truppen vor und auf Ilum zusammenruft. Er weiß also, dass wir kommen.“
Die Menge schwieg, niemand wagte es, ein Wort zu sagen.
„Aber auch wir sind bereit. Bo-Katan Kryze ist bereits aufgebrochen und versammelt die Schiffe vor Ilum. Wir werden gemeinsam angreifen, sobald wir ebenfalls eintreffen. Doch eine Schwierigkeit steht uns noch bevor“, mahnte sie. „Wir müssen hinter ihrer Blockade auf Unterlichtgeschwindigkeit gehen.“

Ein Raunen ging durch die Menge. Das war ein Manöver, was noch nie jemand geprobt oder gar gemacht hatte.
Nur erfahrene Piloten konnten den Sekundenbruchteil abpassen, ohne entweder vor der Blockade zum Stehen zu kommen oder auf der Oberfläche zu zerschellen.
„Mir ist bewusst, dass das eine enorme Aufgabe ist. Aber es gibt keine andere Option. Ihre Waffe ist nutzlos. Kleine Schiffe kann sie nicht anvisieren. Doch unterschätzt nicht die Anzahl der imperialen Truppen.“

Dann richtete sie sich noch mehr auf. Stolz und souverän sah sie ein weiteres Mal durch die Menge.
„Lasst euch eines gesagt sein: Die Nacht ist am dunkelsten, kurz bevor die Sonne aufgeht. Wir sind die Dämmerung. Wir sind die Neue Republik. Das wird uns kein Imperium nehmen können!“
Sie streckte den Arm in die Luft.
Viele taten es ihr gleich, und jeder jubelte motivierend.
Ahsoka sah an ihrem Schiff stehend zusammen mit den anderen auch noch einmal in die Menge.

Vielleicht waren sie zahlenmäßig unterlegen.
Und vielleicht würde sie auch viele der Frauen und Männer vor sich nach dieser Schlacht nie wieder sehen. Sofern sie selbst überlebte.
Aber Sa‘ul hatte am Ende recht: Sie hatte die Hoffnung auf den Sieg in sich wieder gefunden.
Zum ersten Mal seit langem.

Galaxy at War - Skywalker Academy Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt