Kapitel 37 - Der letzte Meister

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Irgendwie hatte Ahsoka es nach mehreren Minuten geschafft, durch das verzweigte Tunnelsystem einen Weg zurück an die Oberfläche zu finden.
Sie hatte keine Ahnung, wie, doch ihr Gefühl führte sie zu diesem Ausgang.
Und noch viel besser war, dass dieser Tunnel genau vor der Basis endete, ganz in der Nähe der Kinder.
Lux hatte sie die ganze Zeit über vergebens versucht, zu erreichen. Erst als sie endlich wieder Empfang hatte, konnte er ihr die Koordinaten schicken, welche Obi-Wan ihm übermittelt hatte.
Rex und seine Männer waren bereits unterwegs, um Leia und Luke noch rechtzeitig aus der Basis zu befreien.

Sie kämpfte sich mit Mühe durch die Soldaten, welche trotz der drohenden Gefahr noch immer gegen sie antreten wollten. Viele der Männer und Frauen liefen jedoch vogelwild durch die Gänge, um ein Gefährt zur Flucht zu finden.
Da merkte man wieder, dass das Imperium zwar viele Männer hatte, die meisten jedoch nur aus Angst in die Armee eintraten. Bei dem ersten Anzeichen einer großen Gefahr wollten sie nur noch ihre eigene Haut retten.

Sie schaute auf die kleine Karte an ihrem Arm und sah erleichtert, dass sie nur noch wenige Ebenen unter der Kommandozentrale und dem Sektor mit den Kindern war.
In dieser Basis spürte sie diese beklemmende Dunkelheit, eine Macht so düster wie die Finsternis.
Es fiel ihr schwer, die Signaturen klar auseinanderzuhalten und trotzdem merkte sie die kleinen hellen Flecken über sich, die eindeutig von den Kindern stammen mussten.
Schnell erklomm sie die nächste Leiter und krabbelte danach durch einen Wartungsschacht, um kein Ziel für die umherlaufenden Soldaten abzugeben.

Erst an einer Gabelung konnte sie wieder aus dem Schacht heraus. Links ging es in die Richtung der Kinder, rechts ging es zu den Maschinenräumen, wo auch Obi-Wan gerade war.
Wie aus dem Nichts meldete sich dieser daraufhin.
„Ahsoka, hörst du mich?", fragte er hastig.
„Ja Meister, laut und deutlich. Was gibt e…", antwortete sie.
„Wir haben jetzt keine Zeit", rief er.
Im Hintergrund hörte sie Blasterfeuer, was sie sorgenvoll dreinblicken ließ.
„Ahsoka, ich muss dir sagen, dass ich mein Versprechen leider nicht halten kann", redete er weiter.

Für einen Moment wollten die Beine von Ahsoka nachgeben, doch ihr Körper war stärker … noch.
„Was sagt Ihr da, Meister? Natürlich holen wir Euch da heraus. Haltet durch!"
Sofort drehte sie sich um und begann, in den Korridor zu laufen, welcher zu den Speicherzellen führte.
„Nein, Ahsoka! Ich werde hier nicht wegkommen können", sagte Obi-Wan eindringlich, doch Ahsoka blieb nicht stehen. Sie wollte nicht auch noch ihn verlieren.

„Ahsoka, wir brauchen hier deine Hilfe. Wir kommen nicht durch zu den Kindern", rief Rex in diesem Moment.
Schlitternd blieb sie im Korridor stehen.
Jetzt musste sie sich entscheiden. Rex und seinen Männern helfen oder Obi-Wan retten?
„Ahsoka, geh' und rette die Kinder!", sagte Obi-Wan, der den Funkspruch des Klons gehört hatte.
„Obi-Wan, aber Ihr …", stammelte Ahsoka.
„Geh'! Das ist ein Befehl!", flehte Obi-Wan erneut.

Ahsoka konnte sich nicht bewegen. Erst Meister Plo, dann Yoda, nun Obi-Wan.
„Überlastung der Speichereinheiten Eins bis Sechzig festgestellt", durchbrach eine mechanische Stimme die Stille. „Irreparabler Kollaps in fünfzehn Minuten."
Eigentlich sollte die Togruta nun laufen, fliehen oder irgendeine Bewegung an ihren Körper weitergeben, doch sie war wie gelähmt.
„Aber … Ihr seid der letzte Meister. Wir können … Ich kann Euch nicht auch noch verlieren", sagte Ahsoka mit einem leisen Schluchzen.

„Es muss sein", antwortete er. „Ich werde nicht der letzte Meister sein. Ich kann dir nichts mehr beibringen, du hast alles schon gelernt. Du warst schon als Padawan stärker und gerissener als ich. Und nun bist du auch weiser."
Ahsoka wurde von ihren Gefühlen überwältigt. Nichts konnte sie mehr halten.
„Ahsoka!", rief Rex erneut.
„Jetzt geh' schon! Ich werde immer an eurer Seite bleiben. Immer", sagte Obi-Wan und beendete die Übertragung.
Schnell wischte sich Ahsoka die Tränen von ihrer Wange und rannte zurück zu Rex.
Es wurden schon zu viele Opfer des Imperiums. Tarkin musste dafür büßen und je näher sie ihren Freunden kam, desto mehr nahm die Wut den Platz der Trauer in ihr ein.

Rex und seine Männer waren am Ende ihres Könnens angelangt.
Sie schafften es in den letzten Korridor vor dem Quartier der Kinder, doch standen sie dort einem guten Dutzend von Elite-Soldaten gegenüber.
Oftmals waren sie dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen, doch nun verließen sie die Kräfte.
Chase, der noch immer mit dem Tod seines Bruders kämpfte, hockte hinter einer Kiste und keuchte stark. Jesse wurde an der Brust getroffen und presste sich die Hand auf die Wunde, bis Pinball ihm einen Bacta-Stick injiziert hatte.

Rex selber beobachtete die Soldaten, die immer näher kamen. Nicht mehr lange und sie waren geliefert.
„Hat jemand noch einen Thermaldetonator?", fragte er in die Runde, doch niemand hatte einen.
Bis auf ihre Blaster hatten alle ihre Munition verbraucht. Und mit seinem Lichtschwert konnte er nur kämpfen. Für das Abwehren der Schüsse war er noch nicht weit genug in seiner Ausbildung.
„Tja", seufzte Rex resigniert. „Dann war es das wohl. Selbst wenn wir ein paar der Soldaten ausschalten, nehmen uns die anderen ins Visier."

Die Männer waren fast bei ihnen angekommen, als Rex sie hörte.
„Keiner von euch wird hier sterben", rief Ahsoka, als sie an ihm vorbeirannte. Vielleicht hatte er sich nur verhört, doch sie klang so aggressiv wie noch nie.
Als er dann über die Deckung sah, wusste er auch, dass er sich nicht geirrt hatte.

Sie hatten keine Chance. Nicht eine einzige.
Ahsoka wich jedem Schuss aus, während sie unaufhaltsam durch die Männer lief.
Unweigerlich erinnerte Rex sich an Wrecker aus dem 'Bad Batch', als er ihr dabei zusah, wie sie Mann für Mann nacheinander ausschaltete.

Mit ihrem Lichtschwert blockte sie den Beschuss der hinteren Soldaten, während sie mit ihrem Shoto die Männer, an denen sie vorbeilief, niederstreckte.
Die letzten drei Truppler stellten sich ihr direkt vor der Tür zu dem Quartier, doch Ahsoka sprang hoch und knallte ihre flache Hand mit einer Kraft auf den Boden, dass dieser Machtschub jeden einzelnen von ihnen gegen die Wände drückte.
Niemand von ihnen stand mehr auf, ihnen wurde die komplette Luft aus den Lungen gepresst, ehe diese dann auch dem Druck der Machtwelle nachgaben.

Es dauerte vielleicht zehn Sekunden, in denen Ahsoka sein Elite-Team wie Anfänger aussehen ließ, dachte sich Rex.
Aber er war froh, dass sie gerade noch rechtzeitig gekommen war.
Schwer atmend erhob sich Ahsoka und schaute nach hinten zu ihnen, wo sie hinter ihrer Deckung hervorkamen und die Soldaten begutachteten, die Ahsoka mit ihrem Sturmlauf besiegt hatte.
„Gut gemacht. Danke für die Hilfe, General", bedankte sich Rex herzlich bei ihr.

Ahsoka verlor nur kurz ihre Wut. Für einen kurzen Moment war da wieder die junge Padawan aus den Zeiten der Klonkriege, mit der sie so oft Seite an Seite gekämpft hatte.
Doch nun standen sie direkt vor der Tür zu dem Quartier der Kinder, und jeder von ihnen wusste, dass diese auch dort waren.
„Es wird Zeit …", sagte Ahsoka nur und drehte sich wieder zu der Tür.
Mit einem Wischen ihrer Hand öffnete sich diese durch die Macht.

Zuerst blendete sie das helle Licht des Zimmers, doch dann sah sie die beiden Kinder.
Und neben ihnen Tarkin mit einem Blaster.
„Ahsoka Tano … Ihr habt also Grievous besiegt", knurrte dieser.
Entschlossen nahm Ahsoka wieder ihre Lichtschwerter und ging einen Schritt auf den Mann zu.
Dieser hob allerdings seinen Blaster und richtete ihn auf Leia.
„Keine weitere Bewegung! Oder die Kinder sterben."

Inzwischen stieß auch Sa'ul zu dem Team. Er musste einen Umweg nehmen, aber durch Ahsokas Peilsender im Comlink wusste er, wo er hingehen musste.
Grimmig schaute er auf seinen ehemaligen Befehlshaber, der ihn aber nur beiläufig bemerkte.
„Wie ich sehe, sind Verräter ebenfalls in Euren Reihen", sagte Tarkin und nickte zu dem Pau'aner.
„Wenn auch nur einer von euch die Hände bewegt, sterben die Kinder", wiederholte er seine Drohung.
Ahsoka und ihren Leuten waren die Hände gebunden. Es gab keine Möglichkeit, näher an die Kinder zu kommen.

Wie sollten sie es schaffen?
„Kollaps in zehn Minuten", meldete wieder die mechanische Stimme.
„Ihr werdet hier mit mir untergehen. Niemand wird diese Station lebend verlassen."
Tarkin war so überzeugt von sich, dass er nicht die schwarz gekleidete Gestalt bemerkte, welche hinter ihm durch einen der Schächte kam und auf ihn zuging.
Mit einer Handbewegung riss sie ihm den Blaster aus der Hand, mit einem zweiten Machtschub flog er selber völlig überrascht durch den Raum, direkt gegen eine Wand.

Ächzend blieb er liegen, wodurch Rex sofort zu ihm lief und ihm Handschellen anlegte.
Ahsoka hingegen beobachtete die Person mit der Inquisitoren-Kleidung aufmerksam, während diese näherkam.
Erst als sie sich auf Schlagdistanz gegenüberstanden, nahm sie ihren Helm ab.
Ahsoka öffnete vor Staunen weit den Mund.
„Ahsoka … endlich sehen wir uns wieder."

Galaxy at War - Skywalker Academy Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt