9. Kapitel

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Als ich die Amalie Arena betrete, stelle ich fest, dass ich nicht der einzige bin, der eventuell einen Kater hat. Zayn trägt noch eine Sonnenbrille und Kenny läuft sehr viel langsamer als normalerweise. Harry steht am großen Tor, dass auf die Eisfläche führt. Schnell sehe ich weg und laufe weiter. Unsere Outfits wurden uns schon raus gelegt. Erst machen wir Fotos in normaler Kleidung, was bedeutet, schwarze oder dunkelblaue Hose und das Oberteil ist aus dem Fanshop. Wir werden einmal jeder das Shirt und einmal jeder den Hoodie tragen müssen. Wer denkt denn wirklich, dass das innerhalb eines Vormittags zu erledigen wäre?

Auf unseren Plätzen wurden schon die ersten Outfits platziert, aber vorher werden wir in die Maske geschickt, die provisorisch in der Kabine für die Gäste aufgebaut worden ist. Über die Hälfte der Anwesenden hat dunkle Ringe unter den Augen und ich bin garantiert nicht der Einzige, der heute morgen noch schnell eine Kopfschmerztablette eingeworfen hat. Ob Harry wohl auch gerade lieber noch im Bett liegen würde? Solche Fragen sollte ich mir nicht stellen, wir sind Kollegen und keine Freunde!

Ich bin mit in der ersten Runde. Die anderen haben noch einige Minuten. Eine knappe halbe Stunde muss ich mich stylen lassen, ehe ich mich schnell umziehe und zum improvisierten Studio gehe. Meine Augenringe sind weg und im ganzen sehe ich nicht mehr so aus, als hätte ich gestern zu tief ins Glas geschaut; eher als hätte ich zwei Wochen Entspannungskur hinter mir. Kenny steht dort schon. Ich entdecke Harry an der Seite. Er beäugt die Bilder auf dem Laptop daneben kritisch und schreibt immer mal wieder kurz etwas in sein Notizbuch. Kurz denke ich darüber nach, mich zu ihm zu stellen, lasse es dann aber doch. Dann blickt Harry wieder auf, aber er bemerkt mich nicht. Oh Wunder, er ist ja auch beschäftigt. Ob er sich vorhin wohl auch kurz in die Maske verdrückt hat? Man sieht ihm überhaupt nicht an, wie spät es gestern doch noch geworden ist. Kurz spricht er mit dem Fotografen. Ich kenne ihn nicht, aber darüber mache ich mir nicht weiter Gedanken.

„Dankeschön!" sagt Harry dann plötzlich laut und Kenny darf gehen, um sich das nächste Outfit anzuziehen. „Als nächstes... Louis." Er sieht von der Liste auf und lächelt kurz. Seufzend stelle ich mich auf die markierte Stelle und versuche irgendwie fotogen zu wirken. Schon nach den ersten zwei Minuten merke ich an den Blicken, dass das nicht funktioniert. Harry seufzt und spricht kurz mit dem Fotografen, ehe er zu mir kommt. „Du bist so angespannt." - „Ich mag das hier einfach nicht sonderlich." gebe ich zu und möchte mir durch die Haare fahren, aber erinnere mich schnell daran, dass ich dann nur wieder in die Maske müsste. „Entspann dich. Niall ist ein super Fotograf, verlass dich darauf, dass die Bilder gut werden. Außerdem wird hier und da sowieso noch ein bisschen was nachbearbeitet." antwortet er mir ruhig und lächelt kurz. Nervös nicke ich. „Sicher."

Wohler fühle ich mich nur minimal aber anscheinend ist Harry schließlich zufrieden und ich bin erlöst. Zumindest fürs Erste. Kurzzeitig entspanne ich mich, aber als ich dann wieder vor die Kamera muss, fängt mein Herz wieder an, seine Aufgabe ein klein wenig zu ernst zu nehmen. Ich spüre Harrys Blick auf mir und merke, wie meine Handflächen ein wenig mehr schwitzen, als sonst. Der Versuch mir nichts anmerken zu lassen, klappt einigermaßen; zumindest sagt niemand etwas. Immer wieder wandert mein Blick rüber zu Harry und ich muss mich schon dazu zwischen, in die Kamera zu schauen und nicht unseren PR-Manager anzustarren. Er trägt einen Anzug, hellblau und ansonsten recht schlicht. Er sieht gut darin aus. Sehr sogar.

Innerlich fluche ich, da ich wieder nicht in die Kamera gesehen habe und sich alles dadurch nur noch mehr zieht. Zu wissen, dass Harry die Bilder außerdem direkt auf seinen Laptop bekommt, hilft nicht wirklich. Mein Selbstbewusstsein sackt immer weiter in sich zusammen und ich atme erleichtert aus, als es heißt, dass ich für diese Runde auch fertig bin. Es ist inzwischen zwei Uhr und es wurde dafür gesorgt, dass es genug zu essen für alle gibt. Das Buffet des Catering ist üppig und hungrig lasse ich mich auf den Stuhl fallen, der Liam gegenüber steht. „Ich habe keine Lust mehr." murre ich genervt und er fängt an zu lachen.

„Das sagst du jedes Jahr." - „Ich kann Shootings nicht ausstehen." entgegne ich. „Es ist okay, so oft müssen wir das ja nicht machen." meint er schulterzuckend. „Außerdem ist die Blonde in der Maske echt attraktiv." sagt Ian dann plötzlich, der sich in diesem Moment neben uns setzt. „Hab ich nicht drauf geachtet." antworte ich ehrlich und verwundert sieht er mich an. „Nicht jeder ist noch so schwanzgesteuert wie du." hilft Liam mir aus und Ian verdreht die Augen. „Nur weil ihr schon alt seid." antwortet er provokant. „Ich glaube, ich frage sie nach ihrer Nummer." - „Das machst du nicht." meint Kenny trocken und trinkt seinen Kaffee. Liam und ich kennen ihn gut genug, um zu wissen, dass er das nur gesagt hat, um Ian zu provozieren und dieser fällt natürlich sofort drauf rein. „Und ob." antwortet er entschlossen und steht auf. Im gleichen Moment fangen wir an zu lachen.

„Niemals wird das was." Kenny grinst. „Er hat nicht mitbekommen, dass sie einen Ehering trägt." fügt er dann hinzu und ich würde zu gerne beobachten, wie Ian eine Abfuhr bekommt. Wenig später stampft er aus dem Raum zurück und ich kann nicht anders, als zu Grinsen. „Der Arme." meint Liam, aber ist nicht weniger amüsiert. „Louis, wir müssen los." meint Kenny einige Minuten später. Ich seufze. Jetzt kommen die Fotos in der Ausrüstung. Bis wir umgezogen sind, ist die letzte Runde der anderen durch. Aufs Eis sollen wir nicht. Stattdessen werden wir auch vor den weißen oder schwarzen Hintergründen fotografiert. Harry mustert mich, zumindest habe ich das Gefühl. Mir wird mein Schläger in die Hand gedrückt und schon geht es wieder los.

Ich merke, dass Harry skeptisch auf den Bildschirm sieht. Sehr skeptisch und sofort werde ich ein wenig wackliger auf den Beinen. Ich bekomme den Eindruck, als wäre dort irgendetwas nicht in Ordnung mit den Fotos. Schluckend stelle ich mich anders hin, aber sein Blick verändert sich auch jetzt nicht. Kann er nicht einfach sagen, was ihm gerade auffällt?  Von Sekunde zu Sekunde werde ich nervöser und bin froh, als der Fotograf die Kamera sinken lässt. Langsam gehe ich zurück, kann meinen Blick aber nicht von Harry wenden. Dabei laufe ich fast in einen Kollegen und stolpere mehr oder weniger ungeschickt. „Sorry." sage ich schnell und verziehe mich mit chaotischen Gedanken in die Umkleide. Ich bin fertig für heute. Eigentlich sollte ich froh darüber sein, aber mein Kopf ist die ganze Zeit damit beschäftigt, herausfinden zu wollen, was gerade los war.

Ob ich einfach zu ihm gehen und fragen sollte? Es isst doch nichts dabei, dass ich mitbekommen habe, dass er nicht zufrieden war, oder? Ich merke kaum, wie Kenny in den Raum kommt. Er ist schon wieder umgezogen, ich hingegen sitze noch in halber Montur auf der Bank und starre Löcher in die Luft. „Was ist los?" fragt er und ich sehe ihn verwundert an. „Wieso fragst du?" - „Du bist so still." - „Ich denke nach." - „Über was?" Ich zucke in den Schultern. „Alles. Eishockey." - „Ob du in die erste Reihe kommst oder ob du die Transferperiode überstehst?" - „Beides." gebe ich zu und sage ich in Gedanken noch, dass ich aus Harry einfach nicht schlau werde. Dass muss er nicht wissen.

„Die erste Reihe ist wahrscheinlicher." meint er dann und perplex schaue ich den Teamcaptain an. „Aber wer geht denn dafür?" Er zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nichts genaues, es ist nur ein Gefühl. Streng dich an, die Chancen stehen nicht schlecht, aber das hast du nicht von mir." Schnell nicke ich. „Sicher. Danke, Kenny." Er winkt ab. „Ach was. Du bist ein guter Spieler." Schnell nicke ich und öffne meine Schlittschuhe. „Was hältst du eigentlich von Ian?" fragt er mich dann. „Wie kommst du jetzt darauf?" - „Coach Warren möchte von mir wissen, wie er sich im Team so macht." erwidert er. „Er ist jung." antworte ich ihm. „Ein bisschen naiv, aber er spielt recht gut, also soweit man das durch das Training beurteilen kann." füge ich hinzu. „Weißt du eigentlich wer sein Vater ist?" - „Wieso sollte ich das wissen?" - „Er war auch ein Spieler und wohl recht gut, aber Ian will uns nicht sagen, wer es ist."

Kenny sieht mich überrascht an. „Du wusstest das noch gar nicht." stelle ich fest und er schüttelt den Kopf. „Nein, sorry. Und ich glaube auch nicht, dass Warren ihn nur deswegen ins Team geholt hat." - „Das meine ich ja auch nicht, aber interessant zu wissen, wäre es schon." Kenny zuckt mit den Schultern. „Irgendwann erfahren wir es sowieso." Bevor wir weiter darüber sprechen können, betritt Liam die Umkleide. Er ist jetzt wohl auch fertig. Als er den Helm absetzt, lächelt er zufrieden. Natürlich ist es bei ihm gut gelaufen, ich war mal wieder der einzige Depp.

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Louis darf vielleicht bald in die erste Reihe, was haltet ihr davon?  Und wie würdet ihr das Shooting einschätzen, hat alles so geklappt, wie es sollte? 

Love, L 

LightningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt