79. Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen aufstehe, ist die Bettseite neben mir leer und kalt. Als ich mir meinen Tee machen möchte und meinen Freund nach wie vor nicht gefunden habe, sehe ich, dass Harry in der Küche eine Notiz hinterlassen hat.

Guten Morgen,

Ich habe heute Vormittag ein Meeting, ich wollte dich aber deswegen nicht wecken. Ich hoffe du hast gut geschlafen.

Love, H

Heute ist ein freier Tag, ich hatte gehofft, dass er nicht ins Büro muss, aber nach dem Spiel gestern hätte mir klar sein müssen, dass er zu arbeiten hat. Ich lege den Klebezettel weg und mache mir Frühstück. Eigentlich ist schon Mittag. Auf Instagram sehe ich beim Essen ein paar Minuten später, dass die Kampagne Gesprächsthema Nummer 1 ist; zumindest in der Sportwelt. Ich sehe, dass Harry das Teamfoto vom Shooting hochgeladen hat und obwohl sich etwas in mir dagegen sträubt, öffne ich die Kommentarsektion. 

Seufzend scrolle ich ein paar Augenblicke durch die Anmerkungen. Viel Zuspruch, mindestens genauso viel Gegenwind, Beleidigungen und Kritik. Soviel dazu, dass es gut läuft. Aus Interesse öffne ich den Online Shop von Lightning. Harry meinte, es ist alles ausverkauft, aber ich werde eines besseren belehrt: Alles ist noch verfügbar. Von wegen es kommt gut an. Seufzend schließe ich den Browser und sehe, dass meine Schwester mit geschrieben hat.

Lots: Geht's dir gut? Ich hab die Zusammenfassung vom letzten Spiel gesehen, das sah ja mal richtig scheiße aus.

Lots: War das das einzige Spiel in diesen Trikots oder müsst ihr das noch öfter machen? Das ist doch die Kampagne, die Harry sich ausgedacht hat, oder nicht? Also zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass es jemand anders war.

Me: Ja, es ist sein Projekt. Mir geht es gut, keine Sorge, aber mal schauen, wie es nach den nächsten beiden Spielen aussehen wird.

Ich überlege, ob ich ihr schreiben soll, dass Noah hier ist. Sie weiß nach wie vor nichts von Harry und mir. Sie hat zwar ab und an nachgefragt, aber erzählt habe ich es ihr nicht. Ich sehe auf die Uhr. Es ist gerade zwölf Uhr hier, das bedeutet es ist erst fünf Uhr Nachmittags bei ihr. Lottie sollte eigentlich Zeit haben. Zumindest hoffe ich das. Ohne weiter darüber nachzudenken, rufe ich sie an. „Geh schon ran.", murmle ich, wissend, dass ich mich wohl nicht noch einmal dazu durchringen könnte, ihre Nummer zu wählen.

„Hi, Louis. Was gibt's?", fragt sie schließlich und ich schließe kurz die Augen. Jetzt wo sie wirklich abgehoben hat, weiß ich nicht mehr, ob die Idee, sie anzurufen, so klug war. „Hi, Lots. Das Spiel gestern war scheiße." – „Ich hab's gesehen.", antwortet sie amüsiert. „Wegen der Trikots?" – „Natürlich deswegen. Die Aschlöcher der Bruins haben uns durchgehend beleidigt.", erzähle ich und lasse mich auf mein Sofa fallen. „Es war eine Katastrophe." – „Ihr habt einen Punkt.", merkt sie an. „Wir hätten zwei haben können.", erwidere ich und stöhne genervt. „Und wir müssen noch zwei Mal diesen Regenbogenmist tragen." – „Sag das nicht." – „Regenbogenmist?" – „Du bist schwul, Bruderherz." – „Ach was du nicht sagst. Das habe ich ja ganz vergessen.", antworte ich ihr sarkastisch.

„Apropos, wie geht es Harry?", fragt sie mich danach. „Äh, gut." – „Und ihr zwei?", hakt sie weiter nach und ich kann nicht anders, als zu lächeln. „Was soll sein?" – „Scheiße, du klingst gerade sehr glücklich. Aber auf diese kitschige Art.", antwortet sie, aber ich weiß, dass sie grinst. „Du hast hm doch gesagt, dass er nicht aufgeben soll.", erwidere ich. „Ach, das hat er dir erzählt?" – „Dachtest du, er tut es nicht?" – „Das war mir eigentlich ziemlich egal. Seit wann seid ihr zusammen?" – „Äh... November." – „Es ist schon Januar!", beschwert sie sich. 

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