77. Kapitel

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„Love... es tut mir leid.", entschuldige ich mich noch einmal. „Du wirst es aber nicht ändern.", erwidert er und lacht mit bitterem Unterton. „Und ich werde wieder nur an der Seite stehen und zu sehen, wie es nie zwischen uns sein wird. Aber mit Noah geht das ja. Weil ihr euch kennt. Überraschung, mich kennst du auch!" Er schüttelt den Kopf und atmet tief durch. „Du solltest wieder runter gehen. Die anderen wundern sich sonst noch." Ich schließe kurz die Augen. Ich hasse es, dass er damit recht hat.

Er sieht mich an, wartet auf meine Reaktion. Also beuge ich mich zu ihm vor und küsse ihn. Vorsichtig und sanft. Harry erwidert, der Kuss dauert aber nicht lange an. „Heute Abend gehöre ich nur dir. Versprochen." Er nickt stumm. „Ich lege dir meinen Schlüssel hin.", lächle ich und nehme mir vor, ihm einen eigenen Schlüssel zu meinem Haus anfertigen zu lassen. Meinen hat er doch sowieso ständig. „Okay." Ich küsse ihn noch einmal. „Bis später." – „Viel Spaß beim Spiel.", er lächelt gezwungen und es tut weh, ihn so zu sehen, aber ich kann daran nicht so viel ändern, wie ich gerne würde. „Hab ich immer, wenn du zusiehst.", antworte ich und das Lächeln wird etwas ehrlicher. Ich küsse ihn wieder. Wie könnte ich auch nicht? „Du bist so kitschig geworden.", stellt er dann fest und ich zucke mit den Schultern. „Schlimm?" Er schüttelt den Kopf. „Nein."

In der Umkleide vor dem Spiel liegen die Trikots schon bereit. Ich nehme meins von der Bank und sehe es an. „Es ist grässlich.", brummt Gibson und legt es zurück, ehe er anfängt, sich umzuziehen. „Warte bis du ein Bild damit hochladen musst.", antwortet Duckie grinsend. „Ich werde nicht verlieren.", betont er noch schon wieder. Diese Wette ist so bescheuert. Kenny ist der erste, der seine Ausrüstung vollständig angelegt hat und zieht sich jetzt das Trikot über. Er sieht an sich herab und seufzt dann. „Benehmt euch da draußen. Das mit den Trikots ist eine Sache, aber wenn jetzt durchscheint, was unsere Meinung dazu eigentlich ist, wäre das definitiv Lightnings Untergang.", richtet er das Wort an die Mannschaft. „Los, zieht sie an." Ich nehme es mir und sehe es an. Mein Name in regenbogenfarbener Schrift. Ich hätte wirklich nicht gedacht, das jemals zu sehen. Was soll's. Es sind ja nur ein paar Spiele.

Harry betritt mit Noah die Kabine, als alle fertig angezogen sind. „Lächeln." Er richtet die Handykamera auf uns. „Nochmal.", sagt Noah wenige Sekunden später. „Das ist ein kleines Video für die Instagram-Story. Freut euch auf das Spiel!" Ich verdrehe die Augen, mache aber mit. „Danke." Harry sieht durch die Runde. „Macht bloß keinen Mist heute." – „Hat Kenny gerade auch schon gesagt.", brummt Zayn und geht an ihm vorbei aus der Kabine. Wenig später stehen wir vor dem großen Tor zur Eisfläche.

„Scheiße, ist das euer Ernst?", fragt einer der Jungs der Bruins beim Warm-Up belustigt und deutet auf unsere Trikots. „Offensichtlich.", brummt Zayn. Ich ignoriere die Frage, schnappe mir einen Puck und feuere ihn in Liams Richtung. Harry beobachtet uns ganz genau. Jeder hier drin beobachtet uns. Normalerweise stört mich das herzlich wenig, im Gegenteil. Vor Zuschauern zu spielen ist ein Wahnsinnsgefühl, aber jetzt gerade will ich nicht angesehen werden. Verdammte Scheiße.

Das Warm-Up zieht sich wie Gummi und es dauert mir definitiv zu lange, bis das Spiel beginnt. Vor der Aufstellung wird groß Angekündigt, dass wir heute in Trikots spielen, die deutlich zeigen, dass Tampa Bay Lightning sich für mehr Akzeptanz im Sport einsetzt und dass jeder dieses Projekt gerne unterstützen kann. Dann endlich geht das Spiel los. Kenny schießt zu mir, ich arbeite mich nach vorne, gebe an ihn zurück. Es geht schnell in Richtung Tor der Bruins und nicht einmal eine dreißig Sekunden nach Spielstart, schaffen wir einen Torschuss. Gehalten. Wir kommen gut rein in die Partie, aber die Bruins legen nur wenige Augenblicke später nach. Das Spiel ist schnell, es kommt schon im ersten Drittel zu je zwei Toren und die Stimmung in der Arena ist der Wahnsinn.

Ich schnappe mir einen Schokoriegel und sehe erst dann das ein breit grinsender Harry neben einem genauso gut gelaunten Noah steht. „Es läuft noch besser, als erwartet!", meint Noah dann. „Der Fanshop läuft gerade über vor Fans, es ist so gut wie nichts mehr da und Social Media ist voller positiver Rückmeldungen." Ich sehe durch die Runde. Die Jungs scheinen nach wie vor nicht sonderlich begeistert zu sein. Ich blicke zu Harry. Seine guten Laune macht diese Reaktion der Mannschaft nichts. „Und die Negativen?", fragt Liam dann. „Was ist mit den negativen Reaktionen?" Harry seufzt. „Einige gibt es, aber das ist die Minderheit." – „Noch.", murrt Duckie und ich verdrehe die Augen. „Das bringt doch nichts.", meint Ian dann plötzlich. „Was?", fragt Zayn verwirrt und auch wir anderen verstehen in diesem Moment nicht, was er damit sagen möchte.

„Wir machen diese Kampagne jetzt, fertig. Und wir werden die Bruins nicht schlagen, wenn sich hier jetzt diese miese Stimmung ausbreitet. Ich weiß, dass ihr alle dagegen seid, aber ich will in die verdammten Play-Offs!" Mit großen Augen sehe ich den Rookie an. Woher kam das denn jetzt? Dann blicke ich zu Kenny, der genauso perplex zu sein scheint. „Kenny! Sag was dazu!", fordert Ian dann. „Du bist der Captain!", erinnert er ihn und Kenny nickt. „Ja, du hast ja Recht." Erstaunt sehe ich ihn an. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. 

„Ihr habt ihn gehört, Jungs. Es geht darum, in die Play-Offs zu kommen. Scheiß auf die Trikots, bald tragen wir wieder nur blau und weiß. Boston ist verdammt gut und das wissen sie auch. Wir werden heute Abend gewinnen!" Motiviert und mit neuer guten Laune geht es im zweiten Drittel weiter und wir schaffen es, in Führung zu gehen. Als ich vom Eis fahre, öffnet Harry mir das Tor in der Bande. Er lächelt und nickt zufrieden. Kenny hat das Tor gerade geschossen und ich habe vorgelegt.

Nachdem Liam einen Torschuss hält, fährt einer der Bruins, an uns vorbei und lacht. „Eure Trikots sind echt das dümmste, was ich je gesehen habe." Ein zweiter steht daneben und nickt. „Schwuchtel." Liam lässt ihm nicht einmal die Zeit, zu reagieren, bevor er die Handschuhe wegwirft und ihm den ersten Schlag verpasst hat. „Liam!" Er ignoriert mich und schlägt noch einmal zu. Miller zieht ihn weg und erst da sehe ich, dass unser Goalie an der Hand blutet. Miller übernimmt den Kampf und Zayn an den zweiten Spieler aus Bosten übernommen. Ich stöhne genervt, fahre zu ihnen und warte darauf, dass Zayn aufhört. 

Er ist nach wie vor ein grottenschlechter Kämpfer. Ich stelle mich nicht dazwischen, das macht man nicht, und ich habe keine Chance, ihn wegzuziehen, bevor er auf der Eisfläche liegt und flucht. „Scheiße, wenn man nicht kämpfen kann.", lacht der Verteidiger der Bruins gehässig. „Aber was will man von einem Schwanzlutscher-Verein auch erwarten."

Jetzt reicht es auch mir und ich lasse meine Handschuhe aufs Eis fallen. Das müssen wir uns echt nicht geben. Der Kerl hat es nicht kommen sehen und der erste Schlag hätte nicht besser sitzen können. Mein Helm fällt zu Boden und ich schmecke einen Moment später Blut in meinem Mund. Aber es tut nicht weh. Ich schlage wieder zu und treffe erneut. Er ist zwar gut, aber ich merke schnell, dass er noch nicht oft gekämpft an. Es ist ein Leichtes für mich, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und als er auf dem Eis liegt, lasse ich von ihm ab. Auch wenn ich den Drang verspüre, noch einmal zuzuschlagen. 

Mit Miller und fahre ich zur Strafbank. „Es war so klar, dass das passiert.", murmelt Miller und lässt sich auf die Bank fallen. „Wie gut das du zurück bist.", antworte ich halb im Spaß, halb erst gemeint. „Du hast dich ziemlich gut gemacht gerade." – „Du warst ja auch lange weg.", erwidere ich und er nickt. „Wer hätte sonst kämpfen sollen. Etwa Zayn?" – „Scheiße, nein. Der hätte gerade gar nicht erst anfangen dürfen, zu kämpfen. Man könnte meinen, er hätte nicht eine Trainingsstunde gehabt.", antwortet Miller und greift nach einer der Wasserflaschen vor uns.

Für die nächsten Minuten stehen nur je drei Spieler auf der Fläche. Mal schauen, ob das was wird. „Tomlinson." Ich drehe mich um und sehe O'Donnel. „Was gibt's Doc." – „Du bist verletzt.", antwortet er und in diesem Moment kommt der Schmerz. Verdammter Mist. „Halb so wild.", antworte ich und nehme mir ebenfalls ein Wasser. Er setzt sich neben mich und sieht es sich an. „Mhm. Nicht schön, aber nicht dramatisch.", antwortet er und nickt zufrieden. Miller braucht er sich nicht anzusehen. Der Enforcer hat so gut wie nichts abbekommen.

„Ich glaube, du hast ihm die Nase gebrochen.", meint er, als O'Donnel wieder weg ist. „Dem Kerl der Bruins?" – „Das war ein Rookie.", antwortet er. „Scheiße, ehrlich?" – „Er ist selbst schuld.", er hätte einen der anderen Jungs übernehmen lassen sollen." – „Ich hab angefangen. Man kämpft nicht mit dem Rookie.", erwidere ich, aber Miller zuckt nur mit den Schultern. „Man beleidigt andere Spieler auch nicht."

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Was haltet ihr von der Situation? Und wie denkt ihr, wird es mit der Kampagne weiter gehen? 

Love, L 

LightningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt