10. Kapitel

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Harry ist früher da als die Meisten. Schon eine Stunde vorher macht er sich auf den Weg zur Halle und trinkt dabei seinen schwarzen Kaffee. Das Studio wurde gestern schon aufgebaut, er hatte, im Gegensatz zu den Spielern, nicht frei. Kurz nach ihm kommen die Mitarbeiter der Maske. Sie sind von einer externen Firma, also weißt Harry sie kurz ein. Und das obwohl er sich selbst noch nicht wirklich in diesem Stadion auskennt. Er war hier bisher nur einmal und das war gestern. Mister Johnson wird nicht hier sein, er vertraut Harry, was den Druck auch nur ganz minimal erhöht. Harry seufzt und wirft den leeren Becher weg. Heute darf einfach nichts schief gehen, es muss klappen. Es ist die erste große Aufgabe in diesem Job und Fehler sind hier nun einmal fehl am Platz.

Kurz danach taucht der Fotograf für heute auf. „Wo soll ich hin?" Harry zuckt zusammen. „Niall! Oh Gott, danke, dass du einspringt. Du glaubst nicht, wie sehr ich am Arsch gewesen wäre, wenn du nicht wärst." Der Fotograf grinst. „Dafür winkt ja auch eine gute Bezahlung am Ende des Tages!" grinst er und Harry verdreht die Augen. „Da werden sich die Spieler hinstellen. Jeder wird in drei verschiedenen Outfits fotografiert." Er führt Niall weiter herum. „Beim Catering kannst du dich bedienen, nachher machen wir eine kurze Pause, um Mittag zu essen, aber viel Zeit bleibt pro Spieler nicht." meint er. Niall ist recht entspannt. Er weiß, wie wichtig dieser Tag ist, aber er weiß auch, dass es nichts bringt, sich unnötig selbst zu stressen.

Harry hat ihn vor zwei Tagen angerufen. Sie kennen sich flüchtig und Niall ist zufällig nach dem Studium nach Miami gezogen. In der Uni haben sie sich über Freunde kennengelernt und Harry war noch sie so glücklich darüber, die Handynummer eines Fotografen zu haben. Der andere ist krank geworden und laut seinem Arzt dauert es noch mindestens eine Woche, bis er wieder fit ist. Diese Hiobsbotschaft hat Harry Sonntag erreicht. Natürlich hätte er Mitch fragen können, was er jetzt tun soll, aber nachdem Mister Johnson sehr optimistisch am Telefon gesagt hat, dass er bestimmt schon wisse, was er jetzt tue, wollte er es selbst regeln. Und sie da; es hat geklappt.

Die Spieler trudeln nach und nach ein. Harry hat die Liste mit der Reihenfolge bereits ausgehangen, in der Hoffnung, dass sie auch jeder sehen und beachten wird. Er weiß noch nicht genau, wie er mit einer ganzen Mannschaft Eishockeyspieler arbeiten soll, damit alles so reibungslos wie möglich funktioniert, aber irgendwie muss er ja anfangen. Niall stellt seine Kamera ein und mach hier und da ein paar Testfotos. Noch beachtet Harry diese Bilder nicht. Niall wird sie zwar sowieso nachbearbeiten, aber trotzdem schaut er sich sie direkt an. Von jedem Spieler soll ein Foto auf den Social-Media-Kanälen landen. Die Fotos werden außerdem für den Merchandising-Shop genutzt und für die Autogrammkarten, die bis nächste Woche fertig sein sollen.

„Harry, schaust du mal bitte kurz?" fragt Niall, aber Harry wird gerade gebeten, die Catering-Lieferung zu unterschreiben. „Sekunde." meint er und bedankt sich bei dem Lieferanten. Da steht Kenny schon bereits und Niall beginnt damit, die ersten Fotos zu machen. Die anderen Spieler sind noch in der Umkleide oder warten an der Seite. Niemand achtet so wirklich darauf, dass alle beisammen sind, weil es einfach nicht notwendig ist. Dadurch bekommt allerdings auch niemand mit, dass Zayn hinten bei den Eismaschinen hin und her läuft.

Natürlich erinnert er sich an den Abend gestern. Und an die Nacht. Wieso bitte hat er Liam gesagt, es wäre nicht so? Fluchend tritt er gegen einen der schwarzen Reifen. Er bemerkt nicht, dass Liam ihn ansieht. Dieser steht einige Meter weit weg und wart Sicherheitsabstand. Als sie heute morgen in einem Bett aufgewacht sind, hätte es doch schon klar sein müssen. Aber nein, Zayn steht auf, geht duschen und fragt Liam dann, wieso er da wäre und nicht in seiner Wohnung. Unter der Dusche ist ihm dann alles wieder eingefallen; Liam hat ihn nach hause gebracht und ihn mehr oder weniger gezwungen noch etwas zu essen und Wasser zu trinken.

Sie haben sich dafür aufs Sofa gesetzt und als beide wieder etwas nüchterner waren, hat Zayn aus heiterem Himmel gesagt, dass Liam doch dableiben könnte. Wen kümmert es den schon? Liam hat eingewilligt, er weiß nicht mehr, ob er dabei gelächelt hat, aber er stellt es sich so vor. Dann hat er ihn geküsst. Und Liam hat ihn geküsst. Er weiß ganz genau, dass es sich gut angefühlt hat, dass sie auf dem Sofa Sex hatten und kurz darauf noch die Lacken seines Bettes durcheinander gebracht haben.

Und dann fragt er ihn allen Ernstes, was er am nächsten Morgen in seiner Wohnung macht. Als wäre das nicht offensichtlich. „So schlimm?" fragt Liam ihn plötzlich und Zayn fährt herum. Er hat ihn nicht kommen sehen oder gehört. Wie lange steht er da wohl schon. „Was?" - „Du weißt ja wohl noch, was letzte Nacht passiert ist." stellt Liam fest. Zayn seufzt. „Sollte ich dich jetzt fragen, wie du dazu stehst?" - „So wie du aussiehst, weißt du ja nicht einmal selbst, was du davon halten sollst." erwidert Liam trocken. Das stimmt allerdings nicht so ganz. Zayn weiß ganz genau was er will, er weiß aber auch ebenso sicher, was er antworten sollte. „Es... es war gut." - „Es war gut?" - „Scheiße, was willst du den hören?!" fragt er aufgebracht.

„Keine Ahnung schließlich war es deine Idee, das ganze zu beenden und dann fällst du gestern über mich her." - „Ich habe dich jawohl nicht gezwungen!" - „Das habe ich auch nicht behauptet." widerspricht Liam und tritt ein Stück näher. „Was willst du jetzt tun?" fragt Zayn unsicher. „Wir könnten wieder so tun, als wäre das nichts und als wäre es das letzte Mal gewesen, aber das hatten wir vor nicht einmal zwei Wochen schon." argumentiert Liam. „Außerdem hat es dir doch gefallen, oder nicht?" Liam tut zwar gerade so, als wüsste er die Antwort schon, aber das isst ganz und gar nicht so. Er hat lediglich eine gewisse Hoffnung.

„Willst du jetzt einfach weiter machen und darauf hoffen, dass es keiner mitbekommt?" fragt Zayn halb im Spaß, halb ernst gemeint. Liam antwortet daraufhin nichts. Würde er das gerne? Und wie. Er mustert Zayn und tritt noch etwas näher an ihn heran. „Willst du das denn?" Zayn stockt. Damit hat er jetzt ganz und gar nicht gerechnet. Sie waren gestern beide betrunken, müde und wussten nicht, was sie tun. Und jetzt fragt Liam allen ernstes, doch einfach weiter zu machen? „Was passiert, wenn es jemand erfährt?" - „Und wer? Wie sollten sie es denn erfahren. Oder hast du vor mich in der Dusche hier zu nehmen?" fragt er schmunzelnd und streicht durch Zayns Haare. Er erschaudert und verspürt das Bedürfnis, Liam näher zu kommen.

Seitdem sie das erste Mal miteinander geschlafen haben, möchte Zayn nichts anderes mehr. Selten hatte er so guten Sex, wie mit seinem Teamkollegen. Liams Hände sind göttlich, und sein Mund erst und – „Zayn?" Er wird aus seinen Gedanken gerissen und wendet seinen Blick von Liams Lippen ab. „Was denkst du?" - „Was ich wohl tun würde, wenn wir hier fertig sind und auf dem Weg zu dir." antwortet er gerade heraus. Damit hat Liam jetzt nicht gerechnet, aber es entwickelt sich definitiv in eine Richtung, die ihm gefällt. Er widerspricht also nicht, sondern fragt sich stumm, ob Zayn das wohl ernst meint, was er sagt, oder ob es nur sehr, wirklich sehr trockener Sarkasmus ist.

„Bei mir? Nicht bei dir?" - „Wenn ich mich recht entsinne, waren wir gestern bei mir, es ist also nur fair." erwidert Zayn und befeuchtet seine Lippen. Liam sieht direkt dorthin. War das Zayns Absicht? Eigentlich nicht, aber was solls. Zayn macht einen kleinen Schritt auf seinen Teamkollegen zu. „Was wird das?" fragt Liam überrascht. „Es ist niemand hier." - „Und da bist du dir ganz sicher?" - „Sieh dich doch um. Die sind alle entweder in der Umkleide, plündern das Catering oder füttern ihr Ego vor der Kamera." argumentiert der Schwarzhaarige. „Wieso sollte hier jemand herumlaufen, mhm?" Liam nickt. Eigentlich hat Zayn recht. Es gibt für niemanden einen Grund auf die andere Seite der Katakomben der Halle zu gehen.

Fast berühren sich ihre Nasenspitzen, für einen Moment zweifeln sie beide, denken darüber nach, ob das hier wirklich so klug ist, aber dann küssen sie sich. Keiner weiß wirklich, von dem es aufgegangen ist, aber beide sind sich sicher, die Nacht nicht alleine zu verbringen. Zayn seufzt leise und presst seinen Körper gegen Liams, der gar nicht genug von diesen Küssen bekommen kann. Er will mehr; so viel mehr und er wird jetzt schon hart, wenn er an heute Nacht denkt. Zayn geht es nicht anders. Fuck, wie konnte er nur denken, es wäre besser, damit aufzuhören, Liam zu vögeln? Am liebsten würde er ihn in irgendeinen, vorzugsweise verschließbaren Raum, bringen um seiner Lust jetzt schon nachzugeben, aber das wäre dann doch zu viel des Guten.

„Wir sollten los." murmelt Liam außer Atmen. Zayn nickt. „Geh du rechts herum. Ich gehe links." beschließt er und so trennen sich ihre Wege wieder, doch beide tragen ein unscheinbares Lächeln auf dem Gesicht.  

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Muss ich dazu groß etwas sagen? Was haltet ihr davon, dass die beiden ihre Affäre doch weiterführen? 

Love, L

LightningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt