54. Kapitel

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Meine Feierlaune bleibt den ganzen Abend über. Wir gehen nicht essen, wir bleiben Zuhause und Mum und Lottie kochen für alle. Wie ich ihr Essen vermisst habe! Dass es der letzte Abend für eine lange Zeit ist, an dem wir so zusammen sitzen, daran denkt hier niemand und ich bin auch froh darum. Als ich irgendwann kurz auf die Toilette gehe, sehe ich, dass Harry mir eine Nachricht geschrieben hat.

Harry: Du warst wirklich gut heute, Glückwunsch zum Hattrick :)

Me: Danke :)

Es dauert nur eine Moment, bis ich sehe, dass er seine Antwort eintippt. Ich warte so lange, auf dem Toilettendeckel sitzend und sehe auf sein Profilbild. Er hat ein neues. Kurz überlege ich, einen Screenshot zu machen, lasse es dann aber doch sein. Ich bin doch kein Kind mehr.

Harry: Du solltest nochmal einen Hattrick machen.

Me: Haha. Und du denkst, das ist so leicht?

Harry: Ich habe nicht gesagt, dass es bei einem Spiel sein muss ;)

Meine Augen werden groß und für einen Moment glaube ich, ich habe mich verlesen oder verstehe irgendetwas falsch. Nein, ich verstehe es genau richtig.

Me: Und was genau stellst du dir da vor?

Harry: Wenn ich dir alles verrate, ist die Spannung doch dahin.

Me: Aber die Vorfreude nicht.

Harry: Morgen früh fliegen wir nach Washington. Am liebsten würde ich dich schon im Flugzeug vögeln.

Me: Scheiße, sag doch so etwas nicht.

Harry: Nicht gut?

Me: Doch! Aber zu riskant. Wir warten, bis wir im Hotel sind. Dann bekommst du deinen Hattrick.

Harry: Jetzt habe ich Erwartungen, das weißt du, oder?

Me: Und ich kann nie wieder ins Hattrick's gehen, ohne daran denken zu müssen, dich zu ficken.

Harry: Hahaha

Me: Schön, dass dich dieses Thema amüsiert.

Harry: Was packst du morgen ein?

Me: Was möchtest du denn, was ich einpacke?

Harry: Ich würde sagen, alles, dann entscheide ich spontan :)

Me: Oi oi

Harry antwortet darauf nicht mehr und mit einem Schmunzeln auf den Lippen verlasse ich das Badezimmer wieder. Lottie wird mir einen skeptischen Blick zu, versteht aber schnell, wieso ich noch besser gelaunt bin, als ich vor einigen Minuten sowieso schon war und verdreht nur die Augen. „Wenn du wirklich willst, dass es niemand merkt, solltest du dir dieses Grinsen aus dem Gesicht entfernen." – „Ach, halt doch die Klappe.", antworte ich nur augenrollend und sehe dann, dass Phoebe und Doris das Eisfach plündern. Schokoladen- und Erdbeereis. Sie lieben es und natürlich habe ich es bei meinem Einkauf auch besorgt. Die Nacht löst den Tag viel zu schnell ab und ehe ich mich versehe sind die meisten meiner Geschwister schon Schlafen und Lottie, Mum und ich räumen die Küche auf.

„Es war toll, dass ihr her gekommen seid.", sage ich leise und Mum lächelt. „Ja, finde ich auch. Es wurde wirklich Zeit." Lottie nickt. „Es war toll von Harry, uns herzuholen." Ich werfe ihr einen kurzen, warnenden Blick zu, Mum bemerkt es nicht und Lottie verdreht nur die Augen. Sie muss wirklich nicht provozieren, dass es noch jemand erfährt. Ihr Blick verrät gerade genau ihre Gedanken: Mum kann es wissen, sie würde niemals etwas tun, dass mir schadet und verurteilen würde sie mich schon gar nicht. Eigentlich weiß ich das, aber dennoch möchte ich es nicht sagen. Vielleicht irgendwann, aber definitiv nicht heute und nicht jetzt. „Ja, du hast da wohl einen sehr guten Freund gefunden.", erwidert Mum und sieht zu mir. „Ja, ich denke schon.", stimme ich zu und lächle kurz. Lottie sieht mich wissend an, aber ich ignoriere diesen Blick. Trotzdem muss ich wieder daran denken, was sie zu mir zu dem Thema Gefühle und Beziehung gesagt hat. Meine Gott, mein Kopf macht es auch ständig komplizierter, als es eigentlich ist. „Alles okay, Großer?" – „Mhm?", ich schrecke aus meinen Gedanken auf. „Was hast du gesagt?" – „Was ist los, Louis?", fragt sie dann und Louis räuspert sich, ehe sie weiter die Küche aufräumt und Mum mich nur skeptisch ansieht.

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