44. Kapitel

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Je länger wir hier sind, desto entspannter wird die Situation. Keiner aus der Mannschaft hat bisher einen Kommentar dazu abgegeben, dass Harry hier ist und Doris unterhält sich aufgeregt mit Kenny darüber, dass er bald Vater wird und heiratet. Sie hat dutzende Ideen, was er alles machen soll, manche mehr und manche weniger realistisch. „Du hast also einen Freund, Lots." fällt mir dann ein und sie verdreht die Augen. „War ja klar, dass du das ansprechen wirst." - „Was? Ich bin dein Bruder, ist es so verwerflich, dass ich mich dafür interessiere?", frage ich nur. Sie seufzt, schüttelt dann aber den Kopf und lächelt schief. „Wir sind noch nicht so lange zusammen. Nicht einmal ein halbes Jahr." - „Und weiter?", möchte ich wissen. Sie zuckt mit den Schultern und holt ihr Handy heraus. „Da hast du ein Foto." Sie reicht es mir. Das Bild zeigt sie und diesen Jungen, er hat einen Arm um ihre Taille gelegt, sie lacht offenbar und er sieht sie verliebt an. „Er ist toll, Louis. Reicht das nicht?" - „Ich sollte ihn kennenlernen.", beschließe ich aber nur und sehe Mum schmunzeln.

„Sag ihm bitte, dass er sich nicht so aufführen soll.", wendet sie ich an Mum. „Ich führe mich nicht auf. Du bist meine Schwester und Männer sind Arschlöcher.", stelle ich klar und Harry sieht mich belustigt an, sagt aber nichts dazu. „Er ist ein gut erzogener, vernünftiger, junger Mann, Louis.", bekräftigt Mum. „Du könntest ihn doch bald über Skype kennenlernen.", schlägt Daisy vor und Lottie wirft ihr einen Blick zu, der sie auf der Stelle töten könnte. „Das werde ich.", stimme ich meiner jüngeren Schwester zu und Lottie stöhnt genervt auf. „Muss das sein?" - „Wieso ist das so schlimm?" Sie antwortet darauf nicht. „Was ist mit dir, Harry? Was machst du so, wenn du nicht gerade gezwungen bist, mit meinem Bruder Zeit zu verbringen?", fragt sie scheinheilig. Harry sieht sie überrascht an und blickt dann zu mir. Ich schüttle leicht den Kopf. Glaubt er allen ernstes, ich hätte ihr von der Affäre erzählt?

„Ich arbeite für Lightning, ich habe ziemlich viel zu tun." - „Du hast keine Freizeit?" fragt Phoebe verwundert. „Boa ne, so einen Job würde ich nicht wollen.", fügt sie murmelt hinzu. Harry schmunzelt nur. „So schlimm ist es nicht. Ich mag meinen Job. Und in der freien Zeit, die ich habe, treffe ich mich gerne mal mit Freunden oder schaue eine Serie oder so. Ich mache nichts besonderes, was ist mit euch?" Er sieht durch die Runde. „Ich spiele Fußball!", schaltet sich Ernest ein. „Und ich bin richtig gut. Aber wir hatten in der Schule jetzt Hockey im Sportunterricht." - „Feldhockey?" fragt Zayn nach und Ernest nickt. „Ja und ich habe sogar ein Trikot dafür." - „Mein altes Trikot.", korrigiere ich den kleinen Angeber. „Weiß doch keiner, da steht ja nur Tomlinson drauf.", antwortet er frech. „Aber die sind alle schlecht in meiner Klasse." - „Kannst du Eislaufen?" fragt Kenny dann und Ernest sieht ihn mit großen Augen an. „Könnte ich dann mal mit euch trainieren?" - „Ich will das auch machen!", meint Daisy direkt und blickt Mum an. „Das ist doch bestimmt okay, oder? Louis ist dann dabei." - „Ach, bin ich das?" - „Ja.", bestimmt Ernest kurzerhand und Mum sieht zu den Jungs meiner Mannschaft.

„Ich möchte nicht, dass das Umstände bereitet." - „Ach was, wir spielen gut, Drew hat da sowieso nichts gegen und Warren ist zufrieden, wenn wir in den Spielen eine gute Leistung abliefern. Das ist im Moment so.", antwortet Kenny und damit ist es beschlossene Sachen. „Du bist der Chef oder?" - „Captain, aber wenn du mich Chef nennen willst, ist das okay.", grinst er. „Dann dürfen wir?", wendet er sich an Mum. „Gibt es denn Ausrüstungen für Kinder?", möchte sie noch wissen. „Ja, für die Kinder- und Jugendmannschaften.", antworte ich. „Davon können wir uns welche ausleihen, das sollte nicht das Problem sein." - „Dann seid ihr wohl morgen dabei.", sagt Liam und Ernest grinst zufrieden. „Das wird super! Mummy, kannst du dann Fotos machen? Für meinen Aufsatz?" Mum nickt. „Sicher, Liebling." - „Für die Schule?" fragt Kenny daraufhin und Ernest nickt. „Ja, wir haben ja keine Ferien oder so, also müssen wir alle einen Aufsatz oder Vortrag für die NHL machen.", erklärt Phoebe. „Das wird der beste Aufsatz, den du je geschrieben hast!" prophezeit Zayn. „Die Jungs werden euch alle helfen.", legt Kenny fest und sieht durch die Runde. Niemand widerspricht, aber sie hätten es auch gemacht, ohne dass Kenny es extra erwähnt hätte. „Was haltet ihr davon, wenn ihr euch bis morgen nach dem Training ein paar Fragen zur NHL überlegt und dann darf sich jeder von euch einen der Spieler aussuchen, der euch die Fragen beantwortet." schlägt Harry vor und ich lache, aber da Ernest im Namen aller Tomlinson-Kinder zustimmt, ist es beschlossene Sache.

„Kannst du meine Fragen beantworten, Kenny? Du bist der Chef, also der beste Spieler, oder?", fragt mein Bruder dann sofort und unser Captain nickt lachend. „Das mache ich gerne." Ich bemerke, dass Fizzys Blick an Zayn hängengeblieben ist. Im gleichen Moment merkt der Schwarzhaarige es auch und lächelt ihr zu. „Wag' es ja nicht mit meiner Schwester zu flirten, Malik." - „Entspann dich, Louis.", lacht Liam und Zayn sieht mich belustigt an. Ich schnaube nur und trinke einen Schluck meiner Cola. Fizzy hingegen ist rot wie eine Tomate geworden und ihr ist anzusehen, dass sie am Liebsten im Boden versinken würde. „Selbst schuld." zieht Lottie sie auf und grinst schadenfroh.

Nach dem Essen verschwinde ich zu den Toiletten. Als ich gerade Hände wasche, tritt Harry durch die Tür. Oh nein. „Hi." - „Äh... hi?", antworte ich unsicher. „Deine Familie ist wirklich nett." Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. „Es ist schön, dass sie hier sind.", entgegne ich daher nur und nehme mir zwei Papierhandtücher. „Danke, dass du sie hergeholt hast, das bedeutet mir viel." Woher kam das jetzt? „Du hast dich schon bedankt, Louis und ich habe das gerne gemacht.", lächelt er und ich atme zitternd aus. „Alles okay?", fragt er nach einem kurzen Augenblick. Oh, ich stehe hier nur, ohne irgendetwas zu machen. Oder besser gesagt, ich stehe hier nur und sehe ihn an. „Kommst du damit klar?" - „Was meinst du?" - „Wie die Mannschaft über dich spricht." - „Ich bin kein kleiner Junge mehr. Ich verkrafte ein paar dumme Sprüche.", antwortet er und zuckt mit den Schultern. „Das legt sich wieder." - „Meinst du echt?" - „Es ist wie in der Highschool, Louis. Sobald es etwas neues gibt, worüber man reden kann, interessiert es niemanden mehr, dass ich auf Männer stehe." - „Mhm." Ich sollte nicht einmal darüber nachdenken, aber ich tue es. Dumm.

„Tut mir leid, dass ich dich vorhin umarmt habe." - „Wieso tut es dir leid?", fragt er irritiert. „Es hat doch jeder gesehen und das Gerücht wegen deiner Sexualität und -" - „Das klingt für mich aber eher danach, als hättest du Angst davor, ob es falsch war, nicht dass du dir Sorgen um mich machst.", unterbricht er mich. Ertappt. „Nein, das... äh..." - „Louis, hör mal. Nur weil du mich umarmt hast, wird niemand denken, dass wir vögeln, alles klar? Du hast dich wahnsinnig gefreut und das ist absolut nachvollziehbar, also mach dir darüber bitte keinen Kopf." Ich nicke leicht. „Wieso machst du das?" - „Was meinst du?" Ich zögere. Ach was solls. Jetzt gerade bin ich mit ihm alleine und das wird in Zukunft wohl kaum noch sehr häufig passieren. „Wieso holst du meine Familie her, wieso versuchst du gerade, mich zu beruhigen, das alles.", erkläre ich ihm. Er seufzt. „Deine Familie einfliegen zu lassen, wollte ich nicht abbrechen, nur weil du es beendet hast. Und genauso wenig werde ich dich jetzt mit diesem Thema komplett alleine lassen." Ich schlucke. „Dann... danke." Er macht einen Schritt auf mich zu. „Das mache ich gerne, Louis. Wirklich.", antwortet er mit sanfter Stimme und streicht mir durch die Haare. Ich sollte etwas dagegen tun. Ich sollte mich dabei nicht wohlfühlen, aber ich kann nicht anders, als hier zu stehen, ihn anzusehen und diese wenigen Sekunden zu genießen.

„Schreib' mir einfach, wenn etwas ist." lächelt er, reißt mich wieder in die Realität zurück und stumm nicke ich, ehe ich fluchtartig den Waschraum verlasse. Scheiße, was war das denn gerade? Mit klopfendem Herzen setze ich mich zurück an den Tisch und zum Glück kommt in diesem Augenblick ein Kellner, der die leeren Gläser einsammelt und ein paar neue Getränkebestellungen aufnimmt. „Darf ich einen Nachtisch?" fragt Doris Mum leise. „Darfst du.", entscheide ich für sie. „Und das entscheidest du, ja?", fragt sie gespielt empört. Doris lacht. „Ja, tue ich, weil ich bezahle." , antworte ich scheinheilig und wende mich dem Kellner zu. „Und für meine Mum bitte noch ein Glas Wein. Das entscheide ich jetzt auch." Er nickt amüsiert und schreibt es auf. „Louis!" - „Was denn?" frage ich grinsend, aber sie lacht nur und schüttelt den Kopf. 

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Was haltet ihr davon, wie der Abend bisher läuft? Meint ihr, das bleibt so?

Love, L 

LightningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt