65. Kapitel

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Es vergeht ein Monat. Nein, eigentlich sind es sogar sechs Wochen. Sechs Wochen, in denen wir uns mindestens jede zweite Nacht sehen; abgesehen von den Spielen, Trainingszeiten, Presseterminen und Hotelaufenthalten. Wir sehen uns mehr oder weniger fünf bis sechs Mal die Woche und auch, wenn es mich erstaunt, wir haben tatsächlich nicht jede Nacht Sex. Das neue Jahr hat angefangen und er ist über Weihnachten und Silvester zur seiner Familie in New York geflogen. 

Ich hingegen konnte mal wieder nirgendwo hin: Das letzte Auswärtsspiel vor Weihnachten war am 23. Dezember und das erste Spiel danach, ein Heimspiel, am 26. . Die Tage um Silvester sahen auch nicht viel leerer aus, also war ich wie immer nur per Videotelefonat dabei, zumindest am ersten Weihnachtsfeiertag. Meinen Geburtstag und Silvester war ich, wie die letzten Jahre auch schon, im Hattricks. Es ist super dort, aber Harry war nicht da und aus meiner kurzen Hoffnung, meinen aller ersten Neujahrskuss zu bekommen, wurde nichts. Pech. Heute Abend ist das nächste Spiel gegen die Montréal Canadiens. Es ist der zweite Januar und ich habe Harry seit zehn Tagen nicht mehr gesehen. Es kommt mir vor, als wären es mindestens zehn Wochen.

„Wieso so glücklich?", fragt Liam mich plötzlich und setzt sich neben mich in den Flieger. „Ich hab gerade noch Mum gesprochen.", lüge ich schnell. „Und Ernest und Doris und Daisy.", zähle ich sicherheitshalber noch ein paar meiner Familienmitglieder auf. Er nickt verstehend. Zayn lässt sich kurz darauf neben Liam fallen und stöhnt genervt. „Was ist los?", frage ich verwundert. „Ich hasse diesen Tag.", antwortet er und fährt sich gestresst durch die Haare. „In meinem Haus ist es heute Morgen zu einem Wasserrohrbuch gekommen.", sagt er und grinst ironisch.

„Oh scheiße!" – „Und leider war ich da schon weg. Um genau zu sein, hat die Feuerwehr mich vor fünf Minuten angerufen, wie ihr merkt, rollt das Flugzeug aber schon." – „Was machst du jetzt?", fragt Liam, aber Zayn zuckt mit den Schultern. „Ich hoffe darauf, dass es nicht ganz so dramatisch ist, wie ich es mir gerade ausmale und verlasse mich darauf, dass die Feuerwehr sich solange darum kümmert. Der Kerl am Telefon meinte, dass er dafür sorgen wird, dass das Wasser abgepumpt wird oder so und ich mir keine Sorgen machen soll." – „Aha?" – „Dafür bekommt er VIP-Tickets fürs nächste Spiel.", fügt Zayn hinzu. „Dann kommen noch riesige Ventilatoren in mein Haus, er schaut, dass das alles funktioniert und in der Zwischenzeit niemand meine Bude leerräumt, weil sie leider die Tür aufbrechen mussten. Er hat einen Schlüsseldienst engagiert." – „Das ist nett von ihm.", antworte ich und er verdreht die Augen. „VIP-Tickets, Louis.", wiederholt er. „Ich darf mir wahrscheinlich trotzdem erst einmal ein Hotel suchen.", brummt er. „Es wird wohl auf eine vollständige Renovierung hinauslaufen."

Liam sieht kurz zu mir und blickt dann wieder Zayn an. „Zieh' zu mir." – „Zu dir?" – „Ja. Wieso denn nicht?", fragt er. „Ihr seid doch sowieso Nachbarn.", meine ich schulterzuckend. „Äh. Okay. Danke, Liam." Dieser winkt ab. „Schon gut." Zayn nickt, aber ist nur minimal entspannter. Wer könnte es ihm verübeln? Der Flieger hebt ab und ich schaue auf die Uhr. In ein paar Stunden wird Harry mich im Hotel empfangen. Gut, er wartet dort auf die ganze Mannschaft, aber ich bin der einzige, dem er nicht nur ein frohes Neues wünscht und dann einen Schlüssel in die Hand drückt. Zumindest hoffe ich das.

Der Flug dauert viel zu lange. Vom Flughafen geht es direkt zur Arena, wird sind fast eine Stunde zu spät gelandet. Ich seufze leise und folge meinen Kollegen in die Umkleide. „Ah, das seit ihr ja endlich!" Mein Herz setzt einen Schlag aus. Harry steht in der Umkleide und wartet offenbar schon eine ganze Weile. „Hi, Harry. Frohes Neues.", antwortet Ian als Erstes. „Wie war dein Weihnachten." – „Ich war in New York bei meiner Familie, es war toll.", lächelt er. „Und wie war's bei euch?" Einige antworten, ich nicht. Wir haben telefoniert, er weiß, wie mein Weihnachten war. Ich setze mich und fange an, mich umzusehen. Harry dreht sich um, dreht sich zu mir und einen Moment sieht er mich nur an. Mein Herz flattert und ich zwinge mich, ihn nicht auf der Stelle zu küssen und ihn an mich zu ziehen. Verdammt, fühlt es sich so an, verliebt zu sein?

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