16. Kapitel

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Okay, das wird schon. Ich kann das. In der EIHL habe ich doch auch schon Penaltys geschossen. Und auch in der NHL schon ein oder zwei mal. Ich sehe kurz zu meiner Mannschaft und sehe, dass Harry beide Daumen nach oben streckt. Ich sehe auf den Puck im mittleren Bully. Dann blicke ich den Goalie der Bruins an. Er ist gut. Aber ich kann das. Dann ertönt mein Signal, dass ich loslegen darf und sofort nehme ich Geschwindigkeit auf. Es geschieht so schnell, dass ich nicht einmal richtig merke, dass ich nach dem Schuss nur knapp einen Meter vor dem Tor, stolpere und auf dem Eis lande. Die Jungs kommen aufs Eis, Kenny zieht mich auf die Beine und erst da realisiere ich, dass die Scheibe im Netz gelandet ist. Breit grinsend steige ich in die Freunde meines Teams ein. Wir haben gewonnen; das bedeutet zwei Punkte mehr für uns!

Auf dem Weg zur Kabine fängt Drew mich ab. „Warte mal bitte kurz, Louis." Verwundert bleibe ich stehen und einen Moment später kommt Warren dazu. „Du warst verdammt gut heute." lobt Drew mich. „Danke." lächle ich. „Wir denken darüber nach, dich in der zweiten Reihe zu behalten." sagt Warren dann. „Also wenn Miller wiederkommt?" frage ich, um sicherzugehen, dass ich hier nichts falsch verstehe. Drew nickt. „Noch ist nichts beschlossen, wir möchten vorher mit Kenny sprechen, aber wenn du dich weiter so anstrengst... wer weiß." Ich sehe zu Warren und zögere, die Frage auszusprechen. „Es ist kein Versprechen." sagt er sofort. „Es soll nur ein Anreiz sein, dich weiterhin so anzustrengen." stellt er klar und geht dann. „Also... vielleicht... bald die erste Reihe?" frage ich Drew dann leise und dieser schmunzelt. „Es war so klar, dass du das fragst." meint er. „Das weiß ich noch nicht, aber wenn du dich weiter so ins Zeug legst, wird die Chance darauf definitiv nicht kleiner." Das ist eine ziemlich gute Antwort. Ich nicke zufrieden und gehe dann in die Umkleide. Die anderen sind schon fertig mit Duschen, aber ich werde heute nicht wieder darauf verzichten.

Als ich das Wasser gerade angemacht habe, kommt doch noch jemand in den Duschraum. „Ähm... hi?" verwundert sehe ich Harry an. Er sieht ziemlich unzufrieden aus. „Was ist los?" frage ich daher nur und er dreht sich zu mir um. „So ein Vollidiot meinte, sein Bier über mich kippen zu müssen, kurz nachdem ihr weg wart." erzählt er genervt. „Mit Absicht?" - „Nein, aber besser macht es das auch nicht. Hast du zufällig Shampoo für mich?" Ich werfe ihm die Flasche rüber und zwinge mich, meinen Blick oben zu halten. Kurz sieht er mich an. „Was ist?" - „Was soll sein?" - „Du stehst da, wie versteinert." erwidert er und schnell schüttle ich den Kopf. „Bullshit." Er antwortet darauf hin nicht. Verdammt, wieso müssen wir in diesem Moment auch die einzigen hier sein? Mir macht es nichts aus, wenn ich mit dem Team eine Gruppendusche teile, aber jetzt gerade ist es merkwürdig und als Harry mit geschlossenen Augen den Schaum aus seinen Haare wäscht, kann ich einfach nicht anders, als ihn anzusehen.

Heilige Scheiße. Er ist gut gebaut, trainiert, aber nicht so, dass es aussieht, als würde er im Fitnessstudio leben. Dann dreht er sich um und ich habe direkte Aussicht auf seinen Hintern. Ich kann nicht nicht hinsehen. Dieser Mann ist attraktiv, keine Frage. Und ich sollte ihn nicht so anstarren! Ich schlucke und lecke mir unbewusst über die Lippen. Da sieht er plötzlich über die Schulter und hebt eine Augenbraue. Ach fuck. „Gefällt dir was du siehst?" - „Ein besserer Spruch ist dir nicht eingefallen, was?" entgegne ich nur und wasche mir das Duschgel vom Körper. Ohne ein Anzeichen von Scham mustert er mich und ich spüre meine Haut fängt an zu prickeln, als sein Blick über sie gleitet. Die Stimmung schwingt schlagartig um und unsere Blicke treffen sich. Ein provozierender Ausdruck liegt auf seinem Gesicht, aber ich wende mich nicht ab; im Gegenteil. Ich erwidere das unscheinbare Lächeln und auch, wenn ich es nicht sollte, gehe ich damit auf sein Flirten ein. Dann aber poltert plötzlich irgendetwas in der Umkleidekabine und augenblicklich werde ich die Realität zurückversetzt. „Verdammt." murmle ich, stelle das Wasser ab und flüchte schon fast aus der Dusche.

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