Kapitel 49

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Mit einem Aufschrei fahre ich hoch und sehe mir gehetzt meine Umgebung an. Meine Haare und Sachen kleben mir dabei unangenehm am Körper und als ich feststelle, dass es wegen Schweiß ist und nicht wegen Blut entspanne ich mich wieder ein wenig. „Lija, es ist alles in Ordnung. Du hattest nur einen Alptraum und bist in deinem Zimmer." sagt Kaya beruhigend neben mir und ich drehe mich schnell zu ihr um. Tatsächlich sitze ich kerzengerade in meinem Bett und bin komplett mit dem Schweiß durchnässt, der durch den Horror meines Traums entstanden ist. „Scheiße, wie spät ist es?" frage ich Kaya seufzend und diese sieht auf den Wecker neben sich. „Halb 7."antwortet sie knapp und ich nicke nur. „Schlafen willst du sicher nicht mehr." fügt sie noch hinzu und ich nicke kurz. „Ich gehe lieber duschen." kommt es nur von mir, während ich versuche aufzustehen. 

Dabei verfängt sich mein Bein in der Bettdecke und ich lande unsanft auf dem Boden. „Vielleicht bleibe ich auch einfach so hier liegen." sage ich nach kurzer Zeit, in der ich vergeblich versucht habe mich aus der dummen Decke zu befreien. Kaya hilft mir schnell und zusammen gelingt es uns auch. „Geh duschen und wenn du wieder da bist erzählst du mir von deinem Traum." schlägt meine beste Freundin vor und ich nicke etwas betrübt. 

Ich mache noch einen kurzen Abstecher zu meinem Kleiderschrank und nehme mir die Sachen für heute raus. Da ich heute mal nicht trainieren will, weil Richard ja morgen angreifen will und ich meine Kräfte lieber schonen möchte, nehme ich mir seit langem mal wieder eine schwarze Jeans aus dem Schrank, dazu einen weißen Pullover mit dem Gesicht von Naruto und Unterwäsche und verschwinde im Badezimmer. Ich dusche mich ausgiebig, damit der ganze Schweiß von meinem Körper verschwindet und trockne anschließend meinen Körper und meine Haare. Nachdem ich mich angezogen habe sehe ich mich im Spiegel an. 

Meine grünen Augen sehen mir starr entgegen und im Moment kann ich nichts von meiner Freundlichkeit darin erkennen. Unter ihnen zeichnen sich trotz Schlaf dunkle Augenringe ab und ich seufze. Die Anderen werden sich über die Augenringe wundern, aber da ich mich nicht schminke muss ich eben damit leben. Ich kämme mir noch einmal schnell durch die Haare und putze meine Zähne, bevor ich zurück in mein Zimmer gehe. Kaya sitzt ebenfalls fertig geduscht und umgezogen auf meinem Bett. Wie lange war ich denn im Badezimmer? 

„Ziemlich genau eine Stunde." kommt es von Kaya und ich schüttle kurz meinen Kopf. Natürlich habe ich meine Gedanken laut ausgesprochen. Ich gehe zurück zu meinem Bett und lasse mich neben Kaya fallen, sodass ich zwar sitze, aber bei der kleinsten Berührung auch sofort umfallen würde. „Also dann, erzähl mal von deinem Traum." sagt meine beste Freundin ruhig, als hätte sie Angst mich zu verschrecken. Ich atme einmal tief durch und erzähle ihr meinen Traum haargenau, auch wenn ich anfangs wegen Kilian gezögert habe wollte Kaya dennoch alles wissen. „Kein Wunder das du so geschrien und geschwitzt hast. Außerdem weiß ich jetzt wenigstens, weshalb du mir im Schlaf eine geknallt hast." kommt es überraschend ungerührt von ihr und ich sehe sie verstört an, bis mir etwas einfällt. 

„Hattest du etwa auch einen Alptraum?" frage ich sie geschockt und sehe ihr in die blauen Augen, unter welchen sich ebenfalls Augenringe abzeichnen. „Ja, das hatte ich in der Tat. Er war deinem sogar sehr ähnlich, nur dass in meinem Noah von Harpyien getötet wurde." antwortet sie mir und auf meinem Körper breitet sich eine nicht zu übersehende Gänsehaut aus. „Was ist denn los?" fragt sie, als sie meinen Zustand bemerkt. „Mir ist ein Detail aus meinem Traum wieder eingefallen, den ich vergessen hatte zu sagen. Nachdem Liam seinen Vater getötet hat ist er Noah zur Hilfe geeilt, da dieser allein gegen drei Harpyien gekämpft hat." antworte ich und auch sie bekommt Gänsehaut. „Dummer Zufall?" fragt sie hoffnungsvoll und sieht verunsichert zu mir. „Ich hoffe es." antworte ich nur und werde das ungute Gefühl in meinem inneren keine Sekunde los. 

„Komm wir gehen in den Besprechungsraum, es gibt bestimmt Frühstück." sage ich und stehe auf, auch wenn ich keinerlei Hunger habe. Im Besprechungsraum angekommen sitzen da schon alle Erwachsenen, einschließlich die Schattenwesen, die zu unserer Unterstützung hergekommen sind und frühstücken. „Guten Morgen." sage ich gespielt gut gelaunt, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe und bekomme einstimmiges Gemurmel als Antwort. Kaya und ich haben uns kaum gesetzt, da werden wir schon mit besorgten Blicken gemustert. „Ist alles in Ordnung mit euch?" fragt der Inkubus mit sanfter Stimme und Kaya und wir sehen uns kurz an. „Alles bestens, wir hatten nur beide einen Alptraum." antworte ich und zwinge mir ein Lächeln auf. „Hast du deshalb vorhin geschrien?" fragt Hestia gewohnt verträumt und mustert mich für meinen Geschmack etwas zu lange. 

„Ja, da bin ich gerade aufgewacht." antworte ich seufzend und streiche mir übers Gesicht. „Du hast vom Kampf geträumt oder?" fragt einer der Basilisken und ich nicke. „Das haben wir beide, sogar mit Übereinstimmungen." antwortet Kaya an meiner Stelle und die Erwachsenen sehen überrascht zu uns. „Vielleicht eine Vorahnung?" fragt Penelope und wir werden blass. „Ich hoffe nicht." kommt es etwas gepresst von mir und meine Mutter sieht besorgt zu mir. „Was ist denn passiert?" fragt Maria mitfühlend und ich hebe meinen Blick. „Ich bin gestorben." antworte ich emotionslos und bekomme entsetzte Blicke aller Anwesenden, außer Kaya. Gerade als Mom ansetzen will etwas zu sagen geht die Tür auf und meine Augen weiten sich. Tyler betritt zusammen mit Vasco den Raum und ich kann nicht anders als aufzustehen, zu meinem Mate zu gehen und mich an ihn zu klammern, sicher zu stellen, dass er wirklich da ist. 

„Ist etwas passiert?" fragt er mich alarmiert und drückt mich etwas näher an sich. „Nur ein schlechter Traum." antworte ich und ziehe seinen Duft etwas ein, eine Mischung aus Wald und Pfefferminze. „Vasco, was führt dich so früh zu uns?" fragt Maria etwas verwirrt und ich löse mich leicht von ihm. „Mein Vater hat das Rudel verlassen und uns den Krieg erklärt. Er will morgen angreifen und lässt uns heute Zeit zur Vorbereitung, glücklicherweise wussten wir ja schon von seinen Plänen und sind dank euch bestens vorbereitet. Da er jetzt weg ist möchte ich euch alle gerne einladen mit mir in mein Gebiet zu kommen, euch wenigstens für heute nicht verstecken zu müssen." erklärt er uns und erntet überraschte Blicke. „Meinst du uns alle?" fragt Brandon, der Höllenhund und sieht Vasco aufmerksam an. „Ja, ich meine euch alle und wenn wir den Kampf morgen überstehen, dann wäre es mir eine Ehre, wenn ihr bleiben würdet." antwortet mein Mate und mir schießen Tränen in die Augen, auch die Schattenwesen sind sichtlich gerührt und sehen den jungen Alpha dankbar an. 

„Dann nehmen wir dein Angebot gerne an." sagt Penelope nach kurzer Stille und erhebt sich, wahrscheinlich um ihre Sachen zu packen. Natürlich folgt ihr Mate ihr sofort und die Beiden sind schnell aus dem Raum verschwunden. Auch alle anderen machen sich auf den Weg und Vasco folgt mir in mein Zimmer. Er sieht sich etwas um und sein Blick bleibt an dem Bild von ihm hängen. „Das war das erste Bild, dass ich hier gemalt habe. Ich hab dich wirklich vermisst, aber nach einem Blick darauf ging es mir besser." sage ich, während ich einige wenige Sachen in einen Rucksack packe, schließlich habe ich genug Sachen zuhause bei Alec und Amelie. „Es sieht echt toll aus. Du hast echt Talent." kommt es lächelnd von ihm und ich stelle mich neben ihn, da ich fertig bin mit packen. „Wenn du möchtest kannst du es haben, schließlich muss ich dich jetzt nicht mehr vermissen." sage ich schmunzelnd und er dreht sich zu mir und nimmt mich in den Arm. 

„Amelie hat deine Sachen zu mir gebracht, damit du bei mir wohnen kannst. Das ist doch in Ordnung oder?" fragt er angespannt, aber ich löse mich nicht von ihm. „Dann schlafe ich wohl heute bei dir." kommt es neckend von mir und ich spüre wie Hitze in ihm aufsteigt. „Sieht wohl so aus." antwortet er und seine Stimme ist etwas tiefer als normalerweise. Er löst sich etwas von mir und sieht mich an. Seine Hand legt sich sanft an meine Wange und ich schmiege mich automatisch in diese. „Ich hoffe du bist nie wieder solange von mir entfernt." kommt es leise von ihm und er hält meinen Blick mit seinen dunklen Augen gefangen. „Das würde mein  Herz nicht aushalten." hauche ich ihm entgegen und er kommt mir mit seinem Gesicht näher. Fast automatisch stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um ihm etwas entgegen zu kommen und schließe meine Augen. 

Kurz bevor sich unsere Lippen treffen klopft es an der Tür und ich zucke zusammen, während Vasco sich langsam und etwas genervt umdreht. Tyler öffnet die Tür und sieht zu uns. „Wir wollen los. Kommt ihr?" fragt er, geht aber schnell wieder als er den Blick seines Bruders sieht. „Gehen wir." sagt er und nimmt meine Tasche. Etwas enttäuscht folge ich ihm nach draußen, aber ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht bei dem Gedanken wieder nach Hause zu kommen und bei Vasco sein zu können. 

Erwachen des FuchsesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt