Kapitel 44

2.1K 84 9
                                    


„Weist du wo wir jetzt hin müssen?" fragt Sophie, während ich noch versuche richtig auszumachen wo ich überhaupt bin. Wir stehen in einer dunklen Gasse und ich wundere mich wirklich über meine Freundin. „Warum hast du uns in so eine abgelegene Gasse gebracht? Die Menschen hier in Los Angeles wissen doch mehr als genug über das Übernatürliche, die würde es nicht mal stören, wenn wir mitten in der Stadt auftauchen würden." kommt es verwundert von mir, ohne auf ihre Frage einzugehen. „Ich fand es so dramatischer." antwortet sie und ich schüttle etwas den Kopf. Wenigstens regnet es hier nicht so wie bei uns. „Lass und erst einmal aus der Gasse raus, dann kann ich dir sicher auch sagen wo wir lang müssen." sage ich und mache mich schon mal auf den Weg weg von hier. Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich hier im Dunkel der Seitengasse mehr als unwohl. 

Sophie folgt mir auf dem Fuße und wir sind schnell an einer belebteren Straße. Als ich erkenne, wohin Sophie uns gebracht hat kann ich nicht anders als erst einmal zu lachen. „Ernsthaft, der Rodeo Drive?" frage ich amüsiert und sie zuckt nur grinsend die Schultern. „Hier wollte ich schon immer mal hin." antwortet sie mir und ihre Augen strahlen richtig. „Vergiss nicht. Erst die Arbeit und dann das Vergnügen." kommt es von mir und sie verdreht etwas die Augen. „Ich kann aber nicht meckern, schließlich sind es laut meinen Angaben von hier aus nur noch circa 10 Minuten bis wir bei Matilda sind." füge ich hinzu und sie seufzt. „Dann bringen wir es schnell hinter uns. Ich will noch ein bisschen Sightseeing machen." jammert Sophie und folgt mir wieder, da ich schon mal los gelaufen bin. 

„Wenn das Gespräch gut verläuft, dann haben wir doch noch Zeit uns etwas umzusehen. Ich muss zugeben, dass ich auch neugierig bin." entgegne ich ihr und kann förmlich ihr Grinsen in meinem Rücken spüren. „Wie sieht es eigentlich bei dir und Vasco aus? Die Frage brennt mir schon seit längerem unter den Fingernägeln." fragt Sophie zögernd und ich sehe kurz auf den Boden. „Wie soll es schon laufen? Wir haben ja kaum Zeit richtig miteinander zu reden. Sehen tun wir uns zwar, aber es fühlt sich trotzdem so an, als wäre er weit entfernt von mir. Ich will ja für ihn da sein, vor allem wegen der Sache mit seinem Vater, aber ich kann nicht mit zum Rudel wegen Richard und er kann nicht bei mir bleiben wegen seinen Verpflichtungen als Alpha. Es ist gerade äußerst schwierig und kompliziert." antworte ich und fühle mich etwas schwermütig. 

„Wenn der ganze Stress vorbei ist, wirst du dich dann gleich markieren lassen?" fragt sie mit einem leicht dreckigen Grinsen im Gesicht, sodass ist rot anlaufe und versuche nach ihr zu schlagen. Dies lässt sie allerdings kalt und sie lacht mich nur aus. Ich ignoriere sie und ihre Frage und laufe etwas schneller. „Die Frage war gar nicht so dumm. Willst du das?" „Du weißt genau, dass ich mich nicht sofort von meinem Mate markieren lassen wollte." „Es wäre ja nicht sofort. Ihr kennt euch ja schon fast 5 Jahre und außerdem seit ihr doch schon eine Weile Mates." „In diesen 5 Jahren hat Vasco kaum ein Wort mit mir gewechselt, ergo kennen wir uns gar nicht und außerdem haben wir uns seitdem wir Mates sind kaum gesehen." „Schwache Ausreden." „Siehst du Akira ist auf meiner Seite." „Jetzt fall du mir nicht auch noch in den Rücken." 

Natürlich ist es nach meiner letzten Aussage still und als wir bei Matilda ankommen bin ich etwas genervt. „Das ist ihre Unterkunft, ist ja mal cool." sagt Sophie begeistert und ich sehe mir erst jetzt das Gebäude an. Es ist eine Los Angeles Luxusvilla und ich unterdrücke den Drang meine Augen zu verdrehen. Warum müssen so viele Oberhäupter bei der Wahl ihres Zuhauses nur so übertreiben? Wir gehen auf das Tor zu und ich bestätige die Klingel. Ohne das Sophie oder ich etwas an der Gegensprechanlage sagen öffnet sich das Tor und wir treten vorsichtig ein. Am Eingang der Villa steht ein mittelalter Mann, dessen Haare schon langsam ergrauen. Er öffnet uns wortlos die Tür und führt uns durch den Flur. 

Kommt mir nicht gerade sehr gastfreundlich vor, aber mir soll es recht sein. Vor einer großen golden gestrichenen Tür bleibt er stehen und klopft an. Obwohl ich von innen nichts hören kann scheint er ein Signal bekommen zu haben, denn er legt seine Hand auf die silberne Türklinke und drückt diese nach unten. Wir betreten den Raum und ich verkneife mir wieder ein Augenrollen. Das Zimmer ist riesengroß und voller antiker Möbel, teuren Gemälden und seltsamen Skulpturen, welche denke ich auch nicht billig sind. In der Mitte steht ein einziger Tisch aus Mahagoni, an welchem eine rothaarige Frau sitzt, welche uns etwas genervt ansieht. „Wenn ich mir die so ansehe, dann will ich die gar nicht warnen." „Ich bin auch kein Fan, aber es soll kein unschuldiges Blut vergossen werden." 

Wir gehen auf die Frau zu und ich will schon etwas sagen, werde aber schon im Ansatz aufgehalten. „Ihr seid bestimmt Lija und Sophie. Weshalb wollt ihr meine wertvolle Zeit in Anspruch nehmen?" fragt sie herablassend und ihr Blick sagt dabei deutlich aus, dass wir für sie nichts weiter als störend sind. „Wir wollen Sie über etwas wichtiges in Kenntnis setzten. Sie sind in Gefahr und..." weiterkommt Sophie nicht, welche als Teil Hexe lieber sprechen wollte, da sie meine Freundin mit einem abfälligen schnaufen unterbricht. „Ich bin eine Hexe, wenn etwas bedrohliches bevorstehen würde, dann hätte ich es gesehen." sagt sie genervt und sieht nicht einmal von den Akten vor sich auf, welche sie durchliest und gelegentlich unterschreibt. 

„Es ist wirklich wichtig, wir können es auch beweisen. Wir sind..." wieder unterbricht sie Sophie und ich spüre, wie mein Blut beginnt zu kochen. „Ich habe keine Zeit für einen solchen Schwachsinn. Ihr blöden Köter immer mit eurem Gefasel von Gefahr. Habt ihr keine Ahnung wie begabt Hexen sind und was sie alles können?" fragt sie aufgebracht und ich kann mich nicht mehr beherrschen. Ich schlage mit beiden Händen auf den Tisch vor mir und sehe der Hexe zornig in die Augen. „Wagen Sie es nicht so abfällig über mein Volk zu sprechen. Außerdem weiß ich sehr wohl wozu fähige Hexen im Stande sind, schließlich bin ich mit einer hier hergekommen um Sie zu warnen, aber mittlerweile weiß ich nicht mal, ob Sie es überhaupt wert sind gewarnt zu werden. Die Einzigen die mir Leid tun sind die Hexen und Hexer, die Sie zur Anführerin haben, denn sie werden den Kampf nicht kommen sehen und sterben und das alles nur, weil Sie zu eingebildet sind uns zuzuhören." speie ich Matilda entgegen und sie sieht mich fassungslos an. 

„Komm mit Sophie, wir sind hier fertig." füge ich noch hinzu und wir wenden uns schon zum Gehen. „Wartet, was habt ihr mir zu sagen?" fragt die Hexe kleinlaut und wir drehen uns wieder um. „Richard Young der ehemalige Alpha des Moonlight Rudels will die übernatürlichen Wesen Nordamerikas unterjochen. Dafür arbeitet er mit Jägern und Schattenwesen zusammen." erklärt Sophie ihr ruhig, während ich immer noch sauer bin. „Weshalb kann ich sein Vorhaben nicht sehen?" fragt sie mehr sich selbst, als uns. „Er hat mindestens einen Leviathan auf seiner Seite und so weit ich weiß können diese doch die Fähigkeiten von Hexen abblocken und somit unentdeckt bleiben." antworte ich ihr, auch wenn sie keine Frage direkt an uns gestellt hat und sie sieht mich erschrocken an. 

„Weshalb habt ihr den Kontakt zu mir gesucht? Ich kenne euch doch gar nicht und habe nichts mit euch zu tun." kommt es wieder verwirrt von der Frau und man kann ihr das Unbehagen noch immer ansehen, welches durch meinen Ausbruch hervorgerufen wurde. „Wir wollen einfach nicht, dass unschuldiges Blut vergossen wird." antwortet Sophie und die Hexe nickt, während sie sich in ihren Stuhl zurück fallen lässt. „Ihr sagtet, dass ihr Beweise habt. Könnte ich die bitte noch sehen?" fragt sie wieder mit etwas festerer Stimme und Sophie steht auf und hält ihr die Hand entgegen, welche Matilda ergreift. 

Die Übertragung von Erinnerungen funktioniert bei Hexen so viel leichter. Es dauert nicht einmal 5 Minuten und die Hände der Beiden trennen sich wieder voneinander. „Ich werde die Mitglieder meines Zirkels warnen und sich vorbereiten lassen." sagt sie wieder mit fester, aber nicht unerbittlicher Stimme. "Ein Alpha aus der Nähe hat sich bereit erklärt sich euch für den Kampf anzuschließen. Wir rechnen nämlich damit, dass ihr ehr von dem Leviathan und Drachen angegriffen werdet, schließlich wirken eure Angriffszauber bei ihnen kaum." sage ich und sie nickt mir zu. „Das ist sehr nett. Sagt ihm bitte, dass ich dankbar für seine Hilfe bin." kommt es von ihr und ich kann sehen, wie dem Mann der uns hier rein gebracht hat fast die Augen aus dem Kopf fallen, weil sie plötzlich so nett ist. „Das werden wir tun. Das war auch schon alles, wir werden ihre kostbare Zeit nun nicht länger in Anspruch nehmen." sagt Sophie und ich muss mir deutlich das Lachen verkneifen. 

Nach dieser Aussage verabschieden wir uns und gehen. Wieder vor dem Tor der Villa angekommen fangen wir erst einmal an zulachen. „Das war ja mal sagen wir interessant. Wo wollen wir jetzt als erstes hin zum Sightseeing?" kommt es immer noch halb lachend von Sophie und ich denke kurz nach. „Walk of Fame?" frage ich und keine 2 Sekunden später machen wir uns schon auf den Weg.

Erwachen des FuchsesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt