Home alone

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Ich nahm mir ein Taxi zum Flughafen und vor Ort bat ich um einen früheren Flug. Die junge Frau vom Bodenpersonal sah daß ich geweint hatte und sagte mitfühlend: "Doch so schlimm ?" Ich nickte leicht. Sie sah in ihren Computer und meinte dann: "Ich habe hier nur noch einen freien Platz in der Business Class, der Flug geht schon in einer halben Stunde und Sie müssen sich beeilen um noch rechtzeitig ans Gate zu kommen." Sie tauschte mein Economy-Ticket gegen das Business Class Ticket um und zwinkerte mir verschwörerisch zu. "Jetzt aber los" sagte sie und ich sah sie dankbar an. Ich drehte mich um und rannte ans Gate. Während ich so lief dachte ich bei mir selbst Ich renne buchstäblich vor ihm davon - was mir schon wieder die Tränen in die Augen trieb. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig und als ich auf meinem Platz saß tippte ich kurz eine SMS an David ins Handy: Ich bin OK - bitte sucht mich nicht. 

Den kurzen Flug quer über's Land überstand ich nur mit Mühe ohne zu Weinen. Mir war kotzübel und ich hatte so ein Gefühl, daß dies sehr lange so bleiben würde. Am Flughafen nahm ich mir ein Taxi und liess mich nach Hause bringen. Einerseits war es schön, andererseits hätte ich mir gewünscht daß ich es Harry hätte zeigen können. Ich öffnete die Tür und schob erst mal die ganze Post beiseite. Das meiste war ohnehin Werbung die ich gleich wegschmiss, dann noch 2 Rechnungen die ich an den Kühlschrank heftete. Ich öffnete überall die Türen und Fenster und ließ frische Luft und die hellen Sonnenstrahlen rein. Mit einem Blick auf den Anrufbeantworter sah ich daß mich noch  niemand angerufen hatte - wahrscheinlich merkten sie bald daß ich weg war. Es war noch früher Vormittag. Ich zog mich bis auf den Slip aus und wanderte im Haus herum. Es gab nichts zu tun, Tamy hatte nochmal ordentlich sauber gemacht bevor sie aufgebrochen war. Ein Blick im den Kühlschrank sagte mir daß ich einkaufen gehen müßte. Ich nahm mir ein Bier und schlug die Tür wieder zu. Was solls ich hatte sowieso keinen Hunger. 

Ich stellte das Radio an und legte mich mit meinem Bier auf die Veranda. Der Alkohol machte mich schläfrig, sowieso hatte ich diese Nacht recht wenig Schlaf gekriegt also schlief ich in der Sonne ein. Das Telefon riss mich aus dem Schlaf. OK jetzt ging es los. Es war David der mich aufforderte ihn sofort zurückzurufen wenn ich seine Nachricht abhörte.. Wirklich in Abständen von 5 Minuten klingelte das Telefon. Tamy: bitte ruf mich zurück ich mache mir Sorgen. Eleanor: hey was ist denn los ? Ist irgendwas passiert ? Ruf mich zurück. Liam: Hey geht's dir gut ? Du bist einfach abgehauen, wir machen uns Sorgen um dich. Der einzige der nicht anrief war Harry. Das konnte ich ihm wohl nicht verdenken oder ? Wäre ich an seiner Stelle gewesen: ich hätte ihn gehasst bis an mein Lebensende. Mir wurde klar, dass ich hier nicht bleiben konnte. Tamy und auch alle anderen würden bereits morgen zurück fliegen. Was sollte ich tun wenn sie plötzlich in der Tür standen ? Ich mußte mit meinen Gedanken alleine sein. Gegen Abend entschloss ich mich im Rainbow vorbei zu schauen, vielleicht brachte mich das auf andere Gedanken. Ich ging also duschen, zog mir frische Jeans und T-Shirt an und rief mir ein Taxi. Ich hatte bereits 3 Bier getrunken, konnte zwar noch grade laufen und normal sprechen aber ich wollte nicht mehr fahren. Als ich beim Rainbow ankam begrüßte mich der Türsteher - Artie - begeistert. "Hey Kleines - du warst ne Weile nicht hier." sagte er. "Hab' gehört was du so getrieben hast, war ne nette Abwechslung oder?" " Ja, war es" lächelte ich und ging rein. Der Barkeeper der Abends immer hier war - Rick - begrüßte mich ebenfalls erfreut. "Na sieh mal einer an, welch Glanz in meiner Hütte" grinste er. "Ich freu mich auch dich zu sehen Rick". Ich erzählte ihm ein wenig was so passiert war - ohne die pikanten Details. Es kamen noch ein paar Leute die ich kannte und wir redeten eine Weile. Ich trank ein Bier nach dem anderen und irgendwann fragte Rick: "Hey.....denkst du nicht du hast genug ?!" "Gib mir noch ein Bier Rick oder soll ich dich erschießen? sagte ich - was eigentlich scherzhaft gemeint war aber doch eine Spur zu Ernst rauskam. Seufzend öffnete er noch eine Flasche und schob sie mir hin. Um ca. vier oder fünf morgens fuhr ich mit dem Taxi wieder nach Hause. Ein Blick auf den Anrufbeantworter zeigte mir 40 neue Nachrichten. Scheiße verdammt. Ich hörte jede nur kurz um die Stimmen zu erkennen, keine war Harry's. 

Wankend stolperte ich die Stufen zu meinem Schlafzimmer hinauf. den Koffer hatte ich heute Mittag einfach hierhin geschmissen, dabei war er aufgegangen. Ich hatte dem keine Beachtung geschenkt, aber als ich jetzt darauf kuckte fiel mir ein T-Shirt ins Auge. Ich entledigte mich meiner Klamotten und nahm dieses T-Shirt hoch. Ich hatte recht, es war von Harry. Mit tränenden Augen zog ich es über. Ich legte mich ins Bett und sog den Geruch von Harry ein. Dann wurde ich richtig von Weinkrämpfen geschüttelt.  Irgendwann mußte ich dann eingeschlafen sein. Ich erwachte mit furchtbaren Kopfschmerzen. Nachdem ich die neuen Nachrichten kurz gecheckt hatte - eine davon von David in der er mir drohte mich polizeilich suchen zu lassen - wieder nichts von IHM - ging ich in die Küche. Kopfschmerzen vertrieb man am besten mit einem Bier also holte ich mir eines aus dem Kühlschrank. Ich trank es noch während ich mich fertig machte ganz aus. Danach packte ich eine kleine Tasche mit dem nötigsten, setzte mich ins Auto und fuhr in die Stadt. Es gab da ein kleines Motel in dem wir manchmal Informanten unterbrachten. Darin nahm ich mir ein Zimmer. Ich mußte mich zumindest bei Tamy und David melden also verfasste ich eine SMS und schickte sie beiden gleichzeitig: Bitte ruft mich nicht mehr an. Mir geht es gut aber ich muß erst mal mit mir selbst klar kommen. Ich liebe euch.

So verbrachte ich 5 Tage nur mit mir alleine. Ich aß so gut wie nichts, trank dafür umso mehr. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, sämtliche Boulevard-Zeitungen zu kaufen in denen ich Harry entdeckte. Seit seiner Rückkehr nach England kamen wirklich jeden Tag neue Bilder von ihm in den Zeitungen. Harry mit diesem Mädchen, mit jenem Fotomodell, mit irgendeiner unbekannten Schlampe. OK - er hatte sein altes Leben also wieder aufgenommen. Warum auch nicht...ich hatte ihn weggeworfen wie Müll. Ich fühlte mich beschissen und wünschte mir manchmal allen Ernstes ich würde einfach tot umfallen. Am 7 Tag hielt vor meinem Zimmer ein Auto. Jemand klopfte an meine Tür: "Fabie mach auf, ich weiß dass du da drin bist!" David - er hatte mich also gefunden. Ich stolperte an die Tür und öffnete sie. "Oh mann - du stinkst wie eine ganze Brauerei" sagte er als erstes. "Ja, ich freue mich auch dich zu sehen". Er sah mich tadelnd an. "Wie hast du mich gefunden?" sagte ich leise. Er hob mein Handy in die Luft und wackelte damit. Klar...GPS. "Ich hatte dich schon am 3. Tag gefunden, ich wollte dir aber noch ein wenig Zeit geben.". "Tamy ist nicht zu Hause, ich bringe dich jetzt also wieder heim. Ich weiß sowieso nicht wie du es in diesem stinken Loch hier aushälst" meinte er. Er packte meine Tasche und sah kopfschüttelnd die ganzen Zeitungsausschnitte an. "Wieso tust du dir das an Zauberlehrling ?" Ich lies mich wortlos von ihm ins Auto setzen und wir fuhren nach Hause. "Du gehst jetzt Duschen und ich mache dir was zu Essen". Mein leises protestieren wehrte er sofort ab: "Du isst was und wenn ich dich zwangsernähren muß" sagte er wütend. "Wenn du nämlich noch mehr abmagerst kann ich dich als Windfähnchen hinter mir herziehen". 

Ich ging duschen während er mir etwas zum Essen machte. Als ich aus der Dusche stieg hörte ich ihn leise telefonieren: "Ja, ich habe sie da raus geholt. Es geht ihr gut. Mach dir keine Sorgen, ich bleibe die nächsten Tag bei ihr. Nein.....Tamy....nein...du mußt arbeiten und sie versteht das mit Sicherheit auch. Ich passe auf sie auf okay ? Ja ist gut....mhm.....okay." Er beendete das Gespräch. 

Ich zog schon wieder Harrys T-Shirt über. Er rümpfte die Nase als er daran roch. "Hast du nichts frisches mehr im Schrank ?" "Doch,...aber ich will nichts anderes anziehen". Ich aß das Rührei mit Schinken daß er mir gemacht hatte und eine Scheibe Toast dazu. Danach ging ich ins Schlafzimmer und legte mich ins Bett. Irgendwann kam er rein und fragte: "Stört's dich wenn ich 2 oder 3 Tage bei dir bleibe ? Ich hab uns im Departement noch für eine Woche frei stellen lassen, aber dann sollten wir mal langsam wieder ein paar böse Jungs fangen gehen." Ich nickte und drehte mich auf die Seite. Ich fing schon wieder an zu weinen. Er kam an mein Bett, legte sich neben mich und nahm mich in den Arm. "Es tut mir so leid" flüsterte er.

Hopeless LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt