Versöhnung

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Am nächsten Tag erwachte ich mit tierischen Kopfschmerzen. Die schob ich auf die heftige Auseinandersetzung die ich gestern Abend mit Harry hatte. Ich schnupperte: roch ich da etwa Kaffee? Ich mußte lächeln, er hatte extra Kaffee besorgt? Das sah schon ein wenig nach schlechtem Gewissen aus. Ich erhob mich aus dem Bett und fasste mir an den Kopf. Scheiße, das würde ein Tag geben! Ich zog Harry's Morgenmantel über und schlüpfte noch in dicke Socken. Hier war eigentlich warm aber irgendwie fror ich trotzdem. Mit wacklingen Beinen ging ich hinunter.

Er saß am Küchentisch, mit der Zeitung vor sich, blickte aber zum Fenster raus. Als er mich kommen hörte wandte er mir den Kopf zu. "HI" lächelte er vorsichtig. "Guten Morgen" sagte ich leise und setzte mich zu ihm. Wortlos schenkte er mir einen Kaffee ein: "Ich hoffe er schmeckt" meinte er dann. Vor mir auf dem Platz stand bereits ein Brötchen mit Honig, mittlerweile wußte er wohl was ich morgens gerne aß. Ich versuchte einen Bissen aber es kratzte furchtbar im Hals und außerdem hatte ich nicht so richtigen Hunger. Aber er hatte sich solche Mühe gegeben, daß ich nicht allzu hart mit ihm ins Gericht gehen wollte. Einzig der Kaffee tat gut weil er mich von Innen wärmte. Ich trank schweigend meinen Kaffee, merkte aber daß er mich die ganze Zeit forschend ansah.

"Es tut mir leid wegen gestern abend" sagte er auf einmal. Als ich nichts dazu sagte sprach er weiter: "Ich hab' einfach rot gesehen. Das war so echt....." er stockte und setzte von neuem an: "Ich mußte zusehen, wie der Typ dich angefasst hat so als würde er dich lieben. Und du hast ihn ebenfalls angesehen als ob dir das was bedeutet". Ich antwortete müde: "Ich hatte dir gestern Abend schon erklärt, daß das so aussehen soll. Ist dir mal in den Sinn gekommen," sagte ich jetzt ihm direkt in die Augen schauend: "daß ich zum Beispiel den Text von 'Personal' auf uns beide bezogen hatte? Ich habe meine Erfahrungen mit dir damit eingebracht". Ich war so müde...ich konnte nicht mehr mit ihm sprechen. "Harry, macht's dir was aus wenn wir das auf später vertagen?" Ich wollte aufstehen und er nahm meine Hand, diesmal zärtlich und nicht wie am Abend zuvor am Handgelenk zupackend.

Er sah mich erschrocken an und legte mir dann die Hand auf die Stirn. "Süße du glühst ja! Warum sagst du denn nichts ?" "Ich friere" sagte ich und zitterte heftig. Er schüttelte den Kopf und lief mit mir ins Schlafzimmer. Ich war kaum auf der Matratze und war weggetreten. Ich wachte auf weil mir eiskalt war und spürte daß Harry im Zimmer war. Ich klapperte mit den Zähnen: "K...k...kannst d..d...du m....m...mir n...n...noch eine D...D...Decke bringen?" Ich hörte ihn die Treppen runterflitzen und sofort wieder rauf, dann konnte ich spüren daß er mir etwas überwarf. Es war die dicke Kuscheldecke vom Wohnzimmer. Es wurde ein wenig wärmer und ich seufzte. Ich legte mir selbst die Hand ans Gesicht und merkte, dass ich nass war vor Schweiß. Na toll - Schüttelfrost dachte ich. "Bist du noch da?" flüsterte ich, im Zimmer war es nahezu dunkel. Er tauchte neben dem Bett auf und kniete sich davor hin. "Hey" sagte er liebevoll. "Harry du mußt nicht..." mein reden wurde durch einen sehr starken Hustenanfall unterbrochen. Ich hörte mich beim atmen selbst rasseln.

"Ich muß nicht" sagte er zärtlich und nahm meine Hand "aber ich will bei dir bleiben". sagte er. "Danke" flüsterte ich noch und war schon wieder eingeschlafen. Irgendwann wurde ich wach, er stand im Zimmer und telefonierte: "Ja....mhm....okay Mum mach ich. Bis dann". Als ich ihn ansah meinte er: "Meine Mum und ich halten es jetzt wirklich für besser, wenn ich einen Arzt rufe." Ich wollte protestieren, war aber einfach zu kraftlos. "Fabie du hast hohes Fieber und außerdem hört sich deine Lunge an wie ein zusammengeschrumpelter Gartenschlauch. Du hast sowieso wenig Luft, willst du die auch noch verlieren?" Ich nickte leicht: "OK". Ich hörte wie er wieder telefonierte und kriegte mit halbem Ohr mit, als er dem Arzt auch meine Vorgeschichte erzählte. "Er ist in spätestens einer Stunde hier"  sagte er mir und legte sich neben mich auf's Bett. "Mußt du nicht arbeiten?" fragte ich ihn. "Das hat Zeit" sagte er nur. Ich war zu schlapp um zu reden, drehte mich aber auf die andere Seite und kuschelte mich an ihn. Es war mir jetzt egal ob wir immer noch böse aufeinander waren, ich brauchte nur seine Nähe. Er streichelte mir eine ganze Weile über die schweißnassen Haare und ich wäre fast schon wieder eingschlafen als es klingelte. "Das ist bestimmt der Doc" sagte er und ging um die Tür zu öffnen.

Hopeless LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt