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Es klopfte. "Herein!" Maddies Stimme war kaum zu vernehmen. Dennoch öffnete sich die Tür einen Spalt. Ein blonder Schopf steckte sich durch den Spalt. "Heyy! Darf ich reinkommen?" "Natürlich.", antwortete der Hufflepuff. Ihre Stimme war heiser. Der Tränenfluss versiegte nur selten und ihr war schlecht. Draco schloss die Tür hinter sich und setzte sich  auf das Bett. Sanft streichelte der Slytherin das rote Haar. So schwiegen die Jugendlichen einander an. Maddie lag ausgestreckt auf der Bettdecke und hatte das Gesicht in ihrem Kissen vergraben; Draco sitzend daneben. "Missi, es gib gleich Abendessen! Ich wollet dich holen kommen." "Das ist lieb!" Die Siebtklässlerin drehte den Kopf. "Aber ich hab keinen Hunger." Doch Draco ließ nicht locker. "Das kann ich nicht akzeptieren!", entgegnete er. "Du hast seit Freitag nichts mehr gegessen und wir haben Sonntag! Du musst etwas essen. Wenn es auch nur einbisschen ist, aber du musst essen. Mir zu liebe!" Nun setzte Maddison sich auf. "Ich kann nicht, Draco! Mir ist schlecht. Mir ist seit Tagen sooo schlecht.", krächzte der Hufflepuff mühevoll. Entschlossen stand der Fünftklässler auf. "Dann gehen wir zu Madam Pomfrey! Sie sollte einen Blick auf dich werfen. Ich begleite dich." Der Tonfall in seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Maddie hatte auch überhaupt keine Kraft, um sich ihm zu widersetzen. Träge richtete der Rotschopf sich auf, schlüpfte in ein Paar Schuhe und schlürfte neben Draco her. Fürsorglich legte der Slytherinjunge seine Arme um die Schulter seiner Freundin. "Alles wird gut!", flüsterte er ihr ins Ohr, während er Maddison aus dem Schlafsaal führte.

"Es tut mir leid, meine Liebe! Mit Medikamenten kann ich dir leider nicht helfen.", erklärte die Krankenschwester der Schülerin. Draco zog die Brauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Deine Beschwerden sind nicht wirklich körperlich auch wenn es sich so anfühlt." "Das kann nicht sein! Mir ist seit zwei Tagen übel; ich hab Schwierigkeiten mit dem Atmen; ich bin heiser und mein Kopf pocht.", erwiderte Maddison mit der rauen Stimme. Die Verzweiflung zeichnete sich deutlich auf dem Gesicht des Mädchens ab. "Ich weiß, Liebes! Aber ich kann dir, das ganz einfach erklären. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du Liebeskummer hast. Ist das wahr?" Bedrückt nickte das Hufflepuffmädchen. "Dann wundert es mich nicht, dass du dich so fühlst. Bei Liebeskummer ist Übelkeit und Atemnot nichts Ungewöhnliches! Die Kopfschmerzen kommen von deinem Flüssigkeitsdefizit. Du solltest etwas essen und viel Trinken! Jeden Tag zwei Liter." Maddie nickte und bedankte sich. Danach verabschiedeten sich die beiden Schüler freundlich und begaben sich zu der Großen Halle.

Lustlos schob die Rothaarige das Essen auf ihrem Teller hin und her. Hermine, Hana, Draco, Ginny, Neville und Luna versuchten ihre Freundin immer wieder in ihre Gespräche zu verwickeln. Jedoch war Maddison derart wortkarg, dass es beinahe unmöglich war. Aber die Schüler dachten nicht einmal im Traum daran ihre Mitschülerin und Freundin aufzugeben. Aufgeben befand sich nicht mal in ihrem Vokabular! Während des Essen kickte Hermine Draco unter dem Tisch und deutete mit ihren weit aufgerissenen Augen auf den Rotschopf neben ihr. Die acht Freunde hatten sich zuvor darauf geeinigt, dass Draco von allen den Besten Draht zu Maddie hat und gleichzeitig behutsam mit ihr umgehen kann, was ihnen wichtig war angesichts Maddisons mentalen Zustand. "Schmeckt es dir nicht, Mads?" Draco hatte die Stimme gesenkt, um bei Maddie den Anschein zu erwecken, dass die Anderen nicht so viel von ihrer Nahrungsaufnahmeverweigerung mitbekamen. Natürlich war es nicht so, denn die Jugendlichen waren wirklich aufmerksam, wenn es um einander ging! "Ich hab keinen Hunger.", wiederholte sie, wie sie es zuvor gesagt hatte. "Nimm nur ein paar Happen zu dir und ich verspreche, ich lasse dich dann für heute in Ruhe!", versicherte der Slytherin dem abwesenden Hufflepuffmädchen. "Von mir aus!", gab Maddison nun endlich nach und zwang sich dazu eine Gabel von dem Essen zu nehmen. Ermutigend lächelte Draco Maddie zu. Ein schwaches Lächeln spiegelte sich nun auch Maddies Lippen. Für den Rest des Abendessens schwieg Maddison.

Diese Situation hatte sich nur zwei Tage nach der Trennung abgespielt. Eine Woche zog ins Land und Maddie konnte ihren Alltag langsam aber sich aufnehmen. Sie fühlte sich nach wie vor elend, doch die Unterstützung und Ablenkung durch ihrer Freunde half ihr wieder auf die Beine und eine neue Beschäftigung lenkte das rothaarige Mädchen wieder in geregelte Bahnen, auch wenn ihr gebrochenes Herz zenterschwer wog.

"Kannst du bitte den Abschlusssong von letzter Woche spielen?", fragte eine Erstklässlerin mit Bambiaugen. Sie war ein Ravenclaw und auch sie hatte ihre Erfahrungen mit Umbridge gemacht. Genauso wie alle anderen Erst- bis Drittklässler, die mit Maddison in der Großen Halle saßen! Einige Schüler hatten nach dem Desaster mit Chiara Kobe Maddie darum gebeten ihnen zu helfen, damit umzugehen. Durch puren Zufall wurde daraus eine Musiksession. Sie sangen, sprachen, hörten zu... Es war entspannt, ausgelassen und schien den Schülern wirklich zu helfen! "Meinst du A Little Too Much?", hakte Maddison nach. Die Erstklässlerin nickte. Dabei leuchtete ihre braunen Augen. "Gerne doch, Claire." Ein sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Hufflepuffs, als sie das Lied anstimmte. "She would not show that she was afraid/ But being and feeling alone was too much to face/ Though everyone said that she was so strong/ What they didn't know is that she could barely carry on/ But she knew that she would be okay/ So she didn't let it get in her way..." Nach und nach stiegen die Schüler mit ein und die Halle war erfüllt. Das war einer der wenigen Momente, in denen es Maddie gut ging und sie nur die Musik und die Energie ihrer Mitmenschen fühlte.

Betrübt schlenderte George in der zwischen Zeit durch die Gänge des Schlosses. Er war rastlos, verloren und einfach nur schlecht gelaunt! Plötzlich hörte er Gesang aus der Großem Halle und folgte den Stimmen. Eigentlich hätten George die komplette Gruppe sehen müssen, jedoch nahm er ausschließlich Maddie war. Ihre Augen. Ihr Lächeln. Ihre Stimme. Ihren Gesang... George hatte keine Ahnung gehabt, dass seine Ex-Freundin auch ein musikalisches Talent war! "Ich vermisse dich!", murmelte der Gryffindor und setzte seinen Weg fort. Er hoffte nur, dass Maddison glücklich war. Mehr wünschte der junge Weasley sich nicht für das wundervolle Hufflepuffmädchen! Mehr hatte er nie für sie gewollt...

Falling all in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt