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„Das erste Mal, dass ich zu Professor Umbridge ins Büro musste, war kurz nachdem die Geschichte über Harrys Aufstand in ihrer Unterrichtstunde die Runde gemacht hatte.", begann Maddie. Die Stimme zitterte wie Espenlaub und sie schaffte es nicht einem ihrer Freunde in die Augen zu sehen. Der Blick hatte sich auf ihren Rock versteift. „Wir saßen in Verteidigung gegen die dunklen Künste und ich habe mit meiner Feder, die Bewegung für den Gegenzauber aus dem Buch nachgeahmt, während sie herum ging. Aus dem Nichts hat sie mir die Hand auf die Schulter gelegt und mich gefragt, was ich denn da tun würde. Nichtsahnend habe ich ihr gesagt, dass ich übe die Zauberstabbewegung richtig auszuführen, damit ich es in einem Ernstfall nicht vermasseln würde. Umbridge hat mir gesagt, wie ich auf die schwachsinnige Idee kam, ich müsse jemals einen dieser Zaubersprüche anwenden. Das hat mich ziemlich verwirrt, denn wer mit Harry Potter zur Schule geht und/oder den Tagespropheten liest, weiß, dass man sich bei jedem Schritt, den man tut, gegen die dunklen Mächte verteidigen können muss, was ich ihr auch gesagt habe. Das brachte sie völlig aus der Fassung! Sie hat mir befohlen nach der Stunde ihr Büro aufzusuchen, weil mich eine Strafarbeit erwartet. Ich habe Angst gehabt, ihr zu sagen, dass die Strafe ungerechtfertigt und grundlos ist, weil ich bis heute nicht weiß, was ich falsch gemacht habe. Also hab ich stumm weiter am Unterricht teilgenommen und bin am Ende des Schultages in ihr Büro..." Erneut kehrte Stille in das Zimmer des rothaarigen Hufflepuffmädchens ein. Kein Wort kam mehr über ihre Lippen, denn die heraufsteigenden Tränen drückten ihr die Kehle zu. Erst als die Tränen ihre Handrücken erreichten, erkannte George, warum Maddison kein Wort mehr von sich gab. Er rückte zu ihr, legte seine Arme um sie und lehnte seine Wange gegen ihren Kopf. „Du musst nicht weitererzählen, wenn du nicht soweit bist.", flüsterte der Weasley seiner Freundin ins Ohr. „Es ist okay!" Doch sie schüttelte als Antwort den Kopf. „Ich schaffe das!", krächzte der Hufflepuff. „Ich muss es aus meinem Herzen kriegen. Ich habe Monate geschwiegen und nächstes Jahr muss ich gegen sie aussagen. Aber wenn ich es nicht einmal euch erzählen kann, wie soll ich dann fremden Zauberern meine Geschichte darlegen." George drückte sie kurz. „Tapfer Hufflepuff.", raunte er ihr zu. Die Arme nahm er nicht von ihr. Er wollte sie unterstützen und wenn es nur durch seine Berührungen war. „Nachdem sie mich hereingebeten hatte, habe ich mich gesetzt und sie gab mir die berühmte Feder. Sie hat mich dazu angewiesen den Satz 'Ich tue nichts unaufgefordert, um meine Mitschüler nicht zu gefährden.' zu schreiben. Ihr wisst ja was passiert, wenn man mit der Feder schreibt. Es war grässlich! Die Schrift hat eine Woche zum Verheilen gebraucht. Ab da wurde es katastrophal..." Maddie brach ab. Die Erinnerung nahm ihr den Atem! Doch sie war entschlossen, es sich von der Seele zu reden. Schließlich war sie nicht das einzige Opfer von Dolores Umbridge gewesen, was ihre Freunde ihr gezeigt hatten. George wollte etwas erwidern, als Maddison von Heilung und der Wunde sprach. Er hatte den Schriftzug gesehen auf ihrem Arm und ihrer Schulter gesehen. Da war nichts verheilt! Doch er wusste nicht, was dort geschrieben stand. Deswegen hielt der Gryffindor sich zurück. Die Geschichte ging schließlich noch weiter und ihm fehlten vermutlich die ausschlaggebenden Details. Obwohl es ihm unter den Nägeln brannte genauer nachzuhaken, übte er sich widerwillig in Geduld. George wollte Maddie nicht unterdrück setzen! Es war mutig von ihr überhaupt erzählen, was sich zwischen dem Hufflepuff und der ersten Untersekretärin vorgefallen war. „Ich weiß nicht, warum sie es getan hat, aber von da an musste ich jeden Tag in ihrem Büro erscheinen. Die Feder, die sie für euch weiterhin verwendet hat, habe ich vorerst nicht wiedergesehen. Aber sie ließ mich Nächte durcharbeiten. Ich musste ihr Büro putzen, Aufsätze schreiben, die niemand sonst hatte schreiben müssen oder sie unterzog mich eine Abfrage. Wenn ich auch nur eine Antwort falsch gehabt habe, hat sie einen Schockzauber gegen mich ausgesprochen. Meistens hab ich mich deswegen verletzt, aber sie hat mir untersagt zu Madam Pomfrey zu gehen. Ich habe solche Angst vor ihr, dass ich es auch nicht getan habe." „Du sagst habe.", unterbrach Hermine ihre Freundin. Der Schock zeichnete sich deutlich auf dem Gesicht des mugglestämmigen Gryffindormädchens ab. „Hast du immer noch Angst vor Umbridge?" Maddison schluckte hart. „Seitdem ich..." Sie musste einen Atemzug nehmen. Dieser Name kam ihr nicht leicht über die Lippen, jedoch zwang Maddie sich dazu ihn zu sagen. „...Dolores Umbridge kenne, verging keine Nacht ohne einen Alptraum. Es ist für mich seit her unmöglich eine Nacht durchzuschlafen..." „Deswegen ist George nachts nicht mehr in seinem Bett!", rief Fred dazwischen. „Er ist hier bei dir." Beschämt bestätigte Maddie Freds Vermutung gestisch. „Sie schläft ruhiger, wenn ich hier bin und bevor du etwas sagst, Granger!" George war Hermine einen eindeutigen Blick zu. „Ich weiß, dass es gegen die Regeln ist, aber mir waren die Schulregeln in meinem Leben selten so schnuppe wie jetzt! Mir geht es darum, dass du, Maddie, Schlaf bekommst. Außerdem hat es den netten Nebeneffekt, dass ich Fred und Lee nicht mehr beim Schnarchen zu hören muss." Der kleine, verbale Seitenhieb lockerte die angespannte Stimmung etwas und schickte ein leises Kichern durch die Runde. "Ich hätte noch eine Frage.", meldete sich Hermine nochmal zu Wort. Maddison bedeutete ihr fortzufahren. "Du hast ein Zimmer für dich allein, was unüblich hier in Hogwarts ist. Warum ist das so?" "Meine Mitbewohnerinnen wollten nicht mehr mit mir in einem Zimmer schlafen, als die Alpträume so extrem wurden, dass ich im Schlaf geschrien habe. Sie haben Professor Sprout gebeten eine andere Lösung zu finden und das hat sie mit der Schulleitungen getan! Deswegen habe ich ein einziges Zimmer." Hermine nickte. Danach sagte Maddison nichts mehr. Sie schämte sich unendlich dafür, was passiert war. "Maddie, erzähl doch bitte weiter, wenn du dich wohl damit fühlst.", bat Neville das Hufflepuffmädchen vorsichtig. Ermutigend drückte George noch einmal die Schulter seiner Freundin. „In Ordnung.", erwiderte Maddison und atmete geräuschvoll durch. Es kostete sie einiges an Überwindung und Kraft, doch ihre Freunde und George waren bei ihr, was es erleichterte. „Nach nur 14 Tagen sind wir wieder in ihrem Unterricht aneinandergeraten, was der Anfang vom Ende sein sollte." Die Augen der Jugendlichen weiteten sich. Die Zwillinge warfen sich einen Blick zu. „War das nicht in der letzten Septemberwoche?", wollte Fred wissen. „Der Vorfall mit dem Irrwicht, der sich in Umbridge verwandelt hat, als McGonagall die Vertretung für dieses rosa Biest übernommen hatte.", fügte George hinzu. Zum wiederholten Mal nickte Maddison. „Ja.", keuchte Maddie. „Genau darum geht es. Als zu- zu Umbridge gedrungen war, in was sich mein Irrwicht verwandelt hatte, hat sich mich in einem unbeobachteten Moment in ihr Büro gezerrt, wo... wo... wo..." Nun brach der Hufflepuff schluchzend in Tränen aus. Sofort regierte ihr Freund, zog sie auf seinen Schoss, während er ihr sanft über den Kopf strich und beruhigend auf sie einredete. Das machte er so lange, bis Maddie sich wieder gefasst hatte. Harry reichte ihr ein Taschentuch. „Danke, Harry." Ein trauriges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen nach dieser netten Geste. „Du kannst mich loslassen, Georgie. Es geht wieder. Ich will es fertig erzählen!" Ihr Unterton ließ keinen Widerspruch zu. „Ich bin bei dir.", murmelte der beschützerische Gryffindor noch, bevor er seine Freundin freigab. „Wir verstehen, wenn du es nicht erzählen willst. Du hast uns genug gesagt, Missi!", meldete Hana sich nun zu Wort. „Danke, Hani, aber das muss ich machen.", erwiderte Maddie. In ihren Augen glänzte etwas. Es war Entschlossenheit und Willensstärke! „Ich muss es für jeden Schüler machen, der unter dieser Frau gelitten hat und ich muss es für mich machen, damit ich es eines Tages gehen lassen kann. Es ist zwei Monate her und in zwei Monaten wird von mir erwartet diese Geschichte noch einmal zu erzählen. Wie kann ich meine Seele vor fremden Menschen entblößen, wenn ich es nicht einmal vor meinen besten Freunden kann? Ich bin mir sicher, dass ich es nicht kann und ich will Gerechtigkeit für jedes Opfer, dass gelitten hat." Die zehn Schüler nickten. Sie verstanden, worauf Maddison hinauswollten und sie würde hinter ihr stehen. Wenn es sein musste, würden sie sich auch vor sich stellen! „In ihrem Büro gab sie mir einen Schubs und ich schlug erst gegen ihren Schreibtisch dann auf den Boden. Dabei hab ich mir den rechten Arm gebrochen, aber es hatte sie nicht interessiert. Sie war blind vor Wut! Ich kann ihre Stimme immer noch hören, als sie mir gesagt hat, dass sie nur das Beste für mich wollte und ich undankbar, wie ich war, nicht zu schätzen wusste, was sie alles für mich getan hatte. Deswegen würde ich jetzt die Konsequenzen für meine Handlungen tragen müssen. Dann erfolgte der erste..." Eine Träne löste sich wieder aus den Augen des Hufflepuffsmädchen. Doch sie gab nicht auf. Sie musste es tun! Das war sie jedem schuldig, der eine Strafe von Dolores Umbridge erhalten hatte. „Der erste Hieb.", beendete Maddie ihren Satz. „Ich weiß nicht, wie lange ich dort auf dem Boden gelegen hatte. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich gewimmert und gewinselt hatte und um Vergebung gefleht habe oder ob das nur in meinen Gedanken stattfand. Ich habe gebetet, dass mir jemand zur Hilfe kam, weil ich diese Peitschenhiebe nur schwer ertrug. Meine Schuluniform hat am Ende nur noch in Fetzen an mir gehangen." Erschrocken zogen Ginny, Neville, Luna und Hermine die Luft ein. Harry, Ron, Fred, George, Draco und Hana waren erstarrt. „Sie hat mich wutentbrannt hoch an ihren Schreibtisch gezerrt, mir diese entsetzliche Feder in die Hand gedrückt. Aber ich war blutüberströmt und nicht bei klarem Verstand. Also hat sie meine linke Hand genommen und mir das hier verpasst!" Maddison löste sich von George, zog den schwarzen Pullover, der Teil der Schuluniform war, sowie die Krawatte als auch das Hemd aus. „Was machst du da, Missi?", fragte George voller Entsetzen. Maddison antwortete nicht. Schlussendlich saß sie in ihrem Schulrock und einem Top vor ihrem Freunden. George erkannte, was der Sinn des Ganzen war, als ihm die blutverkrustete Schrift entgegen leuchtete. Ein Keuchen ging durch dem Raum. „Was ist das?", brachte Ron als Erster hervor. „Das Resultat dieses Tages und es verschwindet nicht mehr, nachdem sie mich dazu gezwungen hatte zu schreiben." „Das ist wirklich viel und groß.", flüsterte Draco. „Was steht auf deinem Arm?" Maddie blickte kurz auf ihre Schulter, bevor sie antwortete. „Inoboedientiae suppliciis subiacere ducit. Das heißt Ungehorsam führt zu Bestrafung. Ich habe es im Internet nachgeschaut!" „Das ist nicht alles, oder? Das war noch nicht das Ende.", fragte Luna. Maddie schüttelte den Kopf. „Du hast Recht! Das war noch nicht das Ende. Als sie die Feder den Punkt setzte, griff sie gleichzeitig nach ihrer Peitsche und ich danke Merlin bis heute, dass Professor McGonagall in diesem Moment hineingestürmt ist. Sie hat mich gerettet und dem Ministerium von den Vergehen berichtet, die diese Frau begangen hat. Ich verdanke Minerva McGonagall unglaublich viel!" Ein Grab könnte nicht ruhiger sein, als das Zimmer, in dem die elf Freunde sich befanden. Man musste sich Gedanken machen, ob sie alle überhaupt noch atmeten. Nicht das Rascheln der Kleidung war zu hören. Kein Atemzug zerriss die Stille. Da war nichts! Maddison fasste sich noch einmal ein Herz. "Anfang Februar ist der Prozesse gegen- gegen Dolores Umbridge und ich soll gegen sie aussagen. Bis eben dachte ich nicht, dass ich es könnte." Das Mädchen nahm einen tiefen Atemzug. Dann lächelte sie. "Aber jetzt glaube ich, dass ich mit eurer Unterstützung es schaffe und es auch irgendwann hinter mir lassen kann." "Wir sind hier.", sagte Fred plötzlich. "Und wir werden immer hier sein!", fügte Harry hinzu. Plötzlich knurrte ein Magen. Die Köpfe wandten sich alle zu Ron. "Was?" Der jüngste Weasleyjunge schob die Unterlippe vor. "Es ist Abendsessenszeit! Traurige Geschichten machen mich hungrig." Das ließ Maddie in Lachen ausbrechen. Sie war die Erste der Elf, die sich erhob. "Komm schon, Ronny! Lass uns essen gehen."

Falling all in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt