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"Und dieses Ereignis führt uns zu folgender Erkenntnis..." Professor Binns hielt wie jede Stunde einen Monolog über die geschichtlichen Ereignisse in der Zauberei und in der Zaubererwelt. Eigentlich war diese Stunde nichts Besonderes gewesen. Doch die kleinen Dinge machten die Veränderung aus. In dieser Stunde saß Maddie nicht alleine in der zweiten Reihe. Am heutigen Tage hatten die Zwillinge Binns endlich dazu bekommen, dass sie sich umsetzen durften unter der Bedingung, dass ihre Noten sich durch den Platzwechsel verbessern würden. Fred und George dachten nicht einmal eine Sekunde darüber nach und versprachen es ihm. Das war die erste Veränderung! Es gab noch etwas, was nicht üblich war. Maddison hörte in dieser Stunde nur mit halbem Ohr zu. Sie machte sich keine Notizen, stellte keine Zwischenfragen. Stattdessen kritzelte der Hufflepuff mit einem Kugelschreiber, den sie in den Unterricht geschmuggelt hatte, auf ihrem Unterarm herum. Das rief die Zwillinge auf den Plan, die jeweils eine Seite des Hufflepuffmädchens besetzten. Fred warf George einen irritierten Blick zu. Als Antwort zuckte der jüngere Zwilling mit den Schultern. Beide konnten sich nicht erklären, was heute mit ihrer Freundin los war. Doch Fred und George wären nicht Fred und George, wenn sie es auf sich beruhen lassen würden. Stumm einigten sie sich auf eine Strategie. Maddison bekam nichts davon mit, wie über ihren Kopf hinweg kommuniziert wurde. Das Mädchen war vertieft in ihre Kritzelei. Kurz bevor die Zwillinge zur Tat schreiten wollte, erkannten sie, dass Maddie nicht nur einen Kugelschreiber in den Unterricht gebracht hatte, sondern auch Textmarker. Dabei waren im Unterricht nur Federkiel, Tinte und Pergament zu gelassen! Schlussendlich stupste George seine Freundin an, die nicht reagierte. Nach mehrfachem Antippen und einer leisen Ansprache blickte der Hufflepuff endlich hoch. "Missi, alles okay bei dir?", flüsterte George ihr zu. Die Rothaarige nickte. "Ja! Warum sollte es mir nicht gut gehen?", stellte Maddie verwirrt die Gegenfrage, schließlich konnte sie sich nicht erklären, was ihr Freund glaubte, dass mit ihr falsch war. "Du hörst Binns nicht zu! Das ist untypisch für dich.", übernahm Fred für seinen Bruder. "Ich bin heute einfach nicht so wach. Das arbeite ich morgen alles nach! Macht euch keine Sorgen.", murmelte Maddison und wandte sich wieder ihren Armzeichnungen zu, die sie inzwischen farbenfroh werden ließ. Da kam George eine Idee! "Kannst du auch auf meinem Arm malen?", fragte er seine Freundin, während er seinen linken Ärmel hochkrempelte. Das ließ Maddie erneut ihre Malerei unterbrechen. "Was möchtest du?" "Das ist mir ziemlich egal! Lass deiner Kreativität freien Lauf und tob dich auf meinem Arm aus.", meinte George. Maddisons rechter Arm mit dem Kulli zwischen den Fingern schlüpfte unter Georges linken hindurch, damit sie eine bessere Position hatte um auf seinem Unterarm zu zeichnen. Wieder kehrte Stille in der zweiten Reihe ein. Die Zwillinge beobachteten das Mädchen dabei, wie sie auf Georges Arm kritzelte und Maddie konzentrierte sich ausschließlich auf die Zeichnungen, die sie anfertigte. George fiel auf, wie ihre Stirn sich immer wieder kräuselte und entspannte oder wie ihre Zungenspitze manchmal ihre Lippen teilte und am Ende im Mundwinkel für einige Sekunden verweilte. Ihm fiel auf, wie sie sich immer wieder den Pony aus der Stirn streichen musste, da er ihr die Sicht versperrte. Das waren Dinge, die ihm heute zum ersten Mal auffielen und sie waren einfach nur bezaubernd!

Am Ende der Geschichtsstunde zierten Blumen, Ranken, Schnörkel, Herzchen, ein kleiner Panda, Punkte, Sterne und so vieles mehr den Unterarm des Gryffindors auch sein Zwilling hatte einen kleinen Panda auf Nachfrage hin bekommen. Wenn die identisch aussehenden Jungen ihre Unterarme zusammen hielten, machte es den Anschein, als würden der pinke und der blaue Panda Rücken an Rücken sitzen. "Hey! Du kannst doch das arme Ding nicht namenlos lassen! Du musst deiner Schöpfung einen Namen geben und ihn hinschreiben.", forderte Fred und machte ein Gesicht, als würde die Welt untergehen, wenn Maddie dieser Aufforderung nicht nachkommen würde. Es war zwar unglaublich unkreativ, doch Maddison schrieb über Freds pinken Panda Forge und über Georges blauen Panda Gred. Unkreativ, aber es gefiel dem Hufflepuff. "Na geht doch! Danke." "Du bist ein Kind, Freddie! Nicht mehr und nicht weniger.", lachte Maddison, schulterte ihren Rucksack und folgten den Zwillingen in den Gang. "Ich weiß! Genau deswegen bin ich dein Lieblingsgryffindor.", schoss der Angesprochene sofort zurück. "Es tut mir leid dich enttäuschen zu müsse, aber auf meiner Favouritenskala sind du und dein Zwillingsbruder relativ weit unten." Ergriffen und mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb Fred stehen und griff sich an die linke Brust. Was der Siebtklässler darbot, war bühnenreif! "Das hat tiefgesessen, Maddison! Wirklich tief. Du hast mich genau hier verletzt!" Fred deutete auf die Stelle, an der sein Herz saß. Seine Darbietung war derart überzeugend, dass Maddie glaubte, ihn tatsächlich verletzt zu haben. Ihre Reaktion bestand daraus, erschrocken die Hände vor dem Mund zu schlagen und sich zu entschuldigen. "Es tut mir leid, Fred! Du weißt, dass ich dich gern habe. Ich wollte dich doch nicht verletzen." Maddies Entschuldigung hatte zur Folge, dass George zu prusten begann. "Er spielt das nur, Engelchen! Er hat schon verstanden, dass du das nicht ernst gemeint hast.", stellte der Freund des Hufflepuffs klar. Erleichterung durchflutete Maddisons Körper und ihre Gestik und Mimik. "Aber wenn ich so überzeugend sein kann", fügte Fred mit einem gigantische Grinsen hinzu. "sollte ich vielleicht die Schule abbrechen und ans Theater gehen, statt mit George einen Scherzartikelladen zu eröffnen!" Für diese Äußerung erhielt er einen Schlag gegen den Oberarm. "Untersteh dich!", rief George. Ein herausforderndes Funkeln erfasste Freds Augen. "Halt mich davon ab!" Keinen Augenblick später entstand eine geschwisterliche Rangelei. Daneben befand sich eine unschlüssige Maddie, die nicht wusste, was sie jetzt tun sollte. Jedoch musste sie sich nicht lange darüber Gedanken machen, denn eine weibliche Stimme ließ die beiden Jungen auseinander fahren. "Hey George! Hast du eine Sekunde?" Ein blondes Gryffindormädchen joggte zu den Zwillingen und Maddie, die etwas Abseits stand, hinüber. Fred und George stellten ihre Rangelei ein. "Hi Chiara!", grüßte George die Blonde freundlich. Fred hingegen nickte ihr lediglich verhalten zu, was Maddison misstrauisch werden ließ, da niemand Fred so kannte. "Ich wollte dich etwas fragen!", rückte Chiara direkt mit der Sprache heraus. Ein Blick auf den Arm des Weasleys ließ die Schülerin inne halten. "Aber zuerst, was ist das?" Zähneknirschend deutete Chiara auf Georges Arm. Sie wusste nicht, ob sie angewidert war oder einfach nur irritiert war. Ein Strahlen erleuchtete Georges Gesicht. "Maddie hat das alles gezeichnet! Das sieht mega cool aus." "Ja- Ähm klar! Zurück zu meiner eigentlichen Frage.", besann Chiara sich wieder. "Ich wollte dich fragen, ob du mit mir auf den Ball gehst!" Das Gryffindormädchen setzte ihr charmantestes Lächeln auf, um den Rotschopf damit zu umgarnen und ihn leichter überzeugen zu können. Unwohlsein vertrieb das Leuchten aus Georges Gesicht! Was der Gryffindor nicht mitbekam, war, wie seine Freundin hinter ihm verschwand. Maddie konnte sich das nicht antun! Es tat verunsicherte sie und dieses Gefühl sagte ihr nicht zu. Obwohl die Rothaarige wusste, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchten, denn sie kannte George! Er würde niemals die Einladung von jemand anderen annehmen, während er mit Maddison zusammen war. Wegen ihrer Flucht bekam der Hufflepuff nicht mit, was sich noch zwischen Chiara und George abspielte.

"Tut mir leid, Chiara! Aber ich kann nicht mit dir zum Ball gehen." Traurigkeit erfüllte das blonde Mädchen. Sie war sich so unendlich sicher gewesen! Chiara war sicher, dass George mit ihr zum Ball gehen würde. Schließlich hatte er Chiara letztes Jahr gefragt, ob er sie zusammen zum Weihnachtsball gehen würden. "Wieso?", hörte Chiara sich fragen. Nun mischte sich Fred ein. "Weil er eine Freundin hat! Das weiß die gesamte Schule. Deshalb geht er mit unserer Maddie zum Ball!", entgegnete der Zwillinge scharf und funkelte seine Hausgenossin an. Fred hatte Chiara von der ersten Sekunde an nicht leiden können und hielt es nicht für nötig seine Abneigung zu verstecken. "Ist das wahr?", hauchte Chiara. Das Blut war ihr aus den Wangen gewichen. Das Mädchen einen mitleidserregenden Eindruck. George nickte und drehte sich nach Maddie um, um sie Chiara vorzustellen. In diesem Augenblick stellte er fest, dass sie nicht mehr bei ihm war. "Es ist wahr. Ich habe eine Freundin und ich werde sie fragen, ob sie mit mir auf den Winterball geht.", antwortete der Rotschopf. Chiara schluckte schwer und nickte dann. "Okay.", brachte die Siebtklässlerin hervor. "Wir sehen uns!" Mit wehendem Umhang und gebrochenem Herzen verschwand das Mädchen.

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