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Da lag es vor mir-

Das schwarze, lederne Buch mit den goldenen Ecken. Das Buch, in welches er offenbar all seine Geheimnisse und Gedanken niederschrieb.

Auch wenn es nur ein Buch gewesen war, so sah es trotz allem dunkel und gefährlich aus. Als würde es jeden, der es in Erwägung zog es zu betrachten, von ihm abschrecken wollen.

So auch mich.

Doch meine Neugierde war stärker gewesen, denn hier ging es um so viel mehr als nur ein Buch.

Es ging um seine Gedanken, seine Pläne und all das, was er vorhatte. Und auch, wenn ich es nicht sonderlich gerne zugab, es ging dabei auch um mein eigenes Leben.

So schlug ich mit zitternden Fingern die ersten Seiten auf, die zu meiner großen Überraschung jedoch unbeschrieben gewesen waren.

Natürlich- Wer würde seine dunkelsten Gedanken schon auf die ersten Seiten eines Notizbuches schreiben, damit sie jeder Beliebige lesen konnte.

Dafür war er zu schlau gewesen. Dafür hatte er vermutlich alles genauestens bedacht gehabt.

Es versetzte mir eine Gänsehaut bei dem Gedanken, was er bereits alles geplant hatte; Unser Leben, welches offenbar unendlich sein sollte. Unsere Zukunft, die nur für ihn positiv gewesen war. Ein gemeinsames Leben, über das ich mir mittlerweile nicht mehr schlüssig gewesen war.

Und trotzdem blätterte ich weiter.

Fest entschlossen, all das herauszufinden.

Und da standen sie-

Schwarze Buchstaben auf weißem Papier.

Ein letztes mal atmete ich tief ein und aus, bevor ich meine Augen auf sie richtete und begann, sie zu lesen;

„Horkruxe sind Objekte, in denen ein schwarzer Magier einen Teil seiner Seele außerhalb seines Körpers aufbewahrt. Wer einen Mord begeht, spaltet seine Seele und kann einen Teil davon behalten und den anderen durch einen schwarz-magischen Zauber in einen Gegenstand einschließen. Auf diese Weise lebt nicht seine ganze Seele in seinem eigenen Körper, sondern nur ein Teil von ihr. Der andere Teil der Seele ist sicher in einem Horkrux aufbewahrt. Wenn eine Person getötet wird, die einen Horkrux von sich hergestellt hat, bleibt ihre Seele erdgebunden, weil ein Teil von ihr in einem unversehrten Horkruxkörper erhalten ist. Deshalb wird diese Person entleibt ohne zu sterben. Die verbliebene Rumpfseele aus dem jetzt toten eigenen Körper kann sich in fremde Körper einnisten oder sich mit fremder Hilfe wieder einen eigenen handlungsfähigen Körper schaffen. Ein derartiger Missbrauch der eigenen Seele, die auch bei einem Mörder nie unversehrt von seiner schlimmen Tat bleibt, gilt als so schrecklicher schwarz-magischer Zauber, dass er in Hogwarts seit Albus Dumbledore dort Schulleiter ist, völlig tabuisiert wird. Im Unterricht wird er weder gelehrt noch überhaupt erwähnt. Trotz allem habe ich, Tom Riddle, in Erfahrung gebracht;

1. Dass die Seele dessen, der einen Horkrux von sich herstellt, schwer erschüttert und instabil wird.

2. Dass ein Horkrux genau gegenteilig funktioniert wie ein lebender Mensch: Wird der Mensch getötet, stirbt sein Körper, aber die Seele bleibt unversehrt, während bei der Zerstörung eines Horkrux das in ihm enthaltene Seelenstück getötet wird und der Körper unversehrt erhalten bleiben kann.

3. Dass ein Horkrux nur durch die wenigen Mittel zu zerstören ist, die etwas unwiederbringlich vernichten, sodass es auch durch die mächtigste Magie nicht mehr repariert werden kann. Dazu gehören Basiliskengift oder die damit behandelten Koboldgefertigten Waffen, sowie das schwarz-magisch erzeugte Dämonsfeuer.

Nach all meinen Recherchen bin ich fest entschlossen, Horkruxe zu erschaffen. Es hat mich nicht umsonst Jahre gekostet, all das herauszufinden. Meine Recherchen dienten dafür, ein weniges Leben zu erschaffen. Nicht für mich alleine, sondern auch für sie; D/N D/N/N. Sollte mir alles gelingen, werde ich auch sie zu einem meiner Horkruxe machen, denn der Fluch der auf ihrer Familie lastet, macht dies möglich.

Weitere Planungen zu meinen Horkruxen;

Es sollen sieben Horkruxe werden, denn sieben ist eine kraftvolle, magische Zahl.

1. D/N D/N/N wählbar, durch ihren Fluch, welchen ich zuvor auslösen muss.
2. Einen Teil in mir selbst, um D/N dennoch lieben zu können, mit einem kleinsten Teil meiner Seele.
3. Mein eigenes Tagebuch
4. Der Goldring meines Großvaters
5. Das Medaillon mit Slytherins Gravurzeichen, welches Merope Gaunt geerbt und später aus Geldnot verkauft hat, weshalb ich sie töte.
6.

Bei sechs hörte die Liste schließlich auf.

Meine Gedanken drehten sich während mein Herz wie wild in meiner Brust schlug.

Von was für einem Fluch redete er?

Hatte er all dies wirklich vor?

War er bereit, sieben Menschen zu töten bloß um mit mir in aller Ewigkeit leben zu können?

Er war krank.

Die Situation war krank.

Und gefährlich. Verdammt gefährlich.

Eilig schmiss ich das Buch zurück in das Fach, schob die Pergamente zurück an ihren ursprünglichen Ort und rannte aus seinem Zimmer. Ich konnte ihm nicht gegenüber treten. Und ich wollte es nicht. Ich musste verschwinden, bevor er zurückkam. Alles was ich wollte war Abstand von ihm. Abstand, um über all das nachzudenken. Um über seine Pläne nachzudenken. Und so sehr ich es auch hasste, der einzige Mensch der mir in jenem Moment einfiel, war Lily gewesen. Nur sie konnte nicht verstehen, auch wenn ich nichts sagte. Denn ich wollte und konnte ihr von all dem nichts sagen. Nur sie konnte mich beruhigen, wenn alles zu eskalieren drohte. Und so sehr wir uns auch gestritten hatten- Ich brauchte sie mehr als es mir lieb gewesen war.

Tom Riddle- Eine gefährliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt