26. Die Warhrheit

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Das Haus zu dem Chrollo mich gebracht hatte war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Ein großes, unheimliches, viktorianisches Haus.
Es lag etwas außerhalb von York New und war mit einem großen Zaun gesichert.
Wenn meine Schwester wirklich hier wohnte, musste sie sich ganz schön verändert haben.

Ich schluckte. Chrollo dagegen schien diese nicht besonders einladende Atmosphäre gar nichts auszumachen. Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht als er den Code des Tores, dass uns den Weg versperrte, eingab.
Schließlich öffnete sich das Tor langsam und machte den Weg zum Haus frei.

Chrollo schaute erwartend zu mir. Ich atmete tief ein. Dann begann ich mit langsamen Schritten dem Haus entgegen zu laufen. Chrollo folgte mir.
Schließlich stand ich vor der Tür des Hauses und starrte die Klingel an. Wenn ich sie betätigte, würde es kein zurück mehr geben.
Ich würde endlich die Wahrheit erfahren. Die ganze Wahrheit, warum meine Schwester mich alleine gelassen hatte.

Mit zitternden Händen drückte ich die Klingel. Die Tür wurde nur wenige Momente später geöffnet.
Vor uns stand die Blondine mit der Chrollo beim Ball rumgemacht hatte - Hana. „Schön dich wiederzusehen Chrollo". Ihre Augen leuchteten. Mich stattdessen schaute sie eher abwertend an.
„Aber du weißt doch, dass wir derzeit keine Kunden mehr annehmen".
„Sie ist kein Kunde. Das ist die Schwester von Aria".
Hana sah mich erschrocken an. „D-Die Schwester von Aria?"

Ich nickte zögerlich. Unsicher bedeutete uns Hana einzutreten. „Naja... Wir wussten alle, dass dieser Tag früher oder später kommen würde".
Hana musterte mich immer noch ungläubig. Dann lächelte sie leicht. „Du siehst Aria wirklich ähnlich, Erenu".
Sie kannte also meinen Namen...

Hana führte uns einen Gang entlang bis zu einem kleinen Zimmer, welches mit einem brennenden Kamin, zwei Sesseln und einem Teppich ausgestattet war. Überall standen Kerzen statt elektrischen Lichtern. In dem Sessel saß jemand. Das konnte ich an den, auf den Sesselarmen ruhenden Händen deutlich erkennen.
„Hana... Ich hab dir doch gesagt, dass du keine neuen Kunden annehmen sollst". Ich kannte diese Stimme. Sie war die gleiche wie damals auf dem Ball und in all meinen Visionen.
„Das sind keine Kunden Madame, das... das ist Chrollo und... und ihre Schwester", antwortete Hana.

Die eben noch ruhenden Hände meiner Schwester ballten sich zu Fäusten. Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Niemand traute sich ein Wort zu sagen, bis Chrollo das Schweigen unterbrach: „Sie sollten ihrer Schwester endlich die Wahrheit sagen. Sie weiß sowieso schon wer ihr Vater war und ihre angeborene Nen-Fähigkeit beherrscht sie mittlerweile". Ich warf Chrollo einen überraschten Blick zu. Woher genau er das wusste konnte ich nicht sagen, aber er schien ja von überall auf der Welt irgendwie an Informationen zu kommen.

Aria antwortete lange Zeit nichts. Schließlich deutete sie auf den anderen Sesseln. „Setz dich Erenu", sagte sie monoton. „Mr. Lucilfer und Assistent Hana können draußen warten".
Zögernd setzte ich mich und sah Aria genau an. Sie hatte schöne lange Haare in der selben Farbe wie meine, aber gepflegter. Das war ja auch kein Wunder. Dem Haus zufolge lebte sie ein recht reiches Leben. Aber glücklich schien sie das nicht zu machen.
Mit hoffnungslosem und leerem Blick schaute sie ins Feuer des Kamins. Sie hatte tiefe Augenringe und schien nicht oft zu lächeln. Sie musste in den letzten Jahren wohl auch viel gelitten haben.

„Du beherrscht das Blutbändigen also jetzt?", fragte sie ohne mich dabei anzuschauen. Dass sie diesen Name für meine Fähigkeit benutzte sprach ja dafür dass sie es verabscheute. Ich konnte es ihr nicht verübeln.
„Ja, tu ich", sagte ich leise. „Aber ich werde sie nicht mehr anwenden. Ich weiß ja dass du mich wegen dieser Kraft hasst".
Schließlich sah Aria mich doch an. „Nein Erenu... Ich hasse dich nicht. Du kannst ja nichts dafür. Das Blutbändigen ist angeboren".

Sie hasste mich nicht deswegen?
„Aber- Aber warum hast du dann den Kontakt mit mir abgebrochen? Warum wolltest du nie etwas mit mir zu tun haben?" Meine Stimme zitterte.
„Zu deinem eigenen Schutz", antwortete Aria.
„Damals als unser Vater verrückt geworden ist, hat er unsere Mutter getötet... Also bin ich mit dir abgehauen, nach Meteor City, weil ich dachte, dass uns da keiner findet. Schließlich existiert diese Müllhalde auf keiner Karte und warum sollte irgendjemand in eine Stadt voller Kriminelle gehen?"
Sie machte eine kurze Pause und wandte ihren Blick wieder zum Feuer.

„Das dachte ich zumindest, aber dann erzählte mir einer von unseren Nachbarn, dass dieses Schwein von Vater in Meteor City gesichtet wurde und ich musste wieder mit dir abhauen. Nur leider... fiel mir kein anderer Ort an, an dem er uns niemals finden würde".
Ich bemerkte wie ihre Augen leicht glänzten, so als würden ihr die Tränen kommen.

„Außer die bekannte Zoldyck Residenz. Also entschied ich mich dazu dich bei den Zoldycks zu lassen. Ich überzeugte sie davon, dass du das Zeug dazu hattest ein fähiger Assassin zu werden und erzählte ihnen auch von deinen Fähigkeiten. Sie akzeptierten dich als ein Familienmitglied und ich konnte nur hoffen, dass sie dich gut behandelten".

Aria hatte es also zu verantworten, dass ich jahrelang bei meiner verhassten Adoptivfamilie bleiben musste und meine Erinnerungen von Illumi manipuliert wurden...

„Es brach mir das Herz dich alleine dort zu lassen", sagte meine Schwester und eine Träne rollte ihr über die Wange. „Schließlich warst du alles was mir geblieben war. Aber es war besser so. So konnte ich die Aufmerksamkeit von unserem Vater auf mich lenken, so dass er nur noch versuchte mich zu finden. Um mich selbst zu schützen brachte ich mir Nen bei und jetzt lebe ich davon Nenflüche von anderen zu entfernen und konnte mir so etwas Geld verdienen.
Erst vor kurzem erfuhr ich, dass die Zoldycks auf Auftrag den berühmten Serienkiller Akuma Musuko getötet hatten. Unser Vater war also weg vom Sichtfeld. Trotzdem hab ich keinen Kontakt mit dir aufgebaut, denn wie hätte ich dir in die Augen sehen können nachdem ich dich zurückgelassen habe?"

Jetzt strömten die Tränen nur so über ihr Gesicht. Ich stand auf, ging zu ihr und umarmte sie. Mir kamen schließlich auch die Tränen. All die Zeit hat Aria nicht mich gehasst, sondern sich selbst.
„Ich bin so froh dass du mir das alles erzählt hast, Aria", sagte ich und mir kamen schließlich auch die Tränen. Tränen der Erleichterung und Glück dass ich endlich meine Schwester wiedersehen konnte.

♡ ♡ ♡

Nachdem wir das alles geklärt hatten, sagte mir Aria, dass ich gerne bei ihr wohnen könnte und sie mich mit Geld unterstützen könnte, falls ich nicht zurück zu den Zoldycks wollte. Dankend lehnte ich ab, denn es gab jemand anderen mit dem ich lieber zusammen leben wollte.

Nach ein paar Stunden Gesprächen mit Hana, Chrollo und meiner Schwester Aria, verabschiedeten Chrollo und ich uns von den Anderen.
Schweigend gingen wir den Weg zurück zu dem Taxi, dass uns hergebracht hatte.
„Erenu", sagte Chrollo auf einmal. „Das mit uns- Ist das jetzt endgültig vorbei?"
Zögernd nickte ich.
„Ich danke dir, dass du mich hier hergebracht hast und dass du mich damals in York New nicht getötet hast. Ich werde das niemals vergessen, aber von hier aus trennen sich unsere Wege".
Chrollo nickte verständnisvoll. „Ich danke dir, dass du mir und der Phantomtruppe treu warst. Ich kann nicht garantieren, dass die Spinne dich weiterhin schützt, aber wir werden dich in Ruhe lassen solange du nicht wieder versuchst uns alle umzubringen". Ein kleines Lächeln flog über sein Gesicht.
„Und ich möchte dir persönlich danken. Nicht als Anführer der Spinne, sondern nur als Chrollo. Danke dass ich dich kennenlernen durfte. Du hast mir viel bedeutet und ich hab noch nie für jemanden so gefühlt wie für dich".

Wir verabschiedeten uns mit einer langen Umarmung. Dann stieg Chrollo in sein Taxi und ich nahm den Weg der in die andere Richtung führte. Ich wusste nicht genau wie es jetzt weitergehen würde. Ich wusste nur, dass ich Hisoka wiedersehen wollte. Als ich an ihn dachte musste ich grinsen. Dieser Typ... Wer hätte jemals gedacht, dass ich mich in ihn verlieben könnte.

Plötzlich zuckte ich zusammen. Ich spürte eine kalte, unheimliche Präsenz. Und sie war mir äußerst bekannt.
Vor mir stand ein großer Mann mit langen schwarzen Haaren und leeren Augen, die ich so fürchtete.

Illumi...

———
So.
Ich hab es geschafft das Kapitel zu schreiben. Wie gesagt, werde ich die Geschichte bald zu Ende bringen. Wie das alles wohl ausgehen wird?
Man weiß es nicht.
Und was genau sucht Illumi denn da?
Das alles nach der Werbung oder auch wenn ich das nächste Kapitel fertig hab.
Bis dahin.

𝒑𝒐𝒌𝒆𝒓 𝒈𝒂𝒎𝒆 | chrollo x oc x hisokaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt