2. Hisoka Morow

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„Hey, wen habt ihr drei denn da mitgebracht?", fragte eine fröhliche Stimme, die (wie ich später erfuhr) einem Jungen namens Shalnark gehörte.
„Haben wir auf unseren Gelände rumlungern gesehen", hörte ich Nobunaga sagen. „Sie ist eine Killerin, die es auf uns abgesehen hat. Pakunoda kann es euch und dem Chef dann genauer erklären, wenn er wieder da ist".
Mir wurde die Augenbinde abgenommen.
Ich befand mich in einem alten staubigen Saal, der mich an eine Kirche erinnerte. Es war kalt und nicht sonderlich gemütlich.
Die konnten einem ja fast leid tuen, dass die ihre gesamte Zeit in York New hier verplempern mussten.

„Wohnt ihr hier?", fragte ich scherzhaft und erntete dafür eiserne oder überraschte Blicke von fast allen Mitgliedern.
Nur ein Typ fing an leise zu kichern. Er saß etwas abseits von den Anderen und mischte ein paar Skat Karten. Seine muskulöse Gestalt passte nicht wirklich zu seinen bunten Klamotten, den roten Haaren und dem Stern auf seiner rechten Wange.
Der Kontrast machte mir eher Angst. Vor Allem, weil er eine unglaubliche Mordlust ausstrahlte. Meine Miene verdunkelte sich und ich hatte nicht vor noch eine witzige Bemerkung zu machen.
„Halt die Klappe, Hisoka", meldete sich Machi zu Wort. Sie schien den Typen nicht sonderlich zu mögen...
„Bis der Chef wieder kommt kannst du gerne auf sie aufpassen. Dann könnt ihr euch ja gegenseitig Witze erzählen", meinte Nobunaga.
Pakunoda und die Anderen Mitglieder sagten nichts und ich war ihr ziemlich dankbar dafür.

Hisoka richtete sich auf. Er war noch größer, als ich ihn zuerst eingeschätzt hätte. Seine gelben Augen funkelten mich interessiert an.
„Liebend gern...", säuselte er und kam ein paar Schritte auf mich zu. „Wie heißt du denn?"
Ich blickte zu Boden. DAS war der Typ von Mensch, der mir, im Gegensatz zu den Mafia Männern, Angst machte. Ich konnte nicht genau erklären warum aber er strahlte etwas ziemlich Unheimliches aus.

„E-Erenu", stotterte ich. Gott... Vorhin war ich noch so mutig gewesen und jetzt benahm ich mich wirklich wie ein hilfloses Opfer. Pakunoda legte mir sanft eine Hand auf den Rücken. „Wir sollten Erenu erstmal zu den Kerkern bringen. Zumindest bis der Boss kommt. Hisoka kann zuerst auf sie aufpassen".
Das ich in einen Kerker gebracht wurde, beunruhigte mich weniger, als dass ich mit diesem Clown allein gelassen wurde, obwohl sie für mich rational gesehen natürlich alle gleich gefährlich waren.

Die anderen stimmten zu und Pakunoda brachte mich, gefolgt von Hisoka in eine Zelle, die genauso ungemütlich war, wie der Rest der Ruine. Pakunoda reichte Hisoka den Schlüssel.
„Sei nett zu ihr", ermahnte sie ihn. „Der Boss wäre nicht erfreut, wenn wir Mitgliedern der Familie Zoldyck wehtun".
„Schon klar", antwortete Hisoka immer noch mit einem gelassenen Lächeln.
Dann verschwand Pakunoda und schloss hinter sich die Tür.

Ich lehnte mich an die kalte Steinwand, auf der anderen Seite des Raumes, weit weg von Hisoka.
„Du bist also ein Zoldyck, ja? Dann kennst du sicher Illumi", sagte Hisoka und schaute mich dabei durchdringend an.
„Äh..." Wieso sollte ich dem Typen irgendwas erzählen und woher kannte er Illumi? „Nicht direkt ein Zoldyck. Sie haben mich mehr oder weniger adoptiert".

♤ ♤ ♤

Damals hatte ich kein Zuhause. Ich wusste nicht wer meine Eltern waren, ob ich überhaupt welche hatte. Ich war ein Niemand ohne Geschichte. Ich wusste nur, dass ich Erenu hieß. Allerdings hatte ich damals schon Ansätze einer Nen Fähigkeit und deswegen waren die Zoldycks ziemlich interessiert an mir. Illumi hatte damals, wohl mehr zum Spaß zu mir gesagt: „Wenn du diesen Mann da umbringst, dann darfst du den Rest deines Lebens in einem Schloß wohnen". Das war mein erster Auftragsmord.
Ich tötete den Mann und bekam mein Schloß in Form von dem Zoldyck Anwesen. So lernte ich Killua kennen und seine, mir verhasste, Familie.
Das war zumindest die Kurzform von allem was passiert war...

♤ ♤ ♤

Aber das würde ich Hisoka nicht erzählen.
Sein Blick von mir wandte sich nicht ab, sondern verhärtete sich eher.
Es schien nicht so als hätte er vor aufzuhören mit dem Anstarren. Ich starrte zurück. Zumindest versuchte ich es, aber vielleicht war es ja auch besser ihn einfach zu ignorieren.
Also schaute ich weg. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie er zufrieden grinste. Idiot. Was sollten diese Psycho Spielchen?

Irgendwann richtete er sich langsam auf, klopfte sich den Dreck von der Kleidung und fuhr sich gelassen durch die Haare.
Ich beobachtete jede Bewegung von ihm. Was hatte dieser Typ vor? Er schien es zu genießen mich so ratlos zu sehen.
Dann machte er einen Schritt in meine Richtung.
„Weißt du..." Und einen weiteren Schritt.
„Du bist die Art von Mensch", er wurde schneller,
„die ich unglaublich gerne", er bückte sich zu mir runter und war mir bedrohlich nahe,
„töten würde..."
Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich wusste, dass er es Ernst meinte.
„Glaubst du dass es so einfach ist, mich zu töten?" Ich zwang mich, mutig zu klingen, obwohl mir ziemlich unwohl zu Mute war.
Hisoka lachte wieder leise.
„Du hast es doch noch nicht mal geschafft Nobunaga zu erledigen. Gegen mich hättest du keine Chance".
Ihm war aber schon klar, dass Machi und Pakunoda auch dabei waren, oder?
„Du wärst völlig hilflos". Spöttisch strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich schlug seine Hand weg und rückte näher an die Wand und weiter von ihm weg.
„Lass das, du Idiot!", wies ich ihn zurecht und er entfernte sich tatsächlich etwas von mir und setzte sich wieder an seinen ursprünglichen Platz.

Ich musste vorsichtig sein. Mit Hisoka Morow war nicht zu spaßen, das wusste ich spätestens jetzt.
„Allerdings habe ich einen besseren Plan für uns zwei. Einen bei dem du überlebst und hier weg kommst".
Ich schaute ihn erwartungsvoll an.
„Wenn du mir hilfst an Chrollo ranzukommen, dann helfe ich dir zu fliehen", sagte er ruhig. Er hatte wieder angefangen seine Skat-Karten zu mischen.
„Wer ist Chrollo?", fragte ich, obwohl ich es mir schon denken konnte.
„Für eine Auftragskillerin bist du aber ganz schön schlecht informiert, Erenu", sagte er während er eine Karte nach der Anderen zurück in's Deck legte. „Unser Anführer natürlich".
Ach so. Der „Boss" also...
„Wieso willst du denn an ihn ‚herankommen'?", fragte ich skeptisch. Hisoka legte seine Karten weg und setzte einen verträumten Blick auf, so wie ein Kind, dass an Weihnachten dachte und es kaum erwarten konnte.

„Ich will unbedingt gegen ihn kämpfen", erklärte er. „Er ist genial und soll unglaubliche Nen-Fähigkeiten besitzen. Aber Chrollo ist nie alleine, sondern hat immer mindestens zwei Mitglieder bei sich".
„Was für ein Jammer", sagte ich ironisch mitfühlend. Der Typ kam mir ziemlich hinterhältig vor, wenn es ihm so ernst war, gegen seinen eigenen Chef zu kämpfen.
„Und wie soll ich dir da bitte helfen?"
„Na, es ist doch dein Job Leute zu töten. Meinetwegen kannst du alle Mitglieder aus dem Weg räumen, solange du Chrollo verschonst. Denn der..." Er machte eine kleine Kunstpause, legte seine Karten weg und schaute mir durchdringend in die Augen.
„...ist meine Beute".

Diese Mordlust...
Hisoka war verrückt. Komplett verrückt. Er tickte anders und es war vermutlich unmöglich sein Denken zu verstehen.
Mir gefiel es nicht sein Angebot anzunehmen. Aber hatte ich eine Wahl? Sie konnten mich ja schlecht laufen lassen... Immerhin wusste ich von ihrem Versteck und ob sie Lust hatten sich um mich zu kümmern, bezweifelte ich ebenfalls. Also war es am wahrscheinlichsten, dass sie mich töteten.

In dem Moment öffnete sich die Tür und der Junge namens Shalnark stand da, gefolgt von einem großen Mann namens Phinks und einer weiteren Person, die ich noch nicht kennengelernt hatte.

Diese Person war Chrollo Lucilfer...

𝒑𝒐𝒌𝒆𝒓 𝒈𝒂𝒎𝒆 | chrollo x oc x hisokaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt