𝒑𝒐𝒌𝒆𝒓 𝒈𝒂𝒎𝒆 | chrollo x oc x hisoka

14. Auf dem Dach

„Hey! Erenu!".
Ich wurde durch ein sanftes Rütteln geweckt.
Langsam öffnete ich die Augen und erblickte Chrollo, wie er mich erwartungsvoll ansah. Ich schaute ein bisschen böse zurück. Die Sonne war noch nicht mal richtig aufgegangen. Was wollte er so früh von mir?

„Ich weiß es ist früh, aber ein weiterer Brief ist angekommen", erklärte Chrollo und deutete auf den Balkon. Tatsächlich. Auf dem Balkongeländer saß ein kleiner Falke.
„Es wäre wohl besser wenn du ihn, für mich liest und antwortest, sonst..."
„Sonst stirbst du vielleicht. Ich mach ja schon". Ich quälte mich aus dem warmen Bett, öffnete die Balkontür und ging vorsichtig an den Falken heran. Dann löste ich den Zettel von seinem Fuß.

Chrollo war mittlerweile auch raus gekommen und stand ein bisschen verloren hinter mir.
Ich faltete den Zettel auf und laß vor:

„Wir haben alles weitere mit Hisoka abgeschlossen.
Der Kettenfritze soll Erenu freigelassen haben. Sollen wir sie suchen? Sie könnte eine Gefahr für uns werden".

Sie wussten also noch nicht, dass ich Chrollo half... Allerdings zog der erste Teil der Nachricht mehr meiner Aufmerksamkeit auf sich. Hisoka... Sie hatten alles weitere mit ihm erledigt?
„...Hast du eigentlich mit Hisoka gekämpft?", fragte ich Chrollo zögernd. Er schüttelte den Kopf.
„Daran war er nicht mehr interessiert, nachdem ich mein Nen nicht mehr einsetzen konnte".
„Ist er...ausgetreten?"
„Aus der Phantomtruppe? Ja, ist er".
Dann würde ich ihn vermutlich wirklich nie wieder sehen...

Schließlich reichte Chrollo mir einen Kugelschreiber.
„Kannst du eine kurze Nachricht zurück schreiben?", fragte er.
„Klar... äh... was soll ich schreiben?"
„Dass du bei mir bist und der Spinne weiterhin hilfst". Dass du bei mir bist... Bei diesen Worten lächelte er so stolz...
Ich kritzelte ein paar Worte auf die Rückseite des Zettels:

Ich bin bei Chrollo und schreibe die Zettel für ihn, damit er nicht stirbt. Ich helfe der Spinne weiterhin.
Erenu

Ich befestigte den Zettel wieder am Fuß des Falkens und ließ ihn wegfliegen. Gedankenverloren blickte ich ihm hinterher, als Chrollo plötzlich nach meiner Hand griff.
„Lass uns auschecken. Ich hab uns ein Taxi bestellt", sagte er knapp und zog mich schon hinter sich her.
„Was? Wohin fährt das Taxi denn?"
„Zu einem Luftschiff, das uns nach Swarany City bringt. Ich erklär dir alles Weitere später".

♢ ♢ ♢

Im Taxi war es kalt und ich fröstelte leicht. Chrollo schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Der Himmel war nicht mehr so bewölkt und dunkel wie gestern. Die Sonne kam ein bisschen zum Vorschein und ließ die Pfützen, die der Regen hinterlassen hatte golden schimmern. Es war diese typische nach-dem-Regen-Stimmung. Irgendwie hoffnungsvoll...
Erst jetzt fiel mir auf das ich immer noch Chrollos Hand hielt. Aber es fühlte sich gut an, etwas Nähe zu ihm zu haben. Ich musste grinsen, bei dem Gedanken, dass wir uns vor ein paar Tagen noch gar nicht kannten, nur aus unserer Kindheit und jetzt waren wir uns so vertraut, dass wir um 6 Uhr morgens, übermüdet, gemeinsam in einem Taxi saßen und die Zeit sogar genossen...

♢ ♢ ♢

„Also... In zwei Tagen ist in Swarany ein Ball und ich hab gehört, der Nen Entferner soll dort auch auftauchen. Er hat wohl eine Schwäche für solche Veranstaltungen", erklärte mir Chrollo schließlich. Wie saßen in dem Luftschiff und ich schaute verträumt aus dem Fenster. Wir entfernten uns immer weiter von York New. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Die Zeit da würde ich wohl nie vergessen.
„Und wir gehen dahin und versuchen ihn zu finden?", hakte ich nach.
„Genau", antwortete Chrollo. Ein Ball also... Ich dachte sowas existiert nur in Märchen. Ich hatte noch nicht mal ein Kleid was ich anziehen konnte. Aber wir waren ja sowieso nicht da, um Spaß zu haben. Obwohl ich irgendwie gerne mit Chrollo tanzen würde...
„Chrollo?"
„Hm?"
„Was ist deine Nen Fähigkeit?", fragte ich und fügte noch schnell hinzu: „Äh... Wenn du es mir sagen willst".
Chrollo lächelte.
„Ich kann alles", sagte er. Ich war mir nicht sicher ob das ein Scherz war oder nicht, also runzelte ich nur skeptisch die Stirn.
„Alles?", fragte ich.
„Ja... Alles was du dir wünschst..."
„Kannst du die Zukunft weissagen?", fragte ich provozierend.
„Ja", antwortete Chrollo todernst.
Die Antwort überraschte mich.
„Kannst du menschenfressende, fliegende Fische erschaffen?"
„Jap".
Verarschte er mich?
„Kannst du dich in einen Maulwurf mit Hasenohren verwandeln?"
„Wofür sollte das gut sein?"
„Also kannst du doch nicht alles!" Ich triumphierte. Chrollo lachte nur.
„Ich kann die Nen-Kräfte anderer Leute stehlen. Dafür gibt es aber ein paar Bedingungen", sagte er.
„1. Ich muss die Nen-Fähigkeit mit meinen eigenen Augen sehen. Deine könnte ich also schon mal nicht stehlen. 2. Ich muss nach der Fähigkeit fragen und mein Opfer muss mir antworten. 3. Es muss mein Buch, in dem ich alle gestohlenen Nen-Fähigkeiten aufbewahre, berühren und 4." Er machte eine kleine Pause um mit seinem Gesicht etwas näher an meins zu kommen. „...das Alles muss innerhalb einer Stunde passieren".

So richtig hatte ich das alles zwar nicht verstanden, aber trotzdem musste ich lachen.
„So viele Bedingungen und du hast trotzdem so viele Nen-Fähigkeiten, dass du sagst du kannst Alles?"
„Naja... Ich leite ja nicht umsonst die legendärste Räuberbande aller Zeiten", sagte er ohne seinen Blick von mir abzuwenden. „Ich bin ziemlich gut im Stehlen, weißt du?" Ich spürte wie ich rot wurde. Lange konnte ich seinem Blick wohl nicht mehr standhalten. Also schaute ich weg und um ihn noch ein bisschen zu provozieren wuschelte ich Chrollo durch die Haare, so dass er ein bisschen zurückwich.
„Gib doch nicht so an", sagte ich noch und versuchte es ein bisschen genervt klingen zu lassen, was mir aber nur schwer gelang. Ich mochte Chrollo echt gerne.

♢ ♢ ♢

Das Hotel, das Chrollo in Swarany City gebucht hatte, war einfacher, als das Hotel Beietacle. Kein übermäßiges Gold, keine teuren Teppiche und Ölgemälde. Es war ziemlich gemütlich und da die Reise den ganzen Tag gedauert hatte und ich die weichen Federn der Decke, austesten wollte, ließ ich mich sofort seufzend auf das Bett fallen.
„Bist du müde?", fragte Chrollo mit einem Grinsen.
„Nein, überhaupt nicht", sagte ich, der Wahrheit entsprechend. Draußen war es schon dunkel... Etwas sehnsüchtig, schweifte mein Blick zum Fenster. Es war Vollmond.
„Eigentlich habe ich mich lange nicht mehr so wach gefühlt".
Chrollo nahm meine Hände in seine und zog mich hoch.
„Wenn das so ist, dann möchte ich dir etwas zeigen, dass ich bei meinem letzten Besuch hier entdeckt habe".

Und schon schlenderten wir Hand in Hand die Gänge des Hotels entlang, bis zu einer Tür auf der „Betreten nur für befugtes Personal" stand. Chrollo öffnete sie so, als wäre es das normalste der Welt und ich folgte ihm, weil ich ihm vertraute, so als würden wir uns schon seit Jahren kennen...

Hinter der Tür war eine Treppe. Langsam stiegen wir die Stufen hinauf.
Dann waren wir auf dem Dach des Hotels. Von da aus konnte man das Hauptgebäude der Huntervereinigung, für das Swarany bekannt war, sehen. Unter uns die leuchtende Stadt, über uns der Mond und die Sterne. Es war wunderschön...
„Gefällt es dir?", fragte Chrollo mit einem verträumten Blick in die Sterne.
„Ja", sagte ich. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Fühlte sich so wirkliches Glück an? Ja, ich war glücklich und das nur weil ich Chrollo getroffen hatte.
Wir legten uns auf den Boden und schauten uns dir Sterne an. Ich genoss die kalte Nachtluft, die Stimmen, die von der Stadt kamen dieses lebendige Gefühl in mir.
Auf einmal beugte sich Chrollo über mich und schaute mich ernst an.
„Erenu...", sagte er leise.
Ich schaute ihm tief in die Augen, während ich mit einer kleinen Haarsträhne von ihm spielte.
„Ich liebe dich". Meine Augen weiteten sich. Das hatte ich nicht erwartete.
„Ich weiß, es ist früh das zu sagen, aber das was ich für dich fühle... es fühlt sich so richtig an. Ich hab sowas noch nie erlebt... Du musst mir keine Antwort darauf geben. Ich-"
„Ich liebe dich auch", unterbrach ich ihn.
Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich das. Nur wusste ich da noch nicht, wie kompliziert alles werden würde...

Dann küssten wir uns...