11. Drei Bedingungen

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Kurapika hatte darauf bestanden nur mit Pakunoda zu sprechen. Somit telefonierte sie etwas abseits von uns. Auch wenn niemand ein Wort verstehen konnte, waren alle Augen auf sie gerichtet.

Schließlich legte sie auf und kam mit ihrem typischen eleganten Gang zu uns gelaufen. Allerdings wirkte sie angespannter als sonst.
„Er hat gesagt ich darf nicht über die genauen Bedingungen sprechen. Sonst tötet er Chrollo. Allerdings soll ein Austausch stattfinden", erklärte sie ruhig.
„Ich soll alleine zu einer verabredeten Stelle kommen und ich soll die beiden Kinder und Erenu mitnehmen".

Schlagartig durchbohrten mich böse Blicke.
Ein Murmeln ging durch die Reihen.
Feitan, der immer noch hinter mir stand und meine Fesseln hielt, packte mich an den Haaren und zog meinen Kopf so nach hinten, dass ich ihn anschauen musste.
„Hast du also doch etwas mit dem Kettenfritze zu tun?", fragte er scharf.
„I-Ich hab keine Ahnung was er von mir will", antwortete ich wahrheitsgemäß.
Feitan sah mich immer noch prüfend an, bevor er seinen Griff lockerte und meinen Kopf schließlich ganz los ließ.

„Wir können doch nicht einfach blind seinen Plänen folgen!", meinte Phinks. „Der Typ ist Irre. Wir gefährden damit das Wohl der ganzen Phantomtruppe".
„Stimmt", sagte Machi. „Chrollo hat selbst gesagt, dass wenn es zu so einer Situation kommen sollte, wir die Phantomtruppe erhalten lassen sollen und nicht ihn".
Ich hielt lieber meinen Mund, wenn ich nicht noch mehr Nasenbluten kassieren wollte.
„Ich finde wir sollten darauf eingehen", meldete sich Pakunoda. Wenn ich alleine gehe, sterben, im allerschlimmsten Fall, nur ich und Erenu und im besten Fall bekommen wir Chrollo zurück und kriegen Informationen über diesen Typen".

Im Raum wurde es still. Alle schienen über Pakus Worte nachzudenken. Nur von Killuas und Gons Ecke tönte leises Geflüster.
„Paku...", sagte Phinks jetzt mit sanfter Stimme, ganz anders als er sonst sprach. „Bitte pass auf dich auf". Damit war es wohl entschieden. Die Phantomtruppe würde Killua, Gon und mich an Kurapika ausliefern...

♢ ♢ ♢

Pakunoda brachte uns außerhalb von der Stadt zu einem Luftschiff-Landeplatz. Ich hatte keine Möglichkeit gehabt mit Killua und Gon zu reden. Also liefen wir nur schweigend nebeneinander her und folgten Pakunodas Anweisungen. Sie strahlte nach wie vor Ruhe aus, aber ich konnte ihre innere Anspannung trotzdem spüren.

Wir steuerten ein Luftschiff an, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel eine Gestalt sah, die zielstrebig auf uns zugekommen kam. Pakunoda bemerkte sie ebenfalls mit und bedeutete uns deshalb stehen zu bleiben. Der Mann, der auf uns zugesteuert kam, war Hisoka.
„So sieht man sich wieder", sagte er an mich gewandt und grinste, amüsiert über meine Fesseln. Ich schnaubte nur etwas peinlich berührt.
„Was machst du hier, Hisoka?", fragte Pakunoda mit einem Ton, der vermuten hieß, dass er der letzte war, den sie gerade sehen wollte.
„Ich würde gerne mitfliegen", sagte er mit einem Nicken zu dem Luftschiff. „Ich möchte schließlich endlich gegen Chrollo kämpfen".
Seine Augen leuchteten.
„Danach werde ich die Phantomtruppe verlassen und ihr alle, müsst mich nie wieder sehen".

♢ ♢ ♢

Ein paar Minuten später, befanden wir uns alle im Luftschiff. Ich saß Killua und Gon gegenüber auf einer Bank, während Pakunoda stehen geblieben war um uns alle besser im Blick zu haben. Hisoka hatte sich neben mich gesetzt und mischte gedankenverloren seine Karten.
„Sag mal...", sagte er und schaute mich mit seinen goldenen Augen an. „Stehst du darauf gefangen genommen zu werden, oder warum passiert dir das schon zum zweiten Mal in einer Woche?" Provokant legte er auch noch einen Arm um mich, so als wären wir alte Freunde.
Ich antwortete nicht, sondern knurrte nur kurz grimmig und konzentrierte mich dann darauf ihn zu ignorieren. Allerdings wollte er seinen Arm einfach nicht weg nehmen.

„Hey!", meldete sich plötzlich Killua. Er sah ziemlich wütend aus. Ihm gefiel die Position von Hisokas Arm wohl auch nicht besonders. „Lass sie gefälligst in Ruhe, Hisoka!"
Ich schaute Killua streng an. Hisoka konnte ziemlich gefährlich für ihn werden. Schließlich war Killua im Gegensatz zu ihm gefesselt und ob Pakunodas Fähigkeiten gegen die von Hisoka ankamen wusste ich auch nicht genau.
Hisoka aber, schaute nur belustigt und zog mich noch näher an sich ran um Killua zu provozieren.
„Keine Sorge, Kleiner. Deine Schwester und ich sind Freunde. Ich hab ihr das Leben gerettet, weißt du". Wieso musste er jetzt damit kommen?! Jetzt wirkte es ja wirklich so als würden wir uns schon ewig kennen oder als würde zwischen uns was laufen. Aber ich musste mich zusammenreißen.
„Erzähl doch keinen Scheiß! Erenu ist nie im Leben mit dir befreundet und außerdem..."
„Killua", unterbrach ich ihn. „Ist schon gut. Hisoka und ich sind alte Kumpels".
Gequält lächelnd hoffte ich, dass Killua sich jetzt beruhigte. Das tat er auch, zumindest mehr oder weniger.

Hisoka schien ziemlich überrascht, über meine Aussage zu sein und ließ jetzt tatsächlich von mir ab. Ich hatte die Situation, also wenigstens halbwegs wieder unter Kontrolle gebracht.
„Wir sind gleich da", sagte Pakunoda schließlich, die das Geschehen leise beobachtet hatte.

♢ ♢ ♢

Das Luftschiff war gelandet und als wir es verließen, sah ich bereits ein paar Leute die auf uns zu warten schienen. Pakunoda wollte schon mit Killua, Gon und mir zu den Gestalten hingehen, als Hisoka mich zurück hielt.
„Ich werde hier am Schiff warten", sagte er.
„Aha. Hab ich gefragt?", antwortete ich mürrisch. Er lachte leise.
„Immerhin werden wir vorerst getrennte Wege gehen". Er sah mich erwartungsvoll an. Als ich nicht antwortete stellte er eine direkte Frage:
„Willst du dich nicht von mir verabschieden?"
„Nein, eigentlich nicht", sagte ich und drehte mich um, damit wir den Austausch starten konnten.
„Bis bald Erenu! Du wirst mich wiedersehen!", rief mir Hisoka noch zu. Komischerweise musste ich darüber grinsen. Den Gedanken fand ich gar nicht mal so schlimm... Oh Gott, was ist nur los mit mir?

Plötzlich blieb Pakunoda stehen. Wir standen jetzt einem blonden Jungen gegenüber. Er war etwas kleiner als ich und hatte einen strengen, aber dennoch liebenswürdigen Gesichtsausdruck. Dann war da noch ein kleines Mädchen mit Hasenzähnen und ein älterer Herr mit Brille und Aktenkoffer. Neben ihnen stand Chrollo, eingewickelt in Nen-Ketten. Seine Haare waren etwas zerzaust und sein Auge war etwas geschwollen. Dennoch wirkte er gefasst und ruhig, so wie immer. Aber als er mich sah, weiteten sich seine Augen ungläubig.

„Der Austausch kann beginnen. Die Geiseln werden gleichzeitig loslaufen. Langsam", sagte Kurapika entschlossen. Er gab Chrollo einen kleinen Schubs, so dass er loslief. Pakunoda tat das Selbe. Mit langsamen Schritten, ging ich neben Gon und Killua her. Ich hielt Blickkontakt mit Chrollo. Er sah so aus, als würde es ihm unglaublich missfallen, dass ich als Austausch-Geisel eingesetzt wurde. Wir kamen uns immer näher und als wir an uns vorbei liefen drückte Chrollo kaum merklich meine Hand.
„Falls sie dich frei lassen", flüsterte er mir zu, so dass nur ich es hören konnte. „Dann komm um Mitternacht zurück zum Hotel".
Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich Kontakt mit Kurapikas Feind hatte, sondern ging gleichmäßig weiter.

Chrollo meinte sicherlich, das Hotel Beietacle. Falls Kurapika mich nicht tötete oder gefangen hielt, bot er mir also an zurück zu ihm zu kehren? Oder wollte Chrollo mich nur in eine Falle locken? Das ich nicht gesagt hatte, dass ich Killuas Adoptivschwester war, konnte man durchaus, als Verrat sehen.

Schließlich waren wir bei Kurapika und seinen Freunden angekommen. Etwas ängstlich schaute ich ihm in seine scharlachroten Augen. Was würde jetzt nur mit mir passieren?

𝒑𝒐𝒌𝒆𝒓 𝒈𝒂𝒎𝒆 | chrollo x oc x hisokaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt