18. Die Verfolgung

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Die Phantomtruppe schaute Hisoka feindselig an. Wenn Blicke töten können...
Da konnte ich ja froh sein, dass sie mich ansatzweise akzeptierten, im Gegensatz zu Hisoka.
Der hatte sein übliches, unbeschwertes Lächeln aufgesetzt.

„Hey Erenu", säuselte er freundlich als er mich sah.
Ich erwiderte nichts.
„Was willst du, Hisoka?", fragte Nobunaga kalt.
„Ich will gegen Chrollo kämpfen", antwortete Hisoka entschlossen.
„Nicht mehr und nicht weniger... Und da es offensichtlich einen Weg gibt, wie er sein Nen wiedererlangen kann, werde ich mit euch in Kontakt bleiben".
Dann drehte er sich um und verschwand wieder im Wald.
Er hatte uns also belauscht...

„Wir müssen ihn beobachten. Er könnte gefährlich für uns werden", murmelte Feitan.
„Sollte einer von uns ihn verfolgen?", fragte Shizuku.
„Ja das ist eine gute Idee", meinte Machi und schaute erwartungsvoll zu mir.
Nicht nur sie. Sondern alle Mitglieder. Wollten sie etwa...? Och nö... Dabei dachte ich mein Job hier wäre erledigt und ich hätte das mit der Phantomtruppe endlich abgeschlossen.

„Wieso ich!?", protestierte ich.
„Hisoka vertraut dir am meisten und falls er dich entdecken sollte, kannst du dir eine Ausrede einfallen lassen, weil du ja nur inoffiziell ein Mitglied bist", erklärte Machi. Da hatte sie Recht, aber wieso sollte ich ihnen noch helfen? Ich hatte doch alles gemacht, was Chrollo wollte...
„Oder willst du, das Hisoka uns und Kalluto tötet?"

Stimmt. Kalluto hatten sie ja auch in das ganze auch mit reingezogen. Es war wohl mittlerweile normal, dass ich mein Leben für meine kleinen Brüder auf's Spiel setzte.
Mit einem seufzen folgte ich Hisokas Spuren und verschwand ebenfalls in dem Wald...

♤ ♤ ♤

Zuerst ging alles gut. Ich folgte Hisokas Fußspuren, die in dem sandigen Waldboden gut zu sehen waren. Allerdings wusste ich auch, dass das nicht ewig so weitergehen konnte. Wer weiß, was der Typ vor hatte und wohin er gehen würde... Am Ende würde ich bei der Verfolgung noch in einem Stripclub landen oder so.

Abrupt endeten die Fußspuren. Wie hatte Hisoka das nur angestellt?
„Wieso folgst du mir denn, Erenu?", sagte eine Stimme, hinter mir.
Panisch drehte ich mich um und stand nun direkt vor dem 1,90 metergroßen Hisoka.
Ich stolperte ein bisschen zurück.
„Erschreck mich doch nicht so, du Idiot", tadelte ich ihn.
Hisoka kam einen Schritt auf mich zu, legte seine Hand um mein Kinn und hielt so, mein Gesicht fest.
„Also, warum?", fragte er erneut.

Ich war gezwungen in seine goldenen Augen zu schauen, die mir in diesem Moment ziemliche Angst machten. Ich traute mich nicht mich zu wehren. Man merkte, wie Hisoka es genoss mich so zu sehen. Ein schiefes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.
„Was ist denn los?", fragte er provokant. „Wieso schaust du so ängstlich? Wir sind doch alte Freunde".

Ich konnte mich schließlich wieder bewegen, griff nach seinem Handgelenk und befreite mich aus seinem Griff.
„Ts, ich hab dich nicht verfolgt", log ich. „Du standest doch gerade hinter mir. Also bist du ja wohl eher mein Verfolger".
Hisoka lachte amüsiert. Den Spieß einfach umzudrehen war vielleicht nicht die klügste Entscheidung gewesen. Ich musste mir schnell was besseres einfallen lassen.

„Naja... Eigentlich", begann ich. „hab ich keine Ahnung von diesem Spiel. Und da du der einzige bist, den ich hier kenne, außer diesen absolut nervigen Spinnen, dachte ich du könntest mir vielleicht helfen". 
Hisoka zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Meinetwegen", sagte er schließlich, lächelnd. „Du bist auch die einzige die ich hier kenne, außer diesen absolut nervigen Spinnen".

♤ ♤ ♤

Stumm liefen wir nebeneinander her, wobei ich immer wieder nervös zu Hisoka schaute, da ich es nicht ausschloss, jeden Moment von ihm angegriffen zu werden.
Aber das schien nicht seine Absicht zu sein.

„Was lief eigentlich zwischen dir und Chrollo?", fragte er auf einmal. Ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss. Wusste er davon?
Hisoka beobachtete mich belustigt.
„I-Ich wüsste nicht was d-dich das angeht", stammelte ich wie eine Idiotin. Verdammt! Warum war ich gegenüber jedem Anderen so voller Selbstvertrauen und Schlagfertigkeit, außer vor Hisoka. Was machte der Typ nur mit mir?

Hisoka kicherte.
„War doch nur eine Frage...", sagte er beschwichtigend. „Aber wie es scheint, lief da ja wirklich was..."
Ich schluckte. Ich wolle mit Hisoka nicht über Chrollo reden, aber wenn ich nichts sagte, würde er sich vielleicht sonst was zusammen reimen.
„Wir... haben uns geküsst", sagte ich leise.
„Nur geküsst?", fragte Hisoka weiter.
Ich wurde schon wieder rot. Hatte Hisoka denn gar kein Gefühl dafür, wenn es mal genug war?
„Und er hat gesagt, dass er mich liebt", murmelte ich.
„Aber das war eine Lüge..."

Hisoka blieb abrupt stehen und legte seine Hand auf meine Schulter.
„Hat er dir wehgetan?", fragte er. Sein Grinsen war verschwunden. Er schaute mich nun ziemlich ernst an.
„Äh... naja". Ich war mir nicht sicher was ich antworten sollte...
„Sag es mir", drängte Hisoka ungeduldig. War er wütend? ...Auf Chrollo?
„Er hat nur eine andere geküsst", sagte ich verteidigend.

Hisoka schaute mich kalt an. Ich konnte keinerlei Emotion in seinem Blick sehen und genau das machte mir Angst...
„Aber er hat gesagt, dass er das nur aus geschäftlichen Gründen gemacht hat. D-Das hatte nichts zu bedeuten".
Hisoka sah so aus, als wollte er Chrollo am liebsten langsam und qualvoll töten. Und da ich wohl immer noch Gefühle für Chrollo hatte, nahm ich ihn ganz automatisch in Schutz.

In Hisokas Blick trat nach und nach wieder Leben.
Er lachte verächtlich.
„Sei doch nicht so naiv, Erenu...", sagte er.
„Wenn du mir gehören würdest, dann würde ich dich nie so hintergehen".
Sein Gesicht kam meinem ein Stück näher...
Mir wurde heiß...
„Chrollo liebt dich nicht... Schlag dir das aus dem Kopf".

Dann wandte er sich von mir ab und ging weiter durch den Wald. Was war das denn gerade?

𝒑𝒐𝒌𝒆𝒓 𝒈𝒂𝒎𝒆 | chrollo x oc x hisokaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt