22. „Du brauchst mich"

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Aus der Sicht von Erenu:
Ich wachte von dem Geräusch der Dusche im Bad auf. Licht strahlte durch die Fenster des Gastzimmers.
Ich blinzelte ein paar mal. Meine Augen fühlten sich immer noch schwer vom Weinen an. Ich seufzte... Ich hatte es so satt zu weinen. Wann ist alles so kompliziert geworden in meinem Leben?

Allerdings hatte ich einen Entschluss getroffen. Ich würde meine Nen-Fähigkeit nicht wieder verwenden... Mein Vater hatte mit der gleichen Fähigkeit viel zu viel Unheil angerichtet. Es war falsch sie weiterhin zu benutzen, so als wüsste ich von alldem nichts...

„Na? Auch endlich aufgewacht?"
Hisoka stand im Türrahmen des Badezimmers. Seine Haare waren nass und- und er war nackt! Er hatte nur ein Handtuch um seine Hüfte gewickelt!
Mir schoss die Röte ins Gesicht.
„Hisoka! Zieh dir gefällig was an!"
Ich hielt mit dir Hände vor's Gesicht, als Hisoka mich plötzlich an den Schultern berührte. War er so schnell fertig geworden mit anziehen?

Ich nahm meine Hände runter und für einen Moment sah ich ihm direkt in seine goldenen Augen und ich empfand etwas seltsames... Es fühlte sich so an... so als wäre ich immer noch auf dem Dach mit Chrollo und würde mir die Sterne anschauen.

Dann fiel mir auf, dass er immer noch nackt war und ich wurde wieder so rot wie eine Tomate.
„Hisoka zieh dir bitte was an", sagte ich peinlich bereut.
Er lachte darüber, verschwand dann aber tatsächlich mit seinen Klamotten, wieder im Bad.

Mein Körper schmerzte immer noch- Vor Allem meine Beine. Ich wusste nicht ob ich in der Lage war zu gehen, aber das war nicht das worüber ich mir am meisten Sorgen machte.
Was war nur dieses Gefühl, das ich hatte wenn ich Hisoka anschaute? Dieses Gefühl, glücklich und traurig zur selben Zeit zu sein?

Gott... Was war nur los mit mir?

♡ ♡ ♡

Nach einer Weile kam Hisoka wieder raus aus dem Bad - diesmal angezogen.
„Lass uns gehen", sagte er.
„Und wohin?", fragte ich.
„Erstmal raus aus Aiai und dann mal sehen".

Ich nickte und richtete mich dann auf, knickte aber sofort wieder ein. Hisoka schlang schnell seine Arme um mich, damit ich nicht hinfiel.
„Deine Entführer haben dich echt zugerichtet, was?", sagte er ein wenig belustigt.
Ich antwortete nicht.
Da war wieder dieses Gefühl, dass mir so viel Angst machte. Dieses Kribbeln, wenn er mich berührte... Mein Körper funktionierte nicht mehr richtig und dass lag nicht nur an Tim und Tom, sondern auch an Hisoka...

Plötzlich hob Hisoka mich hoch und ich befand mich jetzt im Braut-Style in seinen Armen.
„Ich trag dich, ja?"
Ich nickte wieder. Etwas anderes blieb mir ja kaum übrig.

Wir verließen also die Stadt Aiai und die ganze Zeit über dachte ich über mich und Hisoka nach.
Hatte ich mich in ihn verliebt? Das wäre schlecht.
Das letzte mal hat das schließlich nicht gut geendet. Chrollo hatte mein Vertrauen missbraucht und ich sollte von Hisoka lieber nichts anderes erwarten.

„Hisoka..."
„Hm?"
„Ich danke dir für alles was du für mich getan hast", sagte ich emotionslos. „Aber ich glaube wir sollten getrennte Wege gehen".
Hisokas Miene verdunkelte sich, aber er sagte nichts sondern lief einfach nur weiter durch die Landschaft außerhalb von der Stadtmauer.

„Du kannst mich in der Hauptstadt absetzen. Von da aus komm ich allein zu Recht und-"
„Nein", unterbrach Hisoka mich.
„Erenu, du brauchst mich und das weißt du auch. Ich kann dich nicht gehen lassen".
Mein Körper verkrampfte sich augenblicklich.
„Was redest du da?", sagte ich jetzt etwas lauter.
„Ich brauch dich nicht und du brauchst mich nicht. Wir können uns doch noch nicht mal gut leiden".
„Ach ja?", Hisoka schaute mich mit leerem Blick an.
„Du brauchst mich nicht?"

Er stoppte und setzte mich dann ab, so dass mein Rücken an einen Baum lehnte.
Ich schaute ihn überrascht an.
„Dann beweis es mir, Erenu".
Dann drehte er sich um und ging langsam weg.
Ich bekam Panik. Ich konnte nicht ordentlich gehen und ich konnte mein Nen aus persönlichen Gründen nicht einsetzen. Das hatte ich mir geschworen...
Wenn er mich hier zurückließ... Dann würde ich sterben!
„Hisoka!" Er drehte sich nicht um.
„Du kannst mich doch nicht hier zurücklassen!!"
Wieder keine Reaktion.
„HISOKA!"

So hatte ich mir das nicht vorgestellt...
Mir kamen die Tränen und ich begann zu zittern. In mir stieg Panik auf. Er entfernte sich immer weiter.
Ich würde hier alleine sterben...

♧ ♧ ♧

Es vergingen Stunden... Stunden in denen ich immer wieder Hisokas Namen rief bis ich die Hoffnung verlor.
Es wurde kalt. Und so saß ich einfach nur zitternd unter diesem Baum.
Die Sonne ging unter und ich schloss meine Augen.

Hoffentlich würde ich schnell sterben und hoffentlich ging es Killua gut und Chrollo sollte es auch gut gehen...
Und hoffentlich war meine Schwester Aria glücklich und... und hoffentlich würde Hisoka auch glücklich werden, ohne mich...

Plötzlich spürte ich, wie mich jemand in eine warme Umarmung zog. Reflexartig krallte ich mich an die Kleidung meines Retters und atmete den Geruch ein. Ich kannte diesen Duft...
„Hisoka..."

Ich hatte so viele Gefühle in mir. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn so sehr. Dafür dass er mir solche Angst gemacht hatte wollte ich ihn töten.
Und gleichzeitig liebte ich ihn über alles. Dafür dass er mich jetzt schon zum dritten Mal vor dem Tod gerettet hatte und dafür dass er so war wie er war...

Doch anstatt ihm all das zu sagen klammerte ich mich an ihn, weil ich Angst hatte, dass er gleich wieder gehen würde.
„Du brauchst mich...", sagte er eindringlich und diesmal ich glaubte ihm...

𝒑𝒐𝒌𝒆𝒓 𝒈𝒂𝒎𝒆 | chrollo x oc x hisokaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt