5. Leben oder Tod

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Seit ich klein war hatte ich ein besonderes Gefühl für die Aura oder Lebenskraft von Menschen entwickelt. Es hatte sich immer ein bisschen so angefühlt, als könnte ich die Aura fühlen und anfassen.
Das waren die Anfänge meiner Nen-Fähigkeit gewesen, die zum Typ Manipulation gehörte.
Heute wusste ich genauer wie sie funktionierte. Im Gegensatz zu Gyō, welches alle Nen Kämpfer anwenden können, bei dem man aber nur Aura sieht, die vom Körper abgestoßen wird, konnte ich auch Aura im Körper eines Menschens fühlen.

Aufgrund jahrelanger Erfahrung wusste ich genau wie viel Lebenskraft sich in welchen Körperteilen eines Menschens befand und konnte das ausnutzen, indem ich ihre Lebenskraft annahm und damit ganze Menschen steuern oder aus ein paar Meter Entfernung verletzen konnte, indem ich beispielsweise die Lebenskraft am Herz bewegte...

Die Kurzform: Ich konnte Blut, Muskeln und Organe eines Menschens steuern und bewegen und Nobunaga bekam diese schmerzhafte Tortur gerade zu spüren.

♢ ♢ ♢

„Wie machst du das?!", schrie Nobunaga schmerzverzerrt.
„Das ist meine Nen-Fähigkeit", antwortete ich ruhig, aber immer noch konzentriert darauf ihn zu quälen. Das hatte er davon... „Ich nenne sie ‚heart breaker', Weil ich damit wortwörtlich dein Herz brechen kann", sagte ich.
„Was für ein beschissener Name", knurrte Nobunaga.
„Wie auch immer...", sagte ich etwas beleidigt, während ich seine Hände so bewegte, dass er den Schlüssel des Kerkers auf den Boden fallen ließ, sodass Killua ihn aufheben konnte und mit Gon abhauen konnte.

Sie hatten die Tür fast erreicht, da konnte ich Nobunaga nicht mehr halten. Er hatte seine Aura wohl auf gezielte Körperstellen konzentriert, sodass ich nicht mehr die volle Kontrolle hatte...
Killua und Gon rannten weg. Nobunaga überlegte kurz ob er ihnen folgen sollte, entschied dann aber wohl, dass ich sein größeres Problem war.
„WIESO HAST DU DAS GEMACHT, DU MISTSTÜCK!?", schrie er mich an, während er mich rüttelte.
„Sie waren noch Kinder." erklärte ich kleinlaut.
„Lüg doch nicht! Du kennst die zwei doch!"
Dann zerrte er mich raus aus dem Kerker, die kalten Gänge des Gebäudes entlang...

♢ ♢ ♢

Wir waren wieder in dem Haupraum, in dem allerdings nur noch Feitan, Machi, Pakunoda und Hisoka saßen.
Die Anderen waren wohl schon dabei, diesen besagten Plan von Chrollo umsetzen.
Nobunaga zerrte mich immer noch herum bevor er mich wütend nach vorne schubste, so dass ich auf dem Boden landete und mir meine Knie und Hände aufschürfte. Es war demütigend... Ich traute mir nicht in die Augen der einzelnen Mitglieder zu blicken. Also erstarrte ich einfach und blieb auf meine schmerzenden Knien, obwohl ich Hisokas amüsierten Blick förmlich auf mir spüren konnte.

Nobunaga erklärte den anderen grob, was passiert war, doch als er keine Reaktionen von den Mitgliedern bekam, formulierte er eine direkte Frage: „Was machen wir jetzt mit ihr?"
Stille...

„Ich würde sie töten", sagte Feitan schließlich fast nebenbei. „So wichtig wird sie für Chrollo nicht sein. Keine Ahnung, warum er sie am Leben gelassen hat". Ja, das wusste ich auch nicht. Chrollo war echt seltsam...

„Ich würde sie am Leben lassen", sagte Hisoka. Jetzt riskierte ich doch mal einen Blick und schaute vom Boden auf. Er sah mich überhaupt nicht mehr abwertend an. Eher... bewundernd.
„Aha... Und wieso?", fragte Machi skeptisch.
„Weil ihre Nen Fähigkeiten sehr interessant sind und sie mit ihnen gut in eine Räuberbande passt. Es wäre eine Schande, einen Menschen mit so viel Potenzial zu töten." Er musterte mich interessiert „Außerdem... Falls sie nochmal Dummheiten versuchen sollte, kommt sie nicht gegen uns alle an". Ich schaute ihn prüfend an. Vorhin hatte er noch Killua bedroht um mir eins auszusetzen und jetzt versuchte er mir das Leben zu retten?
„Wieso sagt sie nicht selbst erstmal etwas dazu?", meinte Machi und schaute mich erwartungsvoll an.

Ich hatte angefangen zu zittern. Hatte ich Angst? Dieses Gefühl hatte ich wohl lange nicht mehr gespürt. Es war mir peinlich, also versuchte ich es unter Kontrolle zu bekommen.
„Äh... Ich..." Ich konnte ihnen nicht die Wahrheit erzählen, also entschied ich mich für eine Halbwahrheit. „I-Ich habe Nobunaga gerettet", stammelte ich. Nobunaga sah aus als wollte er mich direkt umbringen. Allerdings hielt Pakunoda ihn zurück. „Die Wahrheit ist, ich kannte den Jungen von früher. Zumindest glaube ich dass es er war". Im Lügen war ich ja gar nicht so schlecht. „Er ist auch von einer Assassinen-Familie. Wir haben mehrmals Aufträge zusammen erledigt, aber das ist schon länger her".

Feitan, Nobunaga, Machi und Pakunoda schauten mich skeptisch an. Nur Hisoka betrachtete mich wieder mit diesem anerkennendem Blick. Naja... Er wusste ja, dass Killua eigentlich auch ein Zoldyck war.
„Jedenfalls hat der Junge Fähigkeiten, gegen die Nobunaga nicht angekommen wäre und ich auch nicht".
Dafür, dass ich mir das in ein paar Minuten ausgedacht hatte, war es glaube ich gar nicht so schlecht.

„Klingt für mich wie eine Lüge", sagte Feitan. Verdammt... „Du hättest doch deine Fähigkeiten auf ihn anwenden können". Zum Glück konnte ich dieses Argument auch ohne viel zu lügen widerlegen:
„Meine Fähigkeiten wirken nur an Leuten, die ihre Aura nicht oder nur bedingt unter Kontrolle haben", sagte ich. „Nobunaga konnte ich auch nur kurz damit außer Gefecht setzen". Ich zögerte. Wenn ich wollte, dass sie mir glaubten, gab es zwar eine sehr effektive, aber auch riskante Möglichkeit.
„Pakunoda kann es meinetwegen überprüfen". Dass tat sie dann auch. Sie kam ein paar Schritte auf mich zu und legte dann ihre Hand auf meinen Kopf.

Ich hatte keine Ahnung wie Pakunodas Fähigkeiten funktionierten, aber vielleicht würde sie nicht alle Erinnerungen durchforsten können, sondern nur die von denen ich erzählt habe, und die waren in gewisser Weise ja wahr.
Schließlich trat sie zurück. Mein Herz klopfte wie wild.

„Es stimmt. Sie hat an der Seite des Jungen gekämpft und dass ist auch schon eine Weile her". Ich atmete erleichtert aus.
„Das beweist es aber trotzdem nicht", meinte Nobunaga.
„Ja, aber es wird schon einen Grund haben, warum Chrollo, sie nicht töten wollte, oder?", sagte Machi.

Die Gruppe schwieg wieder, bis Hisoka etwas sagte: „Wir können ihr ja eine letzte Chance geben. Ihre Fähigkeiten könnten bei dem Plan ziemlich hilfreich werden". Er war plötzlich so anders, so als wollte er mich beschützen. „Ich werde auch persönlich auf sie aufpassen und wenn sie etwas macht, was nicht in unserem Interesse ist..." Er kam auf mich zu und wollte mir scheinbar wieder auf die Beine helfen, aber ich wich zurück und stand aus eigener Kraft auf. Hisoka lächelte. „...dann töte ich sie einfach".

𝒑𝒐𝒌𝒆𝒓 𝒈𝒂𝒎𝒆 | chrollo x oc x hisokaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt