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Und auf mein inneres Ich konnte ich eigentlich schon immer vertrauen.
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Lilli
Ich habe die restliche Nacht im Lager verbracht. Markus ist in seinem Zelt verschwunden und ich habe mich noch an die Feuerstelle gesetzt. Wirklich viel habe ich nicht mehr geschlafen, dafür war es schon zu früh. Zwei Stunden nachdem wir im Lager angekommen sind, sind die anderen auch schon wieder aufgestanden. „Lilli?", hat Vanessa gefragt, „Was machst du den schon hier?"
Darauf habe ich nicht geantwortet. Nun ist sie der Meinung, dass ich zuhause war und ich lasse sie in dem Glauben.

Nun sind alle wach und sitzen um das neu entzündete Feuer. Markus hat sich neben mich gesetzt und an seinen Augen sehe ich, dass es ihm ähnlich geht, wie mir. Wir haben beide kaum geschlafen und sind dementsprechend auch müde. Raban und Joschka verteilen Frühstück. „Das ist eine Erfindung von Hadschi Ben Hadschi. Wir haben sie nur ein wenig umgewandelt.", erklärt Raban stolz, als er mir meine Pfannkuchen gibt. „Ja, jetzt gibt es auch Frühstück aus der Tube!", grinst Joschka. Die anderen beginnen ebenfalls zu grinsen und beginnen zu Essen. „Hat dieser Jonah eigentlich erwähnt, wo wir sie treffen sollen?", fragt Leon auf einmal und blickt zwischen Fabi und mir hin und her. Als Antwort schüttele ich meinen Kopf und auch Fabi tut dies, da er gerade von seinem Pfannkuchen abgebissen hat. „Das werden wir schon herausfinden.", sagt Maxi selbstsicher. „Und gewinnen werden wir auch!", stimmt Blossom zu.

„Hast du schon eine Ahnung, wo du Marlon finden wirst?", fragt Marry an Leon gewandt. Dieser zuckt nur mit den Schultern. „Ich habe schon lang nichts mehr von ihm gehört. Er scheint sehr beschäftigt zu sein mit Horizon.", jetzt beginnt Leon zu grinsen, „Aber ich denke, dass wir in der Steppe der Silberlichten anfangen werden."
„Und du, Joschka, ist dein Bruder zuhause?", fragt Marry nun an ihren Freund gewandt. Joschka grinst. „Nein, wahrscheinlich ist er wieder im Gewächshaus. Er hat unserer Nachbarin einen Kuchen gebacken.", erklärt er. „Mit Rizinusöl?", fragt Maxi belustigt. Joschka nickt, „Nachdem sie ihrem Hund zum fünften Mal in unseren Garten sein Geschäft verrichten lassen hat, dachte er sich, dass sie es verdient hätte."

Man sieht Joschka an, dass er es sehr amüsant findet. „Das hat ihn die Sommerferien gekostet.", sagt er noch. „Und wie finden wir Deniz?", fragt Maxi. Alle Augen richten sich auf Markus. „Wir werden uns in Grünwald mal umhören. Soweit ich weiß, ist Deniz umgezogen. Vielleicht haben wir Glück und er ist nicht allzu weit weg.", erklärt Markus. An seiner Stimmlage erkenne ich schon, dass er nicht wirklich überzeugt von seinem Plan ist. „Dann sollten wir uns auf den Weg machen.", sagt Vanessa und steht auf. Sie, Leon, Klette und Nerv sind die ersten, die aufbrechen. Maxi, Fabi und Blossom ziehen sich in einem Zelt zurück und auch Joschka, Raban und ihre Freundinnen machen sich auf den Weg. Nun sitzen nur noch Markus und ich am Feuer. „Komm. Wir sollten los.", sagt Markus und hält mir seine Hand in. Ich ergreife sie und er zieht mich auf die Beine.

Markus läuft vor und auch wenn ich keine besonders gute Orientierung besitze, weiß ich, dass diese Richtung uns nicht nach Grünwald bringt. Aber ich frage nicht nach. Dass ich gestern mit Markus geredet habe, ändert nichts. Das sage ich mir zumindest. Markus hat mir eins seiner Geheimnisse erzählt und irgendwas in mir hat gesagt, dass ich ihm antworten muss und ihm auch was erzählen sollte. Und auf mein inneres Ich konnte ich eigentlich schon immer vertrauen.

Markus setzt sich im Laufen einen Helm auf und bleibt vor einem Motorrad stehen. Er bückt sich und hebt einen weiteren Helm auf, den er mir in die Hände drückt. „Vanessa hat erzählt, dass du ungeschickt bist. Da sollte ich den Helm besser nicht werfen.", sagt er und versucht sich ein Lachen zu unterdrücken. Perplex stehe ich da, halte den Helm fest umklammert und sehe Markus dabei zu, wie er die Maschine fertig macht. Quad fahren fand ich schon schlimm, was soll ich denn bitte vom Motorrad fahren halten?
„Bist du festgewachsen? Hiermit sind wir viel schneller!", ruft Markus mir zu. Als ich mich noch immer nicht bewege, seufzt er. „Keine Sorge. Ich habe die Maschine gebaut und ich bin ein guter Fahrer. Du hast nichts zu befürchten!", versucht er mich zu überzeugen. Sowas von einem Fünfzehnjährigen zuhören, ist aber nicht besonders überzeugend! „Hat Vanessa nicht gesagt, dass du mutig wärst? Dafür hast du gerade aber ziemlich schiss!", zieht er mich nun auf. Ich schnaube empört. Wenn es etwas gibt, womit man mich überzeugen kann, dann mir zu sagen ich wäre Feige.

Und verdammt Ich wünschte ich wäre es gewesen. Markus lenkt das Motorrad aus dem Wald raus und fährt mit seinen fünfzehn Jahren durch Grünwald. Das ist nicht nur illegal, sondern auch gefährlich und dumm. Nach jeder Kurve, um die Markus fährt, glaube ich, dass wir einfach umkippen werden. Aber Markus lehnt sich einfach mit Absicht weiter in die Kurve und lacht dabei.
„War doch witzig!", sagt Markus, als ich absteige. Ich ziehe den Helm ab und werfe ihm einen bösen Blick zu. Blödmann.

Markus zuckt nur mit den Schultern und klingelt an einer Haustür. Es macht uns eine ältere Dame auf, die verwirrt zu uns blickt. „Oh Hallo Kinder. Kann ich euch helfen?", fragt sie. An ihrer Oberlippe klebt noch Marmelade und in ihrer zitternden Hand hält sie eine Tasse. Sie steht im Bademantel vor uns, ihre grauen Haare werden von einem Gummi in Nacken gehalten und ihr lila Brille rutscht ihr fast von der Nase. Alles in allen sieht sie aus, als wäre sie gerade erst aufgestanden, aber sie blickt uns freundlich an. „Hallo Frau. Schulze. Ich bin es Markus. Ihr Enkel hat früher mit mir Fußball gespielt und ich wollte sie fragen, wie wir Deniz erreichen können.", fragt Markus freundlich. Die Mundwinkeln der alten Dame ziehen sich ein wenig nach unten. Ihr Blick fällt mitleidig auf uns. „Es tut mir Leid, mein Junge. Deniz ist mit seiner Familie nach München gezogen und kommt nur noch selten hier her.", sagt sie. Markus nickt und lächelt sie an. „Vielen Dank für ihre Hilfe. Könnten sie mir vielleicht seine Adresse und eine Nummer geben?", fragt Markus weiter nach.  Die Dame nickt und verschwindet kurz im Haus. Wenig später kommt sie wieder und reicht Markus einen Zettel. Markus verabschiedet sich und ich winke der Dame zu.

Markus steigt wieder auf sein Motorrad und ich steige, wenn auch nur sehr widerwillig, hinter ihn auf. „Du solltest erstmal nach Hause.", sagt Markus, „Sie machen sich bestimmt sorgen."
Markus hat recht. Seit gestern Mittag habe ich mich nicht mehr gemeldet und wenn ich länger fort bleibe, dann schicken sie wohl die Polizei nach mir los. Wenn sie es nicht schon getan haben. Dennoch will ich nicht Heim. Ungestraft komme ich aus dieser Sache bestimmt nicht raus.

Ich weise Markus den Weg, in dem ich auf seinen rechten oder linken Arm tippe. Markus hat ein paar Anläufe gebraucht, um zu verstehen, dass ich ihm so den Weg weise. Aber schlussendlich stehen wir vor meiner Haustür. „Weißt du, das wäre einfacher gewesen, wenn du weiter mit mir reden würdest.", meint er, als wir auf der Veranda ankommen. Ich zucke nur mit den Schultern und schließe auf.

Das Grauen erwartet mich in der Küche. Als mein Vater mich erblickt, straft er mich schon mit seinem Blick. Ich kann den Hausarrest schon in seinen Augen ablesen. Und auch meine Mutter hadert zwischen ‚Gottseidank bist du Zuhause' und ‚Ab in dein Zimmer!' aber als sie Markus erblicken, der hinter mir in die Küche kommt, sehen sie mich verwirrt an. Markus geht selbstsicher auf meinen Vater zu und streckt ihm seine Hand entgegen. „Hallo, ich bin Markus.", stellt er sich vor. Mein Vater nimmt seine Hand und schüttelt sie. „Freut mich. Ich bin Mario.", stellt er sich ebenfalls vor. „Willkommen Markus. Ich bin Sarah, Lilli's Mutter.", sagt meine Mutter und schüttelt Markus Hand. „Ich habe Kuchen gebacken. Bleib doch eine Weile.", lädt Mama ihn ein. Mein Vater hat es die Sprache verschlagen. Er sitzt vor Markus und schaut ungläubig zwischen ihm und mir hin und her. „Das würde ich sehr gerne, aber Lilli wollte sich nur umziehen. Ich und meine Freunde wollten ihr noch ein wenig von Grünwald zeigen.", lehnt Markus ab.

Ich verschwinde aus der Küche und hoffe einfach, dass meine Eltern nichts peinliches anstellen. Es ist noch nie vorgekommen, dass ich Freunde mit nach Hause bringe. Ich glaube meine Eltern wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Aber ich wollte auch nicht weiter dabei stehen bleiben. Desto schneller ich hier raus komme, desto besser. Dementsprechend beeile ich mich auf mit dem duschen. Ich ziehe mir eine alte Jeans an und darüber ein T- Shirt, dass ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr an hatte. Es ist ein schlichtes  olivfarbenes Shirt mit U- Ausschnitt. Das einzig spektakuläre an dem Ding ist, ist dass man es hinten am Rücken durch Schnüre zusammen bindet. Darüber ziehe ich wieder die Lederjacke an, die ich auch schon den Tag über getragen habe.

Als ich die Treppen runter stürme und in die Küche komme, sitzt Markus meinen Eltern gegenüber und isst ein Stück Kuchen. Es war eigentlich zu erwarten, dass meine Mutter ihn überreden wird. Als Markus sich nach mir umdreht, stopft er sich das letzte Stück Kuchen in den Mund und steht auf. Wir winken meinen Eltern zum Abschied. „Lilli hat Freunde gefunden.", hören wir noch meinen Vater verdutzt fragen, als ich die Tür hinter mir schließe.
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🧞‍♂️

if love could speakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt