5

4.6K 151 12
                                    

Darauf ist Verlass. Auf Lilli ist Verlass.
*
Lilli
Es ist spät geworden. Es ist bereits dunkel und dennoch sitze ich noch bei den wilden Kerle. Sie unterhalten sich über die gerissenen Tiger. „Wer hat sich eigentlich diesen Namen ausgedacht?", fragt Raban belustigt. Die anderen Stimmen mit ein, selbst mir entflieht ein schmunzeln. „Die gerissenen Tiger.", stimmt Maxi mit ein. Joschka zuckt mit den Schultern und zerbricht ein kleinen Ast zwischen seinen Fingern. „Es stimmt aber. Sie spielen verdammt gerissen und während sie spielen sind sie wie Tiger, die im Dschungel auf ihre Beute lauern.", erklärt er. Markus lacht kurz auf, „Klingt fast so, als hättest du Angst!"

Joschka wirft die zerbrochenen Teile des Astes weg und steht auf. „Versteht ihr es nicht? Bevor wir kamen waren sie die ersten! Beim Pink von Rabans drei Rosacousinen, die sind mindestens so gut wie wir, wenn nicht noch besser.", sagt er laut. Das Lachen ist den anderen vergangen. „Dann werden wir eben besser.", wirft Markus ein. Raban seufzt, „Wir trainieren schon so so viel wir können."
„Und so gut wir können!", stimmt Nerv mit ein. Ich beobachte sie alle schweigend. Markus hat sein Grinsen nicht verloren. „Wir trommeln alle wieder zusammen. Alle! Fabi ist schon hier. Dann fehlen nur noch Juli, Huckleberry, der Streuner Fort Knox, die Viererkette in einer Person. Und Deniz, die Lokomotive. Verdammt, wenn wir nur irgendwie Jojo erreichen könnten, Jojo, der mit der Sonne tanzt. Und Marlon, die Nummer 10, die Intuition und das Herz des Teams. Leon, deinen Bruder und Horizon.", Markus klingt so überzeugt, dass einige mit einstimmen. „Ich rede mit Juli!", ruft Joschka freudig auf. „Ja und ich werde nach Deniz suchen!", beschließt Maxi. Nun blicken alle auf Leon. Leon sitzt auf dem Baumstamm neben Vanessa und sieht auf sein Essen. Als er aufblickt, sieht er auf Fabi. „Und was ist mit dir Fabi?", fragt Leon, „Wirst du bleiben?"

Fabi bleibt einen Moment still. „Und wenn nicht?", fragt er in die Runde. Fabi sieht einen nach dem anderen an. „Was macht ihr, wenn ich gehe?"
Nerv erhebt sich, sein Blick ist stur auf Fabi gerichtet. „Dann gewinnen wir eben ohne dich!", ruft er aus. „Ja, Fabi. Wir werden gewinnen, aber ohne dich, Fabi, ist es nur halb so schön!", sagt Leon und geht auf Fabi zu. Er streckt seine Hand nach seiner aus. „Alles ist gut.", beginnt er. „Solange du wild bist!", beendet Fabi es und schlägt ein. Die anderen springen auf und stoßen einen Schrei aus, der mir in den Ohren weh tut. „Leon, du musst mit Marlon reden!", meint Klette. „Und mit Horizon!", stimmt Nerv mit ein. „Und ich werde dir helfen!", meint Vanessa und legt ihre Hand auf seine Schulter.

„Gut, dann teilen wir uns auf.", beschließt Markus. Es setzen sich alle enger zusammen und beschließen gemeinsam, wie sie es anstellen sollen. „Leon und Vanessa, ihr geht zu Marlon und Horizon. Klette und Nerv werden mit euch gehen. Raban, Joschka, Terry und Mary, versucht Juli umzustimmen.", erklärt Markus. „Blossom, Maxi und ich werden die Kätzchen ausfindig machen und uns einen Plan erstellen. Markus wird nach Deniz suchen. Lilli, wirst du ihm helfen?", fragt mich Fabi. Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Selbst Markus sieht mich an, aber entgegen den anderen, schaut er mich nicht bittend an. Ich seufze und sehe zu Vanessa. Sie schaut zu mir und lächelt mich an. Sie kommt auf mich zu und setzt sich neben mich. „Weißt du noch als ich Fußball gespielt habe und diese Jungs meinten, dass ich es nie schaffen könnte?", fragt sie mich. Ich beginne zu lächeln. Ja, daran erinnere ich mich. „Kurz vor meinem Umzug. Wir waren auf dem Bolzplatz und du hast diese Mistkerle verscheucht ohne auch nur ein Wort zu sagen. Du bist das mutigste Mädchen, dass ich kenne und du bekommst immer was du willst, wir brauchen dich, um diese gerissenen Tiger zu besiegen.". Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Nein keine Sorge. Du wirst kein Fußball spielen. Das wäre der tot für uns alle.", lacht Vanessa. Ich überdrehe meine Augen und stehe auf.

Vanessa

„Moment mal. Wo gehst du hin?", ruft Nerv entsetzt.  Lilli bleibt zwischen Maxi und Fabi stehen. Ich erwidere Lilli's Grinsen. „Wir sehen uns Morgen.", sage ich. Lilli nickt und geht weiter. „Es ist schon dunkel.", ruft Marry Lilli hinter her. Sie geht weiter. „Maxi, das ist viel zu gefährlich. Was wenn sie sich verirrt?", höre ich Blossom fragen. „Wird sie nicht. Lilli ist vielleicht ungeschickt und unsportlich und redet nicht und hat das Talent sich in Gefahr zu begeben,...", ich werde von Blossom unterbrochen. „Das klingt nicht sehr überzeugend, Vanessa.", sagt sie. Ich lächel sie an. „Keine Sorge. Lilli kann dennoch auf sich aufpassen.", sage ich.

„Ich weiß nicht. Sie sollte nicht alleine im Wald sein.", meint Marry. „Naja, freiwillig wird sie nicht nochmal auf die das Quad aufsteigen.", lacht Fabi. „Jetzt ist sie schon weg.", sagt Klette und lehnt sich entspannt zurück. Auch ich setze mich. Wenn Lilli noch irgendwie so ist wie sie es früher war, dann wird sie nicht zurück kommen. Nicht heute. Aber morgen wird sie da sein. Darauf kann ich Gift nehmen. Darauf ist Verlass. Auf Lilli ist Verlass.

Blossom sieht noch eine Zeit lang auf den Punkt, auf dem Lilli noch vor wenigen Minuten stand. Dann wendet sie sich wieder Maxi zu. „Ich vermute, wir haben keine andere Wahl, als Vanessa zu vertrauen.", sagt sie. „Ja und Lilli.", gibt Markus noch zu bedenken, bevor er sich in sein Zelt zurückzieht.
„Das können wir doch, oder Vanessa?", fragt mich Leon. Ich nicke, „Ja, sowie du mir vertrauen kannst. Das verspreche ich!" Die anderen geben sich damit zufrieden, aber bei Markus bin ich mir da nicht so sicher. Seit Düsentrieb weg ist, hat er sich verändert, auch wenn er es niemals zugeben würde. Es ist als wäre nicht nur Düsentrieb verschwunden, sondern auch ein Teil von Markus.

Markus ist noch immer der beste Torwart der Welt und nimmt jedes Training und Spiel ernst, aber vielleicht ein wenig zu ernst. Markus gibt mehr als 110% und vielleicht ist das ein wenig zu viel. „Findet ihr auch, dass Markus immer komischer wird?", fragt Marry. „Er ist noch verletzt und braucht seine Zeit. Der wird schon wieder.", meint Maxi. Blossom setzt sich neben ihn und auch die anderen setzen sich dazu. „Ja schon. Aber er ist nicht mehr er und nichtmal wir können ihm wieder aufmuntern.", gibt Terry zu bedenken. Ich seufze und lasse meinen Kopf auf Leon's Schulter sinken. „Aber was können wir tun?", frage ich bedrückt. Leon greift nach meiner Hand und drückt leicht zu. „Nichts. Ihr könnt rein gar nichts machen.", sagt Markus gereizt. Er wirft uns allen einen bösen Blick zu, bevor er an uns vorbei stürmt.
*
🧡🖤

if love could speakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt