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Ich bin Lilli und das ist gut so, aber vielleicht nicht gut genug.
*
Lilli

Noch bevor die Sonne ansatzweise aufgeht, sitze ich schon draußen. Um ehrlich zu sein, bin ich gar nicht in mein Zelt gegangen. Ich habe draußen geschlafen, weil ich nicht aufstehen wollte. Markus hat sich als erster verabschiedet. Die anderen sind mit der Zeit schlafen gegangen, bis nur noch ich da war. Die Zeit ist einfach an mir vorbeigezogen, während ich in den Himmel gestarrt habe. Ich habe die Sterne gesehen und den Mond betrachtet. Dabei habe ich an Blossom gedacht und wie sie mir erzählt hat, wie sehr sie doch die Sonne vermisst habe. Gerade vermisse ich sie nicht. Die Sterne und der Mond sind für mich so viel schöner. Die Sonne erhellt alles und lässt alles um einen herum erstrahlen, selbst wenn man es nicht will. Die Sterne jedoch leuchten nur für sich. Man wird nicht geblendet.

Gestern Morgen dachte ich, dass da was war. Es war ein einfältiger und dummer Gedanke. Zu glauben, dass Markus irgendwas in mir sieht, was nicht mal ich selbst sehe, war falsch und gefährlich. Immerhin weiß ich jetzt, dass da nichts ist. Ich bin Lilli und das ist gut so, aber vielleicht nicht gut genug. Ich habe vielleicht angefangen zu reden, aber ich habe nichts zum erzählen. Stattdessen habe ich gehofft und wurde von mir selbst geblendet. Sowie einen die Sonne blendet.

Ich hätte im Schatten bleiben sollen, so wie ich es immer getan habe. Dann wäre ich jetzt nicht verletzt. Es hat mir weh getan, als Markus gesagt hat, dass er an diese Düsentrieb gedacht hat, während er mich so angesehen hat, wie er es eben getan hat. Und das schlimme ist, ich kann es nicht erklären warum es so weh getan hat.
Auf jeden Fall war es im Schatten einfacher. Aber der Schatten existiert nicht ohne Licht.

Ich kann nicht sagen wann die Sterne verschwunden sind, aber als der Himmel heller wurde, hat sich Blossom neben mich gesetzt. Wir schweigen, während sich der Himmel sich langsam rot orange verfärbt. Die Sonne geht langsam auf. „Ist sie nicht schön?", fragt Blossom. Ich zucke zusammen, weil ich mich an die Stille gewöhnt habe. Einst war sie mein bester Freund, jetzt scheint sie mein Feind zu werden. Ich seufze. „Ja. Ist sie.", sage ich. Ich behalte meine Gedanken für mich, weil ich weiß, wie sehr sie die Sonne mag. Blossom lächelt. „Du lügst.", sagt sie, „Das hast du gestern schon."
„Daran kann ich mich nicht erinnern.", erwidere ich und sehe weiter auf den Sonnenaufgang. Ich will ihr grinsen nicht sehen. Weil ich weiß, dass sie was weiß, was ich nicht weiß.

„Vielleicht hast du gelogen, weil du es nicht weißt.", sagt sie. Ich schnaube. Sie kichert.
„Du weißt nicht, wie sich Liebe anfühlt.", sagt sie. „Danke, dass weiß ich.", meine ich. Ich spüre ihren Blick auf mir, aber ich sehe nicht hin. „Du solltest es aber. Es ist atemberaubend!", erklärt sie. Ich schnaube erneut. „Ich habe auch schon mal gehört, dass es einen zerstören kann."
Blossom seufzt. „Ich weiß auch nicht, warum Düse abgehauen ist. Ich mag Düsentrieb und ich mag Markus. Das was er gestern gesagt hat, hat er nicht so gemeint.", sagt Blossom. Die Erinnerung an Markus' Worte, versetzen mir einen Stich. Es tut weh und ich will es nicht. „Markus hat seine wahre Liebe verloren und Düsentrieb auch.", sage ich, „Die beiden sind wohl kaum ein gutes Beispiel für eine atemberaubende Liebe."
Blossom kichert erneut. Sie hat ihren Blick abgewandt und sieht wieder zu der Sonne. „Ihre Liebe sollte auch kein Beispiel sein. Die wahre Liebe ist vielleicht doch nicht immer die echte Liebe.", erklärt sie. „Ihre Liebe war einmal. Düsentrieb wäre nicht gegangen, wenn sie ihn noch geliebt hätte.", fügt sie hinzu.

„Markus liebt sie noch.", diese Worte auszusprechen tut mehr weh, als es sollte. Ich habe nie irgendwas empfunden, als Markus von ihr gesprochen hat. Ich habe nichts empfunden, als er sagte, dass er sie geliebt hat. Weil er immer in der Vergangenheit von ihr geredet hat. „Er liebt, Lilli. Aber ich glaube nicht, dass er sie liebt.", sagt Blossom. „Er denkt an sie, Blossom. Er hat es mir gesagt.", sage ich aufgebracht. „Es macht dir etwas aus, dass er das tut, nicht wahr?", fragt sie. Ich nicke.
„Du solltest aufhören, dir etwas einzureden, was nicht stimmt. Du verletzt dich nur selbst.", sagt sie. „Es macht es einfacher.", erkläre ich.

Der Himmel färbt sich pink, während die Sonne immer weiter empor steigt. Durch die Sonne verschwindet die Dunkelheit. „Das redest du dir nur ein. In Wahrheit tut es weh.", Blossom durchblickt mich. Mehr als sie sollte.
„Was willst du von mir hören?", frage ich sie. Es ist das erste mal, dass ich zu ihr schaue. „Das was du fühlst.", sagt sie ruhig. Ich seufze. „Das weißt du anscheinend besser als ich.", gebe ich von mir.
„Vielleicht. Aber du solltest es herausfinden.", sagt sie ruhig. „Und wenn ich es nicht will?", frage ich. Ich merke, wie sich Tränen in meinen Augen bilden. Mit aller Kraft versuche ich sie zurückzuhalten. Es ist verwirrend. Die erste Träne löst sich und ich wische sie weg. Blossom legt ihren Arm um meine Schultern. Ich lege meinen Kopf auf ihre Schulter.

„Was empfindest du, wenn du an ihn denkst?", fragt sie mich leise. „Es tut weh.", gebe ich zu. Blossom sagt nichts, sie wartet. „Wenn ich jetzt an ihn denke, denke ich daran wie sehr es wehtut, wenn er mich ansieht und an dieses Mädchen denkt. Warum stört es mich? Ich will bei ihm sein und gleichzeitig will ich mein altes Leben wieder haben. Es war soviel einfacher, auch wenn es langweilig war. Aber wenigstens war ich mit mir selbst in reinem und nicht so verwirrt.", erkläre ich.
„Du wünscht dir nicht dein altes Leben zurück, dafür ist etwas in dir, was viel zu schön ist. Du erkennst es nur nicht, weil du dich an den Schmerz klammerst.", sagt sie. Wie Blossom es erklärt, hört es sich so einfach an, aber ich verstehe es nicht.

„Denk an ihn, bevor er gestern gesagt hat, dass er an Düse denkt. Denk an das Eis. Was hast du gefühlt, als er da war.", versucht sie es weiter. Ich seufze, schließe aber meine Augen. Einen Moment schweige ich und denke mich an das Eis zurück. „Ich hatte Angst. Noch nie in meinem Leben hatte ich so eine Angst. Als ich Markus Stimme gehört habe, habe ich mich ein Stück besser gefühlt und als er vor mir stand war die Angst fast verschwunden. Ich habe mich sicher gefühlt. Als er mich ins Lager getragen hat und mir sagte ich soll durchhalten, habe ich das nur geschafft, weil er da gewesen ist. Er war der Grund, warum ich gekämpft habe.", sage ich dann. Blossom sieht zu mir und lächelt mich an. „Und was glaubst du?", fragt sie. „Dass mir das alles nicht gefällt.", meine ich. Blossom kichert. „Aber du hast es verstanden.", sagt sie grinsend.

Ja, das habe ich. Aber das macht es nicht besser. Verdammt, ich hab mich verliebt. In einen Typen, der seiner wahren Liebe nach trauert.
*
Eigentlich ist es nicht sehr intelligent von mir das Kapitel zu posten, weil ich keins für morgen dann mehr habe. Aber ich wollte euch mitteilen, dass ich jetzt vegane Mettwurst ausprobieren möchte🤓
Lebt ihr Vegan oder vegetarisch? (Me: vegetarisch)

if love could speakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt