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Er soll glücklich sein, dass ist alles was zählt.
*
Lilli

Die wilden Kerle werden immer besser und Jonah wird immer ungeduldiger. Langsam sieht er echt wütend aus. Er schreit sein Team an, während wir unseres noch immer anfeuern.
„Den kriegst du Markus!", rufe ich. Klette ist auf meinen Rücken gesprungen und wirft ihre Arme in die Luft. „Los Maxi!", ruft Nerv.
Das ganze hat was familiäres und auch wenn ich selbst kein Fußball spiele, habe ich das Gefühl dazu zu gehören. Vanessa legt ihren Arm um mich und zusammen feuern wir die wilden Kerle an.

Der Ball fliegt immer weiter durch den Käfig, ohne einmal die Wand zu berühren. Maxi schießt zu Blossom, die zu Horizon und sie aufs Tor. Düsentrieb kann ihn noch halten. Aber auch Markus hält den Ball, als er auf ihn zugeflogen kommt. Die Tiger werden immer schwächer, bis einem von ihnen ein Fehler unterläuft. Der Gegner schießt den Ball gegen die Wand.
Kurz ist es still im Saal. Keiner bewegt sich. Leon ist der erste, der einen Freudenschrei loslässt. Die anderen folgen. Während sich unsere Spieler unten im Feld in die Arme nehmen, reißt mich Raban in eine Umarmung. Auch die anderen stürzen sich auf uns. Unsere Stimmung hebt sich immer weiter.

Wir bekommen nicht mal mit, dass der Käfig sich angehoben hat. Erst als uns die Fünf erreichen und in unsere Gruppenumarmung mit einsteigen, fühlt es sich komplett an.
Nach einer Zeit lassen wir einander los und schauen zu unseren Gegnern. Jonah steht zähneknirschend da und starrt auf uns. „Das hätte unser Sieg sein sollen!", brüllt er. Seine Mannschaft sitzt erschöpft am Boden und sagt nichts dazu. „Ihr seid an unserem Leid schuld.", schreit er. „An welchem Leid?", fragt Leon. Jonah beginnt auf und ab zu laufen. „Nur wegen euch, sind wir nicht mehr die, die wir waren.", sagt er. Wir schauen uns untereinander an. „Unser Ziel war es die beste Fußballmannschaft der Welt zu werden, genauso wie es eures war!", wirft Marlon ein. „Ihr könnt uns nicht die Schuld dafür geben.", fügt Raban hinzu.

„Das werdet ihr büßen.", ist alles was Jonah sagt. Dann erhebt sich Stella und stellt sich zwischen uns. „Wie lange willst du noch in deinem Hass leben, Bruder?", fragt sie ihn.
Joschka sieht mich verwirrt an, „Hat sie gerade Bruder gesagt?" Ich nicke.
„Wir trainieren seit Jahren, um immer besser zu werden. Wir wollen dir alle gerecht werden, aber du siehst nur die Rache.", redet sie auf ihn ein. „Wir haben nicht nur unseren Ruf verloren. Wir haben soviel mehr verloren. Unseren Stolz, unsere Würde. Wir haben unser Leben verloren", sie blickt zu ihrem Bruder. Dieser sieht sie wütend an. „Ich habe alles verloren. Ich habe ihn verloren. Nur wegen dir!", beschuldigt sie ihn. Jonah reagiert noch immer nicht. „Du wirst getrieben von deinem Hass und die da,", sie deutet auf uns, „können nichts dafür. Du steigerst dich in Kleinigkeiten herein und nutzt meine und Kalea's Kräfte, um Freundschaften und Beziehungen zu zerstören. Es kann so nicht weiter gehen."

Ich sehe zu Düsentrieb, die traurig zu Boden guckt. Dann sehe ich zu Markus, der zu Düsentrieb schaut. Jonah hat nicht irgendeine Beziehung zerstört, er hat Markus' Beziehung zu Düsentrieb zerstört. Ich sehe wieder weg. Blossom legt ihre Hand auf meine Schulter, aber ich schüttele sie ab.
Ich habe Markus versprochen so lange zu bleiben, wie er es braucht und mir habe ich geschworen, dass ich alles tun werde, um ihn glücklich zu machen. Egal, wie sehr es schmerzen wird.

Ich habe nicht mehr auf die anderen geachtet, ich komme erst wieder in die Realität, als mich eine Hand nach draußen zerrt. Ich schaue nicht nach vorn, sondern zurück. Durch die ganze Höhle verteilen sich Risse. Die Decke stürzt hinter uns bereits ein. Ich sehe noch, wie Jonah mich anstarrt, bevor alles einbricht. Ich sehe nach vorn und erkenne Stella, die mich mit sich zieht. Ich renne schneller und zusammen mit Stella erreichen wir als letzte den Ausgang.

„Was war das?", frage ich entsetzt, als ich wieder zu Atem komme. „Die ganze Kraft von Jonah.", sagt Kalea, die hinter mir auftaucht. Als ich zu ihr sehe, fühle ich mich nicht anders. Dennoch gehe ich einige Schritte zurück. „Was wird hier gespielt?", frage ich, als niemand etwas sagt. Es kann ja wohl nicht nur mir komisch vorkommen, dass eine Höhle einfach so zusammenbricht. „Du weißt nicht, was das hier für ein Wald ist?", fragt mich Stella und stellt sich neben Kalea. Die beiden sehen so unterschiedlich aus, aber sie haben ein und das selbe Gesicht. „Das wissen wir alle nicht.", mischt sich Leon mit ein. Die beiden schweigen. „Verdammt. Da ist gerade eine Höhle eingestürzt. Was ist das hier?", frage ich erneut. Stella seufzt. „Das hier sind nicht nur einfach die Schneeberge. Dieser ganze Wald ist voll mit Magie.", fängt Stella an zu erklären.

Ich setze mich hin. Verwirrt sieht mich Raban an. „Du sitzt im Schnee. Das ist dir bewusst, oder?", fragt er mich. Das hier alle so ruhig sind, verwirrt mich nur. „Ja ja, ich weiß.", meine ich und stütze meinen Kopf auf meiner Hand, während ich Stella weiter zuhöre. „Kalea und ich sind Zwillinge. Und Jonah ist unser Bruder. Wir alle haben unterschiedliche Gaben. Kalea ist in der Lage die Gefühle anderer zu verändern. Ich kann die Gedanken anderer lesen und manipulieren. Jonah baut in sich eine Kraft auf, die Wände zum einstürzen bringen kann. Wenn er sich aufregt, ist er unberechenbar und kann seine Kräfte nicht kontrollieren.", erklärt Stella weiter. „Was genau Jonah's Kräfte sind, konnten wir aber nie genau sagen.", fügt Kalea hinzu.

„Das bedeutet, du hast unsere Gefühle die ganze Zeit beeinflusst und du warst die ganze Zeit in unseren Köpfen?", stelle ich klar. Die beiden nicken. Ich stehe auf, klopfe mir den restlichen Schnee von der Hose und sehe entsetzt zu den beiden. „Und du bist dafür verantwortlich, dass ich auf dem Eis gelandet bin?", frage ich nach. Stella schaut auf den Boden, „Ich wollte das nicht. Er hat mich dazu gezwungen. Es tut mir leid."
Ich verschränke meine Arme. „Okay.", sage ich.
Verwirrt sieht Stella mich an. „Du bist nicht sauer?", fragt sie verwirrt. Ich zucke mit meinen Schultern. „In weniger als zwei Tagen, werde ich mein Leben normal weiter führen und euch nie wieder sehen. Dann brauche ich mich auch nicht weiter darüber aufregen.", erkläre ich. Kalea und Stella sehen sich untereinander an. Aber bevor jemand was sagen kann, drehe ich mich um. Ich sehe zu Markus, der Düsentrieb's Hände hält. Als er kurz zu mir blickt, lächle ich ihn an. Er soll glücklich sein, dass ist alles was zählt.
*
Es tut mir leid okay? Es tut mir leid

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