Das Feuer wird dein Begleiter sein.
*
LilliIch bin mittlerweile seit drei Tagen hier. Das weiß ich, weil Stella immer wieder mit mir spricht. Nur in meinen Gedanken. Sie hält mich irgendwie auf dem laufenden. Sie sagt mir Dinge, die in der Welt passieren. Es interessiert mich eigentlich nicht, aber es ist besser, als still in diesem Raum zu sitzen. Ich bin ihr dankbar. Sie bleibt immer in meiner Nähe und passt auf.
Und Kalea hält mich ruhig. Nachts lässt sie mich einschlafen und über den Tag hinweg, beruhigt sie mich. Durch sie fühle ich mich in Ordnung. Es ist okay, aber ich vergesse nicht, wo ich bin. Und das will ich auch nicht.
Ich bin in Gefahr und das ist mir bewusst. Ich bin entführt worden und habe anscheinend eine Gabe. Ohne Kalea würde ich ausrasten, vermutlich würde ich eine Panikattacke erleiden. Aber ich fühle mich in Ordnung.Ich sitze an der Wand gelehnt und warte. In den letzten Tagen ist immer das selbe passiert. Jonah kommt immer wieder rein, bringt mir was zu essen und zu trinken. Dabei beobachtet er mich.
Wenn ich fertig bin, versucht er mich wütend zu machen oder traurig.
Er kommt wieder. Ich höre seine Schritte. 1,2,3, es sind genau elf Schritte die ich jedesmal zählen kann, 4,5,6,7, Kalea beruhigt mich, als meine Atmung beschleunigt, 8,9,10,11, er steht an der Tür. Er schließt auf und öffnet die schwere Tür. Anders als der Raum, ist sie aus Metal.
Weitere acht Schritte, bis er bei mir ist. Ich zähle sie immer.
Jonah stellt schweigend ein Tablett vor mich. Dann entfernt er sich wieder drei Schritte. Wie jedes Mal.„Ich habe schon einmal von Leuten gehört, die das Feuer in sich tragen.", das ist neu. Normalerweise redet er nicht. Er beginnt erst zu sprechen, wenn ich gegessen hab. „Feuer ist wunderschön. Es wärmt, schafft eine Atmosphäre und es bringt Beisammensein. Aber Feuer ist gefährlich, wenn man es nicht unter Kontrolle hat. So schön Feuer ist, es kann alles um einen herum zerstören und man kann andere damit verletzen.", sagt er. Ich schaue von meinem Essen auf und sehe zu Jonah. Jonah starrt in eine der Fackeln. Direkt ins Feuer. Dann spricht er weiter: ,"Ich kannte jemanden, der das Feuer in sich trug. Er war von seiner Macht geblendet. Er verlor die Kontrolle, weil er sie nie hatte. Er brannte sein Haus nieder und mit dem Haus auch seine Familie. Das wichtigste, was er besaß.".
Ich lasse den Löffel fallen. Klirrend kommt er auf den Boden an.
„Was ist mit ihm passiert.", frage ich heiser. Jonah blickt zu mir. „Er konnte nicht mit der Schuld leben.", seine Worte hallen in meinem Kopf wieder. Der Mann, der das Feuer in sich trug, vernichtete seine Familie.„Verstehst du jetzt, warum es so wichtig ist, dass du es lernst?", fragt er mich. Seine Stimme wird lauter, er verleiht seiner Stimme Macht, die mir durch Mark und Bein geht. Kalea ist nicht da, um mich zu schützen. Und auch Stella höre ich nicht.
„Was ist damals passiert?", frage ich ihn. Ich will die Geschichte nicht hören. Ich muss aber. Ich muss wissen, was ich anrichten kann.
„Er hat seine Beherrschung verloren. Die Flammen, die er erzeugte, konnte er nicht mehr halten. Sie trafen die Hauswand, die kurz danach lichterloh in Flammen aufging. Seine Frau hat nicht überlebt", erzählt er. In seiner Stimme klingt traurig und verletzt. Er kannst ihn besser, als er zugeben will. Aber ich weigere mich, Mitleid zu empfinden. Nicht für Jonah. Aber so wie ich das sehe, muss ich lernen die Kraft zu kontrollieren. Ich nicke. Jonah erkennt meine Zusage, dass er mich lernen wird.
Ob das eine gute Idee war? Stella hat die Antwort direkt parat. Ja, ist sie.Jonah steht auf. Er reicht mir seine Hand. Trotzig schlage ich sie weg und stelle mich hin.
Jonah überdreht seine Augen, aber er zeigt auf das Feuer. „Deine Finger sind kalt, richtig?", fragt er. Ich nicke.
„Und dir ist auch ständig kalt, richtig?", fragt er weiter. Wieder nicke ich.
„Das liegt daran, dass du dich nie mit deiner Macht auseinander gesetzt hast. Deine Macht ist das Feuer und das Feuer steckt in dir drin. Noch ist es klein, zu schwach um dich zu wärmen. Aber wenn du es akzeptierst. Wenn du das Feuer in jeder Hinsicht, egal ob gut oder schlecht, akzeptierst, so wird es wachsen. Du wirst es spüren und es wird dich wärmen. Das Feuer wird dein Begleiter sein.", erklärt er. Er deutet erneut auf die Fackel.
„Schließe deine Augen.", befiehlt er. Auch wenn sein Ton mir nicht gefällt und die Angst mich plagt, tue ich, was er verlangt.Ich spüre Jonah hinter mir. Ich spüre seine Hand auf meiner Schulter. Anders als in meinem Traum, ist sie warm. Aber das brennen, fühlt sich genauso an.
„Spürst du die Wärme? Spürst du die Wärme, die von dem Feuer der Fackel ausgeht?", fragt er. Ich schüttel meinen Kopf. „Konzentriere dich. Konzentriere dich auf die Wärme, die vom Feuer ausgeht.", sagt er. Und ich tue es. Ich konzentriere mich auf das Feuer vor mir. Ich spüre wie Wärme in mir aufsteigt, wie sie mich erfüllt. Wie von selbst strecke ich meine Arme vor. Die Wärme steigert sich zu einer Hitze, die in meine Fingerkuppen wandert. Meine Fingerkuppen beginnen zu kribbeln. Und das Kribbeln verwandelt sich binnen weniger Sekunden zu einem Brennen.
Dieses Brennen fühlt sich gut an.„Öffne deine Augen.", weißt mich Jonah hin. Langsam öffne ich sie. ‚Bleib ruhig.', sagt mir Stella in meinen Gedanken. Ich sehe auf meine Hände. Über ihnen schwebt eine Flamme. Sie ist klein, aber sie ist da. Ich lache. „Das ist unglaublich.", gebe ich zu. Ich versuche das Zittern zu unterdrücken, was sich vor Aufregung durch meinen Körper schleichen will.
„Das ist es.", sagt Jonah ruhig, „Aber bleib konzentriert."
‚Atme.', sagt Stella in meinem Kopf. Und ich tue es. Ich atme tief durch und die Flamme wird größer.„Aber wir hört es auf?", frage ich. Die Flamme wird größer. Ich will nicht die Kontrolle verlieren, aber genau das tue ich, weil die Aufregung immer weiter steigt. „Konzentriere dich.", sagt Jonah. Er klingt noch immer so ruhig, seine Ruhe strahlt auf mich ab. Vielleicht ist es auch Kalea, die ihre Finger mit im Spiel hat.
„Sag deiner inneren Flamme, was sie tun soll.", antwortet Jonah auf meine Frage.
Ich schließe wieder meine Augen. Atme tief durch und die Flamme erstickt.
Als ich meine Augen öffne, lodern mir noch die Fackeln an der Wand. „Du lernst schnell.", sagt Jonah. Er lässt mich los, nur noch das Brennen in meiner Schulter bleibt. Entgegensetzt zu dem Brennen, das ich in meinen Fingern gespürt habe, ist es unangenehm.Jonah verlässt den Raum, mit dem Tablett. „Gut.", sagt er verschwörerisch, als er die Tür schließt. ‚Gut gemacht.', lobt mich Stella.
*
5 Bücher, die ich euch empfehlen kann:
1.Wie die Ruhe vor dem Sturm, Brittainy C. Cherry
-> ich hab geheult wie noch nie. Dieses Buch hat mich emotional so mitgenommen. Mein absolutes Lieblingsbuch. Ich wünschte ich könnte es noch einmal zum ersten Mal lesen2. Ein ganzes halbes Jahr, Jojo Moyes
-> mein Herz hat geblutet. Den Film finde ich nicht gut. Und auch die Fortsetzungen sind nicht so meins gewesen. Aber der erste Teil, halleluja.3. Den Mund voller ungesagter Dinge, Anne Freytag.
-> Gibt es nicht viel zu erzählen. Das Buch ist einfach Weltklasse.4. Die Stille meiner Worte, Ava Reed
-> Bei dem Buch hab ich aus purer Freude geheult und einmal aus Trauer. Die Art wie die Autorin die Gedanken von Hannah erklärt hat, ich konnte nicht mehr. Dieses Buch kommt direkt nach ‚Wie die Ruhe vor dem Sturm'5. Wenn Liebe eine Farbe hätte, Leonie Lastella
-> ich kann es einfach nur jedem empfehlen!6. Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen, Abbi Waxman
-> das Buch muss einfach mit auf die Liste!Schreibt gerne eure Empfehlungen in die Kommentare, vielleicht findet der eine oder andere was darunter:)
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if love could speak
Fanfiction-Band 1!- Es gibt drei Dinge, in denen ich unfassbar schlecht bin. Reden, Sport und mich nicht in Gefahr zu bringen. Ich wollte das alles nicht. Alles was ich wollte, war meine Ruhe zu haben und mit niemanden zu reden. Das hat auch geklappt, bis m...