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Selbst wenn ich es nicht glauben will, ich bin dabei mich zu verlieben.
*
Markus

Wir schweigen. Lilli setzt sich wieder hin und wirft Steine. Diese plötzlichen Stimmungswechsel verwirren mich noch mehr, als ich es sowieso schon bin.

„Vielleicht sollten wir los.", sagt Lilli plötzlich. Ich sehe zu ihr. Lilli wirft noch einen Stein und blickt auf die Stelle, auf den er landet. „Wir haben uns anscheinend gerade nichts zu sagen.", meint sie. Ich atme aus. Eigentlich habe ich eine Menge zu sagen. Ich will ihr sagen, was sie mir bedeutet und was es mir bedeutet, dass sie hier ist. Aber ich kann es nicht. Immer wieder denke ich an Düsentrieb, besser gesagt, an den Schmerz, den sie hinterlassen hat. Und ich will nicht, dass es wieder passiert.
Lilli ist eine vielseitige Person. Ich kann nicht sagen, dass sie bleiben würde. Ich kann nicht mal mehr sagen, warum sie da ist. Und wer sagt mir, dass sie das selbe fühlt, wie ich? Eine Abweisung von ihr würde mich verletzen und das kann ich nicht zulassen. Ich will es nicht. Mehr, als ich Lilli will.

Lilli steht auf und dreht sich weg. Schnell zieht sie sich den Helm über. Für sie ist das Gespräch beendet. Ich mache es ihr gleich. Als Lilli sich hinter mich setzt, versucht sie Abstand zu halten. Aber als ich losfahre, überwiegt ihre Angst. Sie drückt sich an mich. Und es fühlt sich gut an. Ich vergesse das Gespräch, ich vergesse meinen Schmerz, ich genieße es einfach. Ich seufze, so wie ich es immer tue.

Ich gebe Gas und fahre so schnell es geht, durch den Wald. Es wird immer kälter und um uns herum liegt Schnee. Mein Motorrad wird es mir danken.
Nichtsdestotrotz fahre ich weiter. Lilli klammert sich immer fester an mich, weswegen ich vielleicht auch noch schneller fahre. Ich kann mir ein Grinsen nicht unterdrücken, als Lilli's Griff schon fast wehtut.
Die Strecke haben wir zu Hälfte geschafft, als wir die anderen einholen. Ich werde langsamer, als ich Marlon erreiche.
Marlon ruft mir was zu, was ich allerdings nicht verstehe. Lilli's Griff wird lockerer.

Die restliche Fahrt, vergeht ruhig. Ab und zu drehen die Räder durch, oder jemand rutscht fast weg. Aber wir kommen heil an. Lilli steigt ab und läuft zu Blossom, die sie lächelnd begrüßt. Zusammen bauen sie Zelte auf. Ich beobachte sie, während ich mein eigenes aufbaue. „Also. Was war an deiner Maschine?", erschrocken drehe ich mich zu Leon, der grinsend vor mir steht. „Was?", frage ich nach, obwohl ich die Frage verstanden habe. Leon überdreht seine Augen und hilft mir bei meinem Zelt. „Du magst sie.", stellt er dabei fest. Ich ziehe fester als benötigt an einem Seil. „Ich weiß nicht wovon du redest.", sage ich. „Wir haben keine Geheimnisse voreinander.", wiederholt sich Leon.
„Später, ok?", frage ich. Leon nickt und zusammen bauen wir mein Zelt auf. Anschließend bauen wir seins auf.

Terry und Marry machen Feuer, um das wir uns alle herum setzen. Der Wind weht immer stärker und auch der Schneefall macht uns allen Sorgen. Eine halbe Stunde später fliegt das erste Zelt weg. „Leon, wir werden hier draußen nicht überleben. Es sieht so aus, als würde es noch schlimmer werden!", ruft Nerv. Vielleicht klingt er ein wenig panisch, weswegen Klette anfängt zu lachen.
Juli kommt an gestolpert. Er ist, wie wir alle, komplett durchnässt. Ich sehe zu Lilli rüber, die sich meine Jacke enger um sich zieht. Seit ich sie mit Vanessa umgezogen habe, hat sie sich selbst nicht mehr umgezogen. „Und wenn wir nicht sterben, dann können wir das Spiel aufgrund von einer Grippe vergessen.", sagt Maxi.

Ich beobachte weiter Lilli, die das Gespräch weiter verfolgt. Sie achtet nicht auf mich. Sie umgeht meinen Blicken und selbst das tut schon weh. Auch wenn ich es leugnen will. Selbst wenn ich es nicht glauben will, ich bin dabei mich zu verlieben. Und ich habe ernst gemeint, als ich zu Lilli sagte, dass es mir Angst macht.

„Da hinten ist eine Höhle. Da ist genug Platz für die Motorräder und uns.", brüllt Juli gegen den Sturm. Alle ergeben sich und kämpfen sich zu ihren Motorrädern. Das Feuer ist schon längst ausgegangen. Wir drängen uns gegen den Wind und folgen Juli.
Als wir endlich an der Höhle angekommen sind, hören wir noch den Wind pfeifen.

Ich stelle mein Motorrad ab und sehe mich um. Die Höhle ist riesig und würde draußen nicht die Welt untergehen, würde ich hier für immer bleiben. In der Höhle ist es warm, so dass wir gar kein Feuer brauchen.
„Tja, dann werden wir wohl auf den harten Boden schlafen müssen.", sagt Leon lachend. „Als hätten wir noch nichts schlimmeres überlebt.", meint sein Bruder grinsend.
„Ich habe deine blöden Kommentare echt nicht vermisst.", zieht Leon ihn grinsend auf. Bei dem Rest höre ich nicht mehr zu. Ich sehe mich um. Meine Augen suchen nach Lilli, um sicher zu sein, dass es ihr gut geht. Ich finde sie bei Horizon, Maxi und Blossom.

Sie lacht. „Die Höhle ist so groß, dass wir sogar trainieren können.", grinst Maxi plötzlich. Er holt einen Ball und schießt ihn zu Leon. Die anderen teilen sich auf. Ohne Worte verständigen wir uns und entscheiden, wer gegen wenn spielt. Jetzt heißt es Maxi's Team gegen das von Leon. Mein Blick schweift immer wieder zu Lilli, die angefangen hat sich zu bewegen. Sie läuft in der Höhle rum und achtet nicht auf den Ball. So als wäre sie nicht gefährdet, den Ball abzubekommen. Ich grinse, als ich den ersten Ball halte. Ich schieße ihn zu Klette, die ihn weiter zu Leon schießt. Und der schießt ihn direkt an Terry vorbei ins Tor. „Das ist unfair. Sie haben den besten Torwart der Welt.", beschwert sich Terry. Ich grinse, als Lilli's Blick auf mich fällt. „Schon.", grinst Nerv, „Dafür haben wir den Mann, mit dem härtesten Bums der Welt!"
Und der kommt auf mich zu gelaufen. Ich mache mich bereit, beuge meine Knie durch und horche in mich hinein. Er wird den Ball nach links unten schießen. Und genau da springe ich hin und halte den Ball ab. Jedesmal wenn ich Maxi's Ball abhalte, tun mir danach die Hände weh, weswegen ich fluche. Ich sehe dennoch den Ball nach, der an der Wand abprallt und direkt auf Marlon zurollt. Ich stehe sofort wieder auf. Auch er wird den Ball nach links schießen, aber nach oben.
Auch Marlon's Ball halte ich.

Klette hat gerade den Ball, als hinter mir geklatscht wird. Ich drehe mich um und sehe in drei Gesichter. In Jonah's, in das eines Mädchens, mit weißen, langen Haaren und das von... mein Herz setzt einen Moment aus, als ich sie erblicke. Als sie vor mir steht und mich anlächelt, während ihr Augen um Vergebung bitten. Ich richte mich auf und sehe sie einen Moment an. Ich sehe Düsentrieb an. Dann wende ich mich ab, weil ich es nicht ertrage. Ich kämpfe mit den Tränen, als ich an den anderen vorbei gehe. Ich gehe so weit es geht, bis ich die Felswand erreiche. „Hey.", sagt eine ruhige Stimme. Die Tränen haben die überhand genommen und laufen unkontrolliert über meine Wangen. Sie lassen mich schwach fühlen, als Lilli sich vor mich stellt. „Ich bin da und ich werde bleiben.", verspricht sie, als sie ihre Arme um mich schlingt. Ich schlurze leise und drücke Lilli an mich. Die anderen stellen sich enger aneinander, um uns abzuschirmen.

Verdammt ich liebe diese Gruppe und Lilli, auch wenn ich den Rest der Welt gerade verabscheue.
*
Eigentlich wollte ich mein Zimmer aufräumen, aber ich musste Prioritäten setzen und habe mich für das Kapitel Schreiben entschieden(:

if love could speakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt