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Das Leben besteht nicht nur aus Siegen. Und nicht immer sind die waren Sieger, die die gewonnen haben. Oft sind es diejenigen, die trotz der Niederlage wieder aufgestanden sind.
*
Lilli
„Hast du das gerade ernst gemeint?", fragt mich Maxi. Ich nicke. Eigentlich nicht. Ich hatte gehofft, sie so umstimmen zu können und dabei mache ich das nur für Vanessa. Ich will nichts mit Fußball zu tun haben und eigentlich auch nichts mit den wilden Kerlen, auch wenn sie nett sind. Allein Heute bin ich mehr gerannt, als in meinem ganzen Leben davor. Ich weiß ja noch nicht einmal, wo ich Marlon finden soll. Oder wie ich dort hinkommen soll. Verdammt, ich hätte meinen Mund halten sollen, sowie ich es immer tue. Aber jetzt ist es zu spät.

Hinter uns hören wir Motorgeräusche und bleiben stehen. Es wird immer lauter und dann sehen wir in der Ferne, wie zwei Motorräder auf uns zukommen. „Das ist mein Motorrad!", protestiert Maxi, als sie vor uns stehen bleiben. „Ach was?", sagt Vanessa ironisch, als sie ihren Helm abzieht. „Aber zu Fuß werden wir nie ankommen!", grinst Markus. Vanessa steigt ab und hält Maxi und Blossom Helme hin und Markus mir. „Ich hoffe du hast einen Plan.", sagt er. Ich zucke nur mit den Schultern und lächle ihn an. Wie gesagt, nein. Den habe ich nicht. Grundsätzlich improvisiere ich immer. Ich steige hinter Markus auf und umschlinge seinen Körper mit meinen Armen. Ich seufze, bevor er losfährt. Das ist eines der Dinge, die ich nicht vermissen werde, wenn ich wieder zuhause bin. 

Wir fahren immer weiter und weiter. Bald sind wir bestimmt zwei Stunden unterwegs. Mein Hintern tut weh vom sitzen und allmählich wird es unangenehm Markus so zu umschlingen. Blossom, die ihr Visier hoch geklappt hat, zwinkert mir zu und ich schwöre, ich kann ihr grinsen durch den Helm sehen. Ich überdrehe meine Augen und schaue zur anderen Seite.

Als Markus anhält, sind wir mitten im Nirgendwo. „Willkommen in der Steppe der Silberlichten.", sagt Maxi, als er sein Motorrad abstellt. „Dann machen wir uns mal auf die Suche!", sagt Markus.
Das Laufen tut gut. Blossom hat sich neben mich gesellt und läuft schweigend neben mir her. „Wirst du eigentlich wieder aufhören zu reden?", fragt sie plötzlich. Ich seufze erneut. „Das hat eigentlich auch keinen Sinn mehr.", meine ich leise. Es ist ungewohnt für mich zu reden. Besonders mit Fremden. Klar, ich kenne ihre Namen, aber das war es dann auch schon. Wenn ich ehrlich bin, reicht mir das auch. Ich bin nicht darauf aus mich mit ihnen anzufreunden. Blossom lacht neben mir. „Hat das denn jemals einen Sinn gemacht?", fragt sie, „Ich meine ein Leben im schweigen? Hatte das einen Grund?"
„Nein. Nicht direkt. Es war einfach angenehm. Ich fand als Kind diese Smalltalks schon ätzend. Grundsätzlich wurde nur nach dem Wohlbefinden gefragt und was man den so macht und dann sind einem die Themen ausgegangen. Und dann hab ich einfach nicht mehr geredet.", erkläre ich. „Ich glaube dein Problem waren nicht die Smalltalks, sondern die Leute von denen du umgeben warst!", meint Blossom. Ich sehe zu ihr, „Kommt das nicht aufs selbe hinaus?"
Blossom schenkt mir ein Lächeln. „Nein. Nicht direkt."

Die Jungs sind bereits einige Meter vor uns und rufen uns zu, dass wir schneller machen sollen. Aber dann hat sich unsere Suche auch schon erledigt. Maxi zeigt auf zwei Personen, die an einem See sitzen. „Wie lautet dein Plan eigentlich?", fragt mich Markus, als wir auf sie zugehen. „Sie zu überzeugen. Ich meine zu Not können wir sie knebeln und fesseln. Hier sieht uns bestimmt keiner.", meine ich entspannt. „Das ist also dein Plan?", hackt Maxi nach. Er ist nicht überzeugt, ebenso wenig Markus. Nur Blossom läuft völlig entspannt neben Maxi und hält seine Hand. „Das Knebeln? Das ist nur Plan B.", sage ich und gehe vor.

Kurz bevor wir ankommen, drehen sich die Beiden um. Marlon's Gesicht erhellt sich, als er die Jungs sieht. Horizon ahnt vermutlich wofür wir hier sind. „Hey!", begrüßt uns Marlon. Nachdem sie sich alle begrüßt haben, wird Marlon wieder ernst. „Wenn ihr gekommen seid, um uns umzustimmen, dann könnt ihr wieder gehen.", sagt er angespannt. Ich laufe an ihm vorbei und stelle mich vor den Fluss. Ich suche mir einen flachen Stein und lasse ihn übers Wasser  flitschen. „Lilli?", fragt Markus verwirrt. Und auch die Blicke von den Anderen spüre ich auf mir. „Was soll das werden?", fragt Marlon. Ich drehe mich um und sehe direkt Marlon an. „Ich lasse Steine flitschen. Wonach sieht es denn aus?", frage ich unschuldig. Dann drehe ich mich wieder um und hebe den nächsten Stein auf. Dieses mal lasse ich ihn an größeren Felsen zerspringen. „Ich fass es nicht.", ich höre das Grinsen in Maxis Stimme. Er hat es wohl verstanden.

Ich nehme einen neuen Stein und flitsche ihn übers Wasser. „Wisst ihr. Eine alte Freundin hat mir mal von einem Trainer erzählt. Dem besten!", fange ich an und nehme einen neuen Stein. Aber statt ihn flitschen zu lassen, drehe ich mich um und halte ihn hoch. „Und der hat mal kleinen und süßen Jungs erzählt, dass ihre Gegner zu groß für sie sind. Dass sie schiss bekommen und der beste Trainer der Welt hatte Recht. Sie hatten Schiss, sie alle! Selbst der mutigste. Der Trainer lies einen Stein an einem Felsen zerspringen, sowie ich vorhin. Das würde auch mit den Jungs passieren. Aber dann..", ich drehe mich wieder um und lasse den Stein übers Wasser flitschen, „... ließ er den Stein flitschen. Und weißt du noch, was er gesagt hat?" Ich drehe mich zu Marlon, der die Zähne zusammen beißt und die Hände tief in seine Hosentaschen gräbt. „Dass wir sie austricksen können.", sagt Marlon.
„Das Leben besteht nicht nur aus Siegen. Und nicht immer sind die waren Sieger, die die gewonnen haben. Oft sind es diejenigen, die trotz der Niederlage wieder aufgestanden sind. Aber wenn ihr jetzt liegen bleibt, dann haben sie recht. Dann seid ihr Verlierer.", erkläre ich. Horizon erhebt sich und sieht an mir vorbei, über den Fluss. Sie greift nach einem Stein und lässt ihn flitschen. „Und was ist der Plan?", fragt sie. „Ich habe keinen Plan, dafür ist Maxi zuständig.", winke ich ab. Horizon sieht zu Marlon. „Ich will kein Verlierer sein. Nicht so.", sagt sie bestimmt. Marlon seufzt, „Ich auch nicht."

Keine halbe Stunde später sitze ich wieder hinter Markus und fange mir nicht nur Blossom's Augenzwinkern ein, sondern such das von Horizon. Und auf den Weg zurück, hätte ich schwören können, dass ich Markus zufrieden seufzen hören habe.
*
Aus welcher Sicht würdet ihr euch ein Kapitel wünschen?😌

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