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„ Genau!", stimmt ihn Leon zu, „wir werden auch die Tiger auf den Mond schießen!"
„Und danach direkt in die Hölle.", stimmt Vanessa mit ein, die zusammen mit Lilli zu uns gekommen ist.
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Lilli
Der einzige Grund warum ich jetzt wieder an der selben Stelle stehe und auf Fabi warte, ist der, dass ich nicht mit meinen Eltern in einem Haus sein möchte. Meine Mutter ist Lehrerin und mein Vater arbeitet bei der Bank, allerdings beginnt er erst in zwei Wochen. Weshalb wir mehr oder weniger gezwungen sind in dem Haus zusammen zu sein.

Neben mir kommt ein Quad zum stehen und Fabi darauf beginnt zu lächeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst.", gibt er zu und lädt mich, mit einer Handbewegung, ein, mich hinter ihm den Platz einzunehmen. Egal was er vorhat, es war eine schlechte Idee zu kommen. Dennoch steige ich auf. Fabi beschleunigt sofort und innerhalb von wenigen Minuten sind wir schon von Bäumen umzingelt. Fabi denkt allerdings nicht daran langsamer zu fahren, oh nein, er gibt noch mehr Gas. Ich presse meine Augen zusammen, um den Fahrtwind zu umgehen und öffne sie erst, als Fabi das Ding ruckartig zum stehen bringt. Fabi steigt ab, ich bleibe sitzen und versuche meinen rebellierenden Magen unter Kontrolle zu bringen. „Du bist ganz schön grün im Gesicht.", lacht er, „Ich helfe dir."

Nachdem ich von dem Quad abgestiegen bin, schaue ich mich um. Hier scheint das Lager zu sein, aber es wirkt verlassen. „Sie sind bestimmt trainieren.", beantwortet Fabi meine stille Frage. Wieder nicke ich. Fabi stolziert voraus und winkt mir zu. Ich folge ihm.

Wir sind bestimmt schon eine Viertelstunde unterwegs und in der Zeit hat mir Fabi einiges über diese Fußballmannschaft erzählt. Er hat mir über einen Streit zwischen ihm und Leon erzählt und dem Match, das sie sich geliefert haben. Die wilden Kerle haben gewonnen und Leon hat Fabi verziehen. So wie er Leon verziehen hat. „Leon ist wohl der beste Anführer, den man finden kann. Auch wenn es anfangs schwierig mit ihm war. Er wollte immer der beste sein und heute ist er es. Er und seine Freunde. Aber er kümmert sich um sie. Sie sind mehr als eine Mannschaft, weißt du? Sie sind eine Familie geworden.", erzählt er weiter. Fabi bleibt die ganze Zeit ruhig und fragt nicht einmal nach, warum ich nicht rede. Er erzählt einfach immer weiter, aber das stört mich nicht. Ich blicke mich in Wald um und höre ihm einfach zu. „Kannst du sie hören?", fragt Fabi plötzlich und ich sehe ihn verwirrt an.
„Hör genau hin. Dann hörst du Maxi 'Tippkick' Maximilian, den Mann mit dem härtesten Bumms auf der Welt, schießen.", sagt er ruhig.
Ich konzentriere mich und höre dann wirklich, wie ein Ball weg geschossen wird. Dann ist es für wenige Sekunden still und man hört einen weitern Schuss, aber dieses Mal ist er leiser.
„Komm, wir gehen ihnen entgegen."

Fabi lenkt mich in die Richtung, aus der die Schüsse kommen. Je näher wir kommen, desto lauter wird es. Mittlerweile kann man auch Stimmen hören, die sich gegenseitig anbrüllen. „Raban, den bekommst du.", schreit jemand. „Los Maxi.", die nächste Stimme. „Spiel zu Terry." . „Nein, zu Klette."
Dann sehe ich wie der Ball mindestens 20 Meter über den Boden fliegt. Fabi bleibt stehen, als wir auch endlich angekommen sind. Der Ball fliegt an einem Spieler vorbei, als Fabi zu klatschen beginnt.

Markus

Das Training wird unterbrochen, als Leon den Ball nicht bekommt. Wir schauen alle in die selbe Richtung und erkennen Fabi, der grinsend neben einem Mädchen steht und uns applaudiert. „Das war Weltklasse!", sagt Fabi begeistert und kommt langsam auf uns zu. Das Mädchen bleibt stehen.

Leon ist der erste, der seinen ehemaligen besten Freund begrüßt. Auch wir anderen finden uns zusammen und begrüßen Fabi. Es ist eine freudige Überraschung ihn zu sehen. Nach dem Match in der Natternhöhle haben wir ihn nicht mehr gesehen. „Was machst du den hier?", fragt Maxi, als er Fabi zur Begrüßung umarmt. „Wir haben jemanden getroffen. Und das könnte euch interessieren!", sagt Fabi und zeigt auf das Mädchen.

Das Mädchen steht noch immer auf der selben Stelle und sieht sich um. Ihr Gesichtsausdruck verrät, dass sie jetzt gerne wo anders wäre. Ich schaue zu Vanessa, die das Mädchen noch immer anschaut. Als sich ihre Blicke treffen, sieht man den beiden an, dass es vieles gibt, was sie noch besprechen müssen. Vanessa geht auf sie zu und bleibt vor ihr stehen. „Hallo Lilli.", sagt sie leise. Lilli steht nur da und sieht Vanessa an. Vanessa grinst verlegen, „Du bist gesprächig wie eh und je." Lilli beginnt nun auch zu grinsen. Dann sehe ich weg.

Ich wende mich Fabi wieder zu, der mit den anderen einen Kreis gebildet hat. Als ich dazu stoße, lächelt Fabi mich an. Es tut gut ihn wieder zu sehen und noch besser, weil er als unser Freund gekommen ist. „Also Fabi. Wen habt ihr getroffen?", fragt Leon. Fabi's Lächeln verschwindet. „Einen Jonah. Habt ihr schonmal was von den gerissenen Tigern gehört?", fragt Fabi. Wir alle schüttel den Kopf, nur Joschka scheint noch nachzudenken. „Das war doch mal eine Fußballmannschaft, die es fast geschafft hätte. Aber die gibt es doch gar nicht mehr.", erzählt Joschka dann. Fabi nickt, „Genau. Aber anscheinend gibt es sie noch und jetzt wollen sie euch herausfordern, in drei Wochen um genau zu sein."
Leon beginnt zu lachen. „Sie sollen ruhig kommen. Wir haben schon gegen weit schlimmeres gewonnen.", sagt Leon. Joschka schüttelt leicht den Kopf. „Wir sollten sie nicht unterschätzen. Sie waren damals schon gut, wer weiß wie gut sie heute sind.", gibt Joschka zu bedenken. Leon, unser Anführer, grinst. „Wir haben keine Angst vor Kätzchen.", sagt nun Maxi. „ Genau!", stimmt ihn Leon zu, „wir werden auch die Tiger auf den Mond schießen!"
„Und danach direkt in die Hölle.", stimmt Vanessa mit ein, die zusammen mit Lilli zu uns gekommen ist. Leon lächelt Vanessa an.

Es vergehen Stunden, die wir damit verbringen zu trainieren. Selbst Fabi trainiert mit, obwohl nicht mal feststeht ob er mitmacht. „Du hast immer einen Platz bei uns, Fabi.", hat Leon gesagt. Und das hat er auch so gemeint. Wir sind alle in unserem Element und sind nur auf das Training konzentriert. Alles um uns herum ist ausgeblendet und scheint grau vor meinen Augen zu verschwimmen. Nur der Ball und meine Freunde sind noch klar zu erkennen. Wir rennen durch den Wald und schießen den Ball durch die Lüfte. Die Hitze steigt immer weiter in mich hinauf und scheint mich zu warnen. Vielleicht sollte ich langsamer machen, aber ich beschleunige. Der Ball kommt auf mich zu, mit meiner Brust fange ich ihn ab und leite ihn weiter zu Maxi.
„Markus.", höre ich eine leise Stimme flüstern. Ich drehe mich um. Niemand ist da. Fabi, Leon und Nerv stürmen an mir vorbei. Dabei rempelt Nerv mich an und fällt zu Boden. „Man Markus. Was soll das? Konzentrier dich.", brüllt er mich an, doch ich ignoriere ihn. „Kacke verdammte. Was ist los mit dir?", fragt er lautstark. Bevor ich überhaupt antworten könnte, rennt er aber schon weiter.

„Markus.", flüstert die Stimme erneut. Mich durchjagt ein Schauer, als ich Düsentrieb in der Stimme erkenne. „Komm zu mir.", bittet sie mich. Verwirrt sehe ich mich in alle Richtungen um, aber ich sehe sie nicht. „Ja. Aber wo bist du?", frage ich. „Hier. Am Fluss.", sagt sie und dann renne ich los. Ich renne und ignoriere dabei den Schmerz, der sich langsam in meiner Brust ausbreitet. „Markus, komm zu mir.", ruft Düsentrieb erneut. „Ich bin doch schon auf den Weg.", rufe ich.
Als ich am Fluss ankomme, bin ich allein. Niemand ist da. Ich drehe mich, immer wieder. Aber ich bin allein. Es war eine Einbildung. Wütend trete ich einen Stock auf Seite und setze mich auf einen Stein.

Ich hasse Düsentrieb. Verdammt nein, ich liebe sie und dafür hasse ich mich selbst. Ich lege meinen Kopf in meine Hände. Mein Atem beruhigt sich und auch der Schmerz in meiner Brust lässt nach. Meine Augen halte ich geschlossen. Ich konzentriere mich nur noch aufs Atmen. Ein und wieder aus. Ein und wieder aus.

Schlagartig öffne ich meine Augen wieder, als ich jemanden aus dem Wald stolpern höre. Ich erkenne Lilli, die versucht sich auf den Beinen zu halten. Ihre kurzen blonden Haare sind zerzaust und es hängen Dreck und Blätter drin. Sie stützt sich an einem Baum und klopft sich über die Kleidung. Dann blickt sie mich an. „Was willst du?", schießt es aus mir heraus. Lilli blickt mich verwirrt an, aber in ihrem Blick liegt dennoch was liebevolles. Verdammt, sie ist gekommen, um mich zu trösten. Aber darauf kann ich pfeifen. „Ich brauche dein Mitleid nicht.", sage ich giftig und stehe auf. Ihr Blick wird wütend und sie starrt mich so lange an, bis ich hinter ihr im Wald verschwunden bin.
*
Hey, mich würde es wirklich freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu der Geschichte sagen würdet:) das würde mir sehr helfen:)

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