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Ihre Hände sind warm, aber ich vermisse die Kälte von Lilli's Händen. Trotz der Kälte fühle ich mich bei ihr lebendiger, als jetzt hier bei Düsentrieb.
*
Markus

„Markus?", fragt Düsentrieb leise. Ich drehe mich zu ihr um. Die anderen hören sich die Geschichte von Stella an. „Kann ich es dir bitte erklären?", fragt sie. Ich sehe sie an, sage aber nichts. „Bitte. Es ist nicht so wie du denkst.", versucht sie es. Ich nicke. Wenn ich ihr jetzt nicht zuhören werde, werde ich nie abschließen können. Ich werde immer an diesen Zeitpunkt zurückdenken und an Düsentrieb denken. Um abschließen zu können, brauche ich eine Erklärung.

Wir entfernen uns ein Stück. Die anderen merken unser verschwinden nicht. „Was hat sie gemeint, als sie sagte, dass Jonah Beziehungen zerstören würde?", frage ich gerade raus. „Ich bin nicht freiwillig gegangen, Markus.", sagt sie. Sie kommt ein Stück auf mich zu, aber ich halte sie auf Abstand. Es ist Lilli gegenüber nicht fair, dass ich hier stehe.
„Sie haben mich geholt. Stella war in meinen Gedanken und hat mich hergeführt und Kalea gab mir das Gefühl, dass ich das richtige tue.", erklärt sie. Ich sehe zu Lilli, die sich auf den Boden gesetzt hat und verzweifelt ihren Kopf auf ihren Händen stützt. Ich beginne zu grinsen, als ich ihr ungläubiges Kopfschütteln sehe. Nichtmal nachdem sie es am eigenen Leib erfahren hat, will sie an Vampire oder Magie glauben.

Düsentrieb nimmt meine Hände und lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Markus. So glaub mir doch.", fleht sie. „Das tue ich.", erwidere ich. „Aber du liebst mich nicht mehr.", flüstert sie. Sie blickt auf den Boden. Meine Hände hält sie fest. „Es tut mir leid.", sage ich und gestatte es ihr meine Hände noch ein einziges Mal festzuhalten. Ihre Hände sind warm, aber ich vermisse die Kälte von Lilli's Händen. Trotz der Kälte fühle ich mich bei ihr lebendiger, als jetzt hier bei Düsentrieb.
Düsentrieb sieht auf und lächelt mich schwach an. „Das ist schon okay.", sagt sie. „Solange du glücklich bist.", fährt sie fort. Ich lächle sie an und will ihr antworten, als ich Schritte höre. Lilli sieht uns an. Dann fällt ihr Blick auf mich. Sie lächelt mich an und geht. Sofort lasse ich Düsentrieb's Hände los und will ihr nach. Doch Blossom hält mich auf. „Lass erst mich gehen.", sagt sie.

Alles in mir sträubt sich dagegen, Lilli gehen zulasse, aber Blossom hat recht. Lilli braucht erst einmal eine Freundin. Vielleicht braucht sie auch erstmal Zeit. Ich weiß es doch auch nicht.
„Es tut mir Leid.", sagt Düsentrieb. „Es ist nicht deine Schuld.", sagt ihr Vanessa. Ich nicke einfach und sehe weiter in den Wald hinein. Es ist dumm zu glauben, dass sie heute wieder kommt. Aber mein inneres Ich klammert sich an ihr Versprechen.

„Kommt. Wir sollten zurück.", meint Leon. Die anderen stimmen ihm zu.
„Wartet.", ruft uns Stella nach. Wir drehen uns zu ihr um. Sie steht neben Kalea, die ihre Arme verschränkt hat. „Jonah wird wieder kommen.", sagt sie. Leon grinst, „Das soll er sich mal wagen."
Kalea tritt vor, ihr Blick ist entschlossen. „Ihr versteht das nicht. Jonah ist wütend und zwar auf euch. Hier geht es nicht mehr nur um Fußball.", sagt sie energisch. Maxi und Blossom sehen sich an. „Und was soll das heißen?", frage ich, als niemand was sagt.

Kalea schaut zu Stella. Stella sieht erst auf den Boden, bevor sie zu uns aufschaut. „Alles voran er denkt, ist Rache an euch.", antwortet Düsentrieb, als Stella nicht antwortet.
„Nur weil wir besser sind, als er?", hackt Joschka nach. Stella und Kalea schauen sich erneut an.
Leon verliert die Geduld und geht wieder nach vorne. „Verdammte kacke. Was will der von uns?", fragt er aufgebracht. Kalea seufzt. „Das ganze hat nicht unbedingt was mit euch zu tun, sondern mit ihm. Jonah's Macht wird von seinem Charakter gesteuert und sein Charakter wird von Gier und Wut bestimmt.", erklärt sie. „Es ist nicht seine Schuld. Seine Vergangenheit hat ihm zu dem gemacht, der er heute ist.", sagt Stella.

„Und jetzt ist er unter Steinen begraben.", wirft Raban ein. „Das hat nichts zu bedeuten. Er ist mächtig.", sagt Stella, „Er wird wieder kommen.".
„Dann sollten wir jetzt gehen.", meint Marlon.

„Passt auf euch auf.", ruft uns Stella noch nach. Die Geschwister haben uns noch zu unseren Motorrädern gebracht. Aber sie konnten uns nicht begleiten. Sie werden sich nicht gegen ihren Bruder stellen, aber sie haben uns versichert, dass sie sich ihm nicht helfen werden.
Wir steigen auf. Düsentrieb fährt bei Joschka mit. Ich konnte ihr nicht sagen, dass sie bei mir mitfahren kann. Ich liebe sie nicht mehr und ich kann nicht riskieren, dass Lilli noch mehr in mich und Düse reininterpretiert.

Noch bevor es Dunkel ist, haben wir die Hälfte des Weges geschafft. Dennoch werden wir hier unser Lager aufstellen, oder das was noch davon übrig ist. Also nicht besonders viel.
Unser Lager für die Nacht besteht aus einer Plane. Der Rest ist im Schneesturm verschwunden oder kaputt gegangen.
„Wisst ihr noch, als wir auf den Weg zu den biestigen Biestern waren?", fragt Juli. Vanessa beginnt zu grinsen, „Als wir den Regen vertrieben haben."
Die anderen beginnen zu lachen. Die Mädchen haben unsere Geschichten schon so oft gehört, dass es sich anfühlt, als wären sie dabei gewesen.

Ich schweife ab. Was Lilli jetzt wohl tut? Wo ist sie und geht es ihr gut?
Die wohl wichtigste Frage ist wohl, ob sie mir verzeihen wird. Ich hätte wissen müssen, dass sie es anders aufnimmt, als es eigentlich war.
Vanessa setzt sich neben mich. Sie reicht mir einen Teller. Ich sehe ihn an. Auf ihm ist ein Cheeseburger und Pommes. „Selbsterwärmendes Essen. Haben Joschka und Raban kurz vor unserem Aufbruch fertig entwickelt. Musst du probieren. Ist echt gut.", sagt sie. Ich seufze und beginne zu essen. „Ihr geht es gut. Blossom ist bei ihr.", sagt sie. Die anderen sind noch in ihr Gespräch vertieft und bekommen nichts mit.
Ich wische mir eine eine Träne weg. „Wird sie mir verzeihen?", frage ich Vanessa. Vanessa grinst. „Was sollte sie dir verzeihen?", stellt sie die Gegenfrage.
„Das mit Düsentrieb.", flüstere ich. Ich will nicht, dass Düsentrieb sich schlecht fühlt, ihr gebe ich nicht die Schuld.

„Sie ist nicht sauer, Markus. Vielleicht ist sie verletzt, aber sie will nur das beste für dich. Sie glaubt, dass es Düsentrieb ist.", meint Vanessa. Ich seufze, „Wirklich besser fühle ich mich nicht."
„Weißt du, Lilli würde alles tun, damit es Menschen gut geht, die sie liebt. Selbst dann, wenn es ihr wehtun wird. Wahrscheinlich würde sie sogar für sie sterben.", auf Vanessa's Lippen erscheint ein Grinsen. Ich verstehe dieses Grinsen nicht, ich finde das hier ganz und gar nicht komisch. „Sie wird dir nicht verzeihen, weil es in ihren Augen nichts gibt, was sie verzeihen müsste. Du musst mit ihr reden und ehrlich zu ihr sein.", sagt Vanessa. Ich nicke. „Das werde ich. Danke Vanessa.", sage ich und lächle ihr zu.

Meine einzige Hoffnung ist, dass sie recht behält. Einen weiteren Verlust, kann ich nicht ertragen. Und noch weniger will ich Lilli verlieren.

*
Ich wollte Düsentrieb nicht als vollkommenes Arschloch darstellen. Eigentlich mag ich sie ja
PS: idk, wann ich entschieden habe meine Geschichte so ausarten zu lassen mit Magie und so einen scheiß, aber wenn ich das nicht mache wird die Geschichte entweder bald enden, oder zu einer 0815 Story werden (anders gesagt langweilig)
PS 2: der Betrunkene Thor ist schon witzig

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