Kapitel 1 ~Neues Zuhause

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"Kinder, darf ich vorstellen, das ist Naomi. Sie wird euch ab heute in eurem Alltag begleiten und viel Spaß mit euch haben. Seid nett zu ihr" Lächelnd hielt Isabella einen Arm hinter mich und stellte mich ihren Kindern vor. "Naomi, freut mich." entgegnete ich ausdruckslos in die Menge. Sie alle grinsten so dämlich, was für eine Farce. Beflissen sah ich zur Seite.
Isabella, die ab heute meine Mama war, begleitete mich zu meinem Zimmer, wo noch ein freies Bett stand. "Das Bett dahinten ist deins, bereite dich schonmal vor. Es gibt auch gleich Abendessen, du wirst es am Laut einer Glocke hören." "Weiß ich doch" entgegnete ich nur kalt.
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Als die Glocke läutete, hatte ich meinen leeren Koffer ausgepackt und die triste weiße Uniform angezogen. Bevor ich hinunter ging, ging ich noch schnell in das Bad. Ich wollte meine Nummer betrachten. 00001. Wenn die anderen Kinder diese sehen würden, wären sie sicherlich verwundert.
Als ich in die Mensa trat, beobachtete ich das fröhliche Tummeln der Kinder, die von nichts eine Ahnung hatten. Wobei, so ganz stimmte das nicht, eine einzige Person wusste Bescheid.
Sofort als ich auf eines der Kinder Aufmerksamkeit erregte, kam es mit ein paar weiteren an und sie fragten mich aus, wieso ich wieder hier sei und nicht bei meinen Pflegeeltern. "Ich hab mich einfach nicht mit ihnen verstanden." sagte ich kühl zu ihnen und betrachtete dabei ein Mädchen, was meines Wissens nach bald ausgeliefert werden würde. Connie. Sie trug wie immer ihren Hasen bei sich, Little Bernie. Ein weißer Hase mit gruseligem Gesicht, ganz dieser Geschichte entsprechend.
Nun traten alle an ihren Essplatz und zeigten mir auch meinen. Ich setzte mich mit den anderen und verzweigte meine Hände zum Beginn eines Essgebetes. Ich hatte keine Ahnung mehr wie genau es ging, aber das spielte auch keine Rolle, da Isabella den ganzen Text aufsagte. Ich kannte zwar alle wichtigen Ereignisse dieser Geschichte in und auswendig, jedoch solche Kleinigkeiten vermochte ich mir damals nicht zu merken. So schlau bin ich nun Mal nicht, nicht wie diese Kinder. Wahrscheinlich war ich sogar dümmer als Emma und sie war schon ein ziemlicher Dummkopf. Ja, Emma... Emma war der Lichtblick hier. Ihre orangenen Haare haben auf meinem Bildschirm jedes Mal so geglänzt. Sie ist einfach wunderbar. "Guten Appetit" sagten wir nun alle gemeinsam und begannen unser Mahl zu verzehren.
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Am Abend machten sich alle bettfertig. Ich wurde weiter ausgefragt, jedoch antwortete ich jedes Mal nur knapp und vermied Gespräche. Ich war wirklich nicht in der Stimmung dafür. So hinterließ ich allerdings auch keinen so guten Eindruck auf die Kinder. Ich weiß nicht, ob sie mich in Zukunft hassen würden oder sich um mich Sorgen machen würden, Emma bestimmt, aber das war sowieso unwichtig. Sie dürfen mich nicht beachten, keinesfalls. Ich muss zur Luft der Geschichte werden, keine Einflüsse, keine wichtige Rolle und keine weitgreifenden Auseinandersetzungen egal welcher Art mit all diesen Menschen. Auf keinen Fall.
Kurz darauf ging das Licht auch schon aus und alle schliefen ein.

TPN- Eine etwas andere GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt