Ich lag im weichem Federbett, starrte an die Decke und dachte darüber nach, was passiert war. Es könnte eigentlich nicht alles sein, George ausliefern zu wollen, bloß weil er mir auf den Kopf geschlagen hatte. Wie konnte die Mama dieses Hauses überhaupt davon erfahren, wir waren doch im Wald gewesen.
Ich schlug die Decke von meinem Körper und stand aus dem Bett auf. Ich schritt an das vergitterte Fenster und sah zu den spielenden Kindern hinunter. Genau das, hatte ich doch vor einer Weile schonmal gesehen. Ich lächelte.
Die Tür öffnete sich und die Mama kam herein. "Setz dich bitte wieder hin." Ich nickte und tat was sie sagte. Sie stellte einen Stuhl mir gegenüber auf und setzte sich ebenfalls. "Deine Wunde ist sicherlich schon geheilt oder?" Ich tastete meinen Kopf vorsichtig ab. "Mmh, jedenfalls spüre ich nichts mehr."
"Sag Mal, dass George ausgeliefert wird, weil er mich verletzt hat, kann doch nicht alles sein, oder? Die Monster wären doch niemals so herzlich." "Nein tatsächlich nicht. Ich hätte sowieso vorgehabt ihn zu melden." "Wieso das?" Sie seufzte
"Weil er aus irgendeinem Grund das Geheimnis hinter dem Haus kennt." Ich neigte fragend meinen Kopf zur Seite. "Er scheint keine Infantile Amnesie erlitten zu haben."
Ha, wie Ray! Meine Wangen röteten sich und ich sprang auf. Freude durchfloß meinen ganzen Körper. "Wo ist er?" "Er sollte entweder im Schlafzimmer oder draußen sein..." antwortete sie verwirrt.
Ich tappte schnell aus dem Zimmer und und lief in die Küche, wo ich ein scharfes Messer ergriff. Es war soweit. Es war soweit. Endlich.
Ich schlitterte in das Schlafzimmer hinein. Als ich in der Mitte angekommen war, erkannte ich, das niemand hier war. Nicht so schlimm, dann war er draußen. Ich versteckte das Messer unter meiner Kleidung und drehte mich wieder um, bereit zu gehen.
"Was soll das werden?" Am Eingang stand meine Schwester. "Lilly. Es ist soweit, ich habe jemanden außer Ray gefunden. Und bei ihm wird es so viel einfacher. Dass du das bis jetzt nicht bemerkt hast ist doch schon fast ein Wunder. Lilly... Wir können..."
"Vergiss es." unterbrach sie mich. "Ich werde nicht zulassen, dass du so etwas Grausames mit George anstellen wirst."
"Lilly... Du hast... Doch nicht etwa Gefühle für so einen Menschen entwickelt. Er wäre unsere Erlösung!" "So ein Blödsinn." Entgegnete sie wütend.
Doch ich wusste, dass das nicht stimmte, sonst hätte sie doch nie einen Gedächtnisverlust erlitten.
Ich schritt auf sie zu, legte meine Hand auf ihre Schulter und flüsterte ihr behutsam in ihr Ohr. "Was glaubst du, wie so eine Beziehung in dieser Welt aussehen würde, hm? Du würdest alleine übrig bleiben. Und wenn nicht das, dann sterbt ihr alleine da draußen, nur mit dem Unterschied, dass er dann wirklich tot ist und du nicht. Es gibt keine Zukunft für euch beide, für dich wären diese paar Jahre nur ein Wimpernschlag deines gesamten Lebens." Ich grinste, sie hatte keine Wahl. Außerdem wusste sie, dass ich Recht hatte.
Gereizt schlug sie meinen Arm weg. "Red keinen Blödsinn. Ich habe nicht vor, mit ihm zusammen zu leben, geschweige denn mit ihm zusammen zu sein." "Aaaahjaaaa?...
Gut..." Ich lachte "dann kann ich ja jetzt weiter machen." Ich schritt hinaus und Lilly blieb frustriert zurück.
Die Sonne blickte hell auf die leuchtenden Bäume und die feingrüne Wiese herab und die Kinder spielten draußen fröhlich herum.
Sie sahen mich bloß an aber reagierten nicht weiter auf mich. Seltsam, das heißt eigentlich sie kennen mich, aber laut den Reaktionen von letzten Mal taten sie dies nicht. Naja, vielleicht hat die Mama hier gesagt, sie sollen mich nicht beachten und sie hatten mich nach der langen Zeit einfach vergessen.
Nelly und Jake hatte ich bis jetzt auch noch nicht gesehen. Ich fragte ein paar Kinder, ob sie George gesehen hatten und machte mich dann auf den Weg zum Tor.
"Ach du meine Güte, du weißt doch, das man hier nicht hin darf, George. Brichst du etwa die Regeln?" Regungslos stand er am Tor da, mit seinen Händen an den Gitterstäben vergriffen. Er drehte sich um.
"7 Jahre alt bist du jetzt oder?" Neugierig betrachtete er mich. "Du siehst aus wie Lilly. Aber du bist total anders als sie... Ich mag dich nicht, geh bitte weg." Trotzig drehte er sich wieder weg. Ich seufzte "Ach George, irgendwann wirst du schon noch verstehen." Ich schritt auf ihn zu und sah dabei zu, wie der verängstigte Körper seinerseits zu zittern begann und stocksteif da stand. Ich stand jetzt direkt hinter ihm.
Ich holte das Messer hervor und setzte es an seinen Hals. Genau wie Lilly noch vor kurzem und jetzt wusste ich natürlich auch wieso.
Auf einmal erfasste mich ein schwerer Körper und ich flog mit ihm zur Seite. Krallen schoben sich in meine Arme und das Blut durchnässte meine Kleidung. Ich betrachtete das Monster was über mir aufragte und mich festhielt.
"Lilly... Glaubst du wirklich, du liegst im Recht?" Ich strich ihr sanft ihre verschwitzten Haare aus dem Gesicht und betrachtete das Auge auf der Stirn.
"Lilly!" Erschrocken versuchte ich mich aufzurichten, doch sie presste mich weiterhin auf den Boden. "Lilly... Dein Auge. Was hast du damit angestellt?" Es war rot und eindeutig infiziert. "Du bist krank! Wie lange schon? Komm schon, wir müssen dich behandeln lassen. Ob von einem Menschen oder einem Monster ist egal."
Ich blickte zu George, neben ihm lag mein Messer. Verängstigt klammerte er sich an das Tor. "George..." Keuchte ich "... Stech sie ab..." Er zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. "Mach schon du Drecksbirne!" Ich verlor die Geduld, Lilly ging es schlecht. Wenn ich sie nicht aufhalten würde, würde sie nur noch mit Qualen in ihrem Leben fortschreiten.
George ergriff das Messer. Ich lächelte "Gut so." Er schlich langsam zu uns und kniete sich schließlich nieder. "Lilly..." brach er hervor und ihm traten Tränen in die Augen. "Ich... Beschütze dich. Versprochen"
"George! Was hast du vor?" Er nahm das Messer in beide Hände und fuhr auf mich hinab. Er mit seinen dünnen Armen schaffte es nicht, mein Herz zu durchteilen, doch der Blutverlust tat den Rest.
"Aaah... Nicht schon wieder." Ich lächelte und glitt abermals ab in eine Tiefe Finsternis.
~
Meine Augen öffneten sich. Es war dunkel und ich hörte weit entfernt Sirenen. Unter mir spürte ich kalten Stein. Ich rollte mich benommen zur Seite und bekam erschrocken mit, dass ich beinahe in einen Abgrund gerollt wäre. Zitternd stand ich auf und blickte mich um.
Ich war bei den Farmen, auf der Mauer, in der Nacht, Sirenen hallten durch die kühle Nacht und weit entfernt sah ich eine Rauchwolke von einer der Häuser aufsteigen.
"Wieso?..." Ich verstand ihn nicht. In letzter Zeit gab er mir so viele Chancen, auch wenn ich sie alle vermasselt hatte. Ich wischte meine Tränen ab und begann schließlich zu rennen. Ich würde nicht aufgeben, diesmal werde ich nicht versagen. Versprochen.
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TPN- Eine etwas andere Geschichte
HorrorHey ho. Es ist eine etwas andere Fanfiction, also denkt ja nicht, ihr kommt mit irgendwem zusammen ;). Es geht um ein Mädchen namends Naomi, welche mit 10 (fast 11) Jahren zurück in das Waisenhaus kehrt und versucht mit den Kindern zu fliehen. Stark...