Kapitel 8 ~Er und die schwarze Leere

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Das Fangen war wirklich wie immer. Ray musste uns fangen und Emma und Norman führten zwei Gruppen an. Ich war in Normans und als wir von Ray verfolgt wurden, gab er das Zeichen zum aufteilen. Ich bog nach rechts ab, mit Norman und wenigen weiteren.
Als es vorbei war, versammelten wir uns auch schon wieder auf der Wiese. "Ist das super! Jetzt bin ich Anführer, stimmt's?" fragte Don. "Huaaa, noch eine Runde?" quengelte ich. "Wollen wir nicht Mal kurz Pause machen?" Schritt Gilda ein und legte ihre Hand auf meine Schulter. "Uaaah, Gilda, du rettest mir mein Leben!" sagte ich, viel ihr freudig in die Arme und sie lachte.
Mama brachte warmen Tee heraus und ich schenkte mir welchen in meine Tasse.
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Als der Abend kam schlich ich mich schon bevor die anderen in den Raum kamen hinein und suchte mir einen Platz, wo man mich im Halbdunkeln nicht sehen konnte. Zwanzig Minuten später kamen Don und Gilda und daraufhin auch Emma, Ray und Norman herein. "Über was wolltet ihr reden?" fragte Don sie.
Die Lüge vom Menschenhandel, dass alle Kinder leben und sie sie befreien müssen, dass sie das vorerst nur durch die Flucht erreichen würden, alles war noch so, wie in meiner Erinnerung. Auch das Don darüber lachte und Gilda anfing zu weinen. Am liebsten hätte ich sie in meine Arme genommen. Wie Norman verleugnete, nicht zu wissen, wie es Conny und den anderen ginge. Dann legte er die Reihenfolge der Ausflieferungen dar, die Testergebnisse. Und zum Schluss schließlich, die Aufforderung mit ihnen zu fliehen, die von Emma kam und die die beiden annahmen.
Als sie alle hinausgingen beschloss ich noch eine Viertelstunde zu warten. Norman und Ray würden schließlich noch ein kleines Gespräch vor der Tür halten. Doch statt nach der Viertelstunde aufzustehen und zu gehen, merkte ich, wie mein Körper immer schwerer wurde. Unter normalen Umständen hätte ich mich noch bewegen können, also was war falsch? Ich kämpfte an um aufstehen zu können, doch mein Körper war wie in einer Paralyse. Nichts konnte ich bewegen, nicht den kleinsten Finger. "Komm... Schon! ... Verdammt!" Ich konzentrierte mich, doch nun wurden auch meine Augen schwerer. Würde ich sterben? Aber wieso? Ich hatte Angst über die Unbeweglichkeit meiner selbst und schon gleich spürte ich heiße Tränen in meinen Augen, die sich wie erwartet auch sogleich schlossen und ich dämmerte in eine Tiefe schwarze Welt weg.
"Du wirst sie also besuchen gehen? Ganz ohne Vorbereitung?" hörte ich jemanden fragen. "Ja, ich wüsste eh nicht wo ich hin sollte." antwortete jemand anderes und ich sah nach einer Zeit, dass ich es war. Verschwommen aber erkennbar. "Dann pass aber gut auf dich auf, du weißt was für Folgen das haben kann." Sagte wieder die fremde Person. "Natürlich" antwortete ich und verbeugte mich vor dem Fremden. Wir beide verschwanden und die Dunkelheit übernahm wieder.
"Naomi?" hörte ich nun jemanden aus der Ferne fragen. Ich öffnete bemüht meine Augen. "Ah, Naomi. Du bist wieder wach." Verschwommen tauchte das Bild eines blondhaarigen Mädchens neben mir auf. "Schwester?" fragte ich verwirrt. Die Person stutzte. "Nein, ich bin's Anna. Du bist im Waisenhaus, schon vergessen?" sagte sie und legte ihre Hand auf meine Stirn. "Du bist immer noch ganz warm. Was hast du bloß da gemacht?" Langsam wurde meine Bild klarer. Tatsächlich, es war wirklich Anna. Mit meinen Händen stützte ich mich auf und setzte mich hin. Ich war in einem Bett. Aber wieso war Anna hier? Wenn ich krank war, dürfte doch niemand bei mir sein. "Mama kommt gleich, ich sollte nur kurz auf dich aufpassen." Sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gehört. Ich blickte mich um und sah schließlich aus dem vergattertem Fenster. "Wie... Wie lange war ich bewusstlos?" fragte ich Anna. "Nicht lange, nur die Nacht über. Mama glaubt du wirst in ein paar Tagen wieder gesund sein, aber solange darfst du nicht hier raus, verstanden?" Ich nickte. "Anna? Könnte ich dich um einen Gefallen bitten?" Sie blickte mich an. "Klar, was immer du willst."
Ein wenig später tauchte Isabella wieder auf. "Mensch, leg dich wieder hin, du bist noch nicht gesund." "Ah tut mir leid Mama, ich hab ihr das erlaubt." sagte Anna. Ich legte mich wieder hin und betrachtete nun, wie Isabella mir nasse Tücher auf die Stirn legte. Sie waren schön kühl. "Hier, dein Frühstück." sagte sie und stellte mir etwas zu essen auf den Tisch. "Anna, du kannst gehen. Vielen Dank für deine Hilfe." setzte sie noch hinzu.
Eine Weile später beobachtete ich, wie die anderen fröhlich draußen rum tollten. Ja, ich war unerlaubter Weise aufgestanden. Ich dachte über meinen Traum nach und ich fragte mich, ob die anderen nun wussten, dass ich sie belauscht hatte.
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Am Abend kam Isabella herein und brachte mein Abendessen. "Isabella, es geht mir schon wieder viel besser. Kann ich nicht morgen wieder raus?" fragte ich. Sie blickte mich an. "Du bist krank, das dauert einige Tage." "Dann miss doch meine Temperatur, mir geht es gut. Ehrlich." beharrte ich. Sie kam näher und legte ihre Stirn an meine. "Tatsächlich hast du kein Fieber mehr. Ist dir schwindlig? Kopf- oder Gliederschmerzen?" "Nein nichts." antwortete ich. Sie grübelte. "Ha, na gut aber diese Nacht noch. Das ist wirklich seltsam, Fieber verschwindet nicht einfach so." Ich lächelte und bedankte mich.
Emma kam kurz darauf herein. "Ich hab gehört, dir ginge es besser, deswegen darf ich ausnahmsweise kurz rein." Sie blickte mich bestürzt an. "Hast du... Uns gestern Abend belauscht?" Ich zögerte. "Ja... Wieso?" Ihr Blick senkte sich. "Ach nur so." Sie fing wieder an zu lächeln. "Also... Wenn du irgendwas brauchst, Mama ist jederzeit für dich da." Nervös zeigte sie hinter sich. "Weiß ich, aber danke." Ihr Arm senkte sich und sie ging langsam wieder hinaus. Sie drehte sich noch einmal um und lächelte kurz ehe sie die Tür schloss.

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