Kapitel 19 ~Die Schlangen von Alvar Pinera

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"Also, was machen wir jetzt?" fragte Ray Emma. "Erst Mal sollten wir nach Wasser suchen. Von oben hat man einen Fluss gesehen. Ich will nachsehen, ob das Wasser trinkbar ist." Ray stimmte zu und fragte, wie es dann weiter ginge. Emma zeigte ihm den Stift von Minerva, wo der Koordinatenpunkt des Bunkers eingeschrieben war.
"Zieh ihn noch weiter heraus!" Perplex tat Ray was sie sagte und es erschien das mit Licht projezierte Bild mit der Eule und unserem Standpunkt. "Was?! .... Was ist das?" Ray schien völlig verwirrt.
"LANI?!" hörten wir auf einmal Thoma schreien. Wir rannten zu ihm und Ray erkundigte sich was los war.
"Emma! Naomi! Ray! ... LANI IST VERSCHWUNDEN" er wies auf eine leere Waldstelle. "Verschwunden?"
"Was ist passiert?! Wurde er angegriffen?! Oder hast du ihn verloren?!" Erkundigte sich Emma. "NEIN, NEIN! ER..." Thoma schüttelte seinen Kopf und hob abwehrend seine Hände. "Er war plötzlich einfach weg!!" Emma und Ray blickten sich verwirrt an und er begann zu erklären. "Bis vorhin war er noch neben mir... Aber als ich mich umgedreht habe, war er weg..."
Er holte Luft "Hey Lani! Spielst du uns einen Streich?! Lass den Unsinn!!" Schrie er in den Wald. Und auch Ray: "Lani! Antworte, wenn du mich hörst!!"
Ray legte einen Finger über seinen Mund um zu zeigen, dass wir leise sein sollen. Wir lauschten und hörten nichts.
"Ray! Ich suche die Gegend ab!" sagte Emma zu ihm, doch Ray winkte ab. "Da ist was faul... Da ist was richtig faul Emma..." Er sah uns kurz an und blickte wieder nach vorne. "Nicht nur Lani... hat nicht geantwortet... Niemand hat auf unsere Rufe reagiert!" Emma und Thoma erschracken, als auch sie zu dieser Erkenntnis kamen. Emma nahm Christie hoch und wir rannten ein Stückchen nach vorne, wo die anderen sein sollten.
"Unmöglich..." flüsterte Emma. Wir blickten alle gemeinsam auf die sich verflechtenden Wurzeln die den Boden schmückten.

"Wo sind die anderen?"

Emma blickte zu uns und überlegte gestresst vor sich hin. Sie trat einen Schritt nach vorne. Fehler. Die Wurzeln unter ihr gaben nach. "Was?!" fragten Emma und Ray noch erschrocken und schon stürzten wir in die Tiefe. Ray ergriff Thomas Hand und zog ihn zu sich. Das gleiche tat er mit mir. Wir krachten auf den Boden auf und ich spürte wie mein Fuß knackte. Vor Schmerz beißte ich mir in meine Hand um nicht aufzuschreien. Im Dunkeln tastete ich meinen Knöchel ab und spürte wie er anschwoll.
"Alles in Ordnung, Christie?!" hörte ich Emma etwas entfernt fragen und Christie stimmte zu. Danach erkundigte sie sich nach Thoma, der als Antwort nur aufschrie, weil ein Insekt bei ihm war. "Sind wir unter der Erde?" "Glaube schon." unterhielten sich Emma und Ray. Thoma spielte mit dem schmetterlingsartigen Insekt. "Vielleicht sind die anderen auch hier..." "Suchen wir sie!"
Ein Licht schien aus der Ferne in unsere Richtung, Christie bemerkte es und schon bald bemerkten sie, dass es Gilda und die anderen waren. Sie liefen auf sie zu.
"Ha.. Ray! Warte, bitte!" Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Er drehte sich um, kam zu mir und kniete sich nieder. "Was ist? Alles in Ordnung?" Ich schüttelte meinen Kopf und zog mein Hosenbein hoch. Natürlich sah er nicht, dass er angeschwollen und wahrscheinlich blau war. "Mein Knöchel hat bei dem Aufprall geknackt, tut sehr weh und ist angeschwollen." Er überlegte kurz.
"Okay." Er stand auf und half auch mir hoch. "Wir gehen erst einmal zu den anderen und machen dir dann eine Hilfsschiene und einen Verband drum."
Er umfasste meine Taille und gemeinsam mit ihm humpelte ich zu den anderen die sich schon herzlich begrüßten und umarmten.
"Wo sind wir hier?!" staunte Ray. Gilda sah uns an und kam besorgt herüber. "Was ist denn los?" Ray ließ mich auf eine Wurzel herab und ich setzte mich. "Ich bin beim Absturz unglücklich gelandet und mein Knöchel hat sich irgendwas getan." Ich zog mir meinen Schuh aus und krempelte meine Hose hoch. Ray holte aus seinem Rucksack einen Verband heraus und suchte aus der Umgebung einen stabilen Stock.
Ich beobachtete, wie die anderen die Pflanzen und Insekten bestaunten.
"So, fertig." Ich nickte und zog meinen Schuh wieder an. "Danke." Ich stand auf und testete, ob ich stehen konnte. Es schmerzte, aber es ging. Nur das klettern, was nachher noch käme und was ich bewältigen müsste, machte mir Sorgen.
Wir gingen durch einen engen Tunnel und betrachteten alles. Ich lauschte was die anderen sagten und dachte selber darüber nach, wie oft ich hier schon gestorben war. Nicht sehr oft, nur ganze zwei Mal. Dennoch... Diese Höhle verbirgt alte Erinnerungen.
Wir kamen in der Mitte an, wo in dem inneren ein Baum stand. Ich ging an den Rand zu leuchtenden Blumen und kniete nieder. Ich stupste sie an und spürte die gläsernen Kristalle.
Auf einmal hörte ich einen Schrei und drehte mich um. "Da... Da..." Nat zeigte nach oben. "... Oben!!" Wir blickten alle hoch und sahen die ausgesaugten Tiere in den dünnen Wurzeln hängen. Emma hielt sich angeekelt die Hand vor den Mund.
"ALICIA! JEMIMA! WEG DA!!" Emma schrie und lief auf die beiden zu. Sie packte die verwirrten beiden Kinder und sprang weg, rechtzeitig um den angreifenden Wurzeln zu entgehen. Schreiend liefen alle von den Wurzeln weg in die Mitte. Der Eingang war verschlossen und wir gefangen.
"Das ist bestimmt die Futterstelle dieser Bäume. Sie fangen Tiere und fressen sie!!" "Fressen?!" fragte Don und zitterte.
"Aber das sind nur Bäume, sowas kann doch unmöglich real sein." wandte ich scheinheilig ein. Ray nickte "Das ganze Ökosystem scheint sich auf Grund der bloßen Anwesenheit der Monster verändert zu haben. Diese Bäume..." Er blickte nach oben. "Sie lassen die Tiere hier hineinfallen, locken sie an und fangen sie. Deshalb die Höhle. Deshalb der Tunnel. Deshalb die Blumen..."
"Wir sind also blind in ihre Falle getappt..." hauchte Anna betrübt. Ich lachte leicht "Und das obwohl nicht Mal alle Tiere Pflanzen fressen"
Die Wurzeln kamen auf uns zu und wir blieben alle eng zusammen. Sie hatten Panik und Don schlug vor sie zu verbrennen, doch Ray und Gilda verneinten dies sogleich, da es Rauch erzeugen würde und wir sofort tot wären. Hilfesuchend wandte sich Anna an Emma und fragte sie, doch diese reagierte nicht. Anna horchte noch einmal nach.
"Ich habe schon Mal hiervon gelesen." "Wie?"
"Ray!! Das sind >>Die Schlangen von...<<- Wie hießen sie noch gleich?!"
"Hä?"
Emma packte schnell ein Buch aus und zeigte das Cover.
"Der Abenteuer-Roman von William Minerva!!" Sie lächelte.
Sie redete etwas vor sich her, wo und wann sie es gelesen hatte und die anderen schauten ihr zu. "... Meinst du etwa..." Ray sah noch einmal auf das Buch.
"Meinst du etwa ... >>Die Schlangen von Alvar Pinera<<?"
Emma frohlockte, sprang auf und zeigte als Zustimmung auf ihn.
"Genau die!!"

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