Kapitel 21 ~Sonju und Mujika

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"Geht es dir gut?"
"Ja na klar... Mujika!" Lächelnd sah ich dem Monstermädchen ins Gesicht.
"Du bist ein Mensch..." Sie blickte in die Ferne. Sie schien zu wissen, dass sie mich von irgendwo her kannte und fragte deshalb nicht, woher ich ihren Namen kannte.
"Wo sind deine Freunde?"
"Familie! Nicht Freunde, Familie!" Sie nickte und lächelte.
"Wir sind gerade vor einem Monster weggelaufen. Sie sollten okay sein... Außer..." Ich stand auf.
"Außer Emma, sie hat ein Verletzung! Wir sollten schnell zu ihr!" Wir liefen schnell los, doch sie bemerkte mein Humpeln.
"Komm, lass mich das kurz ansehen! Dafür haben wir sicher noch Zeit."
Ich schüttelte meinen Kopf. "Ich weiß es nicht, besser ist es, wenn wir..." Sie blieb stehen und hielt mich an meinem Arm fest. Sie sah mir fest in die Augen. Ich seufzte.
"Na gut..." Ich zog meinen Schuh und den Verband aus. Sie betastete die Schwellung und blickte schließlich umher. Sie stand auf und grub ein wenig in der Erde herum, bis sie fand was sie suchte, kam schließlich zu mir zurück und zeigte mir eine bläuliche Wurzel.
"Die findest du hier in den Wäldern sehr oft und sie helfen gegen jegliche Schwellungen und Stauchungen. Dennoch würde ich mir das später gerne etwas näher ansehen."
Sie durchbrach die Wurzel und trug den schleimigen Saft auf meinem Knöchel auf. Danach verband sie meinen Fuß wieder und setzte auch den Stock als Schiene wieder ein.
Wir gingen wieder weiter nachdem ich fertig war und ich spürte, dass der Saft angenehm kühlte.
"Derjenige, der dich verbunden hat, scheint sich medizinisch ein wenig auszukennen, richtig?" fragte mich Mujika.
"Ja, er... Kennt sich ein bisschen aus..." Ich lächelte. Plötzlich hörten wir einen schrillen Laut aus der Ferne und ich erschrack.
"Beeilung, Mujika!!" Entschlossen rannten wir schneller.
Wir mussten nicht lange rennen als wir die Kinder sahen. "EMMA!" Sie lag schon am Boden und ich lief zu ihr. Mujika zog sich erst einmal zurück und beobachtete uns kurz. Gilda fiel neben Emma und hielt sie in ihren Armen.
"Sie blutet... Ihre Wunde am Ohr hat sich wieder geöffnet!" sagte Anna besorgt.
Gilda berührte ihre Stirn und sah auf ihre Hand die von Emmas Ohr blutbefleckt war.
"Sie hat hohes Fieber!"
"Was machen wir jetzt? Emma und Ray sind..." fragte Lani der von einem Geräusch aus dem Wald unterbrochen wurde. Die Gruppe zuckte zusammen und sie blickten alle in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
Mujika trat zwischen den Bäumen hervor und streckte ihren Arm aus. "Hier entlang."
"Was?..." Stockte Gilda verwirrt.
"Hier entlang!"

"Ein Mensch?"
"Ein Mädchen?" Staunten sie.
Sie taten gerade ein paar Schritte, doch Gilda hielt sie auf. "WARTET!" Sie schaute Mujika misstrauisch und auch böse an.
"Wer bist du? Was bist du? Und was machst du hier? ... ZEIG UNS DEIN GESICHT!" Wir warteten und Mujika begann zu lächeln.
"Gilda.." ich sah sie an und trat nun zu Mujika. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. "Sie ist okay! Wirklich! Sie hat mir geholfen, als ich alleine im Wald saß."
"Im... Wald?"
"Eh... Ja... Ihr, ich... Also..." Sie sahen mich an. Oh...
"Gilda.. ich war alleine in Wald, während ihr weg gelaufen seid... Ich..."
Gilda Gesicht verzog sich und es drückte reine Schuld aus. Sie hatte mich vergessen. Ich hatte die Vergänglichkeit meiner Existenz vergessen... Es war doch klar, ich hatte nach wie vor keine Bedeutung. Ich war doch die Luft der Geschichte. Ich durfte nicht eingreifen, ansonsten käme ich nie zurück.
"Hey... Alles in Ordnung? Würdest du bitte ein wenig lockerer fassen?"
Diesmal kam ich zurück in die Realität und ließ Mujika schnell los. Auch aus ihrer Nähe zog ich mich schnell zurück und ging zu den hintersten Kindern. Gilda sah noch kurz zu mir zurück.
"Okay, wir kommen mit dir... Wenn du Emma helfen kannst, kommen wir mit dir." Mujika nickte und ging voran. Don nahm Emma hoch und wir gingen los. Ich war wie in Trance, die Umgebung leicht verschwommen, die Gespräche hallend in meinem Kopf.
Wir stoppten und ich sah dabei zu, wie Mujika eine Wurzel berührte und diese sich von alleine zur Seite bewegte.
"WOOAAH! Die Wurzel..." Thoma wandte sich mit geballten Fäusten zu Lani. "BEWEGT SICH!" beendete Lani den Satz mit ebenfalls geballten Fäusten.
"Kein Grund zur Aufregung, das habt ihr in der Höhle doch schon gesehen." sagte ich schnippig entgegen.
"Ja, aber..." "Die waren böse!" Umfassten sie sich selbst und ahmten eine Zitterbewegung nach. Mujika lachte.
~
Wir saßen in einem Kreis um ein Feuer herum, auf dem ein Kessel stand. In einer Höhle und in unseren Händen jeweils eine warme Tasse mit Suppe darin. Sonju, Mujikas großer Beschützer mit der Lanze, saß nah an dem Kessel und rührte die Suppe um. Er hatte den bewusstlosen Ray in seinen Armen mitgebracht und ihn neben Emma gelegt, die ebenfalls tief und fest schlief.
"Sicher, dass wir das essen können, Naomi?" fragte mich Don ebenfalls wie alle anderen, noch immer misstrauisch.
"Vielleicht sollten wir doch besser..." sagte Gilda und wollte gerade aufstehen, als ich schon einen Schluck aus der Tasse nahm.
"Eh, NAOMI!!?" Gilda zuckte zusammen, rannte zu mir und kniete sich nieder.
"Alles gut, meine Güte." sagte ich leise.
"Das hätte..." "Vergiftet sein können? Wieso haben sie uns dann gerettet und so viel Essen gekocht?" Ich sah sie finster an und sie schreckte zurück.
"Vielleicht hast du Recht..." Beruhigte sich Gilda und setzte sich wieder hin. Sie nahm ihre Tasse in die Hand, sah mich noch einmal an und nahm nun auch einen Schluck.
"Haa..." Sie seufzte und ihre Wangen röteten sich. Nun begannen auch die anderen zu essen, nachdem Sonju und Mujika gebetet hatten.
Nach dem Essen machten sich alle daran, ihre Betten vorzubereiten und ich ging noch einmal zu Mujika, um meinen Fuß ordentlich kontrollieren zu lassen.
"Ich glaube dein Knochen ist angebrochen."
"Wie?"
"Ja, tut mir leid. Wie du damit laufen konntest, ist wirklich erstaunlich..."
Ich schwieg eine Weile.
"Du... spürst es, oder? Du hast ein feines Fingerspitzengefühl, richtig?"
Sie nickte.
"Ihr solltet langsam schlafen gehen." sagte Sonju der seine Lanze weg legte und sich zu uns setzte.
"Okay. Ehm, aber... Ich würde bevor unsere Gruppe hier wieder geht, gerne noch mit euch reden... Ginge das in Ordnung?"
"Natürlich." sagten sie beide.
Ich bedankte mich und wünschte ihnen eine gute Nacht, als ich schließlich ging.

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