Völlig verschlafen lief Linea die Treppe hinunter. Die Klingel war nicht zu überhören und da sich anscheinend niemand erbarmte die Tür zu öffnen, musste sie es wohl selbst tun. Sie wusste das Joachim bereits früh in der Eisdiele war um so viel wie er konnte vorzubereiten. Leon und Marlons Stimme hatte sie ebenfalls schon im Halbschlaf gehört, doch auch von ihnen fehlte jede Spur. Sie hatte sich erst vor zehn Minuten aus dem Bett gequält. Hatte sich die Zähne geputzt, ein einfaches Shirt, eine Leggins und eine Jacke übergeworfen, es waren die ersten Sachen welche ihr in die Hände gefallen waren.
"Ich komme ja schon.", quengelte die Brünette als sie die Tür aufriss und ihr ein überraschter Markus entgegen blickte. "Was willst du?" - "Dir auch einen schönen guten Morgen Lin.", er grinste während sie keine Miene verzog. "Dir ist bewusst, dass es schon elf ist?" - "Bist du extra hergekommen um mir die Uhrzeit anzusagen, dass kann das Radio auch herzlichen Danke.", ihre Mundwinkel zuckten als er lachte. "Ich wollte eigentlich zu Marlon, normalerweise sollte er schon vor ner halben Stunde bei mir sein, ans Handy geht er auch nicht. Also bin ich davon ausgegangen, dass er noch pennt.", irritiert zogen sich ihre Stirn in Falten. "Marlon ist nicht hier, komm erstmal rein.", sie trat zur Seite und Markus folgte ihrer Handbewegung ins Haus. Er nahm am Tisch in der Küche platz, Linea gesellte sich nach wenigen Momenten zu ihm. "Bei mir geht er auch nicht ran. Leon ist auch weg, keine Ahnung wo sie sind.", sie ließ sich auf den Stuhl gegenüber von ihm fallen. "Ich hoffe es war nichts wichtig.", murmelte sie dann und gähnte darauf hin. "Nein, wir wollten nur etwas an den Bikes rumschrauben.", schon war Lineas Aufmerksamkeit geweckt. "Du schraubst auch an sowas rum?" - "Ob dus glaubst oder nicht, die Motorrädern der anderen sind alle von mir. Marlon hat mir damals geholfen und seitdem bastelt er selbst gerne." - "Du verarschst mich doch.", er lachte und sie kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Sie kannte sich nicht Autos, Motorrädern oder irgendetwas in der Art aus. Aber selbst sie hatte bemerkt, dass die Bikes und auch Nervs Kart nicht gewöhnlich waren. "Alle von mir.", mittlerweile verlegen kratzte er sich am Nacken.
"Ich könnte dir helfen. Wobei helfen wäre wahrscheinlich nicht das richtige Wort, ich hab keine Ahnung von all dem. Aber wenn du etwas Gesellschaft willst?", fragend sah sie ihn, nicht sicher ob er überhaupt Interesse hatte. "Hast du nichts besseres zu tun an einem Sonntag?" - "Anscheinend nicht, genauso wie du.", sie spiegelte sein Grinsen was sich wieder auf sein Gesicht geschlichen hatte. "Ich muss lediglich Zeit todschlagen bis Joachim uns alles im Laden zeigen will." - "Geht mir genauso.", sie lachte leise, stand auf und schnappte sich einen Schokoriegel vom Tisch. "Frühstück."; antwortete sie dann auf Markus unausgesprochene Frage. "Dann los.", er stand ebenfalls auf und Momente später saß sie hinter ihm auf seinem Motorrad.
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"Ich hatte eine vollgestellte Garage erwartet, nicht schlecht...", schon fast stolz zeigte ihr Markus sein Reich. Es war trotzdem eine Garage, aber sie schien nur für ihn ausgebaut worden zu sein. Überall waren verschieden Werkzeuge und Ersatzteile verteilt, in der Mitte des Raums standen zwei Motorräder und Lineas Mund klappte auf. "Wow." Wie bereits erwähnt hatte sie keinerlei Wissen über Maschinen, doch sie wusste vom ersten Moment an wie viel Arbeit in ihnen stecken musste. "Es sind ähnliche Modelle wie unsere jetzigen, aber ich hab sie weiter ausgebaut. Sie sind schneller und geeigneter für jedes Gelände.", verlegen vergrub er seine Hände in seinen Hosentaschen. "Sie sehen hammer aus.", beide Motorräder glänzend in einem schwarz Ton mit matten Aktzenten und vorsichtig ließ sie ihre Hand über den Sitz fahren. "Es hat Ewigkeiten gedauert die richtigen Teile zu finden, aber es lohnt sich." Sie nickte und sah sich weiter die kleinen Details an den Maschinen an.
Es dauerte nicht lange bis Markus begann an ihnen rumzuschrauben und Linea auf der Werkbank platz nahm. "Wie ich sehe hast du dich wenigstens um deine Hände gekümmert.", er warf einen kurzen Blick über seine Schulter, fing direkt ihren. "Mhm...", murmelte sie bestätigend. "Dafür tut mein Gesicht aber zehn mal mehr weh als meine Finger.. und sieht auch so aus.", grummelnd zog sie sich ihre Kapuze über den Kopf. Der schmale Riss an ihrer Lippe hatte eine unschöne rötliche Umrandung bekommen und ihr Wangenknochen schimmerte bereits in allen Farbe. "Du hast auch ordentlich was abbekommen, ich dachte nicht, dass du es so einfach wegsteckst. Gibst du mir mal bitte den Kombischlüssel? Er liegt genau neben dir." - "Einfach wegstecken würde ich es nicht nennen.", sie reichte ihm das gewünschte Werkzeug und hüpfte dann wieder auf ihren Sitzplatz. "Du hast Sense eine verpasst und ein Tor geschossen, dass entscheidende Tor.", er zog anerkennend seine Augenbraue hoch. "Der Kerl hats doch nicht anders verdient, die ganze Truppe.", allein der Gedanke an ihn ließ Lineas Haut unangenehm kribbeln. "So waren sie schon immer, unfair und unter der Gürtellinie. Wir hatten nur Ärger als wir zurück gekehrt sind. Sobald wir aufeinander getroffen sind flogen die Fäuste.", etwas fester als gewollt festigte er die Muttern. "Ich kann mir vorstellen was ich euch anhören durftet, kannst du bitte deinen Griff lockern?", Linea entging nicht wie fest sich seine Hand um den Kombischlüssel schloss und legte kurzerhand ihre Hand auf seine. "Lass los, bitte."
"Du bist die erste die hier rein darf.", er gab nach und sie schmiss das Werkzeug achtlos auf die Werkbank. "Was meinst du?", er wich ihrem Blick aus, als hätte er es bereut das Thema angeschnitten zu haben. "Außer Marlon darf hier eigentlich niemand rein, allen voran kein Mädchen.", redete er weiter bevor sie das Gesprächsthema ändern konnte. "Es scheint dein Rückzugsort zu sein. Ich kann verstehen, dass du die anderen Chaoten nicht hier drinnen haben willst.", kurz sah sie zu den Maschinen , konnte sich vorstellen wie allen voran Raban und Joschka um sie herumsprangen. "Es geht dabei eher um Düse." - "Düse?", Linea wusste nicht von wem er sprach und es spiegelte sich in ihrer Mimik wieder. "Marlon hat dir doch bestimmt etwas erzählt.", sein Blick wurde undeutbar. "Ihr hattet Beziehungen die in die Brüche gegangen sind, mehr wollte er nicht erzählen.", erinnerte sie sich an ihre Gespräch von vor zwei Tagen zurück. "In die Brüche gegangen trifft es wohl ganz gut. Düse war immer mit mir hier drin und seitdem sie weg ist...", Markus räusperte sich. "Ich hab lange gebraucht um überhaupt wieder anzufangen, eigentlich wollten wir sie zusammen umbauen.", er nickte zu den Motorrädern. "Nachdem wir uns getrennt haben, konnte ich mich mit nichts ablenken, alles hat mich an sie erinnert. Nicht mal hier konnte ich rein, obwohl ich es schon gemacht habe bevor ich sie kannte." Und schon fügte sich eins und eins für sie zusammen. Er musste sich schon mies genug fühlen und dann kamen solche Idioten wie Sense und seine Freunde um die Ecken, nur um noch mehr Salz in die Wunde zu streuen. "Aber es wird wieder.", versuchte er dann zu grinsen, doch es reichte nicht ganz um Linea komplett zu überzeugen. "Eigentlich wollte ich sie heute mit Marlon testen, aber der Idiot hat anscheinend anders vor.", er zog sein Handy hervor als es klingelte, verdrehte direkt die Augen und drehte es zu Linea. Schnell erkannte sie die WhatsApp Gruppe der wilden Kerle und ein Bild vor wenigen Minute von Marlon gesendet. Er, Leon, Joschka und Juli im Baumhaus der Reik Geschwister, grinsend mit einer Flache Bier in der Hand. Wie neidisch seit ihr? stand darunter. "Sie sollten sich um Sachen für den Geburtstag kümmern.", erinnerte sich Linea an den gestrigen Abend. "Faule Säcke.", beide lachten als sie gleichzeitig fluchten. "Um die Uhrzeit schon Bier trinken und nichts tun. Wieso glaube ich, dass sowas normal ist?", Linea fuhr sich durch die Haare und Markus lachte. "Weil es so ist.", er schmunzelte und deutete einige Meter weiter auf einen kleinen Kühlschrank. "Wenn du es ihnen gleich tun willst, bedien dich." Neugierig stand Linea auf und kam seine Aussage nach, der Kühlschrank hatte deutlich mehr zu bieten als sie dachte. "Aber wenn wir nachher noch fahren sollten, würde ich die Finger von dem Alkohol lassen.", Markus Kommentar ließ sie aufsehen. "Wir?" - "Glaubst du ich warte wirklich bis mich Marlon mit seiner Anwesenheit beert?", sein Mundwinkel zuckte als ihre Augen größer wurden. "Du lässt mich damit fahren, ernsthaft?", er nickte. "Wirklich?", wieder nickte er und sie schlang ohne weiter zu überlegen ihre Arme um seinen Hals. Etwas überrumpelt schlang er seine Arme um ihre Taille und nahm ihr dann die Cola Dose ab. "Die anderen werden vor Neid platzen, ich kanns gar nicht erwarten ihre Gesichter zu sehen.", er grinste schelmisch und öffnete sein Getränk. "Wie wärs wenn wir ihnen schon mal einen kleinen Vorgeschmack geben?", er verstand sofort ihren Hintergedanken und stieß grinsend mit ihr an. "Dann lass uns mal ein gutes Fotos schießen."
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"Und wann kümmern wir uns um das ganze Zeug für Jojo's Geburtstag?", Joschka ließ seine Füße baumeln als er die Frage an seine Freunde stellte. "Wir müssen die Woche noch genug besorgen, eine Sache mehr oder weniger.", Marlon machte einer wegwerfende Bewegung. "Außerdem müssen wir sowieso alles danach richten wie Joachim uns zum arbeiten einteilt.", murmelte Juli und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. "Hast du Linea eigentlich bescheid gesagt, dass wir weg sind?", fragte Leon dann "Nein, du?" - "Nop." Juli und Joschka grunzten als die Brüder sich ansahen. "Wer weiß wann sie überhaupt aufwacht, gestern war ziemlich anstrengend.", zuckte Leon dann mit den Schultern. "Wäre ich nicht dabei gewesen, würde ich das alles nicht glauben.", mischte sich Juli wieder ein. "Allein wie sie auf Sense losgegangen ist, der Schlag hat gesessen.", Joschka grinste. "Er hätte aber noch deutlich mehr verdient, die ganze Truppe. Hinterlistige Wichser.", zischte Marlon und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. "Wäre Willi nicht dazwischen gegangen, hätten sie es auch bekommen", pflichtete ihm sein Bruder bei. Bevor sie sich weiter in Rage reden konnten, klingelte ihre Handys, signalisierten eine neue Nachricht.
"Ihr wollt mich doch verarschen.", fast gleichzeitig öffneten sie die Nachricht von Markus inklusive eines Bildes. Nicht neidisch, mit einem Mittelfinger Emoji leuchtete ihnen entgegen. Auf dem Bild sah man sofort Markus neben den glänzenden Motorrädern stehen. Das Überraschende war allerdings Linea auf seinem Rücken, ihre eine Arme lagen um seinen Hals. Das Bild wirkte spontan, ihr Gesicht war zu Markus gedreht und sie lachte. Seine Hände waren stützend um ihre Oberschenkel gelegt, grinste breit. "Uns lässt er nicht mal in die Nähe der Bikes und sie albert mit ihm rum?", empört begann Joschka zu tippen, doch schon erschien die nächste Nachricht in der Gruppe. Wieso darf sie in die Nähe der Bikes und wir nicht?! Raban schrieb genau die gleichen Worte wie sie sein bester Freund genutzt hatte. "Fuck ich sollte vor über ner Stunde bei Markus sein.", murmelte Marlon. "Ich glaube, er hat bessere Gesellschaft gefunden." Juli bekam von beiden Brüdern einen Schlag gegen die Schulter. Anstatt einer Antwort erschien diesmal ein Video von Markus.
Er hatte die Kamera auf sich selbst gerichtet, grinste und hob sie dann etwas höher. Sie staunten nicht schlecht bei dem Anblick, Linea saß auf dem Motorrad. Bemerkte allen Anschein nach nicht wie sie gefilmt wurde. Passend zu den schwarzen Bikes war sie ebenfalls komplett schwarz angezogen, die etwas zu große Jacke rutschte durch eine Bewegung von ihrer Schulter. Wüssten sie es nicht besser, würden sie denken, dass sie ein Teil ihrer Gruppe war. "Hey Lin.", Markus Stimme ließ sie aufsehen und grinsen. "Sie darf nicht nur in die Nähe der Bikes.", Linea lachte und stieg vorsichtig ab, das Video endete. "Mega Maschine und heiße Frau, glücklicher Penner- verdammt hört auf damit!", wieder bekam Juli einen Schlag ab, jedoch nur von Marlon.
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"Ich glaube dein Handy explodiert gleich.", Markus Handy vibrierte konstant während sie an den Motorrädern schraubten. Viel war nicht mehr zu tun, aber er beobachtete schmunzelnd wie glücklich Linea mit der Aufgabe noch einige Teile festzuziehen war "Alle neidisch.", murmelte er nach einem Blick auf die unzähligen Nachrichten der anderen. Doch viel Zeit verblieb ihnen nicht, denn eine Nachricht von Leon stach heraus. "Joachim kann uns wohl endlich in der Eisdiele empfangen- schau mich nicht so an, Formulierung deines Cousins." - "Dann bin ich ja mal gespannt.", sie richtete sich auf und legte das Werkzeug Beiseite. "Nicht nur du.", nickte Markus. Er machte keine Luftsprünge bei dem Gedanken womöglich den ganzen Tag hinter der Theke stehen zu müssen. Doch nachdem er eine gefühlte Ewigkeit mit Linea geredet hatte, hörte sich das Ganze gar nicht mehr so schlecht an. Nachdem er das Thema Düse angeschnitten hatte, sprudelten die Wörter und Geschichten nur so aus dem eigentlich stillen Markus heraus. Sie schnappten sich ihre Helme und machten sich auf den Weg zur Eisdiele.
Markus und Linea waren die letzten, der Rest wartete bereits auf sie . Joachim würgte die Jungs ab bevor sie überhaupt etwas zu den beiden sagen konnten und es ging in den Laden.
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Linea. | die wilden Kerle ✔
FanficWie wäre das Leben für die wilden Kerle wenn es sich nicht mehr um Fußball dreht? Wenn das Spiel nur noch ein Hobby und nicht mehr der Mittelpunkt ihres Lebens ist? Zwischen Zukunftsängsten, Schule, Liebe und Pubertät von Heranwachsenden und jungen...