"Arschgeigen, alles Arschgeigen.", erster Tag und schon direkt versaut.
Ihre Klassenlehrerin hatte Linea gebeten nach der Stunde noch kurz bei ihr zu bleiben. Da sie direkt die erste Woche komplett verpasst hatte, wollte sie sicher gehen, dass sie den Stoff nachgeholt hatte. Das Gespräch hatte sich länger gezogen als gedacht und nun stand sie alleine vor der Schule. Keiner der Kerle reagierte auf ihre Nachrichten oder Anrufe und nach einer halben Stunde hatte sie es aufgegeben. Zu Fuß war also nun der Plan.
Der Weg gab ihr Zeit zum nachdenken. Doch anstatt über die Extraaufgaben die sich noch erledigen musste nachzudenken, wanderten ihre Gedanken woanders hin.Wirklich jeder, jeder Lehrer hielt Linea heute zurück. So schlimm war doch eine Woche nun wirklich nicht. Sie hatte brav alle Aufgaben gemacht die Markus ihr gebracht hatte und trotzdem schien es nicht genug. Die Pause hatte bereits vor fünf Minuten begonnen als Linea auf dem Pausenhof ankam. Und anstatt sich zu freuen, dass sie noch ein paar Minuten Pause mit ihren Freunden hatte, platzte ihr fast der Kragen.
Als würde es nicht reichen, dass Sabrina Maxi mit Nachrichten bombardierte und sie sich deswegen gestritten hatte, jetzt kam sie ihm auch noch hier zu nah. Sie unterhielt sich voller Elan mit dem Brünette, stand so eng bei ihm, dass niemand mehr zwischen sie passen würde. Linea wusste nicht was sie mehr störte, Sabrina oder die Tatsache, dass Maxi nicht mal versuchte Abstand zwischen sie zu bringen. Das ganze Wochenende hatten sie weder über den Streit noch über das Worte 'Paar' geredet. Auch wenn das Thema sie wurmte hatte sie genug Ablenkung. Den Samstag hatte sie fast den ganzen Tag im Teufelstopf verbracht und am Sonntag wurde der Garten der Reik Geschwister belagert. Grinsend fing Sabrina als erstes Lineas Blick, die anderen folgten. Ihre Gesichtszüge glätteten sich, wollte der Blondine nicht die Genugtuung geben, dass sie sah wie sehr sie sich aufregte. "Lara, wir dachten schon du kommst nicht mehr.", Linea Miene blieb kalt, auch wenn es in ihrem Inneren genau anders aussah. "Saskia, schön dich zu sehen.", sie hörte wie die anderen versuchten ihr Lachen zu unterdrücken. Denn im Gegensatz zu Linea hatte Sabrina ihr Gesicht nicht ganz so gut unter Kontrolle. "Nett, dass du ihnen Gesellschaft gelistet hast.", irritiert erwiderte Sabrina Lineas Lächeln, nicht vorbereitet auf die nächsten Worte.
"Und jetzt verpiss dich.", peinlich berührt suchte die Blondine das Weite als die Gruppe begann zu lachen.
Wie automatisch schlangen sich Lineas Arme um Maxis Mitte, als müsste sie sich selbst beweisen, dass sie ihm näher als Sabrina kommen konnte. "Schau nicht so böse, dass gibt Falten.", Markus grinste als Linea seine Hand aus ihrem Gesicht schlug. Während ihre Freunde über verschiedenste Themen sprachen, nachdem sie sich ausgiebig über den Vorfall mit Sabrina amüsiert hatten. Bemerkte Linea wie nur sie den Körperkontakt zu Maxi suchte, seine Hände hingen immer noch an seinen Seite. Schmollend sah sie zu ihm auf und spitze ihre Lippen. Schmunzelnd legte er seine Hand auf ihre Wange und drückte ihr einen kurzen Kuss auf. "Musste das sein?", perplex blinzelte Linea und legte fragend ihren Kopf schief. "Ich weiß du magst sie nicht, aber du musst sie nicht so vorführen.", sie dachte sich verhört zu haben und ihre Arme lösten sich. "Ich muss sie nicht so vorführen?", wiederholte sie ungläubig. "Ich? Muss ich dich an die Aktion in der Küche erinnern?" - "Ich darf doch auch weibliche Freunde habe.", setzt er hinterher, bemerkte jedoch sofort wie sich ihr Blick veränderte. "Ich mein ja nur.", murmelte Maxi und diesmal berührte er Linea zuerst. Schon fast entschuldigend fuhren seine Finger ihre Wange entlang und schneller als sie wollte gab sie nach und küsste ihn."Ich darf doch auch weibliche Freunde haben.", äffte Linea Maxi nach. "Freunde, ich geb dir gleich Freunde.", grummelte sie. Zwischendurch fragte sie sich ob der Streit am Freitag vielleicht ein Traum gewesen war, weil Maxi mit allem was er hatte versuchte so zu tun als wäre er nicht passiert. Doch jedes Mal wenn er Sabrina verteidigte Riss Lineas Geduld ein Stück mehr.
"Linea?", überrascht schoss ihr Kopf bei der Nennung ihres Namens zur Seite. Misstrauisch sah sie zu dem Auto was ziemlich langsam neben ihr im Schritttempo fuhr. Bis sie erkannte wer hintern dem Steuer saß und zu ihr sah. "Jamie, hey.", sowohl sie als auch der Wagen stoppte. Zum Glück war die Straße nicht gut befahren, sonst hätte es ein Problem gegeben. "Alles in Ordnung? Du siehst nicht begeistert aus.", fragte sie Brünette nach. "Die anderen haben mich allem Anschein nach vergessen. Und da diese Idioten anscheinend alle nicht mehr wissen wie man Technik benutzt laufe ich.", ihre ernste Miene bröckelte als Jamie lachte. "Dann solltest du so schnell es geht nach Hause kommen, damit du diesen Idioten den Arsch aufreißen kannst. Los steig ein.", begeistert riss Linea die Beifahrertür auf, endlich jemand der ihre Späße perfekt verstand.
"Hört sich wirklich nicht nach einem guten Tag an.", murmelte Jamie als Linea sie über ihren Vormittag informierte. "Kannst du laut sagen.", stimmte die Brünette zu. "Ich will ja niemanden angreifen, aber es ist schon merkwürdig, dass niemand von dieser ganzen Truppe zu erreichen ist. Hast du vielleicht irgendetwas vergessen was ihr vorhattet?", doch Linea schüttelte den Kopf. "War auch schon mein Gedanken, aber nein. Ich kann mich an kein Gespräch erinnern indem irgendetwas für heute erwähnt wurde. Außerdem ist es Montag, da unternimmt man nicht viel.", antwortete sie.
"Dann bist du definitiv mit den falschen Leuten unterwegs.", lachte Jamie und interessiert zog Linea ihre Augenbrauen hoch, sah die dunkelhaarige an. "Ich finde immer irgendetwas zu machen- also nicht, dass ich jetzt jeden Tag Party mache und mich wegtrinken.", Linea lachte auf wie schnell Jamie zurück ruderte. "Aber meine Mitbewohner und ich fahren gerne nach München, dort ist immer was los. Egal worauf man Lust hast, essen gehen, Cocktails trinken oder einfach nur irgendwo sitzen.", sie gestikulierte ziemlich wild mit den Händen, schien sehr überzeugt und freudig an die Unternehmung in der Großstadt. "Ich war bis jetzt nur einmal in München, wir haben für ne Party eingekauft.", murmelte Linea etwas verlegen. Sie wusste selbst, dass Großstädte deutlich mehr zu bieten hatten als so kleine Vororte. Doch bis jetzt kamen ihr solche Unternehmung nie in den Sinn, geschweige denn hatte es mal jemand der Kerle erwähnt.
"Viele von hier sind ziemlich auf die Stadt fixiert, wundert mich nicht, dass du noch nicht viel außerhalb gesehen hast. Ich meine Grünwald reicht völlig aus, aber wenn man etwas unternehmen will ist die Auswahl hier nicht sonderlich groß.", sie schien aus Erfahrung zu sprechen. "Du musst mich übrigens leiten wenn du nach Hause willst, gleich links oder rechts?", unterbrach sie das Thema und deutete lachend auf die Kreuzung. "Oh ja, natürlich. Sorry, links rum.", schmunzelnd deutete Linea in die Richtung.
"Wenn du willst können wir mal zusammen nach München, egal was du machen willst. Wir finden bestimmt was gutes, dann willst du gar nicht mehr weg.", schmunzelte Jamie und sofort begann Linea zu nicken. "Gerne, wirklich. Ich hab das Gefühl mit fällt jetzt schon manchmal die Decke auf den Kopf. Gerade nach solchen Tagen, gleich rechte Hand rein."
Schneller als ihr lieb war erreichten Linea und Jamie ihr Haus und die ältere stoppte den Wagen. "Dann hoff ich mal, dass die anderen ne gute Erklärung haben wieso sie dich stehen gelassen haben.", schmunzelte Jamie. "Danke fürs fahren, wirklich. Du hast mir meinem Tag echt gerettet.", Linea griff nach ihrer Schultasche. "Kein Problem, hier-", Jamie griff nach hinten und hielt der Brünetten auffordernd ihr Handy entgegen. "Falls du wirklich mal Lust hast was unternehmen.", lächelnd nahm Linea dies entgegen und tippte ihren Namen und Nummer ein. Jamies wählte die Nummer, sodass sie nun beide gegenseitig ihre Handynummern hatten. "Ich komm auf jeden Fall drauf zurück. Danke nochmal.", Jamie erwiderte ihr Lächeln. "Kein Problem wirklich." Linea schlug die Beifahrertür wieder zu und hob ein letztes Mal ihre Hand als Jamie davon fuhr."Oh du bist schon zuhause? Ich dachte ihr wolltet noch in den Teufelstopf.", überrascht sah Joachim Linea an als diese durch die Haustür trat. Ihre Miene verzog sich nur noch mehr als sie antwortete. "Ich musste etwas länger in der Schule bleiben wegen letzter Woche, als ich fertig war, waren die anderen weg." - "Und wie bist du jetzt nach Hause gekommen? Du hättest mich anrufen können.", sofort holte er sein Handy hervor, doch es zeigte keine verpassten Anrufe der Brünette an. "Ich wollte dich nicht bei der Arbeit stören, den Weg hätte ich zur Not auch laufen können.", lustlos pfefferte sie ihre Tasche auf die Treppe und hing ihre Jacke an der Garderobe auf. "Jamie hat mich nach Hause gefahren.", fügte sie dann hinzu und kickte ihre Schuhe zur Seite. "Jamie?", fragte Joachim nach. "Ja Jamie, ich habe sie im Supermarkt getroffen und sie hat mich auf halbem Wege mitgenommen.", erklärte Linea und machte sich mental bereit auf den Vortrag wieso sie nicht in fremde Auto steigen sollte. Doch stattdessen lächelte Joachim nickend. "Nett von ihr, ruf aber das nächste Mal trotzdem an oder schreib mir eine Nachricht. In Ordnung?", irritiert nickte Linea und zufrieden verschwand Joachim ins Wohnzimmer. Der Teufelstopf war also der Ort für den sie Linea vergessen hatten. Hatte sie jetzt wirklich Lust nochmal einen Versuch zu starten die anderen zu erreichen, nur um dann auf der Tribüne zu sitzen weil sie sowieso keine Lust auf Fußball hatte? Absolut nicht.
Kurz dachte sie daran einfach in ihrem Bett zu versinken, doch diesen Gedanken verwarf sie und griff grinsend zu ihrem Handy.
"Ja?" - "Bist du schon weit weg?", Linea hörte sie auf der andere Seite lachen. "Ich dreh und hol dich hab.", schon war die Leitung wieder stumm.
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Linea. | die wilden Kerle ✔
Fiksi PenggemarWie wäre das Leben für die wilden Kerle wenn es sich nicht mehr um Fußball dreht? Wenn das Spiel nur noch ein Hobby und nicht mehr der Mittelpunkt ihres Lebens ist? Zwischen Zukunftsängsten, Schule, Liebe und Pubertät von Heranwachsenden und jungen...