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Nachdem sie den Brief mittig auf ihren Schreibtisch gelegt hatte nickte sie zufrieden und ging wieder auf den Balkon. „I'm sorry, Onkel Rea." Murmelte sie und kletterte über den gleichen Weg das Haus hinab. Dieses Mal ging es etwas einfacher, war aber noch immer sehr Kräfte zehrend. Doch sie hatte keine Zeit im Gras zu verschnaufen. Sofort das sie unten angekommen war, rannte sie zum kleinen Bach und erst dort verschnaufte sie kurz. Vom Haus aus, war der Bach nämlich nicht zu sehen.

Rea saß derzeit mürrisch am Esstisch. „Ach damn!" rief er dann. Er fühlte sich wahnsinnig schlecht dadurch, dass er Hope so bestraft hatte. Vielleicht hatte sie wirklich nichts mit seiner Gitarre zu tun. Er stand auf und nahm sich noch einen Teller. „Was hast du vor?" fragte Doreen. „Ich bringe Hope etwas zu Essen. Sie hatte since this morning nothing to eat." Sagte er und ging mit einem gefüllten Teller nach oben. Er schloss die Türe auf und klopfte. Schon das keine Musik lief verwirrte ihn. Als dann aber auch keine Antwort kam, schob er etwas Panik und riss die Türe auf. Da war niemand. Und die Balkontüre stand sperrangelweit offen. Beinahe ließ er den Teller fallen. In letzter Sekunde fasste er sich wieder und stellte den Teller auf den Tisch. Dabei fiel sein Blick auf den Zettel. Er hob ihn hoch und überflog die Zeilen.
Als er fertig mit lesen war, zerknüllte er wütend und frustriert den Zettel und schrie einmal auf. Dann hechtete er zum Balkon und blickte nach draußen. Doch er konnte nirgends eine Spur von Hope entdecken. Das sie sogar noch auf dem Grundstück war, wusste er natürlich nicht.

Hope hingegen hatte den Schrei gehört und nahm also an, dass Rea den Zettel gefunden hatte. Mit sorgenvoller Miene kletterte sie auf der anderen Seite des Baches wieder hoch und sah zum Haus. Soweit sie das erkennen konnte, stand Rea auf ihrem Balkon und hatte das Gesicht in die Hände gestützt. So wie sie ihn jetzt sah, tat er ihr schon fast etwas leid. Aber er wird es bis Morgen überleben müssen. Dachte sie und seufzte. Bei dem Gedanken die Nacht noch einmal im Wald verbringen zu müssen, wurde ihr etwas anders im Bauch. Aber sie würde es tun. Und sei es nur, um ihrem Onkel zu beweisen, dass sie genug Durchhaltevermögen besaß und sich nicht so leicht unterkriegen ließ.
Als die Gestalt auf dem Balkon verschwunden war, lief Hope schnurstracks über das Feld und zu ihrer kleinen Stelle im Wald. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann war in der Nähe ein kleiner Bach. Sie machte eine kurze Pause an ihrem Schlafplatz und ging dann auf Wassersuche. Tatsächlich war der Bach eine kleine Quelle, und sie konnte ihre Flasche mit dem kühlen Wasser auffüllen. Zufrieden ging sie zurück zu ihrem Schlafplatz. Den wollte sie sich allerdings noch etwas zurecht machen. Vorsichtig zupfte sie das Moos vom Boden und fegte dann eine Fläche vom Laub frei. Dort ließ sie das Moos fallen und fing an, immer mehr zu sammeln. Da sie keine Ahnung hatte, wie tief sie im Wald war, kletterte sie den nächstbesten Baum hinauf und stellte verwundert fest, dass in einiger Entfernung ein Feld war. Schnell war sie den Baum wieder hinab geklettert und hatte den Inhalt ihres Rucksacks auf dem Waldboden verteilt. Das Essen war glücklicherweise in einer Box. Sie häufte Laub auf dem Zeug auf und machte sich dann mit dem leeren Rucksack auf den Weg zu dem Feld.
Wenig später war sie angekommen und jubelte kurz auf. Es lag überall Heu herum. Sie nahm soviel sie konnte und stopfte es in ihren Rucksack. Dann klemmte sie sich noch welches unter die Arme und machte sich auf den Rückweg. Daraus würde sich ein wunderbares Bett machen lassen.
An ihrem Schlafplatz legte sie den Boden mit Heu aus und platzierte dann das Moos darauf. Aus ihrem Pulli machte sie ein Kopfkissen und ließ sich zufrieden auf ihr Bett sinken. Von der ganzen herum Rennerei war sie ziemlich erschöpft und so ließ sie sich einfach auf ihr neues Bett sinken, kuschelte Conner an sich, und schloss die Augen. Begleitet von den Gerüchen und Geräuschen des Waldes schlief sie ein.

Ein dunkler Raum. Keine Lichtquelle und doch war es gerade hell genug, um etwas erkennen zu können. Ein einzelner, auf dem Boden kniender Mann. Das Gesicht hatte der Mann in den Händen versteckt. Er schien zerbrechlich, wie aus Porzellan. Auch wenn er sein Gesicht versteckte, aber die Verzweiflung, die Angst, sah man ihm an. Immer wieder murmelte er etwas, doch es war zu unverständlich. Plötzlich flog wie aus dem Nichts, eine Türe auf und warf einen gelblichen Lichtkegel in den schwarzen Raum. Ein Schatten tauchte in dem Licht auf. Der Mann auf dem Boden wandte sich zur Tür und entblößte so sein Gesicht. Es schien müde und alt. Seine Augen waren glasig und rot. Ein Anflug von Hoffnung spiegelte sich in ihnen, verflog dann aber gleich wider. Eine einzelne Träne rollte seine Wange herunter und verschwand in seinem Bart. Es war Rea. Der Schatten kam auf ihn zu und gerade als Rea den Mund aufmachte, um etwas zusagen, schnellte etwas vor und stieß ihm gegen den Kopf. Rea gab ein letztes, leises Seufzen von sich, dann klappte er zusammen. Der Schatten griff ihn am Kragen und zog ihn aus dem Raum heraus. Als er die Türe schloss, wurde es wieder stockfinster.

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt