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Mit zitternden Fingern holte Hope den Brief aus dem Nachtschrank und ließ sich auf den Boden sinken. Warum hatten ihre Eltern überhaupt einen Test gemacht? Es war doch immer klar gewesen, wer ihre Eltern waren. Natürlich, Hope war erst der Grund gewesen, dass sie geheiratet hatten, aber trotzdem war ihr Vater ihr Vater und ihre Mutter ihre Mutter. Oder...? Hope musterte den Brief ganz genau. Die Frage, warum ihre Mutter daran gezweifelt hatte, dass ihr Mann der Vater ihrer Tochter war, machte Hope verrückt. Und dennoch traute sie sich nicht, den Umschlag zu öffnen und das Papier zu entfalten. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Räuspern und schnell ließ sie den Brief wieder in die Schublade fallen, ehe sie sich umdrehte. "Darf ich erfahren, was du da machst?" Fragte Rea mit einem Gemisch aus Neugierde und Belustigung in der Stimme. "Ich habe nach einer Kette gesucht. Mum hat sie immer für mich in ihren Nachtschrank aufbewahrt." Erklärte sie und verschwieg ganz bewusst den Brief. Rea sah sie erst etwas skeptisch an, entschied dann aber, dass es ihm auch eigentlich egal sein konnte wenn die Tochter in den Sachen der toten Eltern nach Schmuck suchte. "Na gut. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass dir Polizisten Morgen um 13 Uhr kommen." Sagte Rea und Hope nickte. "Traver hat eben noch angerufen und es mir erzählt." Fügte Rea noch hinzu und Hope seufzte. "Wie schafft Traver das immer? Man sagt ihm, mach dies, besorg das. Und keine Stunde später hat er es erledigt." Beklagte sie sich, allerdings eigentlich nur um von dem Nachtschrank abzulenken. "Traver hat Kontakte überall auf der Welt. Du sagst ihm ein X-beliebiges Land, und er nennt dir mindestens zehn Freunde die da wohnen. Und natürlich auch arbeiten. Und die kennen dann wieder Leute die dann wieder Leute kennen die vielleicht die Leute kennen die da arbeiten, wo er gerade Hilfe braucht." - "Aber dann kein Englisch können?" Fragte sie irritiert. "Naja, eigentlich kann er es ja. Er spricht es nur sehr ungern. So wie ich Deutsch. Eigentlich könnte ich es, aber ich spreche es ungerne und übe nicht. Noch dazu kommt, dass die Grammatik kacke ist, aber egal." Grinste Rea und Hope fing an zu lachen. "Also gut. Ich gehe jetzt ins Bett. Durchwühlen nicht mehr zu lange die Sachen deiner Eltern. Du solltest auch etwas schlafen." Gab Rea grinsend zu bedenken und verließ den Raum. "Gute Nacht, Onkel Rea!" Rief Hope ihm hinterher. "Dir auch Gute Nacht. Schlaf schön!" Kam die Antwort, dann hörte man eine Tür quietschen und dann war es wieder still. Erleichtert sank Hope wieder auf den Boden. Das war knapp... dachte sie und atmete schwer auf. Als der erste Schock überstanden war, drehte sie sich wieder zum Nachtschrank, holte den Brief hervor und griff dann nach der Kette die darunter lag. Als sich ihre Finger um das kalte Metall schlossen, durchfuhr sie eine Welle der Trauer. Doch schnell ignorierte Hope dieses Gefühl, machte die Schublade zu und verließ mit Brief und Kette den Raum. Schnurstracks ging sie in ihr Zimmer und machte die Türe hinter sich zu. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und blieb einfach liegen. Sie wollte den Brief lesen, traute sich aber irgendwie nicht. Sie hatte Angst vor dem, was da drinnen stand. Doch nach einer Weile fasste sie sich ein Herz und nahm den Brief wieder in die Hand. Mit zitternden Fingern und rasendem Herzen öffnete sie den Umschlag und holte den Brief hervor. Sie war noch nie in ihrem so nervös gewesen. Langsam faltete sie den Test auseinander und begann zu lesen.

Sehr geehrte Frau Garvey,
wir freuen uns, ihnen mitteilen zu können, dass die Haarproben, die sie uns geschickt haben, von der DNA übereinstimmen. Mr. Rea Garvey ist, und das bestätigen wir hiermit offiziell, der Vater ihrer Tochter. 

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt