Langsam und mit wackeligen Knien ging Hope die Auffahrt zu dem Haus ihrer Eltern hoch. Es war seltsam zu wissen, dass ihre Eltern nie wieder hier entlang gehen würden. Eine Traurigkeit die Hope noch nie zuvor gespürt hatte machte sich in ihr breit. Mit zitternden Knien blieb sie vor der Haustüre stehen. Ich Herz raste und ihr Atem ging wesentlich zu schnell. Komm runter, Hope. Du musst deinen Onkel retten. Vor was auch immer aber... das tut nichts zur Sache. Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete tief durch. Dann, wie von selbst, hob sich ihre rechte Hand zu einem losen Stein in der Mauer. Vorsichtig zog sie ihn heraus und griff in das Loch. Wie sie erwartet hatte, war der Ersatzschlüssel dort versteckt. Nervös steckte sie den Schlüssel ins Schloss und drehte.
Sie stand im Flur ihres Elternhauses und fühlte sich etwas fehl am Platz. Es standen noch alle Möbel, wo man sie zurückgelassen hatte, aber überall waren Plastikplanen drüber gespannt. Es sah gruselig aus. Schnell stellte Hope ihren Koffer an eine Wand und holte ihren schwarzen Hoodie heraus. Dann verließ das Haus wieder. Sie wollte sich gar nicht erst die Chance geben, gefühlsduselig zu werden. Auf der Straße sah sie sich kurz um und rannte dann in Richtung Felder davon.
Nach einer Weile herum Rennerei kam Hope am Ende des Dorfes an. Von hier aus war es kaum mehr als ein Katzensprung zur Ruine. Und auch diesen legte Hope im Eiltempo zurück. Sie lief den Hügel hinauf, über das Feld und in Richtung Wald. Kurz bevor sie allerdings in den Wald rannte, bog sie auf einen Weg, der geradeso am Wald vorbei führte. Nach einer Weile führte der Weg ein wenig durch die Bäume und Hope wurde etwas kalt. Sie zog den Hoodie über, damit sie jetzt nicht anfing zu frieren. Doch es wurde nicht wärmer. Egal, ich bin ja gleich da... versuchte sie sich selber zu überzeugen. Als sie wieder auf das Feld trat, erschien sofort die Ruine in ihrem Sichtfeld. Ihr erster Impuls sagte Hope, sie sollte jetzt da rein rennen und ihren Onkel suchen. Doch sie konnte sich dazu überwinden, erst einmal die Lage abzuchecken. Sie zog sich die Kapuze des Hoodies über den Kopf und lief auf die Ruine zu. Sie war froh, dass sie als kleines Kind immer Verstecken mit ihrem Vater gespielt hatte. So kannte sie die besten Verstecke, um nicht aufzufallen. Sie lief immer weiter auf die Ruine zu, bis sie an der Außenmauer ankam. Sie war immer noch so kaputt wie vor fünf Jahren. Hope schlich an der Mauer entlang bis zu dem Eingangstor, welches zur Hälfte eingestürzt war. Dort stand ein Auto. Aber nicht irgendein Auto, sondern das Auto von Careys Vater.Hope fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Hatte Careys Vater etwa etwas mit der Entführung ihres Onkels - und Hope war sich sicher, dass es eine Entführung gewesen sein musste - zutun?
Gerade als Hope sich aus ihrer Starre löste, erklangen Schritte und das Mädchen ging schnell hinter einem Mauervorsprung in Deckung. Nur ganz vorsichtig wagte sie dahinter hervor zu spähen. Der Schock traf sie wieder als sie erkannte, dass es wirklich Carey und sein Vater waren, die in das Auto einstiegen. Hope versuchte zu verstehen, was die beiden sagten, doch da waren sie schon ins Auto eingestiegen. Das Einzige was Hope hatte aufschnappen können war: „Und was machen wir jetzt mit ihm?" – „Was wohl? Liegen lassen. Der wird schon..." dann fiel die Autotür zu und das Gespräch verstummte. Der Motor startete und die beiden, die Hope bis vor ein paar Sekunden noch als Freunde bezeichnet hätte, fuhren davon.
Nachdem Hope sich wirklich sicher war, dass die beiden nicht mehr wiederkamen, kroch sie aus ihrem provisorischen Versteck und sprang über einen der Steine, die noch vom Eingangstor übergeblieben waren. Langsam schlich sie über das Gelände direkt auf eine Tür zu. Dahinter war der einzige Raum, der nicht zerstört war. Sie klopfte. Bist du eigentlich komplett bescheuert?! Du klopfst an eine Türe hinter der vermutlich dein entführter Onkel sitzt?! Kannst du nicht mit so einem krassen James-Bond-Move die Türe eintreten? Bei ihrem Gedanken musste sie fast selber schmunzeln. Doch schnell rief sie sich die Situation wieder ins Gedächtnis und war augenblicklich wieder todernst. Sie legte die Hand auf die Klinke und atmete einmal aus. Was würde sie hinter der Türe erwarten? War es ihr Onkel oder irgendwer anderes der entführt wurde? Aber wer wird schon so mitten im September entführt? Mit Ausnahme von Rea Garvey natürlich. Viel zu viele Gedanken wuselten durch Hopes Kopf und sie hielt es nicht mehr aus. Sie atmete ein letztes mal ein und drückte die Klinke ganz nach unten.
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SEINE Tochter (Rea Garvey)
FanfictionHope ist die Nichte von Rea Garvey und eigentlich ziemlich glücklich mit ihrem Leben. Sie kennt ihren Onkel nicht wirklich und hat auch nicht das verlangen ihn kennen zu lernen. Doch als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen, muss sie wo...