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Mit einer ruckartigen Bewegung beförderte Carey-Senior Hope in das Gästezimmer, in dem Rea noch immer mit einem Gewehr bedroht wurde. "Guck mal, wen ich hier habe!" freute Carey sich und ließ Hope zu Atem kommen. Dieser hatten sich schon schwarze Punkte vor den Augen gebildet und sie klappte einfach kraftlos zusammen. Als sie hart auf den Boden aufschlug, rang sie nach Luft. Sie schloss die Augen und wartete. Erst als das pochen in ihrem Kopf verschwunden war, öffnete sie die Augen wieder. Und siehe da, die schwarzen Punkte waren verschwunden. "Verdammt, Carey! Was machst du hier? Ich dachte, die Bullen hätten dich weggesperrt." rief Doreen und fiel Carey um den Hals. Diesen ungeachteten Moment nutzte Hope aus und sprang auf. Doch gegen zwei Erwachsene, die noch dazu eine Waffe hatten, konnte sie nichts ausrichten. Aber sie musste. Sonst würden sowohl ihr Vater, als auch sie bald Geschichte sein.

Auch Rea hatte die Chance ergriffen und war aufgestanden. Er hätte zwar auch nichts dagegen, im Bett zu bleiben und einfach zu schlafen, aber er konnte seine Tochter nicht schon wieder alles alleine machen lassen. Immerhin hatte sie ihn schon einmal gerettet. Leise stieg er aus dem Bett und stellte sich zu Hope hinüber. "Hope, ist alles okay?" flüsterte er ihr zu und sie nickte. "Bei dir auch?" - "Soweit..." finster blickte er zu Doreen, die mit Carey herummachte, als wäre kein anderer im Raum. Hope konnte sich nur ausmalen, wie schwer das für Rea gerade sein musste. Immerhin war es noch seine Frau. "Im Flur liegt mein Handy. Wo ist deins?" lenkte sie ihn schnell wieder ab. "Am Stromkabel unten im Wohnzimmer..." - "Dann kommen wir da schon einmal nicht ran..." überlegte Hope und sah sich um. Ihr Blick fiel auf das Fenster und schnell überlegte sie, ob es eine Möglichkeit gab, dort herauszusteigen. Doch dann lösten sich Doreen und Carey auch schon wieder voneinander und blickte böse Grinsend zu den beiden nebeneinanderstehenden Garveys. "Ist das nicht mal ein süßes Familientreffen?" lachte Carey und Hope verzog wütend das Gesicht. "Schatzi, gibst du mir bitte einmal das Gewehr?" forderte er Doreen mit zuckersüßer Stimme auf. Diese tat ihrem neuen Freund diesen Gefallen natürlich und Carey zielte erst auf Rea, dann auf Hope. "Auseinander!" rief er entschlossen und sofort machten Vater und Tochter einen Schritt voneinander weg. Dann zielte er wieder auf Rea und legte das Gewehr an. "Sag mal, Carey, wie bist du eigentlich von der Polizei weg gekommen?" fragte Hope. Sie wusste nicht so recht, was sie sich davon erhoffte, aber vielleicht bekam sie so etwas Zeit, um sich einen Plan zu überlegen. "Die haben mich laufen lassen. Weil ich in ein Krankenhaus musste, weil du kleines Rotzgör mir das Schlüsselbein richtig blöd gebrochen hast, konnte ich mich einfach selber entlassen. Und ehe die Bullen wieder da waren, um mich in Gewahrsahm zu nehmen - zack, war ich schon wieder weg." erklärte er stolz. "Oh toll gemacht. Hast du fein gemacht, Carey. Möchtest du jetzt einen Keks?" spottete Hope und wütend schwang Carey den Lauf des Gewehrs herum. "Findest du das auch noch lustig?! Jetzt reicht es! Ich habe mir schon viel zu viel von dir gefallen lassen. Jetzt ist schluss!" sagte er und schoss zwei Mal in den Boden vor Hopes Füßen. "Der nächste trifft. Also nimm dich in Acht." Dann zielte wieder auf Rea und wollte abdrücken. Doch ehe die Kugel den Lauf verlassen konnte, sprang Hope impulsiv nach vorne und riss den Lauf herum. Carey drückte ab und drei Kugeln trafen in den Nachtschrank. "Hast du sie noch alle?!" rief Rea, nachdem die erste Schocksekunde vorüber war. Hope, die nicht wusste ob sie, oder der psycho mit Gewehr gemeint war, wandte sich um. Doch Rea blickte sie an. "Du kannst doch nicht gegen sein Gewehr springen! Er hätte dich umbringen können!" sagte er, und die besorgnis strahlte nur so aus seinen Augen. "Ich weiß. Aber dich hätte er auch fast umgebracht. Und das kann ich doch nicht zulassen." murmelte Hope und Tränen füllten ihre Augen. Dann wandte sie sich wieder zu Carey, der noch immer verwirrt von seinem Gewehr zu dem Mädchen und wieder zurück sah. Doch er packte sich wieder und zielte erneut auf Rea. Und da Hope dieses Mal keinen Platz zum Sprung gegen das Gewehr hatte, blieb ihr nur eines übrig. Als Carey abdrückte, sprang sie mit einem Satz nach hinten und vor ihren Vater.

Ein stechender Schmerz durchfuhr Hope als die Kugel in ihre Schulter drang und diese von innen zerschmetterte. Vor Schmerz schrie sie einmal auf und landete unsanft auf dem Boden neben dem Bett. Ihr Kopf stieß gegen die Bettkante, doch das spürte sie kaum. Mit ihrer Hand hielt sie sich die verletzte Schulter und spürte, wie ihr Blut ihren Schlafanzug durchnässte, ihren Rücken herabfloss und den Boden unter ihr blutrot färbte. Sie gab ein schmerzverzerrtes Stöhnen von sich und sofort war Rea bei ihr. Er kniete sich neben seiner Tochter nieder und mit vor Schmerz flackernden Lidern sah Hope ihren Vater an. Sie blickte ihm in die Augen und erkannte nichts anderes als Angst, Besorgnis und Zuneigung. "Es tut mir leid.", flüsterte sie. "Ich wollte dir gegenüber nicht unfair sein. Darum bin ich doch eigentlich erst zu dir gekommen. Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Es tut mir wirklich leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.", ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Ich habe dich lieb, Rea." und mit einem letzten, schwachen Flackern schlossen sich ihre Augen.

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt