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Verwirrt wachte Hope auf. Was war das gerade für ein Traum gewesen? Sie erinnerte sich noch ganz genau an jedes einzelne Wort, welches zwischen den beiden Brüdern gewechselt worden war. Und sie wurde nicht schlau daraus. Was hatte es zu bedeuten? Aber so wie sie das verstanden hatte, dachten offenbar sowohl Cadan als auch Rea, dass Caden der Vater von ihr war. Dann hatte wohl nur Olivia selber Zweifel daran gehabt. Aber warum? Was hatte Mum denn für ein Problem? Und warum musste ich diesen blöden Test finden? Es wäre alles viel einfacher gewesen, wenn ich das Ding nie gefunden hätte! dachte sie. Doch auf einmal beschlich sie ein mulmiges Gefühl. Sie hatte das Gefühl, Rea unfair behandelt zu haben und es brachte sie schon ziemlich um. Auch wenn sie sauer auf ihn war, aber vielleicht wusste er wirklich nichts davon. Frustriert stand sie auf und griff nach ihrem Handy und den Kopfhörern. Mit NEON im Ohr legte sie sich wieder auf ihr Bett und schloss die Augen. Sie lauschte der Stimme ihres Vaters und versuchte Klarheit in ihre Gedanken zu bringen. Doch es ging nicht so ganz wie sie wollte. Nach einer Weile schlief sie auch wieder ein. Und wieder träumte sie:

Nervös ging der junge Rea in dem leeren Gang auf und ab. Er und Cadan hatten sich in den neun Monaten wieder vertragen und auch die Beziehung zwischen Olivia und Rea wurde wieder normal. Er half wo er konnte und als Dank hatte das junge Paar ihn als Paten für ihre kleine Tochter auserkoren. Und heute war es soweit: Hope sollte endlich auf die Welt kommen. Völlig panisch hatte Cadan seinen großen Bruder angerufen, dass Olivia in den Wehen lag. Rea war auf das Bitten von ihm natürlich sofort ins Krankenhaus gekommen. Und jetzt war er hier. Im Krankenhaus, an der Seite seines kleinen Bruders, und war mindestens genauso nervös wie der Vater selber. "Rea, was ist, wenn ich kein guter Vater werde?" fragte Cadan ängstlich. "Dann haue ich dich." grinste Rea und auch Cadan huschte ein Grinsen übers Gesicht.
"Na, dann kann ich ja beruhigt sein."
"Ja, kannst du."
"Olivia wird bestimmt eine wunderbare Mutter..."
"Und du ein toller Vater. Mach dir nicht ins Hemd. Du schaffst das schon. Und Cadan?"
"Ja?"
"Wenn es zu schlimm wird, dann habe ich auch immer ein Bett und eine Decke für dich."
Cadan lächelte seinen großen Bruder dankbar an. "Danke, Rea. Das bedeutet mir sehr viel." Da ging plötzlich die Türe zum Kreißsaal auf und eine Ärztin sah die beiden Brüder an. "Wer von ihnen ist der Vater?" fragte sie und sofort erhob Cadan sich. "Dann kommen sie bitte. Ihre Frau möchte sie bei sich haben." Cadan nickte und warf Rea einen letzten ängstlichen Blick zu, ehe er der Ärztin folgte. "Er wird bestimmt ein guter Vater..." murmelte Rea und erhob sich...

Ein unangenehmes piepen in ihren Ohren weckte Hope. Müde rappelte sie sich auf und holte die Kopfhörer aus ihren Ohren. Einer der beiden war fast leer und piepste darum vor sich hin. Aber jetzt, nach diesem Traum, war sie sich ganz sicher. Rea hatte nichts gewusst. Und selbst wenn, dann wusste auch er es noch nicht so lange. Sie wusste nicht, warum sie diesen Träumen so viel Glauben schenkte, aber irgendetwas riet ihr, es zu tun. Die Träume waren so realistisch gewesen, sie musste es einfach glauben! Auf einmal verspürte sie das Gefühl, Rea umarmen zu wollen. Sie wollte in seine Arme fallen und nie wieder woanders sein. Sie wollte ihn nicht unfair behandeln und es war auch nie ihr Ziel gewesen. Aber irgendwie hatte ihr erster Impuls mal wieder die Oberhand gewonnen. Sie sah auf die Uhr. 6:02 Eigentlich noch zu früh um Rea zu wecken. Aber ihr Bedürfnis konnte nicht warten. Sie musste sich jetzt auf der Stelle bei ihm entschuldigen.
Mit zitternden Knien ging Hope den Flur hinab zum Gästezimmer. Dort fiel ihr etwas auf: Die Türe zum Zimmer stand offen. Und es drangen Stimmen zu ihr vor. Sofort ging Hope in Alarmbereitschaft. Sie schlich sich an die Türe heran und spähte vorsichtig hinein. Was sie sah, schockte sie fast noch mehr als die Erkenntnis, als Rea entführt worden war. Rea saß aufrecht und mit vor Angst verzerrtem Gesicht in seinem Bett und drückte sich an die Wand. Vor dem Bett stand eine Person und hielt ihm ein Gewehr vor die Nase. Das Gesicht konnte Hope nicht erkennen, aber es war definitiv das Gewehr welches sie in der Ruine zurück gelassen hatten. Ihr Herz schlug bis zu Hals und sie lehnte sich etwas weiter vor. Dann konnte sie das Gesicht erkennen. Es war Doreen.  

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt