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Rea stand gefesselt an der Wand, schrie, wimmerte und weinte vor Schmerz. Hope saß auf ihrem Stuhl und weinte ebenfalls. Ihr Arm schmerzte zwar auch, aber das spürte sie kaum. Ihre Sicht war von Tränen getrübt, aber es reichte aus, um den Schmerz im Gesicht ihres Onkels erkennen zu können. Carey-Junior stand etwas hinter ihr, doch Hope beachtete ihn überhaupt nicht. Sie sah nur immer zwischen Carey-Senior und ihrem Onkel hin und her. Carey-Senior beobachtete Rea ebenfalls, nur das er dabei grinste und sich an den offensichtlichen Qualen erfreute. Grinsend ging der Entführer zu ihm und spuckte Rea ins Gesicht. Dann holte er sein Messer wieder hervor und durchtrennte die Fesseln, mit denen Reas Hände über seinem Kopf an die Wand gefesselt worden waren. Kaum das die Fesseln ab waren, knickten Reas Knie ein und er brach zusammen. Carey-Senior lachte laut auf und Hope wimmerte. Hilflos musste sie dabei zusehen, wie Carey-Senior den auf dem Boden liegenden Rea trat. „Lass ihn doch bitte einfach!" flehte sie und die Tränen rannen weiter über ihr Gesicht. „Na gut. Du hast Recht. Er hat genug Schmerzen fürs erste. Komm Carey, wir gehen und bringen dem Mädel morgen etwas zu Essen und zu trinken, damit sie noch dabei zugucken kann, wie ihr Onkel verreckt." Mit diesen Worten machten Carey-Senior und sein Sohn sich davon.

Verwirrt sah Hope ihnen nach. „Was war das denn?" fragte sie, doch erhielt keine Antwort. Sofort wandte sie sich zu ihrem Onkel, der noch immer regungslos auf dem Boden lag. „Onkel Rea?!" rief sie und ein leichtes Zucken durchfuhr seinen Körper. Ein wenig erleichtert atmete Hope auf und wischte sich noch einmal Schweiß und Tränen aus dem Gesicht. „Onkel Rea, ich weiß das du mich hören kannst." Hob sie mit brüchiger Stimme an. Sie hatte Angst, dass die beiden Careys noch da waren und darum musste sie noch etwas warten, ehe sie ihren Plan umsetzten konnte. „Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich habe einen Plan aber..." weinte sie sie und ließ den Kopf hängen. In ihr hatte sich so viel Zweifel angesammelt und sie konnte ihn nicht einfach beiseiteschieben. Der Zweifel war einfach da und wollte nicht verschwinden. Sie ließ die Tränen über ihr Gesicht laufen, wirklich etwas anderes tun konnte sie nicht. Plötzlich fing Rea an sich zu bewegen. Er wandte sich erst ein wenig hin und her bis er sich langsam aufsetzte. „Pleas. Hör auf zu weinen." Sagte er und wankte, wie ein Boot in einem Seesturm, hin und her. „Wie denn?" fragte sie verzweifelt und wandte sich auf ihrem Stuhl so gut es ihr möglich war. Sie wollte wieder in die Arme ihres Onkels fallen, sich geborgen fühlen. Sie wollte versuchen ihn zu trösten ihm sagen, dass sie es gemeinsam schaffen könnten, von hier zu fliehen und die beiden Careys der Polizei zu verpfeifen. Doch sie konnte nicht. Sie saß gefesselt auf einem Holzstuhl, hatte einen Plan traute sich aber nicht, diesen umzusetzen. „Close your eyes and pray. Than open them again and do your thing. I know, you can do that. I believe in you." Sagte er ruhig. Hope sah ihn erstaunt an. Und wieder wuchs ihre Bewunderung. Er musste gerade die größten Schmerzen erleiden und konnte sie trotzdem noch motivieren. „Wenn ich sage, ich habe ein neues Vorbild, dann ist das auf keinen Fall eine Lüge." Murmelte Hope und warf ihrem Onkel einen dankbaren Blick zu. „Okay. Das wird jetzt etwas schmerzhaft." Seufzte sie und fing an, ihre Hände aneinander zu reiben. Da sie ihre Handgelenke nebeneinander hatte anbinden lassen, konnte sie durch eine einfache Drehung den Abstand etwas vergrößern. Langsam wurden die Fesseln noch langsamer, bis sie schließlich so locker waren, dass Hope ihre Hände daraus hervorziehen konnte. „Ich hab... es geschafft." Stieß sie hervor, stand auf und lief zu Rea. Dieser lächelte mit schmerzverzerrtem Gesicht. „I said it..." sagte er leise. Hope wusste zwar, dass es nicht der geeignetste Moment war um gefühlsduselig zu werden, doch es ging nicht anders. Tränen, die sie gerade aus ihrem Gesicht gewischt hatte, rollten wieder in doppelter Zahl aus ihren Augenwinkeln. „Ach komm einmal her." Sagte Rea, hob den unverletzten Arm und Hope setzte sich neben ihn. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und weinte. „Warum musste dir das passieren?" wimmerte sie und Rea strich beruhigend über ihren Rücken. Auch er wusste, dass die beiden Careys jederzeit wieder herein kommen könnten, doch er konnte seine Nichte nicht so sehen.
Eine Weile saßen die beiden nur auf dem Boden, Hope weinte in die Schulter ihres Onkels und dieser biss die Zähne zusammen. Seine drei Wunden brannten wie Feuer, doch er wollte und würde das seiner Nichte nicht zeigen. Sie war mental total belastet, hatte ebenfalls eine Schnittwunde und wer weiß was dieser Psycho ihr alles in den Kopf gesetzt hatte. Er hatte eine Vermutung, hielt es allerdings nicht für einen guten Moment, um es anzusprechen. „Ich... hole mein Handy." Sagte Hope plötzlich mit halbwegs starker Stimme. Sie wischte sich noch einmal alle Tränen aus dem Gesicht und stand auf. „Danke, Onkel Rea." Sagte sie dann und warf ihm ein verlegenes Lächeln zu. Ohne auf eine Reaktion zu warten, lief sie zur Türe und drückte die Klinke nach unten. Die beiden Careys waren wirklich so blöd gewesen, die Türe offen zu lassen. Sie suchte in der Dunkelheit nach dem Durchgang in den Raum wo ihr Handy liegen musste. Dadurch dass die Räume unter der Erde waren, und die beiden Careys die Taschenlampen mitgenommen, war es dort unten stockfinster. Doch Hope konnte noch genug erkennen um nicht alle zwei Schritte hinzu fallen. Nach einiger Sucherei fand sie den Raum und krabbelte auf dem Boden herum. Sie suchte und suchte ihr Handy und fand es schließlich neben einem Stein. Es war sogar noch funktionsfähig. Erleichtert hob sie das Gerät an und wählte die Nummer vom Notdienst. 

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt