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So, Freunde. 
Weil Hope natürlich in Irland wohnt, sind die meisten Gespräche logischerweise auf Englisch. Ich denke ihr werdet schnell verstehen, nach welchem Prinzip die Sprachen aufgeteilt sind, aber wenn Hope im Moment Deutsch spricht/denkt, dann ist es Englisch.
Viel Spaß.
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Nervös schwebte Hopes Finger über dem Display. Sollte sie ihren Onkel jetzt einfach anrufen?
Plötzlich kribbelte etwas in ihrer Nase und sie musste niesen. Dabei schnellte ihr Finger auf das Handy und sie drückte auf „anrufen".
Es klingelte.
Nervös hielt sie das Gerät an ihr Ohr und wartete.
„Guten Tag, Sie sind verbunden mit der Mailbox von Rea Garvey. Wie auch immer sie an meine Nummer gekommen sind, ich bin derzeit nicht erreichbar.", erklang plötzlich seine Stimme.
„Uhm, unkle Rea?", fragte Hope verwundert. Nicht nur, dass sie nicht verstanden hatte, was ihr Onkel gesagt hatte, sondern auch das seine Stimme ganz seltsam gewesen war.
„Ach Hope, it's you.", gab ihr Onkel zurück und Hope verdrehte die Augen.
Der hat nicht gerade wirklich so getan, als wäre er sein eigener Anrufbeantworter?, dachte sie und schüttelte etwas genervt den Kopf.
„What's up?", fragte Rea und Hope konnte ganz deutlich den genervten Unterton hören.
„I just wanted to ask when I'll be moving to you.", sagte sie und hoffte, dass er keine langen Reden halten würde. Sie war wütend auf ihren Onkel und das so richtig.
Tomorrow. I'll send someone to take you here, so you don't have to fly alone.", gab Rea zurück und Hope schnaubte verächtlich. Nicht mal, um sie abzuholen wollte dieser eingebildete Rentner von einem Rockstar seinen Arsch bewegen!
„Okay, see you tomorrow.", sagte sie und legte, ohne auf eine Antwort zu warten, auf.
Wütend ballte Hope die Faust des nicht gebrochenen Armes. Was bildete dieser Typ sich eigentlich ein? War er sich zu schade, um sie persönlich zu holen? Oder war es ihm einfach egal?
Es wurde wirklich wieder Zeit, dass sie zum Boxtraining kam. Ihre Eltern hatten sie dort immer hingeschleppt, damit sie ihre überschüssige Energie loswurde. Aber jetzt lag sie schon viel zu lange in diesem Bett und hatte sich gar nicht bewegt.
 Kurzentschlossen stand sie auf und wankte durch das Zimmer. In irgendeiner Art und Weise musste sie Sport machen. Und zwar jetzt.
Nach einer Weile des Überlegens fing sie an sich zu dehnen und versuchte dann Liegestützen auf einem Arm. Das war allerdings schwerer als sie gedacht hatte. Nach dem vierten Mal, wo sie hinfiel und ihr beschissener, pinker Gips auf den Boden knallte, schmerzte ihr Arm so dermaßen, dass es kaum zum Aushalten war. Sie ging ins Bad und wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser.
Als sie damit fertig war, ging sie wieder zu ihrem Bett und fing an zu grübeln. Über ihre ganze Grübelei rutschte sie bald in das Thema „Tod und alleine sein".
Warum musste ich als einzige überleben? Ich hätte es viel mehr verdient als Mum und Dad. Die beiden hätten noch so lange glücklich sein können. Und ich muss jetzt in ein Land gehen, wo ich die Sprache nicht einmal kann., sie stockte. Sollte sie nicht versuchen, deutsch zu lernen?
Mit einem Seufzen griff sie nach ihrem Handy und installierte sich eine Deutsch-Lern-App. Den gesamten Vormittag verbrachte sie mit Lernen und irgendwann kochte ihr Handy. Frustriert über die beschissene deutsche Grammatik legte sie das Handy weg und versuchte sich an die Vokabeln zu erinnern.
„Ich bin Hope. Ich bin 14 Jahre. Alt. Und ich... ich.... i'm from Tralee! Oh, damnit!", frustriert schlug sie auf die Decke. Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie legte sich hin und drückte den Knopf, um eine Schwester zu rufen. Sofort kam eine herein.
„Hallo Hope. Was kann ich für dich tun?", fragte sie höflich und Hope setzte sich etwas auf.
„Haben Sie Stift und Papier? Ich würde mich gerne etwas beschäftigen.", sagte sie und die Schwester eilte davon, um kurz darauf mit einem Block und einem Kuli wieder zurück zu kommen. Beides reichte sie Hope und verschwand wieder.
Zufrieden schrieb Hope die Vokabeln auf und fing an zu lernen. Am Nachmittag konnte sie sich schon vorstellen. Nur die Aussprache machte ihr noch ein wenig zu schaffen. Aber das würde sie bestimmt noch lernen.

Am Abend kam wieder ein Abendessen und lustlos stocherte Hope darin herum. Nicht nur, dass es widerlich schmeckte, sondern auch dass sie überhaupt keinen Hunger hatte. Aber sie wusste, da sie heute nur ein kleines Frühstück gehabt hatte, musste sie wenigstens ein wenig herunter zwingen.
„Mein Name ist Hope. Ich bin 14 Jahre alt und komme aus Tralee in Irland.", murmelte sie und biss auf eine der noch nicht ganz fertig gekochten Kartoffeln.
Nach dem Essen war ihr schlecht und sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Mit einem gequälten Stöhnen ließ sie sich in ihr Kissen sinken und legte den Pinken Gips neben sich. Sie schloss die Augen und wie von selber wanderte ihre Hand zu ihrem Handy. Sie machte die Musik an und ließ sie einfach nur nebenbei laufen. Und bald war sie eingeschlafen.
Auch das ein Lied von Rea lief, hörte sie nicht mehr. 

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt