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Hallo.
Dieses Kapitel kommt heute schon etwas früher. Und ich widme es einer Person, die glaube ich heute Morgen etwas traurig war, und es jetzt aber nicht mehr sein soll.

Ich habe dich ganz dolle lieb und viel Spaß beim lesen.

(Euch andere habe ich natürlich auch ganz dolle lieb und wünsche euch natürlich auch ganz viel Spaß beim lesen.)
Thi
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Verwirrt sah Rea den Jungen an. Er hatte ein blaues Auge und Blut quoll aus seiner Lippe. "Ach du heiliger...! Was ist dir denn passiert?" fragte die Ärztin. Doch ehe sie eine Antwort bekam, hatte Rea den Jungen am Handgelenk gepackt und aus dem Aufzug in das Gängelabyrinth gezogen. Carey wehrte sich nicht im geringsten. Er ließ es einfach geschehen. "Und jetzt, raus mit der Sprache: Was ist passiert, und was machst du hier?" fragte Rea barsch, als sie wieder irgendwo in den Weiten des Krankenhauses verschwunden waren. Erst antwortete Carey nicht, sondern wandte den Blick ab. Doch als Rea seinen Kopf zu sich drehte, immer darauf bedacht, dem armseeligen Burschen nicht weh zu tun, machte er endlich den Mund auf. "Ich wollte das die ganze Zeit nicht! Mr Garvey, das müssen sie mir glauben! Dad hat mich dazu gezwungen und wollte Mum umbringen, wenn ich es nicht tue. Als er dann aus dem Krankenhaus kam und wieder weg wollte, habe ich ihn gefragt wo er hin will. Er sagte, er müsse das mit ihnen und Hope noch fertig bringen. Ich wollte ihn aufhalten, und dabei hat er mich bewusstlos geschlagen. Es tut mir wirklich leid, Mr Garvey. Ich wollte das alles nicht!" erklärte er und Tränen bildeten sich in seinen Augen. Und auch wenn er geholfen hatte, Rea festzuhalten, zu quälen und Hope verletzt hatte, so hatte der Musiker doch Mitleid mit dem armen Burschen. Er seufzte einmal auf und legte eine Hand auf Careys Schulter. "Gut. Ich verzeihe dir. Aber du musst gegen deinen Vater aussagen, vor Gericht. Und jetzt komm, wir müssen zu Hope. Die könnte jeden Moment aufwachen." forderte Rea ihn auf und Carey wischte sich mit der Hand die Tränen aus den Augen. "Und vorher gabeln wir noch irgendwo einen Arzthelfer auf... Das sieht wirklich nicht gut aus."
Nach einer Weile, hatten die beiden sowohl das Zimmer als auch einen Arzthelfer gefunden und während Carey verarztet wurde, beobachtete Rea weiterhin seine Tochter und trank Kaffee. Als der Arzthelfer wieder verschwunden war, stellte Carey sich auf der anderen Seite neben das Bett, und sah Hope an. "Was hat Dad nur getan?" flüsterte er und Rea sah ihn verwirrt an. "Du konntest die ganze Zeit Deutsch?" fragte er. "Ja... Mum hat es mir beigebracht. Wir wollten nach Deutschland ziehen, sobald sie sich von Dad geschieden hat." erklärte Carey mit brüchiger Stimme. Dann schwiegen sie wieder. Bis Carey erneut anhob. "Mr Garvey, stimmt es, was Dad sagte? Sind sie Hopes richtiger Vater?" fragte er schüchtern und Rea hob den Kopf. "Ja... es stimmt." sagte er dann leise und sah seine Tochter wieder an. "Es kam für mich irgendwie sehr überraschend. Ich wollte nur schlafen gehen, da stürmte sie auf einmal in das Zimmer und zeigte mir den Vaterschaftstest. Und sie warf mir vor, das alles schon gewusst zu haben." erzählte er leise und ohne zu merken, dass es auf einmal wieder Englisch war. "Wussten sie es denn?" Rea riss den Blick von seiner Tochter los, und blickte Carey an. "Nein."

"Wirklich nicht, Rea?" fragte plötzlich eine leise, dünne Stimme und Rea und Carey fuhren beide hoch. Entgeistert blickte sie Hope an, die noch immer bewegungslos da lag. Nur jetzt hatte sie die Augen geöffnet. Ohne eine Antwort zu geben, schloss Rea sie in seine Arme und drückte sie an sich. Während Hope schon wieder anfing zu weinen, trat Carey einige Schritte zurück. Er kam sich fehl am Platz vor.
Als Vater und Tochter sich wieder voneinander lösten, hatte auch Rea feuchte Augen bekommen. "Mach das nie wieder. Hörst du? Spring nie wieder vor ein Gewehr!" sagte er leise und sah seiner Tochter eindringlich in die Augen. "Aber er hätte dich umgebracht." weinte Hope und ihre Unterlippe fing an zu beben. "Aber besser mich, als dich." flüsterte Rea und Hope wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Wusstest du es wirklich nicht?" fragte sie erneut. "Wirklich nicht." gab er leise zurück und Hope nickte. "Ich glaube dir. Du wusstest es nicht." sagte sie und schniefte einmal. Plötzlich hielt ihr jemand ein Taschentuch hin. "Brauchst du eins?" fragte Carey vorsichtig und Hope nahm es an. Rea ging zu ihm herum, legte eine Hand auf seine Schulter und murmelte: "Und jetzt sag es ihr." verwirrt sah Hope von ihrem Vater, zu Carey und wieder zurück. "Was soll er mir sagen?" - "Hope... ich... es... es tut mir leid. Alles. Das ich dich so einfach hab fallen lassen, dass ich deinen Vater mitentführt und gequält habe, und dass ich mich mit dir geprügelt habe. Das wollte ich alles nicht. Aber Dad hat mich erpresst. Er wollte Mum umbringen. Ich weiß, dass entschuldigt das nicht. Aber ich meine es wirklich ernst. Es tut mir aufrichtig leid. Und ich hoffe, du kannst mir verzeihen." stotterte Carey eine Entschuldigung. "Was ist mit deinem Gesicht passiert?" fragte Hope und sah ihn ernst an. "Dad hat mich verprügelt." gab er kleinlaut zu. Hope seufzte. "Ihr macht mich wahnsinnig. Ehrlich. Natürlich verzeihe ich dir." sagte sie und Carey hob erstaunt den Kopf. "Ernsthaft?" fragte er ungläubig. "Nein, das sage ich nur so, du riesen Volldepp. Natürlich meine ich das ernst." lachte Hope und Carey fing an zu strahlen. Auch Rea war wieder glücklich. Seiner Tochter ging es gut, und langsam aber sich wandte sich alles dem guten zu. Da fiel ihm plötzlich noch etwas ein. "Äh, Hope. Ich habe noch etwas. Von deiner Mutter..." sagte er und zog aus der Innentasche seiner Jacke den Brief. Mit zitternden Fingern reichte er ihr das Papier und sie nahm es mit einem Nicken an. Doch ehe sie es aufmachte, blickte sie noch einmal zu Rea. "Danke, Dad."

Ende

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt